Konzert: Grizzly Bear & Dirty Projectors
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 29.06.10
Zuschauer: so gut wie ausverkauft
Konzertdauer. Grizzly Bear ungefähr 75-80 Minuten
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Mama! Auch in Paris denkt Dein Sohn immer an Dich!
So, dies zum Thema "darf ich noch jemanden grüßen".
Nun zum Konzertbericht:
Ein gutes Grizzly Bear Konzert, das mir allerdings keine orgasmischen Gefühle bereitet hat. Zu groß und unpersönlich einfach das kultige Olympia, zu wenig Platz für intime Momente, zu viel Lärm, um die Halle angemessen beschallen zu können. Mit Wehmut erinnerte ich mich an mein erstes Konzert mit den Bären, das ich Ende 2006 im recht kleinen Nouveau Casino gesehen hatte. Damals war ich äußerst entzückt von dem Vortrag und freut mich besonders über die vielen kleinen obskuren Details und mysteriösen Geräusche, die die Amerikaner eingebaut hatten. Es knisterte regelrecht. Zu jener Zeit lief auch das zweite Album, Yellow House, bei mir rauf und runter. Ich war regelrecht süchtig nach diesem komplexen Meisterwerk. Und dies obwohl ich bei dem ersten Hördurchgang auf meinem Bett eingeschlafen war und deshalb die Badewanne überlief (war das für eine Schweinerei in der Bude, überall Wasser!).
Knapp vier Jahre später sind Grizzly Bear also mit ihrem hochgelobten 2009 er Werk Veckatimest auf dem vorläufigen Olymp ihrer Karriere angekommen und spielen statt vor 200 vor 2000 Zuschauern. Ihnen scheint diese neue Dimension bewußt zu sein, denn man muss in einer größeren Halle wie dem Olympia einfach die Regler stärker aufdrehen und lauter spielen, um gehört zu werden. Genau dies taten sie. Das Schlagzeug war ungemein wuchtig und dominant und die Gitarren wesentlich rockiger und verzerrter als auf den eher ruhigen Alben. Leider ging dadurch auch ein wenig die intime Atmosphäre verloren, die den Stil der New Yorker so auszeichnet. Lieblingslieder wie Knife oder Little Brother, die in der Anfangsphase gespielt wurden, erreichten deshalb nicht mein Herz. Technisch fast perfekt, aber emotional mit Luft nach oben. Erst wesentlich später, genauer gesagt mit dem Titel Deep Blue Sea kam ich besser rein. Die Ballade wurde reduziert vorgetragen und das ansonsten mächtig scheppernde Schlagzeug schwieg für ein paar Minuten. Ein Genuß, so wollte ich das eigentlich durchgängig haben! Ich glaube Grizzly Bear waren sich im Klaren darüber, daß es heute schwierig werden würde, gegen die Anonymität einer großen Location anzukämpfen. Wohl deshalb hatten sie die gute Idee, Einmachgläser mit Kerzen auf der Bühne zu benutzen, die wie Lampions von einer T-förmigen Stange herunterhingen. Je nach Song wurden die (elektrischen) Kerzen runtergedimmt und bei Deep Blue Sea glaubte man sich wirklich in einem kleinen Raume mit der Band, bei Kerzenschein das Lied genießend. Im Anschluß wurde es dann aber doch wieder wuchtiger, bevor das wundervolle Foreground erneut betören konnte. Wunderschön der Harmonie-Gesang, ganz fabelhaft die Melodie, perfekt ausgewogen die Instrumentierung. Zucker!
Kurz vor Ende kam mit On A Neck, On A Spit dann auch noch mein absoluter Favorit. Nie werde ich dieses psychedelischen Kleinods mit dem Stimmungswechsel in der Mitte überdrüssig, ich könnte das Lied sicherlich noch eine Millionen mal hören!
