Samstag, 10. August 2019

Jetstream Pony, Ripley, 28.07.19


Konzert: Jetstream Pony
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 28.07.2019
Dauer: gut 35 min
Zuschauer: bestimmt 100 (volle Kirche)



Eines der Konzerte, auf die ich mich am meisten beim Indietracks gefreut hatte, stand irgendwie beispielhaft für das ganze Festival: riesige Vorfreude, dann aber nur ein halbes Vergnügen, wofür die Band, im anderen Fall das Festival nichts konnte. Wie schon im vergangenen Jahr war das Wetter in den Midlands bis Donnerstag heiß und trocken. Sobald sich Bands und Publikum der Swanwick Junction näherten, kam der Regen. Bis auf eine kurze Pause am Samstag und einige Phasen am Sonntag regnete es durch.
 
 
Anders als im Vorjahr war der Sound in der akustisch schwierigen Indoor-Halle dieses Jahr wieder ein Thema. Die erste Band, die drinnen spielte (Molar) und auf die ich mich auch sehr gefreut hatte, klang fürchterlich. Bei der ersten Band auf einem Festival war ja vorher Zeit für einen ausgiebigeren Soundcheck. Genutzt hatte die nichts, es schepperte und dröhnte und war alles andere als ein Vergnügen. Jetstream Pony spielten gleich im Anschluß und wurden ebenso Opfer des miesen Sounds. Irgendwann nach ausgetauschten Kabeln und einigen "Was ist das? Die Scheiße"s, saß Sängerin Beth Arzy frustriert auf dem Schlagzeugpodest. Die Band hatte sich so auf den Auftritt gefreut und wurde nicht vom Wind aber vom schlechten Sound von der Bühne getrieben. 
Aber da auch beim Indietracks jeder weiß, wie wundervoll die Musik der Band aus Brighton ist, bekam sie einen zweiten Auftritt, der Sonntagmittag in der Kirche stattfand. Und der perfekt war.


Seit ich die Band bei ihrem dritten Auftritt in Hamburg gesehen habe, ist einiges passiert. 2017 hatten Jetstream Pony gerade mal eine Single veröffentlich, heute ist der Katalog um eine EP, eine Kassette und ein paar neue Lieder reicher. Und das, was sich damals erahnen ließ, ist jetzt passiert: Jetstream Pony sind eine Indiepop-Perle mit fantastischen Songs, die live unglaublich viel Spaß macht!


Richtig überraschend ist das nicht. Sängern Beth ist und war in mehr großartigen Bands als der Durchschnittsdeutsche kennt (Aberdeen*, The Luxembourg Signal, Trembling Blue Stars...). Dazu hat sie mit Kerry Boettcher (Bass - Turbocat) und Shaun Charman (Gitarre - The Wedding Present, The Fireworks, The Popguns) wundervolle Bandmates. Die Schlagzeugerin meines ersten Konzerts war nicht dabei, stattdessen saß Hannes Müller von Endlich Blüte und den BV's auf ihrem Platz. Hannes machte aus der Kerry-Beth-Shaun-Supergroup eine Nochsuperergroup. 



Obwohl es um 12:20 Uhr losging, war die kleine rote Kapelle ("church stage") randvoll. Jetstream Pony begannen mit Out of reach von der 2018 beim feinen Augsburger Label Kleine Untergrund Schallplatten erschienenen EP. Heute klang alles großartig, heute waren alle gut gelaunt, heute hätte es auch bei Emma Cooper nicht besser funktioniert. Beth hatte keinen Grund für deutsche Flüche (was aber auch ein wenig schade war).


Musikalische Highlights gibt es bei der Band reichlich. Self-destruct reality ist sicher ein Überhit, der Rest fällt dagegen aber nicht ab. Sehr mag ich auch das Cover von Kerrys und Shauns Band Turbocat. A tribute to Wanda and Zena ist auf der EP und beginnt mit dem "Bass, Bass, wir brauchen Bass"-Sample (ist das Das Bo?). Bei A tribute... spielt Beth Bass. Beim Instrumente-Wechsel forderte sie Kerry auf, einen Witz zu erzählen. "Aber nicht den von gestern!" - "Tell a religious joke!"

Das Bass-Spample stammte von einer Hamburg-Soundbox, die Beth in einer anderen Pause durchspielte. "The Germans give us the best presents! Heinz' box, Hannes!"


Es war großartig! Das Festival hätte einen echten Makel gehabt, wenn Jetstream Pony nicht die Chance bekommen hätten, so gut zu klingen, wie die Band es verdient. Natürlich war der Auftritt in der Kirche eines der großen Highlights des 2018er Indietracks!

Setlist Jetstream Pony, Indietracks, Ripley:

01: Out of reach
02: Like you less
03: I close my eyes
04: Mitte
05: A tribute to Wanda and Zena (Turbocat Cover)
06: It's fine
07: Gone to ground
08: Self-destruct reality
09: Had enough
10: Charms around your wrist

Links:

- Jetstream Pony, Hamburg, 28.10.17




* mit der nach der silbernen Stadt benannten Band hat sie im Bronze in Sunnydale gespielt!

 


1 Kommentare :

Rocker Rosehip hat gesagt…

'Charms Around Your Wrist' is a Softies cover

 

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