Montag, 16. Mai 2016

Troy von Balthazar, Darmstadt, 15.05.16


Konzert: Troy von Balthazar
Ort: Oetinger Villa in Darmstadt
Datum: 15. Mai 2016
Dauer: 60 min
Zuschauer: etwa 40

(c) Christoph
Mit der Musik von Troy von Balthazar wird sich wohl für mich immer ein auch aus persönlichen Gründen sehr aufwühlendes erstes Konzerterlebnis im Jubez (Karlsruhe) verbinden. Aber tatsächlich ist sein aktuelles Album Knights of Something wieder ein guter Grund, auch einen gewissen Weg auf sich zu nehmen, um Troy live auf der Bühne dabei zu sehen, wie er diese Art von Musik verfertigt. Die gewisse typische Struktur vieler Songs  ist dabei zwar wie mit einem Echtheitssiegel versehen, aber für mich immer noch nicht ausgereizt, sondern faszinierend. Besonders, wie bestimmte Stücke überraschend einen Klammergriff um mein Herz legen. Dabei an der Oberfläche unendlich deprimierend und aussichtslos scheinen, aber auf wundersame Weise Trost spenden.

Trotzdem war die Entscheidung für einen Besuch in der Oetinger Villa in Darmstadt im Finale ein ziemlicher Krimi. Für etwa 110 km brauchen öffentliche Verkehrsmittel hier nämlich über drei Stunden bzw. auf der Rückfahrt die halbe Nacht (*). Dann aber zeichnete sich ab, dass es ein sehr seltenes Konzerttagebuchler Treffen geben könnte und ich holte meinen Mann mit ins Boot. Mit dem Auto wäre es im Zeitaufwand ok, zumal wir die Hauptverkehrszeit auf der A5 vermeiden würden. Der Plan ging dann auch (zum Glück!) bestens auf (x).

Als wir 21 Uhr ankamen, war noch kaum jemand da, aber es füllte sich langsam und Troy hatte Zeit, fast jeden einzelnen zu begrüßen und zu bitten, ein paar Sätze in sein Diktafon zu sprechen. What is your favorite animal oder What makes you happy and Why? Inzwischen waren Oliver und Christoph auch angekommen (die wußten, dass es nicht vor 21:45 Uhr losgehen würde) und wir hatten Westerwälder Keramik und Römertöpfe gewürdigt und entschieden, dass die TVB-Bühnendeko mit Lämpchen echt schau aussieht. Als dann kurz nach 22 Uhr das Licht erlosch, ging das Konzert auch (endlich) los.

Der Auftakt wurde von Troy als Happy song eingeordnet und uns wurde attestiert You look pretty. Tatsächlich schien er richtig gut gelaunt zu sein und war im Verlauf des Konzertes mitunter geradezu spitzbübisch: My brain sounds like this... Schließlich war die Stimmung seiner Meinung nach reif für ein Lied vom neusten Album, nämlich das erste: Surfer. Bis dahin waren seine Hauptzutaten E-Gitarre, Verzerrung und Stimme gewesen. Im nächsten Song Tiger vs Pideon nutzte er dann eine kleine Klaviatur auf dem Boden und ohne durch die Fesseln der Gitarre gebunden zu sein, artete es in einen regelrecht expressionistischen Tanz aus. Anschließend war es Zeit für ein wenig Augen schließen meinerseits, denn  Astrid ist wohl der mir liebste der neuen Songs. Er selbst kündigte ihn als Terrible mess song an (er würde ihm live ständig anders misslingen) und lachte tatsächlich das erste Mal ganz offen dabei (bis dahin war die gute Laune mehr so zwischen den Zeilen aufgeblitzt).
 

Auch ein Cohen Cover passte natürlich perfekt und bewies Troys These You are in the wrong concert for happy songs. Anschließend gab es tatsächlich ein kleines Disaster und Abbruch des Songs über eine (deprimierende) Fahrradtour durch Berlin. Statt dessen den (von mir sehr geliebten) Klassiker The Tigers. Zu meiner großen Überraschung führte der Text hier zu andauernden Heiterkeitsausbrüchen im Publikum. Er ist auch wirklich schwarzhumorig, aber war für mich bis dahin immer mehr so ein schwarzes Loch von Song gewesen. Nach einem gelungenen zweiten Versuch und einem akustischen (sogar ohne Mikro) Chokebore song war es Zeit, auch die gesammelten Audio-Schnipsel unterzubringen. Da huschte das Lächeln von Gesicht zu Gesicht beim wieder erkennen. 

Und so schwangen wir auf die Zielgeraden mit Smarter und anschließend einem fast tänzerischen Klangteppich (sehr geiles Stück) und einem Chokebore Song, der eine halsbrecherische Nacht-Fahrt einen Hawaianischen Berg hinab zum Anlass hatte. Klar musste es Zugaben geben. Und zwar sehr schön Tropical und Wings (als süßes Betthupferl verabreicht). Und da war sie wieder, die trostreiche Gewissheit, an diesem Abend genau das richtige getan zu haben.


Setlist:

01: Real strong love
02: Tone clusters
03: Surfer
04: I block the sunlight out
05: Astrid
06: Who by fire (Leonard Cohen Cover)
07: Touch is meat
08: The tigers
09: Thugs
10: One easy pieces (Chokebore)
11: Infinity face
12: Smarter
13: Heroic little sisters
14: Manic high
15: Valentine (Chokebore)

16: Tropical (Z)
17: Wings (Z)


(*) Es gibt noch die frühere Standardverbindung mit dem IC von Karlsruhe nach Frankfurt über Darmstadt, wo es akzeptable 75 min sind (die aber gegen 68 min bis in 20km weiter nördlich liegende Frankfurt auf der Schwesterstrecke auch nicht arg gut aussehen). Leider sehr selten und am Pfingssonntag das letzte Mal 17:10 Uhr. 

(x) Allerdings erwies sich aber auch meine Entscheidung nicht mit Öffis zu fahren nachträglich als sehr weise. Die hing nämlich daran, die Rückfahrt mit einem Bus 22:06 Uhr zu beginnen (das war die einzige, wo von der Nacht noch ein Stück zum schlafen bleiben würde). Das Konzert begann 22:08 Uhr.

Konzerttermine: 
15.05. Darmstadt, Oetinger Villa
16.05. Freiburg, Slow Club
17.05. Düsseldorf, Kassette
18.05. Namur, Belvedere
19.05. Liege, Le Hangar
20.05. Dour, tba
21.05. Offenbach, Hafen 2
22.05. Fribourg, Nouveau Monde
24.05. Wien, Rhiz
25.05. Prague, Potrvá
26.05. Berlin, Acud
27.05. Leipzig, Werk 2
28.05. Hamburg, Club Heim


Aus unserem Archiv:
Troy von Balthazar, Frankfurt, 13.04.13
Troy von Balthazar, Karlsruhe, 12.04.13
Troy von Balthazar, Paris, 20.03.13
Troy von Balthazar, Karlsruhe, 28.11.12
Troy von Balthazar, Paris, 15.04.11
Troy von Balthazar, Paris, 31.03.11
Troy von Balthazar, Paris, 23.11.09*
Troy von Balthazar, Paris, 18.04.09
Troy von Balthazar, Paris, 04.12.06



 

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