Das absolute Highlight hatten sich die Amis allerdings für die einzige Zugabe aufgehoben. All We Ask klang als käme es von einem alten Grammofon. Traumhaft zeitlos, voller Charme und Esprit und auf verwunschene Weise schön. Das Schlagzeug schwieg bei diesem Stück. Ein reines Akustikkonzert von Grizzly Bear, das wär's! Aber in meinem Wohnzimmer werden sie wohl kaum antreten, oder etwa doch?
Vorgruppe Dirty Projectors: Die experimentelle Indie Pop Band aus Brooklyn hatte die Ehre, den Konzertabend zu eröffnen. Artig wurden Komplimente an die Kumpels von Grizzly Bear verteilt und auch die Location gelobt. Sänger und Gitarrist Dave Longstreth fand besonders erwähnenwert, daß Björk hier schon gespielt hatte. Mit der Isländerin haben die Dirty Projectors gerade eine gemeinsame EP namens Mount Wittenberg Orca aufgenommen, die am 30.06.2010 erscheinen soll (Hier gibt es die Tracklist und ein Video und hier bei Stereogum einige Erläuterungen zu diesem Projekt von Dave). Nur allzu verständlich, daß er voll des Lobes für Björk war. Aber auch ihr eigenes Material konnte sich hören lassen. Ungemein quirlig, innovativ und gegen den Strich gebürstet, es gibt wirklich Argumente, auf die Band zu fliegen. Klar, man sollte diese Musik vielleicht nicht hören, wenn man gerade Migräne hat, das könnte den Zusatnd verschlimmern, aber orginell sind die jungen Amerikaner ohne Frage. Und auf der Bühne präsentierten sie sich so frisch und ungestüm, wie man das von ihren Songs erwarten darf. Alle hopsten wild durch die Gegend und ließen ihrer Spielfreude freien Lauf. Drei Damen und drei Herren, auch in dieser Hinsicht war alles ausgewogen. Meistens sang zwar Dave, aber auch Angel und Amber hatten ihre Soloauftritte, während das dritte Mädel namens Haley Dekle sich auf den irren Chorgesang beschränkte. Die Reaktionen auf ihren Auftritt waren hinterher gemischt. Manche Leute hielten das Ganze für arg zäh und überdreht, andere waren hin und weg. Dirty Projectors polarisieren also und das ist für eine aufstrebende Band nicht das schlechteste, was ihnen passieren kann. Ich denke, man wird in Zukufnt noch viel von ihnen hören und sehen!
Fotos in Kürze!
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 29.06.10
Zuschauer: so gut wie ausverkauft
Konzertdauer. Grizzly Bear ungefähr 75-80 Minuten
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Mama! Auch in Paris denkt Dein Sohn immer an Dich!
So, dies zum Thema "darf ich noch jemanden grüßen".
Nun zum Konzertbericht:
Ein gutes Grizzly Bear Konzert, das mir allerdings keine orgasmischen Gefühle bereitet hat. Zu groß und unpersönlich einfach das kultige Olympia, zu wenig Platz für intime Momente, zu viel Lärm, um die Halle angemessen beschallen zu können. Mit Wehmut erinnerte ich mich an mein erstes Konzert mit den Bären, das ich Ende 2006 im recht kleinen Nouveau Casino gesehen hatte. Damals war ich äußerst entzückt von dem Vortrag und freut mich besonders über die vielen kleinen obskuren Details und mysteriösen Geräusche, die die Amerikaner eingebaut hatten. Es knisterte regelrecht. Zu jener Zeit lief auch das zweite Album, Yellow House, bei mir rauf und runter. Ich war regelrecht süchtig nach diesem komplexen Meisterwerk. Und dies obwohl ich bei dem ersten Hördurchgang auf meinem Bett eingeschlafen war und deshalb die Badewanne überlief (war das für eine Schweinerei in der Bude, überall Wasser!).
