Sonntag, 25. Februar 2007

Au Revoir Simone & Hafdis Huld, Paris, 26.02.07

Konzertbericht Au Revoir Simone & Hafdis Huld
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 26.02.2007
Zuschauer: sold out - complet

Sold out - complet verhieß der kleine Zettel an der Kasse der Maroquinerie. Nicht schlecht für einen Samstag, denn das ist eigentlich ein ungewöhnlicher und schwieriger Wochentag für Indie-Konzerte. Vielleicht hatten die Besucher, so wie ich, die Titelstory im französischen Musikmagazin Magic gelesen, in dem die drei hübschen Amerikanerinnen von Au Revoir Simone in sehr gutem Licht dargestellt wurden.

Zunächst einmal freute ich mich aber auf mein zweites Konzert mit der "verrückten" Isländerin Hafdis Huld. Die kleine zierliche Brünette hatte ich bereits letztes Jahr im Divan du Monde gesehen und sie hat bei mir für bleibende Eindrücke gesorgt. Zunächst einmal, weil sie redet wie ein Wasserfall - ganz ohne Punkt und Komma - immer für einen lustigen Spruch gut ist und einen betörenden Augenaufschlag hat. Zum anderen, weil auch ihre Lieder richtige Ohrwürmer sind. Simpel gestrickt, immer mit dem Thema "Boys kissing girls, girls kissing boys" (O-Ton Hafdis), aber sehr einprägsam.

Als ich den Kellerraum betrat, hatten sie und ihre Band (eine Keyboarderin und zwei junge Herren an Gitarren und Mandolinen) bereits mit "Ice cream" (is nice) begonnen. "Ice cream is nice, monsters are not" heißt es in dem Song ganz lapidar. Wo sie recht hat, hat sie recht, die Kleine. Ähnlich einfach, aber nicht banal, war dann auch der Rest des Sets gehalten. Alle Titel stammten von ihrem Debütalbum "Dirty paper cup", das ich inzwischen ins Herz geschloßen habe. Besonders gut gefallen und gefielen mir auch am heutigen Abend die Singles "Skijumper" und "Tomoko", von denen es auch jeweils Videos auf der MySpace-Seite gibt, worauf Fräulein Huld noch einmal ausdrücklich hinwies. Auch ihren Namen wiederholte sie mehrfach, weil sie meinte, ihr Manager würde das von ihr immer verlangen.

Mit dem Einsatz des Publikums war sie aber nicht ganz zufrieden. "You are so quiet, what can I do to change this?". "But don't think that I'm gonna take off my shirt for you". Großes Gelächter und prompt auch ein wenig mehr Action im Saal. Wahrscheinlich kannten die meisten die Lieder gar nicht, denn die Songs haben durchaus einen hohen Unterhaltungsfaktor. Ich persönlich hatte auf jeden Fall wieder viel Spaß und sehe mir die Isländerin jederzeit gerne wieder an.

Setlist Hafdis Huld:

01: Ice Cream
02: Hometown Hero
03: Plastic Halo
04: Happily ever after
05: Heartbeat
06: Who loves the sun
07: Skijumper
08: Tomoko
09: Diamonds on my belly

In der anschließenden Umbaupause schaute ich mich ein wenig um und erkannte auch jeweils zwei Musiker der Pariser Bands Nelson und Hushpuppies. Anscheinend wollte sich wirklich kein Insider den Augen- und Ohrenschmauss, den uns Au Revoir Simone bereiten sollten, entgehen lassen. Drei Synthesizer - für jede der Damen einen- wurden von den Roadies hereingetragen und jetzt fehlten nur noch die Hauptdarstellerinnen. Dann, endlich, ging das Licht aus und die drei Grazien aus Brooklyn, Erika, Heather und die Blondine Annie betraten die Bühne. Richtig los ging es dann aber erste eine Weile später, weil die Amerikanerinnen erst einmal mühsam ihre Mikros justierten, was das Publikum allerdings belustigt aufnahm. Das hatte nämlich Charme, wie überhaupt der ganze Auftritt etwas Charmantes, Reizendes hatte.Das Publikum schloß das Trio eh schnell in ihre Herzen, was wohl nicht nur am französischen Bandnamen lag, sondern auch daran, daß die Amerikanerinnen in ihrem Stil und Auftreten sehr französisch wirkten. Die Hübscheste von ihnen, nämlich Erika, sieht übrigens Sophie Marceau ziemlich ähnlich, was ja wirklich nicht negativ ist!

Leider kann ich nicht mitteilen, mit welchem Song sie loslegten, da ich leider immer noch nicht im Besitz ihres ersten richtigen Albums "The Bird of Music" bin. Ich glaube aber sagen zu können, daß sie alle Lieder, die auf ihrer MySpace-Seite vertreten sind, als da wären "Sad Song", "Fallen Snow" und "Stay Golden" gespielt haben. Einen Titel erkannte ich aber unzweideutig: "Through the backyards". Diesen veritablen Hit hatte ich mir mal bei iTunes geladen und kriege diese süße Elektropop-Pastille seitdem nicht mehr aus meinem Gehörgang hinaus. Auch das Publikum schien diesen Song zu kennen und zu mögen, ohne allerdings in Extase zu geraten. Dafür taugt aber auch die Musik nicht. Vielmehr regt sie dazu an, die Girlgroup verträumten Blickes anzugucken und seinen Frühlingsgefühlen freien Lauf zu lassen. Es steckt etwas Kontemplatives, Unbeschwertes in den Kompositionen, die trotz ihrer elektronischen Ausrichtung, sehr lebendig und organisch klingen. Au Revoir Simone sind also keine weiblichen Kraftwerk, keine weiblichen Roboter, die hinter ihren Maschinen stehen und keine Miene verziehen. Mit Abstand am meisten bewegte sich Annie, die immer wieder ihre Hüften kreisen ließ und das Publikum zum Tanzen animierte. Letztendlich verging die Zeit mal wieder wie im Fluge und ich hätte gerne noch einen Nachschlag genommen. Als Trostpflaster bekamen wir aber noch eine tolle Cover-Version geboten: "Young hearts" nach Rod Stewart! Es versteht sich fast von selbst, daß die Version der Amerikanerinnen das Original um Längen schlug!

Also, seht sie Euch an, sie kommen nächste Woche nach Deutschland!

von Oliver


2 Kommentare :

E. hat gesagt…

um diese kombi beneide ich dich ja, oliver. au revoir simone steht aber auch in meinem terminkalender. hoffentlich klappts!

Christoph hat gesagt…

Ich kann die leider nicht sehen, weil ich am Wochenende verreist bin. Schade, schade!

 

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