Konzert: The Smittens & Allo Darlin'
Ort: AStA Café, Köln
Datum: 28.07.2010
Zuschauer: ca. 60
Dauer: The Smittens 40 min, Allo Darlin' 45 min
The Smittens sind mir erstmals auf dem wundervollen WeePOP! Label begegnet, auf dem sie mindestens eine Single bzw. EP veröffentlicht hatten. Bei WeePOP! findet man solch herrliche Indiepop-Bands wie Little My, Mexican Kids At Home oder The Just Joans. Auch Allo Darlin' haben bereits auf diesem Label veröffentlicht, das wusste ich allerdings nicht mehr, dazu aber später mehr.
Als vor einiger Zeit die Nachricht kam, daß beide Bands gemeinsam in der Sauren-Gurken-Zeit in Köln spielen würden, konnte ich mein Glück nicht fassen, solche Bands sieht man eigentlich nur beim Indietracks-Festival. Also ein Pflichttermin!
Als wir am AStA Café ankamen, waren da außer den Bands und einigen AStA-Menschen* kaum Leute. Aber das war ja nicht weiter verwunderlich.
Das AStA Café hat den Charme einer häßlichen Schul-Aula. In dem gefliesten Raum stehen einige kunstvoll verzierte Säulen (Rosina Wachtmeister Schule), die stilsicher mit Kaugummis verziert waren. Da es keine Bühne gab, war alles auf dem Boden aufgebaut. Die Smittens, die beginnen sollten, brauchten Schlagzeug, Keyboard und drei Mikros. Mittlerweile hatten sich gut 40 Zuschauer eingefunden. Obwohl einige offensichtlich wegen der Bands da waren, waren die deutlich in der Minderheit. Wegen der ebenerdigen Bühne, hielt das Publikum einen deutlichen Sicherheitsabstand zu den Musikern, was Sängerin Dana verwundert zur Kenntnis nahm: "Steht ihr hier in Köln immer so weit weg?"
Es lag sicher ausschließlich an der fehlenden Höhe, Grund zum Fremdeln gab es nämlich keinen. So fröhlich und offen die Musik der Band ist, so sympathisch wirken auch deren Mitglieder. Alle lächelten und machten (und hatten wohl auch) Spaß bei ihrem ersten Konzert in Deutschland.
Neben Dana gehören Sänger und Keyboarder Max Andrucki, Gitarrist Colin Clary, Schlagzeugerin Holly Chagnon und Bassist David Zacharis zu den Smittens. Die Band hat ihre Wurzeln in Vermont (Heimat von Wäldern und köstlichem Eis) und spielt wundervollen Twee-Pop und erinnerten mich live an Pastels oder Vaselines. Besonders die tiefe Stimme von Max, die toll zu Danas Gesang passt, gefiel mir ausgezeichnet. Als dritter Sänger trat von Zeit zu Zeit Colin auf, dessen Frisur mich ein wenig an Crusty den Clown erinnerte. Leider kann ich das nicht belegen, meine Kamera verweigerte mit dem ersten Ton des Konzerts ihren Dienst.
Die Smittens haben bereits eine stolze Sammlung CDs und Singles veröffentlicht. Die meisten Stücke des Abends stammten von denen. Sie spielten aber auch einiges Neue, zum Beispiel das fabelhafte 360°, ein fröhliches Lied über den Tod. Angeblich. Dazu hüpften alle Bandmitglieder, deren Instrumente das zuließen - wundervoll!
A propos Sterben: in Paris am Vorabend (Bericht einige cm weiter unten!) hatte eine Besucherin am Bühnenrand gestanden und aufgeregt um Aufmerksamkeit gebeten. Sie sprach Dana dann während des Konzerts an, ob sie kurz das Mikro benutzen dürfe, ihr Freund habe ihr nämlich einen Heiratsantrag gemacht, das wolle sie allen sagen. Das hatte die Band noch nicht erlebt. "Und was passiert heute? Stirbt jemand?"
Das passierte nicht. Aber einen kleinen Blitz als Warnschuß hätte ich mir für die Leute an der Theke gewünscht, die lustige Polka-Rhythmen erzeugten, indem sie Flaschenöffner auf die Arbeitsplatte aufschlugen. Ich verstehe das auch nach all den Konzerten nicht, was man davon hat, in einem Konzertsaal zu stehen, wenn einem der Kram vorne keinen Spaß macht. Und wenn schon, dann muß man doch nicht anderen die Freude verderben. Idioten.
