Konzert: Toy Fight (Mina Tindle, Tingsek)
Ort: Le Scopitone, Paris
Datum: 11.02.2010
Zuschauer: volle Hütte
Konzertdauer: Konzerte von 21 Uhr bis 23 Uhr 30, mit Pausen dazwischen.
Lediglich sechs Leute seien bei einem ihrer Deutschland-Konzerte im vergangenen Jahr gewesen, erzählte mir kürzlich Toy Fight Schlagzeuger Jean Thevenin. "Das war schon ziemlich hart, aber insgesamt war die Tour toll", befand der omnipräsente Drummer.
Da haben es Toy Fight in Paris inzwischen schon leichter. Obwohl auch hier noch keinem Massenpublikum bekannt, schafften sie es heute zumindest das Scopitone gut zu füllen. Angeblich beträgt die Platzkapazität hier 400 Plätze, was mir irgendwie unglaublich viel vorkommt, da der Laden doch arg klein wirkt. Aber da kann man sich leicht täuschen, ich hätte auch nie gedacht, daß wir locker in der Lage sind, 50 Leute in unserem Wohnzimmer unterzubringen!
Toy Fight standen aber nicht allein auf dem Programm, denn es gab zuvor noch zwei weitere Acts. Zunächst einen blendend aussehenden Schweden, mit souliger Stimme im Stile von Paolo Nutini, der auf den Projektnamen Tingsek hört. Schon nach dem ersten Lied, das er alleine auf der Akustischen vortrug, wußte ich, daß seine Musik nichts für mich ist, aber man musste ihm zumindest showtechnisches Talent bescheinigen. Mit seiner smarten Art und seinem energiegeladenen Spiel hielt er zumindest seine Fans (ja, es gab Leute, die extra für ihn gekommen waren, zum Beispiel der Coco Rosie Kumpel Spleen) bei Laune und alle Frauen schwärmten hinterher von seinem blendenden Aussehen. Schon erstaunlich, der Kerl hat bereits vier Alben gemacht und ich hatte noch nie von ihm gehört! Und morgen hat er sogar ein Konzert im Olympia eingetragen. Vorprogramm von wem? Hmm, keine Ahnung!
Weiter ging es mit Mina Tindle, bekanntermaßen eine meiner Lieblingssängerinnen aus Frankreich. Klar, sie singt auf englisch, aber an ihrem süßen Akzent hört man raus, daß sie nicht in London aufgewachsen ist. Was für ein Talent, dieses unfassbar niedliche Mädchen! Ihre an Feist erinnernde Stimme klang heute noch klarer und präziser als sonst und auch der Sound insgesamt war ausgezeichnet. Insofern ein Jammer, daß sie lediglich die Zeit für 4 (!) Lieder hatte. Für einen Fan wie mich viel zu wenig und auch ein paar andere Leute murrten. Hätte man nicht bei dem Schweden zuvor kürzen und dafür bei Mina was draufpacken können? Aber nun gut, selbst für vier Lieder würde ich wahrscheinlich bei - 15 ° Celsius in der Unterhose in das entlegenste Viertel von Paris laufen, um der Tindle zuzuhören. Und so erfreute ich mich halt eben an Kleinoden wie The Kingdom (gibt es als Vinylsingle mit Download- Code), To Carry Many Samll Things oder Lovely Day. Gerade das abschließende Lovely Day entwickelte heute einen ganz besonderen Zauber. Die Stimmung fast weihnachtlich zu nennen (deshalb der Text "silent night?") und stimmlich drang Mina in Bereiche vor, die sie vorher noch nicht ausgetestet hatte. Begleitet wurde sie dabei auf vorzügliche Weise von ihrem Pianisten Maxime und dem Glöcken-Gitarre- und Melodica Spieler Guillaume. Mina Tindle insofern also ein Trio und ganz alleine habe ich sie auf der Bühne auch noch nie gesehen. Das nächste mal bitte ein wenig länger, Mina und alle sind froh!
