Konzert: Wu Lyf
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 09.10.2011
Zuschauer: ca. 350
Dauer: Wu Lyf 52 min, Young Montana? 50 min
"Wu Lyf. Besser als Tatort" hatte ich am frühen Abend bei Facebook gelesen. Als um kurz vor zehn immer noch ein hibbeliger Mensch vor einem Notebook stand und an kleinen Knöpfchen drehte (die vermutlich ohne Funktion waren), fragte ich mich, ob nicht doch der Tatort die bessere Wahl gewesen wäre. Nach 50 Minuten war der Mann, der das Vorprogramm mit iTunes gestaltet hatte und sich dafür den Namen Young Montana? zugelegt hatte, endlich durch. Der nächste Grund, sehr genervt zu sein, kam in Person eines großen langhaarigen, sehr betrunkenen Blonden mit Jägermeisterflasche unmittelbar anschließend und stellte sich vor mich, mit weiten Schwankungen in alle Richtungen. Na bravo! Jetzt wäre wohl auch ein Polizeiruf die bessere Wahl gewesen.
Daß der Abend in Köln doch noch gut wurde, lag an der Hauptgruppe, das ist schließlich deren Aufgabe. Wu Lyf, vor einem halben Jahr sehr gehypt, lösten die sehr ordentlich, auch wenn einiges, vor allem am Ende, arg improvisiert und fast hilflos wirkte. Wu Lyf waren weit weniger rätselhaft, als sie oder ihre Imageberater gerne hätten. Die Band kann auch ohne das gut mit den hervorragenden Songs ihres Debütalbums zurechtkommen. Die - und die unglaublich versoffen klingende Stimme des Sängers Ellery James Roberts waren die großen Pluspunkte des Abends. Ich habe noch nie jemanden mit so krächzender Stimme erlebt. Als er den Kumpel des Nerv-Blonden von oben anbrüllte, er sei ein "Schnitzel eating motherfucker", fühlte ich mich wie in einer schottischen Hafenpinte, kurz bevor Billard-Queues auf Köpfe krachen.
Zunächst fiel auf, daß Ellerys Stimme auf Platte nicht dramatisch arrangiert ist, sie ist live genauso dreckig und krächzend. Elle stand während des Konzerts meist an seiner Orgel, die senkrecht zum Publikum stand. Damit wurde der Effekt eines Predigers etwas genommen. Wu Lyf (hui, mysteriös!) soll ja für "world unite! Lucifer youth foundation" stehen. Hinter der Bühne stand ein riesiges, beleuchtetes 3D Kreuz, das den Messe-Effekt erzeugt hatte.
Neben Ellery gehören Gitarrist Evans Kati (mit Wollmütze), Schlagzeuger Joseph Louis Harland Manning und Bassist Thomas David Francis McClung zur Band. A propos Wollmütze: ich stelle mir das Touren der vier Musiker schwierig vor. Während Evans der Jahreszeit entsprechend die Mütze nicht abzog, entledigten sich Schlagzeuger und Bassist schnell ihrer T-Shirts. Der Trommler goß sich sogar Wasser über den Körper, so warm war ihm. Ellery war da unsicherer. Er trug eine Wu Lyf Jeansjacke, darunter ein Hemd, das er irgendwann aufknöpfte. Das war ihm aber wohl auch zu kalt, er machte es zwischendurch wieder kurz zu. Wie die vier sich auch eine Temperatur im Bus einigen, ist mir ein Rätsel!
Auch wenn die Stimme des Sängers wie auf Aufnahmen klingt, unterscheiden sich die Stücke trotzdem. Zum einen verschluckt Ellery ganze Satzteile beim Singen, zum anderen schienen mir die Texte oft abgewandelt - falls ich sie einmal verstanden habe. Abgemischt war die Musik gut, nur verstanden hat man wenig. Oder anders ausgedrückt: das Genuschel war wundervoll ausgesteuert!
