Donnerstag, 5. Mai 2016

Laura Gibson, Leipzig, 03.05.16


Konzert: Laura Gibson
Ort: Werk 2, Leipzig
Datum: 03.05.2016
Dauer: 80 min
Zuschauer: ca. 80


Ich kenne Laura Gibson seit ihrem Album "Beast of Seasons" (2009), habe es aber bisher nie geschafft, ein Konzert zu besuchen. Auf der Suche nach Gelegenheiten in dieser Woche habe ich dieses hier erst recht kurzfristig gefunden und auf der Anfahrt noch in das aktuelle Album hineingehört, um mich auf den Abend vorzubereiten.



Als ich den Saal betrete, spielt die Vorband mit 4 jungen Herren gerade ihren ersten Titel und klingt wie eine 1970er US-Band aus dem mittleren Westen. Die Überraschung ist groß, als die Ansage nach dem Titel in deutsch herüberkommt. Leon Francis Farrow kommen aus Berlin und promoten gerade ihr Debütalbum. Die Songs geben sich erdig und mit ziemlich glaubwürdigem amerikanischen Akzent. Die halbe Stunde mit ihnen ist recht kurzweilig. Schon alleine Sänger und Gitarrist/Keyboarder Phil Nemeth ist eine Augen- und Ohrenweide, erinnert er mich doch in Statur und Bühnenpräsenz ab und zu an Prince.

Als Laura Gibson mit ihrer Band die Bühne betritt, hat sich der Saal dann doch halbwegs ordentlich gefüllt. Laura begrüßt das Publikum mit den neuen Songs. Das Album "Empire Builder" wird ausgiebig vorgestellt und die Band überzeugt mit sehr variablem Instrumenteneinsatz und wohlgesetzten musikalischen Leckerbissen: wenn man Schlagzeug mit Schneebesen und anderem Küchengerät oder einen Song mit 2 Violinen spielt, zeugt das für mich von Souveränität.



Zwischen den Liedern kämpft Laura Gibson immer wieder mit ihrem Husten, dem Gesang merke ich aber nichts an. Ihre Stimme klingt zerbrechlich und vermittelt oft eine Einsamkeit, die Körpersprache jedoch zeigt Präsenz und Bodenhaftung. Ich nehme ihr ab, dass sie die Geschichten ihrer Songs durchlebt hat, obwohl sie dazu in ihren Ansagen bis auf wenige Ausnahmen keinen Bezug nimmt. "Empire Builder" zum Beispiel. In dem Song thematisiert sie ihre Zugfahrt von der West- zur Ostküste und gleicht Aufbruch, Reise und Ankommen mit ihren Lebenserfahrungen ab. "Damn Sure" ist eine Reihung sicher geglaubter Fixpunkte im Leben, die sich im Rückblick dann doch als nicht sicher zeigten. Diese Songs lässt sie wirken und für sich stehen, erzählt dagegen von der Geschichte um "Dark Lake", eine Gegend in Oregon, wo sie für eine gewisse Zeit artist in residence war, um dort zu schreiben. Den Dark Lake selbst hat sie dabei nicht besucht und in dem Song ihre eigene Vorstellung von ihm in Verse und Melodie gebracht. 


Nach dem Akustikset mit "The Longest Day" von ihrer allerersten EP und als erstem von ihr je geschriebenen Lied kehrt die Band zurück auf die Bühne. Das Set endet nach einer überraschend schnellen Stunde mit "The Last One" vom aktuellen Album. Die Zugaben bauen dann noch einmal Spannung auf für das große Finale mit "La Grande".



Es war ein Abend mit einer zurückhaltenden, sehr sympatischen Künstlerin, die eine ganz große ihrer Zunft ist - nur dass das offenbar nicht so viele wahrnehmen. Ich wünsche ihr viele Besucher auf den ausstehenden Konzerten und jede Menge Abnehmer für die CDs und Schallplatten.

Setlist:
01. Damn Sure
02. The Cause
03. Empire
04. The Search For Dark Lake
05. Not Harmless
06. Five And Thirty
07. Louis
08. The Longest Day
09. ???
10. Two Kids
11. Caldera, Oregon
12. The Last One

13. Milk-Heavy, Pollen-Eyed (Z)
14. La Grande (Z)


nächste Konzerte:
05.05.2016 Pecs (H)
06.05.2016 Wien (AT)
07.05.2016 Dornbirn (AT)


Aus unserem Archiv:
Reza & Laura Gibson, Paris, 12.12.2009
Laura Gibson, Paris, 10.05.2012
Laura Gibson & Calexico, Paris, 16.11.2012


 

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