Samstag, 15. Oktober 2011

Jens Lekman, Düsseldorf, 15.10.11


Konzert: Jens Lekman
Ort: Robert-Schumann-Saal, Düsseldorf (New Fall Festival)
Datum: 15.10.2011
Zuschauer: ca. 300
Dauer: 60 min


Seit Dienstag dieser Woche findet in Düsseldorf das erste New Fall Festival statt. Das gute Herbstwetter hätte vermutlich fast eine Openair-Veranstaltung zugelassen, die New Fall Konzerte fanden aber in der Tonhalle (in der sonst die Düsseldorfer
Symphoniker auftreten) und im nach Robert Schumann benannten Kammermusiksaal statt.

Das Programm des Festivals sieht täglich mindestens zwei Bands vor, darunter Agnes Obel, Gentleman, James Yuill, Jochen Distelmeyer*, Ólafur Arnalds und Scott Matthew. Der heutige Abend bestand im Gegensatz zu den anderen aus zwei seperaten Konzerten. Wer Jens Lekman und anschließend Junip sehen wollte, benötigte zwei Tickets (oder einen Festivalpass). Natürlich rechtfertigen beide Künstler den Headlinerposten, vermutlich war dieses Konzept aber auch Grund dafür, daß der Saal bei Jens Lekman noch nicht voll war.

Der Robert-Schumann-Saal könnte der kleine Bruder des Dortmunder Konzerthauses sein, entweder hatten beide den gleichen Architekten oder Kammermusiksäle sehen nun einmal so aus. Viel helles Holz und eine große Bühne bestimmen das Innere. Auf der Bühne waren ein Schlagzeug, eine Gitarre und ein Synthesizer aufgebaut. Vor dreieinhalb Jahren hatte ich Jens Lekman
in Frankfurt gesehen, da war er mit größerer Band unterwegs. Heute trat der Schwede nur mit einem anderen Musiker auf. Den ihn begleitenden Schlagzeuger stellte Jens als Addison Rogers aus Indiana vor.

Wegen des doppelten Programms begann es ungewöhnlich früh. Um 19.15 Uhr traten Jens und Addison auf. Ich weiß nicht, ob ich Jens Lekman auf der Straße erkannt hätte, seit 2008 ist seine Frisur nämlich deutlich kürzer und weniger geworden. Musikalisch war der Wiedererkennungseffekt stärker. Auch wenn ich das erste Stück nicht kannte, hätte ich es sofort als Jens Lekman Lied identifiziert. Der Titel passte auch irgendwie: Every little hair knows your name...

Es folgten zwei Stücke von der großartigen You are the light EP. Vor allem I saw her in the anti-war demonstration liebe ich sehr, es ist einer meiner Favoriten des Schweden. Von der aktuellen EP folgten anschließend der Titelsong
An argument with myself und Waiting for Kirsten. An argument with myself ist eine fröhliche Tanz-Sommerlied-Nummer, die mich nicht schrecklich begeistert. Dagegen ist Waiting for Kirsten eine echte Perle.** Wie viele andere handelt das Stück von einer Anekdote, die Jens Lekman wirklich erlebt hat. Während die meisten Musiker nur Liebesdinge meinen, wenn sie das eigene Leben musikalisch verarbeiten, singt Jens Lekman (wie auch mit-Schwede Pelle Carlberg) gerne über alles andere. Waiting for Kirsten handelt davon, daß Jens im vergangenen Sommer in seiner Heimat Göteborg war und mitbekam, daß Kirsten Dunst in der Stadt sei (sie drehte im nahen Trollhätten den Lars von Trier Film Melancholia). Mit einem Freund versuchte er, die Schauspielerin, die Fan seiner Musik ist, zu treffen, was zumindest im Lied nicht funktionierte.

Es folgte erneut etwas recht Neues.
The end of the world is bigger than love wurde 2010 als kostenloser Download veröffentlicht und ist wundervoll! Cowboy boots danach kannte ich nicht. Das Stück scheint noch neuer zu sein. Da ich nicht davon träume Cowboy Stiefel zu besitzen, war ich auch nicht so begeistert von dem Lied (zumindest konnte ich die Situation nicht nachvollziehen. Mit anderen Worten: es kam nicht an Waiting for Kirsten ran).

Nach dem großartigen Black cab erlebte das Konzert einen kleinen Bruch. Beim
wunderschönen Golden key kam Jens' Synthesizer zum Einsatz, besonders aufregend war allerdings der Synthie-Übergang am Ende des Lieds, der in The opposite of Hallelujah überleitete. Spätestens hier wurde das Konzert grandios. Irgendwann stellte Jens die Gitarre weg und tanzte über die Bühne. Wären da nicht erst gut 40 min gespielt gewesen, wäre das ein toller Abschluß gewesen. Die beiden Musiker verschwanden danach auch. Weil Jens Lekman aber kein Support seines Kindergartenkumpels José González war, war nicht überraschend, daß Jens und Addison schnell zurückkamen.

Mit ihnen kamen die Seifenblasen und der Discobeat.
Die Seifenblasen regneten vom unbesetzten Oberrang, während Jens Lekman That's the way love is von Ten city coverte. Die Seifenblasen gefielen mir deutlich besser, was aber am Original, nicht an der Interpretation lag. Aus Ackergäulen kann man eben keine Rennpferde machen. Die musikalische Entschädigung folgte in Form des fantastischen Sipping on the sweet nectar. Und dann verschwanden die beiden wieder.

Jens Lekman kam alleine zurück und spielte
And I remember every kiss nur auf der Gitarre. Danach klemmte er die Gitarre vom Strom, stellte sich neben das Mikro und fragte, ob wir ihn verstünden. Irgendwann kletterte er von der Bühne, stellte sich in den Gang neben die Stuhlreihen und spielte da Shirin zu Ende. Shirin, das Lied, das von Besuchen bei seiner Frisörin handelt. Hoffentlich hören wir das Stück auch in Zukunft noch.

Als wir um Viertel nach acht aus dem Saal kamen, waren wir uns einig, daß das Konzert zu kurz war. Aber obwohl auch viele Hits gefehlt haben, wa
r er wundervoll, dieser frühe Abend mit Jens Lekman.

Setlist Jens Lekman, New Fall Festival, Düsseldorf:

01: Every little hair knows your name
02: I saw her in the anti-war demonstration
03: A sweet summernight on Hammer Hill
04: An argument with myself
05: Waiting for Kirsten
06: The end of the world is bigger than love
07: Cowboy boots
08: Black cab
09: Golden key
10: The opposite of Hallelujah

11: That's the way love is (Ten City Cover)
12: Sipping on the sweet nectar

13: And I remember every kiss (Jens Lekman solo)
14: Shirin (Jens Lekman solo)

Links:

- Jens Lekman, Frankfurt, 24.02.08

* dessen Konzert grippebedingt ausfallen musste
** bei uns gibt es das Sprichwort "Wie der Herr so das Gescherr"


3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Gentleman?? Der Reggae-Sänger?

Christoph hat gesagt…

Genau der. Der ist groß und füllt die Tonhalle heute sicher.

Julian hat gesagt…

Aus irgendeinem Grund habe ich das Konzert in Frankfurt verpasst, obwohl Jens Lekman einer meiner wirklichen Lieblins-Interpreten ist. Dieses Wochenende war ich leider in Salzburg bei Thees Uhlmann & Shout Out Louds, also wieder kein Jens Lekman. Schade!

 

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