Nach einer Zugabe und 40 Minuten endete Teil eins des Abends leider. Sie waren toll, die Smittens, und ich hoffe, sie kommen irgendwann wieder!
Setlist The Smittens, AStA Café, Köln:
01: Year of lake
02: One hundred roses
03: You're so cute
04: 11:11
05: 360° (neu)
06: Summer sunshine
07: Typing texting (neu)
08: Gumdrops
09: Deep blue sea
10: Gin and platonic
11: Sapphire
12: C'mon (when the grass grows tall and green)
13: Half the heartbeat (Z)
Im gleichen Stil ging es nach einer kurzen Pause weiter. Auch Allo Darlin' aus London (die Bandmitglieder stammen aber ursprünglich aus Australien und Kent) könnte im großen Indie-Lexikon als beispielhafter Vertreter der Gattung Indie-Pop genannt werden. Einprägsame Melodien, Boy/Girl-Gesang, viele Rasseln, Ukulele und eine Melodica, also alles, was das Popherz sich wünscht.
Allo Darlin' haben im Juni ihr erstes Album veröffentlicht. Von dem stammte auch ein Großteil der gespielten Stücke, allesamt Gute-Laune-Lieder. Davon ließen sich die Smittens sofort inspirieren, vor der Bühne zu den Klängen ihrer Schwestern und Brüder im Geiste zu tanzen, und das machten sie dann während des ganzen Konzerts. Obwohl es toll war, obwohl es spannend war (sie spielten When you were still mine zum ersten Mal), beschäftigten sich meine Gedanken plötzlich nur noch mit Vor- und Nachteilen europäischer Städte für Auslandssemester. Damit habe ich mich lange nicht mehr befasst. Da aber der Physikstudent vor mir seinen Kumpels darüber ein lautes Referat hielt ("Brüssel ist besser wegen der französischen Mentalität, Rom aber auch ok..."). Der Europaexperte, der kurz vorher schon einen großen Auftritt hatte, als Allo Darlin' Stephen Hawking alleine für ihn spielten ("a song about physics"), nahm die Rolle des Flaschenöffners von vorher ein.
Nun denn... auch das Konzert war Engländer war trotzdem großartig! Dreaming ist sicher aktuell eines meiner Lieblingslieder, aber auch der Rest überzeugte mich vollkommen. Wie bei guten Bands üblich, mochte ich vieles live viel lieber als auf Platte, auch die eher unauffälligen Titel, die sich sonst hinter Stars wie Dreaming oder dem Polaroid song verstecken.
Ein herrliches Konzert mit zwei hervorragenden Bands, welch ein Glück, die an einem Abend sehen zu können!
Setlist Allo Darlin', AStA Café, Köln:
01: If loneliness was art
02: Stephen Hawking
03: Dreaming
04: When you were still mine (neu)
05: Silver dollars
06: Kiss your lips
07: Heartbeat chilli
08: The Polaroid song
09: My heart is a drummer
10: Henry Rollins don't dance! (Z)
* AStA ist der Allgemeine Studenten-Ausschuß einer Hochschule, also die studentische Vertretung. Da aber der Begriff "Student" sexistisch und menschenverachtend ist, heißen ASten Allgemeine Studierenden- bzw. StudentInnen-Ausschüsse. Da wir hier nicht menschenverachtend sein wollen, bemühen wir uns ja auch stets um geschlechtsneutrale Sprache. Wenn ich hier von einem Musiker rede, will ich damit nicht das jahrtausendlange männliche Unterdrücken von Mitmenschinnen manifestieren, dann meine ich wirklich Musiker im Sinne von "ein Mann, der Musik macht". Ansonsten bemühe ich mich um zeitgemäße Formulierungen.
-> Christina: Auf der Rückfahrt lief Status Quo im Radio!
Ort: AStA Café, Köln
Datum: 28.07.2010
Zuschauer: ca. 60
Dauer: The Smittens 40 min, Allo Darlin' 45 min
The Smittens sind mir erstmals auf dem wundervollen WeePOP! Label begegnet, auf dem sie mindestens eine Single bzw. EP veröffentlicht hatten. Bei WeePOP! findet man solch herrliche Indiepop-Bands wie Little My, Mexican Kids At Home oder The Just Joans. Auch Allo Darlin' haben bereits auf diesem Label veröffentlicht, das wusste ich allerdings nicht mehr, dazu aber später mehr.
