Konzert: The Hoosiers, The Dodoz, Moriarty (Micky Green)
Ort: Solidays, Paris
Datum: 04.06.2008
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: jeweils ca. 50 Minuten
Eine Wohltätigkeistveranstaltung zu Gunsten der Aidshilfe ist eine gute und unterstützenswerte Sache. Das dachten sich auch viele andere Besucher und so war die Jubiläumsveranstaltung der Pariser Solidays (10. Geburtstag) schnell ausverkauft, zumindest was den Pass für alle 3 Tage anbelangt. Trotz (oder wegen?) eines recht unausgewogenen Line-Ups (ein paar spannende Bands, aber etliche - wenngleich kommerziell erfolgreiche - Langweiler), strömten die Zuschauer in Massen nach Longchamps, wo ansonsten überzüchtete (und vermutlich gedopte) Rennpferde gallopieren.
Wie schon in den letzten Jahren kamen die Veranstalter wieder nicht so recht mit dem Anstrom klar. Fast 2 Stunden musste ich deshalb bei brütender Hitze und zwischen qualmenden und schwitzenden Menschen in der Schlange vor dem Eingang ausharren, bevor ich endlich auf das Gelände kam. Meine Laune war dementsprechend mies und hinzu kam, dass ich die Belgier Girls In Hawaii verpasste, die ich eigentlich fest eingeplant hatte.
Aber was will man machen, bei Festivals muss man immer irgendwie Abstriche machen! Man kann nie alle Gruppen sehen, die einen interessieren.
Die Engländer The Hoosiers bekam ich aber in ganzer Länge mit, obwohl ich darauf eigentlich nicht sonderlich scharf war. Mein Standort spielte dabei auch eine Rolle, ich war gerade in der Nähe der grossen Bühne mit dem originellen Namen "Paris" und so lauschte ich dann den poppigen Klängen der kommerziell unglaublich erfolgreichen Band (das Album war in England auf Platz 1!).
Und siehe da, es gefiel mir sogar recht ordentlich! Gutelaune-Musik bei herrlichem Sonnenschein, unpassend kam der fröhliche Pop der Hoosiers nun wirklich nicht! So ertappte ich mich dann auch dabei, wie ich zu "Goodbye Mr A" mitklatschte und mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Das lag nicht nur an der heiteren Musik, sondern auch an den ausgefallenen Bühnenoutfits. Der Keyboarder trug ein Spiderman-Kostüm und die Trompeter hatten einen Ganzkörper-Skelettanzug an. Auch der Bassist mit Bommelmütze sah lustig aus und trug zur Unterhaltung bei. Sind die Hoosiers also doch nicht so schlecht, wie ich das in Erinnerung hatte? Jein! Schon nach ein paar Liedern wurde es wieder zu süsslich und kitschig! Die Falsettstimme von Sänger Irwin Sparkes kann ich nur in homöopathischen Dosen vertragen.
Aber es gibt auch immer wieder Ausreisser nach oben, meistens dann wenn schnell und schmissig gespielt wird, wie z.B. bei "Cops And Robbers", die Balladen hingegen sind üble Kost. Und auch die Coverversion von Billl Joel, "We Didn't Start The Fire" ist eher Ohrenquälerei. Den Hit "Worried About Ray", der das Set logischerweise abschloss, muss man den Hoosiers aber lassen. Hier finden sie die richtige Mischung aus guter Melodie, Herzschmerz und Tanzbarkeit. Ein tolles Lied, das wunderbar zum Sommer passt!
Nachdem die Hoosiers fertig waren, ging es mit der Australierin Micky Green im Zelt namens "Dôme" weiter. Auch sie hat zumindest einen Hit zu bieten und zwar das leicht soulige "Oh!", das so ähnlich auch von Feist stammen könnte. Da enden allerdings die Parallelen. Während die Kanadierin weit mehr als eine Zugnummer zu bieten hat, scheint die blonde Micky, die fast aussah wie ein Marilyn Monroe- Double, ein One-Hit Wonder zu sein. Ein Lied wie "White T-Shirt" zum Beispiel sorgte bei mir nur für gepflegte Langeweile und die neue Single "Shoulda" kommt trotz eines gewissen Grooves auch nicht an "Oh!" heran.
So hing mir die blonde Matrosin (dieses Schiffchen!) schon bald zum Halse heraus und auch ihre rosa Hello-Kitty Gitarre und der hübsche rote Nagellack hielten mich nicht mehr in dem Zelt.
Stattdessen wechselte ich in den "Cesar Circus" der ebenfalls überdacht war, obwohl das Wetter nach wie vor prächtig war. Dort spielten die blutjungen Franzosen The Dodoz, die ich auch schon einmal in der Pariser Maroquinerie gesehen hatte und die sogar schon die Ehre hatten, Pete Doherty zu supporten.
