Montag, 14. Februar 2011

Benni Hemm Hemm, Köln, 14.02.11


Konzert: Benni Hemm Hemm
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 14.02.2011
Zuschauer: 40
Dauer: punktgenau 60 min


Ach, was für ein schöner Abend mit dem schottischen Isländer Benni Hemm Hemm. Dabei war ich gar nicht sicher, ob das eine gute Idee war; ich war müde, und das Blue Shell lockte mich wegen des miesen Sounds und Lichts und des hohen Hintergrundlärms bei Konzerten nicht besonders.

Als es vorgruppenlos um halb zehn losging, stiegen viele Musiker auf die kleine Bühne des blauen Clubs. Benni Hemm Hemm ist der Künstlername von Benedikt H. Hermannsson, einem Isländischen Singer/Songwriter, der in Edinburgh lebt. Seine Livebands sind wohl unterschiedlich zusammengesetzt, die heutige bestand aus fünf Musikern neben dem schottischen Isländer. Zum letzten Soundcheck kamen ein Bassist, ein E-Gitarrist, ein Schlagzeuger, ein Posaunist und ein Trompeter gemeinsam mit Benni auf die Bühne. Und aus dem Soundcheck entwickelte sich fließend das Introstück des Konzerts. Souverän wandelten die sechs Musiker das Stimmen ihrer Instrumente in ein melodisches Stück Musik. Das war eine eher kleine Szene - aber eine sehr beeindruckende!

Die Lieder danach verliefen alle ähnlich, ohne dabei gleich zu klingen. Bei allen Stücken begann zunächst Benedikt mit Gesang und akustischer Gitarre, bis irgendwann mitten im Lied die instrumentale Breitseite einsetzte. Ich ahne, daß das merkwürdig klingt, mir gefiel das Konzept aber außerordentlich gut! Die ruhigen Phasen der Lieder waren schon wundervoll. Benni Hemm Hemms Stimme ist besser und punktgenauer als alle schiefen Stimmchen der DSDS Kandidaten, die ich mir Samstag aus angeekelter Neugierde angesehen habe. Benedikt singt in aufnahmefertiger Qualität. Aber wenn es nur bei dem Sänger alleine und seiner
Gitarre bliebe, würde das vielleicht nicht über Konzertdauer tragen. Aber spätestens nach der Hälfte eines Titels setzt ja der hervorragende Schlagzeuger ein, schmettern die Bläser ihre Parts und unterstützte vor allem der zweite Gitarrist die Melodien durch sehr sehr schönes Spiel.

Obwohl sie mir alle gefielen, ragten zwei Lieder aus dem Set heraus, die wunderbare Zugabe
I can love you in a wheelchair, die sich zwei Zuschauer (Johanna und Alex) per mail vorher gewünscht hatten (Benni hatte das mail für eines der Booker gehalten und entsprechend beantwortet - er sei eben nicht besonders intelligent). Noch viel toller allerdings war Mask of anarchy, das immer schneller und lauter wurde - damit bekommt man mich immer!

Benni Hemm Hemm erinnert immer mal wieder an Björn Kleinhenz oder Jens
Lekman, ist aber wegen der überwiegend auf Isländisch gesungenen Stücke sehr eigen. Die immer wieder zitierte Nähe zu Beirut habe ich nicht erkannt. Nur weil Trompete und Posaune im Spiel sind, wird daraus nicht direkt Balkan-Pop, Benni Hemm Hemm hört sich nach Skandinavien an, nach nichts anderem. Nur wenn er Englisch spricht, kommt da ein weiterer Einfluß zu, denn manchmal gleitet Benedikt in herrlichstes Schottisch ab!

Der Abend wäre auch unter den sonst üblichen Zuständen toll gewesen. Aber zu Weihnachten gab es wohl für das Blue Shell neues Licht und neuen Sound; beides war ganz hervorragend, vor allem der Klang der Musik war verblüffend brillant! Damit verliert das Blue Shell viel seines Schreckens im Hinblick auf die Bands, die ich da in nächster Zeit noch sehen möchte. So passt das und macht Spaß!

Setlist Benni Hemm Hemm, Blue Shell, Köln:

01: Aldrei
02: Fight
03: Sól Á Heyhóla
04: Regngalsinn
05: Tenant
06: Shipcracks
07: Blood of my blood
08: Mask of anarchy
09: Northern morning light
10: Retaliate
11: Vilhjálmur af Poitou

12: I can love you in a wheelchair (Z)



2 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Wow! Am gleichen Abend drin! Dein schnellster Bericht seit mindestens drei Jahren, oder? Bravo!

Christoph hat gesagt…

Das waren ja auch fast Pariser Verhältnisse gestern. Ich war um halb zwölf zu Hause, da konnte ich dann ja noch alles erledigen.

 

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