Als vor einiger Zeit die Nachricht kam, daß beide Bands gemeinsam in der Sauren-Gurken-Zeit in Köln spielen würden, konnte ich mein Glück nicht fassen, solche Bands sieht man eigentlich nur beim Indietracks-Festival. Also ein Pflichttermin!
Als wir am AStA Café ankamen, waren da außer den Bands und einigen AStA-Menschen* kaum Leute. Aber das war ja nicht weiter verwunderlich.
Das AStA Café hat den Charme einer häßlichen Schul-Aula. In dem gefliesten Raum stehen einige kunstvoll verzierte Säulen (Rosina Wachtmeister Schule), die stilsicher mit Kaugummis verziert waren. Da es keine Bühne gab, war alles auf dem Boden aufgebaut. Die Smittens, die beginnen sollten, brauchten Schlagzeug, Keyboard und drei Mikros. Mittlerweile hatten sich gut 40 Zuschauer eingefunden. Obwohl einige offensichtlich wegen der Bands da waren, waren die deutlich in der Minderheit. Wegen der ebenerdigen Bühne, hielt das Publikum einen deutlichen Sicherheitsabstand zu den Musikern, was Sängerin Dana verwundert zur Kenntnis nahm: "Steht ihr hier in Köln immer so weit weg?"
Es lag sicher ausschließlich an der fehlenden Höhe, Grund zum Fremdeln gab es nämlich keinen. So fröhlich und offen die Musik der Band ist, so sympathisch wirken auch deren Mitglieder. Alle lächelten und machten (und hatten wohl auch) Spaß bei ihrem ersten Konzert in Deutschland.
Neben Dana gehören Sänger und Keyboarder Max Andrucki, Gitarrist Colin Clary, Schlagzeugerin Holly Chagnon und Bassist David Zacharis zu den Smittens. Die Band hat ihre Wurzeln in Vermont (Heimat von Wäldern und köstlichem Eis) und spielt wundervollen Twee-Pop und erinnerten mich live an Pastels oder Vaselines. Besonders die tiefe Stimme von Max, die toll zu Danas Gesang passt, gefiel mir ausgezeichnet. Als dritter Sänger trat von Zeit zu Zeit Colin auf, dessen Frisur mich ein wenig an Crusty den Clown erinnerte. Leider kann ich das nicht belegen, meine Kamera verweigerte mit dem ersten Ton des Konzerts ihren Dienst.
Die Smittens haben bereits eine stolze Sammlung CDs und Singles veröffentlicht. Die meisten Stücke des Abends stammten von denen. Sie spielten aber auch einiges Neue, zum Beispiel das fabelhafte 360°, ein fröhliches Lied über den Tod. Angeblich. Dazu hüpften alle Bandmitglieder, deren Instrumente das zuließen - wundervoll!
A propos Sterben: in Paris am Vorabend (Bericht einige cm weiter unten!) hatte eine Besucherin am Bühnenrand gestanden und aufgeregt um Aufmerksamkeit gebeten. Sie sprach Dana dann während des Konzerts an, ob sie kurz das Mikro benutzen dürfe, ihr Freund habe ihr nämlich einen Heiratsantrag gemacht, das wolle sie allen sagen. Das hatte die Band noch nicht erlebt. "Und was passiert heute? Stirbt jemand?"
Das passierte nicht. Aber einen kleinen Blitz als Warnschuß hätte ich mir für die Leute an der Theke gewünscht, die lustige Polka-Rhythmen erzeugten, indem sie Flaschenöffner auf die Arbeitsplatte aufschlugen. Ich verstehe das auch nach all den Konzerten nicht, was man davon hat, in einem Konzertsaal zu stehen, wenn einem der Kram vorne keinen Spaß macht. Und wenn schon, dann muß man doch nicht anderen die Freude verderben. Idioten.
Nach einer Zugabe und 40 Minuten endete Teil eins des Abends leider. Sie waren toll, die Smittens, und ich hoffe, sie kommen irgendwann wieder!