In der Mitte gab es irgendwann einen Bruch. Nachdem die Band vorher ihr Programm knackig runtergespielt hatte, fingen sie irgendwann an (größtenteils unverständlich) sich mit Zuschauern und untereinander zu unterhalten. Der Bruch wurde verstärkt dadurch, daß Ellery eine Weile verschwand, die Band währenddessen ein Instrumentalstück spielte. Danach wirkte vieles improvisiert, auch das Cover, das Bassist Thomas spielte (D7 von den Wipers, das Nirvana häufig live gecovert haben).
Nach We bros schien es auch so, als wüssten die Engländer nicht, was jetzt passieren solle. Sie spielten noch einen Abschlußsong, keine echte Zugabe, nach einem Plan wirkte da aber nichts mehr. Wahrscheinlich wäre ein straight durchgespieltes Konzert eindrucksvoller gewesen. Zur Musik hätte das besser gepasst.
Musikalisch haben Wu Lyf überzeugt, gar keine Frage! Allerdings sind sie keine weltbewegende Band. Ihre Verwandten Maccabees oder Pete and the Pirates, an die sie ab und an erinnern (auch wenn beide dann wieder ganz anders sind), haben mich immer wieder mehr begeistert.
Es wurde also trotz des nervenden Beginns doch noch ein schöner Abend. Wu Lyf sind gut, rechtfertigen den riesigen Hype allerdings nicht.
[Nachtrag: der Tatort war wohl ähnlich. Gut, aber nicht weltbewegend. Sagt zumindest die Intro.]
Setlist Wu Lyf, Gebäude 9, Köln:
01: L Y F
02: Cave song
03: Such a sad puppy dog
04: [wahrscheinlich] Summas bliss
05: Spitting blood
06: Dirt
07: Instrumental
08: Concrete gold
09: D 7 (The Wipers Cover)
10: 14 crowns for me & your friends
11: We bros
12: Heavy pop
Links:
- Wu Lyf in Paris
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 09.10.2011
Zuschauer: ca. 350
Dauer: Wu Lyf 52 min, Young Montana? 50 min
"Wu Lyf. Besser als Tatort" hatte ich am frühen Abend bei Facebook gelesen. Als um kurz vor zehn immer noch ein hibbeliger Mensch vor einem Notebook stand und an kleinen Knöpfchen drehte (die vermutlich ohne Funktion waren), fragte ich mich, ob nicht doch der Tatort die bessere Wahl gewesen wäre. Nach 50 Minuten war der Mann, der das Vorprogramm mit iTunes gestaltet hatte und sich dafür den Namen Young Montana? zugelegt hatte, endlich durch. Der nächste Grund, sehr genervt zu sein, kam in Person eines großen langhaarigen, sehr betrunkenen Blonden mit Jägermeisterflasche unmittelbar anschließend und stellte sich vor mich, mit weiten Schwankungen in alle Richtungen. Na bravo! Jetzt wäre wohl auch ein Polizeiruf die bessere Wahl gewesen.
Daß der Abend in Köln doch noch gut wurde, lag an der Hauptgruppe, das ist schließlich deren Aufgabe. Wu Lyf, vor einem halben Jahr sehr gehypt, lösten die sehr ordentlich, auch wenn einiges, vor allem am Ende, arg improvisiert und fast hilflos wirkte. Wu Lyf waren weit weniger rätselhaft, als sie oder ihre Imageberater gerne hätten. Die Band kann auch ohne das gut mit den hervorragenden Songs ihres Debütalbums zurechtkommen. Die - und die unglaublich versoffen klingende Stimme des Sängers Ellery James Roberts waren die großen Pluspunkte des Abends. Ich habe noch nie jemanden mit so krächzender Stimme erlebt. Als er den Kumpel des Nerv-Blonden von oben anbrüllte, er sei ein "Schnitzel eating motherfucker", fühlte ich mich wie in einer schottischen Hafenpinte, kurz bevor Billard-Queues auf Köpfe krachen.
