Konzert: Adam Green
Ort: Converse Main Stage, Melt! Festival Gräfenhainichen
Datum: 18.07.2008
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: circa eine Stunde
Adam Green war 2004 und 2005 einfach überall. Er grinste einem von der Visions, dem Musikexpress und der Spex entgegen und veröffentlichte in dieser Zeit sogar ein kleines Buch beim angesehenen Suhrkamp-Verlag, bei dem schon Nobelpreisträger Hermann Hesse unter Vertrag stand.
In den letzten beiden Jahren ist es aber ruhiger um den Mann mit dem Babyface und den versauten Texten geworden. Man las, dass ihm sein Plattenlabel eine Zwangspause verordnet hatte, damit das Publikum nicht übersättigt wird.
Die Plattenbosse dachten sich vermutlich, dass irgendwann jedem das Rumgehampel und die Blödeleien von Herrn Green zum Halse heraushängen werden. Die Vorgehensweise des Labels halte ich rückblickend gar nicht für dumm. Gerade Künstler, die sich stark auf ihren Witz und im Falle von Adam auf den bohèmehaften Jungherren-Charme verlassen, sind besonders vom Absturz gefährdet.
Aber der New Yorker kann ja auch gute und eingängige Songs schreiben, das hat er mehrfach bewiesen. Ihn als Mogelpackung und reinen Spaß-Künstler zu bezeichnen halte ich für falsch. Der Mann hat Talent, Stimme und einen ausgeprägten Sinn für die Bühne, da kann man lästern wie man will!
Und fotogen ist er obendrein, die in Scharen versammelten Fotografen beim Melt! Festival belegten dies eindrucksvoll. Alle wollten diesen Paradiesvogel abknipsen, in der Hoffnung, dass sich die Schüsse im Internet im Anschluß rasant verbreiten.
Natürlich war Adam auch heute wieder ein Hingucker, mit seinen seltsamen Fransen, die er an beiden Ärmeln trug, sah er aus wie ein Greifvogel. Ein gutgenährter obendrein, denn gerade um die Hüftgegend zeichneten sich an dem grauen Longsleeve-Shirt kleine Fettpölsterchen ab. Bei seiner ulkigen Show wurde er von einer Band unterstützt, zu der auch zwei farbige Backgroundsängerinnen gehörten, die dem Sound einen Schuss Soul beimischten.
Schon sehr früh schmetterte Adam seinen alten Hit „Carolina“ und natürlich war auch etwas später Zeit für eine andere junge Dame, ich spreche natürlich von „Jessica“ (Simpson), dem sehr blonden Starlett, dass unser Karl Lagerfeld schon einmal als wenig geschmackssicher bezeichnet hatte. Witzigerweise wurde der Song, der eher balladesk gehalten ist, als weiterer „Heavy Metal Song“ angekündigt, obwohl heulendenGitarren darin natürlich nicht vorkamen.
Statt Heavy -Metal dominierte vielmehr Folk, Country und Blues, aber auch tropische Klänge („Tropical Island“) durften nicht fehlen. Mit bekannten Hits von alten Alben wurde ebenfalls nicht gespart, „Gemstones“, „Nat King Cole“ und... zogen nach wie vor ziemlich gut. Bezüglich der nagelneuen Stücke waren die „Baby-Songs“, also „Baby Come Back“ und „Baby Is Gonna Be Alright“ am markantesten, wenngleich nicht unbedingt am geschmackvollsten.
Ohnehin muss ich ehrlicherweise sagen, dass ein paar Lieder richtiggehend käsig, ja schlagerhaft klangen. Bei einem Stück, das ich zuvor nicht kannte, füllte ich mich sogar fast an David Hasselhof erinnert (aber der trinkt wie Herr Green ja auch mal gerne einen über den Durst, insofern gar nicht so abwegig).
Insgesamt konnte man aber von einem recht gelungenen und kurzweiligen Konzert sprechen.
Adam Green ist also nicht so gut, dass man (ich) medial ständig von ihm beschossen werden muss, aber auch keineswegs so schlecht, dass man ihn völlig unter den Teppich kehren sollte. Zieht man den ganzen Hype-und Albernheitsfaktor ab, verbleibt unter dem Strich ein talentierter junger Musiker, der möglicherweise seine besten Songs noch nicht geschrieben hat und deshalb auch in Zukunft zu beachten ist.
Fotos folgen!
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