Setlist The Smittens, AStA Café, Köln:
01: Year of lake
02: One hundred roses
03: You're so cute
04: 11:11
05: 360° (neu)
06: Summer sunshine
07: Typing texting (neu)
08: Gumdrops
09: Deep blue sea
10: Gin and platonic
11: Sapphire
12: C'mon (when the grass grows tall and green)
13: Half the heartbeat (Z)
Im gleichen Stil ging es nach einer kurzen Pause weiter. Auch Allo Darlin' aus London (die Bandmitglieder stammen aber ursprünglich aus Australien und Kent) könnte im großen Indie-Lexikon als beispielhafter Vertreter der Gattung Indie-Pop genannt werden. Einprägsame Melodien, Boy/Girl-Gesang, viele Rasseln, Ukulele und eine Melodica, also alles, was das Popherz sich wünscht.
Allo Darlin' haben im Juni ihr erstes Album veröffentlicht. Von dem stammte auch ein Großteil der gespielten Stücke, allesamt Gute-Laune-Lieder. Davon ließen sich die Smittens sofort inspirieren, vor der Bühne zu den Klängen ihrer Schwestern und Brüder im Geiste zu tanzen, und das machten sie dann während des ganzen Konzerts. Obwohl es toll war, obwohl es spannend war (sie spielten When you were still mine zum ersten Mal), beschäftigten sich meine Gedanken plötzlich nur noch mit Vor- und Nachteilen europäischer Städte für Auslandssemester. Damit habe ich mich lange nicht mehr befasst. Da aber der Physikstudent vor mir seinen Kumpels darüber ein lautes Referat hielt ("Brüssel ist besser wegen der französischen Mentalität, Rom aber auch ok..."). Der Europaexperte, der kurz vorher schon einen großen Auftritt hatte, als Allo Darlin' Stephen Hawking alleine für ihn spielten ("a song about physics"), nahm die Rolle des Flaschenöffners von vorher ein.
Nun denn... auch das Konzert war Engländer war trotzdem großartig! Dreaming ist sicher aktuell eines meiner Lieblingslieder, aber auch der Rest überzeugte mich vollkommen. Wie bei guten Bands üblich, mochte ich vieles live viel lieber als auf Platte, auch die eher unauffälligen Titel, die sich sonst hinter Stars wie Dreaming oder dem Polaroid song verstecken.
Ein herrliches Konzert mit zwei hervorragenden Bands, welch ein Glück, die an einem Abend sehen zu können!
Setlist Allo Darlin', AStA Café, Köln:
01: If loneliness was art
02: Stephen Hawking
03: Dreaming
04: When you were still mine (neu)
05: Silver dollars
06: Kiss your lips
07: Heartbeat chilli
08: The Polaroid song
09: My heart is a drummer
10: Henry Rollins don't dance! (Z)
* AStA ist der Allgemeine Studenten-Ausschuß einer Hochschule, also die studentische Vertretung. Da aber der Begriff "Student" sexistisch und menschenverachtend ist, heißen ASten Allgemeine Studierenden- bzw. StudentInnen-Ausschüsse. Da wir hier nicht menschenverachtend sein wollen, bemühen wir uns ja auch stets um geschlechtsneutrale Sprache. Wenn ich hier von einem Musiker rede, will ich damit nicht das jahrtausendlange männliche Unterdrücken von Mitmenschinnen manifestieren, dann meine ich wirklich Musiker im Sinne von "ein Mann, der Musik macht". Ansonsten bemühe ich mich um zeitgemäße Formulierungen.
-> Christina: Auf der Rückfahrt lief Status Quo im Radio!
2 Kommentare :
Hi Christoph!
Danke für Status Quo! Seit Tagen bin ich auf der Suche nach dem Namen. Ich hörte nochmals einige TFC Alben und dann erinnerte ich mich, dass man sie damals mit dieser anderen Band in Bezug gesetzt hat. Diese Band, deren Namen mir absolut nicht einfallen wollte. Und dann lese ich hier Status Quo und alles ist klar!
Das Wochenende ist gerettet!
Oh, Status Quo klingen wie TFC? Dann ist es ja doch nicht so schlimm, dass Jan Wigger mich als Status Quo Hörerin beschimpft :(
Aber WARUM ZUM TEUFEL muss ich diesen Kommentar mit dem Wort "sting" bestätigen? Kein Witz!
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