Zunächst fiel auf, daß Ellerys Stimme auf Platte nicht dramatisch arrangiert ist, sie ist live genauso dreckig und krächzend. Elle stand während des Konzerts meist an seiner Orgel, die senkrecht zum Publikum stand. Damit wurde der Effekt eines Predigers etwas genommen. Wu Lyf (hui, mysteriös!) soll ja für "world unite! Lucifer youth foundation" stehen. Hinter der Bühne stand ein riesiges, beleuchtetes 3D Kreuz, das den Messe-Effekt erzeugt hatte.
Neben Ellery gehören Gitarrist Evans Kati (mit Wollmütze), Schlagzeuger Joseph Louis Harland Manning und Bassist Thomas David Francis McClung zur Band. A propos Wollmütze: ich stelle mir das Touren der vier Musiker schwierig vor. Während Evans der Jahreszeit entsprechend die Mütze nicht abzog, entledigten sich Schlagzeuger und Bassist schnell ihrer T-Shirts. Der Trommler goß sich sogar Wasser über den Körper, so warm war ihm. Ellery war da unsicherer. Er trug eine Wu Lyf Jeansjacke, darunter ein Hemd, das er irgendwann aufknöpfte. Das war ihm aber wohl auch zu kalt, er machte es zwischendurch wieder kurz zu. Wie die vier sich auch eine Temperatur im Bus einigen, ist mir ein Rätsel!
Auch wenn die Stimme des Sängers wie auf Aufnahmen klingt, unterscheiden sich die Stücke trotzdem. Zum einen verschluckt Ellery ganze Satzteile beim Singen, zum anderen schienen mir die Texte oft abgewandelt - falls ich sie einmal verstanden habe. Abgemischt war die Musik gut, nur verstanden hat man wenig. Oder anders ausgedrückt: das Genuschel war wundervoll ausgesteuert!
In der Mitte gab es irgendwann einen Bruch. Nachdem die Band vorher ihr Programm knackig runtergespielt hatte, fingen sie irgendwann an (größtenteils unverständlich) sich mit Zuschauern und untereinander zu unterhalten. Der Bruch wurde verstärkt dadurch, daß Ellery eine Weile verschwand, die Band währenddessen ein Instrumentalstück spielte. Danach wirkte vieles improvisiert, auch das Cover, das Bassist Thomas spielte (D7 von den Wipers, das Nirvana häufig live gecovert haben).
Nach We bros schien es auch so, als wüssten die Engländer nicht, was jetzt passieren solle. Sie spielten noch einen Abschlußsong, keine echte Zugabe, nach einem Plan wirkte da aber nichts mehr. Wahrscheinlich wäre ein straight durchgespieltes Konzert eindrucksvoller gewesen. Zur Musik hätte das besser gepasst.
Musikalisch haben Wu Lyf überzeugt, gar keine Frage! Allerdings sind sie keine weltbewegende Band. Ihre Verwandten Maccabees oder Pete and the Pirates, an die sie ab und an erinnern (auch wenn beide dann wieder ganz anders sind), haben mich immer wieder mehr begeistert.
Es wurde also trotz des nervenden Beginns doch noch ein schöner Abend. Wu Lyf sind gut, rechtfertigen den riesigen Hype allerdings nicht.
[Nachtrag: der Tatort war wohl ähnlich. Gut, aber nicht weltbewegend. Sagt zumindest die Intro.]
Setlist Wu Lyf, Gebäude 9, Köln:
01: L Y F
02: Cave song
03: Such a sad puppy dog
04: [wahrscheinlich] Summas bliss
05: Spitting blood
06: Dirt
07: Instrumental
08: Concrete gold
09: D 7 (The Wipers Cover)
10: 14 crowns for me & your friends
11: We bros
12: Heavy pop
Links:
- Wu Lyf in Paris
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