Und siehe da, schon war die Langweile, die Micky Green zuvor versprüht hatte, wie weggeblasen! Die kesse Sängerin Geraldine wirbelte aufgedreht über die Bühne und hatte richtiggehendes Sex-Appeal, das auch von ihrer coolen Stimme ausging. Ihre drei männlichen Mitstreiter begleiteten sie sehr gut und so schafften es die vier Grünschnäbel mit ihrem englisch klingenden Garagenrock (The Subways lassen grüssen) die jungen Leute im Publikum richtig aufzumischen. Es wurde sogar Pogo getanzt! Abgefahren!
Die Dodoz erfinden zwar nichts Neues, aber ihr frecher Rock ist so erfrischend, dass dieses Manko an Originaltät kompensiert wird. Und "Werewolf In Love" und vor allem das abschliessende "Do You Like Boys" sind richtige Hits!
Wesentlich reifer als die Dodoz sind Moriarty. Die französisch-amerikanische Band feiert seit ein paar Monaten in Paris und ganz Frankreich richtiggehende Triumphe, was neben dem guten Songmaterial auch an den vorzüglichen Bühnenauftritten liegt, wo neben der originellen Deko auch das theatralische Spiel der Akteure sofort ins Auge sticht.
Um davon etwas zu sehen, musste ich mich allerdings erst einmal nach vorne durchkämpfen, das Zelt "Domino" erwies sich als viel zu klein, um dem grossen Publikumsinteresse gerecht zu werden.
Songs wie "Private Lilly" und "Cottonflower" sind aber auch wirklich spitze! Und die Stimme von Sängerin Rosemary ist einprägsam und prägnant und wird von ihrer Band bestens unterstützt. Eine fabelhafte Mischung aus Folk, Country, Bluegrass, Swing und Pop, die das Kunststück schafft, gleichzeitig eingängig aber keineswegs flach zu sein. Einer der Highlights im Programm von Moriarty ist regelmässig das Depeche Mode Cover "Enjoy The Silence", das man auf dem Debütalbum "Gee Whiz But This Is A Lonesome Town" allerdings vergeblich sucht.
Live trägt Rosemary das Lied stets mit einer Reh-Trophäe in der Hand vor, was immer wieder für erstaunte Gesichter im Publikum sorgt.
Der nach wie grösste Hit ist aber immer noch "Jimmy", bei dem die Mundharmonika Lagerfeuerfeeling aufkommen lässt und die Zuschauer stets zum Mitsingen bewegt. Zweifelsohne einer der Songs dieses ersten Festivaltages, der die jungen Amerikaner Vampire Weekend als Headliner zu bieten hatte. Von diesem Konzert berichte ich im Anschluss gesondert!
Datum: 04.06.2008
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: jeweils ca. 50 Minuten
Eine Wohltätigkeistveranstaltung zu Gunsten der Aidshilfe ist eine gute und unterstützenswerte Sache. Das dachten sich auch viele andere Besucher und so war die Jubiläumsveranstaltung der Pariser Solidays (10. Geburtstag) schnell ausverkauft, zumindest was den Pass für alle 3 Tage anbelangt. Trotz (oder wegen?) eines recht unausgewogenen Line-Ups (ein paar spannende Bands, aber etliche - wenngleich kommerziell erfolgreiche - Langweiler), strömten die Zuschauer in Massen nach Longchamps, wo ansonsten überzüchtete (und vermutlich gedopte) Rennpferde gallopieren.
Wie schon in den letzten Jahren kamen die Veranstalter wieder nicht so recht mit dem Anstrom klar. Fast 2 Stunden musste ich deshalb bei brütender Hitze und zwischen qualmenden und schwitzenden Menschen in der Schlange vor dem Eingang ausharren, bevor ich endlich auf das Gelände kam. Meine Laune war dementsprechend mies und hinzu kam, dass ich die Belgier Girls In Hawaii verpasste, die ich eigentlich fest eingeplant hatte.
Aber was will man machen, bei Festivals muss man immer irgendwie Abstriche machen! Man kann nie alle Gruppen sehen, die einen interessieren.
Die Engländer The Hoosiers bekam ich aber in ganzer Länge mit, obwohl ich darauf eigentlich nicht sonderlich scharf war. Mein Standort spielte dabei auch eine Rolle, ich war gerade in der Nähe der grossen Bühne mit dem originellen Namen "Paris" und so lauschte ich dann den poppigen Klängen der kommerziell unglaublich erfolgreichen Band (das Album war in England auf Platz 1!).
Und siehe da, es gefiel mir sogar recht ordentlich! Gutelaune-Musik bei herrlichem Sonnenschein, unpassend kam der fröhliche Pop der Hoosiers nun wirklich nicht! So ertappte ich mich dann auch dabei, wie ich zu "Goodbye Mr A" mitklatschte und mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Das lag nicht nur an der heiteren Musik, sondern auch an den ausgefallenen Bühnenoutfits. Der Keyboarder trug ein Spiderman-Kostüm und die Trompeter hatten einen Ganzkörper-Skelettanzug an. Auch der Bassist mit Bommelmütze sah lustig aus und trug zur Unterhaltung bei. Sind die Hoosiers also doch nicht so schlecht, wie ich das in Erinnerung hatte? Jein! Schon nach ein paar Liedern wurde es wieder zu süsslich und kitschig! Die Falsettstimme von Sänger Irwin Sparkes kann ich nur in homöopathischen Dosen vertragen.