Knapp vier Jahre später sind Grizzly Bear also mit ihrem hochgelobten 2009 er Werk Veckatimest auf dem vorläufigen Olymp ihrer Karriere angekommen und spielen statt vor 200 vor 2000 Zuschauern. Ihnen scheint diese neue Dimension bewußt zu sein, denn man muss in einer größeren Halle wie dem Olympia einfach die Regler stärker aufdrehen und lauter spielen, um gehört zu werden. Genau dies taten sie. Das Schlagzeug war ungemein wuchtig und dominant und die Gitarren wesentlich rockiger und verzerrter als auf den eher ruhigen Alben. Leider ging dadurch auch ein wenig die intime Atmosphäre verloren, die den Stil der New Yorker so auszeichnet. Lieblingslieder wie Knife oder Little Brother, die in der Anfangsphase gespielt wurden, erreichten deshalb nicht mein Herz. Technisch fast perfekt, aber emotional mit Luft nach oben. Erst wesentlich später, genauer gesagt mit dem Titel Deep Blue Sea kam ich besser rein. Die Ballade wurde reduziert vorgetragen und das ansonsten mächtig scheppernde Schlagzeug schwieg für ein paar Minuten. Ein Genuß, so wollte ich das eigentlich durchgängig haben! Ich glaube Grizzly Bear waren sich im Klaren darüber, daß es heute schwierig werden würde, gegen die Anonymität einer großen Location anzukämpfen. Wohl deshalb hatten sie die gute Idee, Einmachgläser mit Kerzen auf der Bühne zu benutzen, die wie Lampions von einer T-förmigen Stange herunterhingen. Je nach Song wurden die (elektrischen) Kerzen runtergedimmt und bei Deep Blue Sea glaubte man sich wirklich in einem kleinen Raume mit der Band, bei Kerzenschein das Lied genießend. Im Anschluß wurde es dann aber doch wieder wuchtiger, bevor das wundervolle Foreground erneut betören konnte. Wunderschön der Harmonie-Gesang, ganz fabelhaft die Melodie, perfekt ausgewogen die Instrumentierung. Zucker!
Kurz vor Ende kam mit On A Neck, On A Spit dann auch noch mein absoluter Favorit. Nie werde ich dieses psychedelischen Kleinods mit dem Stimmungswechsel in der Mitte überdrüssig, ich könnte das Lied sicherlich noch eine Millionen mal hören!
Das absolute Highlight hatten sich die Amis allerdings für die einzige Zugabe aufgehoben. All We Ask klang als käme es von einem alten Grammofon. Traumhaft zeitlos, voller Charme und Esprit und auf verwunschene Weise schön. Das Schlagzeug schwieg bei diesem Stück. Ein reines Akustikkonzert von Grizzly Bear, das wär's! Aber in meinem Wohnzimmer werden sie wohl kaum antreten, oder etwa doch?
Vorgruppe Dirty Projectors: Die experimentelle Indie Pop Band aus Brooklyn hatte die Ehre, den Konzertabend zu eröffnen. Artig wurden Komplimente an die Kumpels von Grizzly Bear verteilt und auch die Location gelobt. Sänger und Gitarrist Dave Longstreth fand besonders erwähnenwert, daß Björk hier schon gespielt hatte. Mit der Isländerin haben die Dirty Projectors gerade eine gemeinsame EP namens Mount Wittenberg Orca aufgenommen, die am 30.06.2010 erscheinen soll (Hier gibt es die Tracklist und ein Video und hier bei Stereogum einige Erläuterungen zu diesem Projekt von Dave). Nur allzu verständlich, daß er voll des Lobes für Björk war. Aber auch ihr eigenes Material konnte sich hören lassen. Ungemein quirlig, innovativ und gegen den Strich gebürstet, es gibt wirklich Argumente, auf die Band zu fliegen. Klar, man sollte diese Musik vielleicht nicht hören, wenn man gerade Migräne hat, das könnte den Zusatnd verschlimmern, aber orginell sind die jungen Amerikaner ohne Frage. Und auf der Bühne präsentierten sie sich so frisch und ungestüm, wie man das von ihren Songs erwarten darf. Alle hopsten wild durch die Gegend und ließen ihrer Spielfreude freien Lauf. Drei Damen und drei Herren, auch in dieser Hinsicht war alles ausgewogen. Meistens sang zwar Dave, aber auch Angel und Amber hatten ihre Soloauftritte, während das dritte Mädel namens Haley Dekle sich auf den irren Chorgesang beschränkte. Die Reaktionen auf ihren Auftritt waren hinterher gemischt. Manche Leute hielten das Ganze für arg zäh und überdreht, andere waren hin und weg. Dirty Projectors polarisieren also und das ist für eine aufstrebende Band nicht das schlechteste, was ihnen passieren kann. Ich denke, man wird in Zukufnt noch viel von ihnen hören und sehen!