Dann Toy Fight. Ohne Mina Tindle, die eigentlich dazugehört, heute aber nur im Publikum anwesend war. Lieber hätte ich sie natürlich auf der Bühne gesehen, aber auch die Jungs von Toy Fight sind anschaulich und obendrein überaus sympathisch. Die typischen französischen Studenten würde man sagen, wenn man sie so sieht, aber ich glaube, sie sind alle mehr oder weniger fertig mit dem Studium (und den Nerven?). Ganz egal, besser hier musikalisch in Aktion als hinter Büchern verschanzt. Wäre auch zu schade, wenn man sie nur auf CD hätte, denn gerade live entwickeln sie ihre Qualitäten. Jedes Konzert klingt anders, alles wirkt mehr oder minder improvisiert und jedes einzelne Lied erfährt live eine neue Interpretation. Genauso wünsche ich mir das, denn nichts ist öder, als lediglich das Album gelangweilt runtergeleiert zu bekommen. Von derlei Routine keine Spur bei Toy Fight, die jedes mal noch eine Schippe draufpacken und ungemein schwungvoll und spielfreudig zu Werke gehen. Besonders der Drummer Jean gibt regelmäßig alles und verleiht dem Ganzen einen unglaublichen Bums (nicht an etwas Versautes denken, jetzt, ja. Wir sind ein Musikblog). Ich frage mich immer, ob der noch keine Rückenschmerzen hat, dermaßen rotiert der auf seinem Stühlchen hin und her. Sollte man nicht besser gerade sitzen? Eher ruhig und schüchtern hingegen David Simonetta, eine der drei (!) Sänger der Band, der fast immer in der Mitte postiert ist. Als Chef würde ich ihn trotzdem nicht bezeichnen, denn ursprünglich waren er, Gitarrist Sebastien und der Pianist Maxime Chamoux gleichberechtigte Gründer der Band. Der Bassist El Bert, Drummer Jean und Mina Tindle sind erst später hinzugestoßen, um das Klangbild zu bereichern. Aber ganz egal ob David, Maxime oder Sebastien singen, immer haben sie einen lustigen Akzent, der den Franzosen im Publikum wahrscheinlich noch nicht einmal sonderlich auffällt, weil sie den Gleichen haben. Charmant nennt man das wohl und das ist es auch. Die Aussprache ist wurst, was zählt sind die guten Lieder und die Stimmung, die vermittelt wird. Und gute, stimmungsvolle Lieder haben Toy Fight so viele! Da ich sie inzwischen etliche Male live gesehen habe und auch das Album bei mir hoch und runterlief, sind Sachen wie Your Own Fireworks, High Noon oder Trucmuche schon fast zu Klassikern geworden. Aber da sie die Stücke immer wieder abwandeln und neu instrumentieren, wird es wirklich nie langweilig. Schon unverschämt melodiös wie hier zu Werke gegangen wird, da kann man sich nur schwer entziehen! Und weil alles so frisch und zackig geboten wird, merkt mn überhaupt nicht, wie die Zeit vergeht. Ich schätze mal, daß insgesamt gut 75 Minuten musiziert wurde, aber mir kam das alles wie eine halbe Stunde vor. Prickelnd wie eine kühle Limo im Sommer wurde ein Knüller nach dem anderen serviert und man kam auch in den Genuß von zwei Tracks, die nicht auf dem Album sind. Streetlights ist ein tolles neues Lied, das zwar bereits beim Konzert im Café de la danse gespielt wurde, daß aber immer noch nicht im Netz anhörbar ist und Les Enfants , das einzige französische Lied im Set. Auch die Zugabe mit dem Go Betweens Cover noch einmal spitze und abschließend die Erkenntnis, daß die Pariser Nachwuchsmusiker inzwischen auch technisch immer stärker werden. Da läuft alles wie auf Rädern!