Aber es gibt auch immer wieder Ausreisser nach oben, meistens dann wenn schnell und schmissig gespielt wird, wie z.B. bei "Cops And Robbers", die Balladen hingegen sind üble Kost. Und auch die Coverversion von Billl Joel, "We Didn't Start The Fire" ist eher Ohrenquälerei. Den Hit "Worried About Ray", der das Set logischerweise abschloss, muss man den Hoosiers aber lassen. Hier finden sie die richtige Mischung aus guter Melodie, Herzschmerz und Tanzbarkeit. Ein tolles Lied, das wunderbar zum Sommer passt!
Nachdem die Hoosiers fertig waren, ging es mit der Australierin Micky Green im Zelt namens "Dôme" weiter. Auch sie hat zumindest einen Hit zu bieten und zwar das leicht soulige "Oh!", das so ähnlich auch von Feist stammen könnte. Da enden allerdings die Parallelen. Während die Kanadierin weit mehr als eine Zugnummer zu bieten hat, scheint die blonde Micky, die fast aussah wie ein Marilyn Monroe- Double, ein One-Hit Wonder zu sein. Ein Lied wie "White T-Shirt" zum Beispiel sorgte bei mir nur für gepflegte Langeweile und die neue Single "Shoulda" kommt trotz eines gewissen Grooves auch nicht an "Oh!" heran.
So hing mir die blonde Matrosin (dieses Schiffchen!) schon bald zum Halse heraus und auch ihre rosa Hello-Kitty Gitarre und der hübsche rote Nagellack hielten mich nicht mehr in dem Zelt.
Stattdessen wechselte ich in den "Cesar Circus" der ebenfalls überdacht war, obwohl das Wetter nach wie vor prächtig war. Dort spielten die blutjungen Franzosen The Dodoz, die ich auch schon einmal in der Pariser Maroquinerie gesehen hatte und die sogar schon die Ehre hatten, Pete Doherty zu supporten.
Und siehe da, schon war die Langweile, die Micky Green zuvor versprüht hatte, wie weggeblasen! Die kesse Sängerin Geraldine wirbelte aufgedreht über die Bühne und hatte richtiggehendes Sex-Appeal, das auch von ihrer coolen Stimme ausging. Ihre drei männlichen Mitstreiter begleiteten sie sehr gut und so schafften es die vier Grünschnäbel mit ihrem englisch klingenden Garagenrock (The Subways lassen grüssen) die jungen Leute im Publikum richtig aufzumischen. Es wurde sogar Pogo getanzt! Abgefahren!
Die Dodoz erfinden zwar nichts Neues, aber ihr frecher Rock ist so erfrischend, dass dieses Manko an Originaltät kompensiert wird. Und "Werewolf In Love" und vor allem das abschliessende "Do You Like Boys" sind richtige Hits!
Wesentlich reifer als die Dodoz sind Moriarty. Die französisch-amerikanische Band feiert seit ein paar Monaten in Paris und ganz Frankreich richtiggehende Triumphe, was neben dem guten Songmaterial auch an den vorzüglichen Bühnenauftritten liegt, wo neben der originellen Deko auch das theatralische Spiel der Akteure sofort ins Auge sticht.
Um davon etwas zu sehen, musste ich mich allerdings erst einmal nach vorne durchkämpfen, das Zelt "Domino" erwies sich als viel zu klein, um dem grossen Publikumsinteresse gerecht zu werden.
Songs wie "Private Lilly" und "Cottonflower" sind aber auch wirklich spitze! Und die Stimme von Sängerin Rosemary ist einprägsam und prägnant und wird von ihrer Band bestens unterstützt. Eine fabelhafte Mischung aus Folk, Country, Bluegrass, Swing und Pop, die das Kunststück schafft, gleichzeitig eingängig aber keineswegs flach zu sein. Einer der Highlights im Programm von Moriarty ist regelmässig das Depeche Mode Cover "Enjoy The Silence", das man auf dem Debütalbum "Gee Whiz But This Is A Lonesome Town" allerdings vergeblich sucht.
Live trägt Rosemary das Lied stets mit einer Reh-Trophäe in der Hand vor, was immer wieder für erstaunte Gesichter im Publikum sorgt.
Der nach wie grösste Hit ist aber immer noch "Jimmy", bei dem die Mundharmonika Lagerfeuerfeeling aufkommen lässt und die Zuschauer stets zum Mitsingen bewegt. Zweifelsohne einer der Songs dieses ersten Festivaltages, der die jungen Amerikaner Vampire Weekend als Headliner zu bieten hatte. Von diesem Konzert berichte ich im Anschluss gesondert!
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