Fotos in Kürze!
Setlist Grizzly Bear, Olympia, Paris:
01: Southern Point
02: Cheerleader
03: Little Brother
04: Lullaby
05: Knife
06: Fine For Now
07: Two Weeks
08: Ready, Able
09: Deep Blue Sea
10: I Live With You
11: Foreground
12: While You Wait For The Others
13: On A Neck, On A Spit
14: Fix It
15: All We Ask (akustisch)
Setlist Dirty Projectors, Olympia, Paris:
01: Mount Wittenberg I
02: No Intention
03: Temecula Sunrise
04: Two Doves
05: Spray Paint
06: Cannibal Resource
07: Remade Horizon
08: Stillness Is The Move
09: Bitte Bitte Orca
Aus unserem Archiv:
Grizzly Bear, Den Haag. 20.11.09 (Christoph zeigte sich trotz des Saxofons begeistert, war aber bisher zu müde, den vollständigen Artikel zu liefern)
Grizzly Bear, Haldern, 15.08.09
Grizzly Bear, Paris, 14.05.07
Department Of Eagles, Paris, 04.12.08
Dirty Projectors, Paris, 08.05.08
Dirty Projectors, Paris, 09.09.09
Dirty Projectors, Brüssel, 19.09.09 (Christoph fiel zu den Dirty Projectors gar nichts ein. Er war sprachlos)
01: Southern Point
02: Cheerleader
03: Little Brother
04: Lullaby
05: Knife
06: Fine For Now
07: Two Weeks
08: Ready, Able
09: Deep Blue Sea
10: I Live With You
11: Foreground
12: While You Wait For The Others
13: On A Neck, On A Spit
14: Fix It
15: All We Ask (akustisch)
Setlist Dirty Projectors, Olympia, Paris:
01: Mount Wittenberg I
02: No Intention
03: Temecula Sunrise
04: Two Doves
05: Spray Paint
06: Cannibal Resource
07: Remade Horizon
08: Stillness Is The Move
09: Bitte Bitte Orca
Aus unserem Archiv:
Grizzly Bear, Den Haag. 20.11.09 (Christoph zeigte sich trotz des Saxofons begeistert, war aber bisher zu müde, den vollständigen Artikel zu liefern)
Grizzly Bear, Haldern, 15.08.09
Grizzly Bear, Paris, 14.05.07
Department Of Eagles, Paris, 04.12.08
Dirty Projectors, Paris, 08.05.08
Dirty Projectors, Paris, 09.09.09
Dirty Projectors, Brüssel, 19.09.09 (Christoph fiel zu den Dirty Projectors gar nichts ein. Er war sprachlos)
2 Kommentare :
Christoph war nicht sprachlos sondern nicht mehr anwesend!
Ich dachte er (bzw. ihr) hätte (t) zumindest den Beginn der Dirty Projectors noch gesehen, das Ganze aber als "Kunststudentenkacke abgetan...
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