Setlist Toy Fight, Le Scopitone, Paris:
01: High Noon
02: Bob
03: Minute Song
04: Where The Avalanches Are
05: Trucmuche (The Punch Line)
06: Lisa
07: Les Enfants
08: Les Indes Noires
09: Street Lights
10: A Drum Drum Boy
11: Your Own Fireworks
12: The If Song
13: Golden Make Up
14: The House That Jack Kerouac Built (The Go Betweens Cover)
Aus unserem Archiv:
Mina Tindle, Paris, 19.10.09
Mina Tindle,Paris, 07.09.09
Mina Tindle, Paris, 12.05.09
Mina Tindle, Paris, 14.04.09
Mina Tindle, Paris, 13.01.09
Mina Tindle, Paris, 15.10.08
Toy Fight, Paris, 26.10.2009
Toy Fight, Paris, 18.06.09
Toy Fight, Paris, 14.05.09
Toy Fight, Paris, 04.05.09
Toy Fight, Paris, 26.02.09
Da haben es Toy Fight in Paris inzwischen schon leichter. Obwohl auch hier noch keinem Massenpublikum bekannt, schafften sie es heute zumindest das Scopitone gut zu füllen. Angeblich beträgt die Platzkapazität hier 400 Plätze, was mir irgendwie unglaublich viel vorkommt, da der Laden doch arg klein wirkt. Aber da kann man sich leicht täuschen, ich hätte auch nie gedacht, daß wir locker in der Lage sind, 50 Leute in unserem Wohnzimmer unterzubringen!
Toy Fight standen aber nicht allein auf dem Programm, denn es gab zuvor noch zwei weitere Acts. Zunächst einen blendend aussehenden Schweden, mit souliger Stimme im Stile von Paolo Nutini, der auf den Projektnamen Tingsek hört. Schon nach dem ersten Lied, das er alleine auf der Akustischen vortrug, wußte ich, daß seine Musik nichts für mich ist, aber man musste ihm zumindest showtechnisches Talent bescheinigen. Mit seiner smarten Art und seinem energiegeladenen Spiel hielt er zumindest seine Fans (ja, es gab Leute, die extra für ihn gekommen waren, zum Beispiel der Coco Rosie Kumpel Spleen) bei Laune und alle Frauen schwärmten hinterher von seinem blendenden Aussehen. Schon erstaunlich, der Kerl hat bereits vier Alben gemacht und ich hatte noch nie von ihm gehört! Und morgen hat er sogar ein Konzert im Olympia eingetragen. Vorprogramm von wem? Hmm, keine Ahnung!
Weiter ging es mit Mina Tindle, bekanntermaßen eine meiner Lieblingssängerinnen aus Frankreich. Klar, sie singt auf englisch, aber an ihrem süßen Akzent hört man raus, daß sie nicht in London aufgewachsen ist. Was für ein Talent, dieses unfassbar niedliche Mädchen! Ihre an Feist erinnernde Stimme klang heute noch klarer und präziser als sonst und auch der Sound insgesamt war ausgezeichnet. Insofern ein Jammer, daß sie lediglich die Zeit für 4 (!) Lieder hatte. Für einen Fan wie mich viel zu wenig und auch ein paar andere Leute murrten. Hätte man nicht bei dem Schweden zuvor kürzen und dafür bei Mina was draufpacken können? Aber nun gut, selbst für vier Lieder würde ich wahrscheinlich bei - 15 ° Celsius in der Unterhose in das entlegenste Viertel von Paris laufen, um der Tindle zuzuhören. Und so erfreute ich mich halt eben an Kleinoden wie The Kingdom (gibt es als Vinylsingle mit Download- Code), To Carry Many Samll Things oder Lovely Day. Gerade das abschließende Lovely Day entwickelte heute einen ganz besonderen Zauber. Die Stimmung fast weihnachtlich zu nennen (deshalb der Text "silent night?") und stimmlich drang Mina in Bereiche vor, die sie vorher noch nicht ausgetestet hatte. Begleitet wurde sie dabei auf vorzügliche Weise von ihrem Pianisten Maxime und dem Glöcken-Gitarre- und Melodica Spieler Guillaume. Mina Tindle insofern also ein Trio und ganz alleine habe ich sie auf der Bühne auch noch nie gesehen. Das nächste mal bitte ein wenig länger, Mina und alle sind froh!
Dann Toy Fight. Ohne Mina Tindle, die eigentlich dazugehört, heute aber nur im Publikum anwesend war. Lieber hätte ich sie natürlich auf der Bühne gesehen, aber auch die Jungs von Toy Fight sind anschaulich und obendrein überaus sympathisch. Die typischen französischen Studenten würde man sagen, wenn man sie so sieht, aber ich glaube, sie sind alle mehr oder weniger fertig mit dem Studium (und den Nerven?). Ganz egal, besser hier musikalisch in Aktion als hinter Büchern verschanzt. Wäre auch zu schade, wenn man sie nur auf CD hätte, denn gerade live entwickeln sie ihre Qualitäten. Jedes Konzert klingt anders, alles wirkt mehr oder minder improvisiert und jedes einzelne Lied erfährt live eine neue Interpretation. Genauso wünsche ich mir das, denn nichts ist öder, als lediglich das Album gelangweilt runtergeleiert zu bekommen. Von derlei Routine keine Spur bei Toy Fight, die jedes mal noch eine Schippe draufpacken und ungemein schwungvoll und spielfreudig zu Werke gehen. Besonders der Drummer Jean gibt regelmäßig alles und verleiht dem Ganzen einen unglaublichen Bums (nicht an etwas Versautes denken, jetzt, ja. Wir sind ein Musikblog). Ich frage mich immer, ob der noch keine Rückenschmerzen hat, dermaßen rotiert der auf seinem Stühlchen hin und her. Sollte man nicht besser gerade sitzen? Eher ruhig und schüchtern hingegen David Simonetta, eine der drei (!) Sänger der Band, der fast immer in der Mitte postiert ist. Als Chef würde ich ihn trotzdem nicht bezeichnen, denn ursprünglich waren er, Gitarrist Sebastien und der Pianist Maxime Chamoux gleichberechtigte Gründer der Band. Der Bassist El Bert, Drummer Jean und Mina Tindle sind erst später hinzugestoßen, um das Klangbild zu bereichern. Aber ganz egal ob David, Maxime oder Sebastien singen, immer haben sie einen lustigen Akzent, der den Franzosen im Publikum wahrscheinlich noch nicht einmal sonderlich auffällt, weil sie den Gleichen haben. Charmant nennt man das wohl und das ist es auch. Die Aussprache ist wurst, was zählt sind die guten Lieder und die Stimmung, die vermittelt wird. Und gute, stimmungsvolle Lieder haben Toy Fight so viele! Da ich sie inzwischen etliche Male live gesehen habe und auch das Album bei mir hoch und runterlief, sind Sachen wie Your Own Fireworks, High Noon oder Trucmuche schon fast zu Klassikern geworden. Aber da sie die Stücke immer wieder abwandeln und neu instrumentieren, wird es wirklich nie langweilig. Schon unverschämt melodiös wie hier zu Werke gegangen wird, da kann man sich nur schwer entziehen! Und weil alles so frisch und zackig geboten wird, merkt mn überhaupt nicht, wie die Zeit vergeht. Ich schätze mal, daß insgesamt gut 75 Minuten musiziert wurde, aber mir kam das alles wie eine halbe Stunde vor. Prickelnd wie eine kühle Limo im Sommer wurde ein Knüller nach dem anderen serviert und man kam auch in den Genuß von zwei Tracks, die nicht auf dem Album sind. Streetlights ist ein tolles neues Lied, das zwar bereits beim Konzert im Café de la danse gespielt wurde, daß aber immer noch nicht im Netz anhörbar ist und Les Enfants , das einzige französische Lied im Set. Auch die Zugabe mit dem Go Betweens Cover noch einmal spitze und abschließend die Erkenntnis, daß die Pariser Nachwuchsmusiker inzwischen auch technisch immer stärker werden. Da läuft alles wie auf Rädern!
Setlist Toy Fight, Le Scopitone, Paris:
01: High Noon
02: Bob
03: Minute Song
04: Where The Avalanches Are
05: Trucmuche (The Punch Line)
06: Lisa
07: Les Enfants
08: Les Indes Noires
09: Street Lights
10: A Drum Drum Boy
11: Your Own Fireworks
12: The If Song
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