Mittwoch, 11. Mai 2016

Lush, London, 07.05.16


Konzert: Lush
Ort: Roundhouse, London
Datum: 07.05.2016
Dauer: Lush 85 min, Spectres 40 min
Zuschauer: gut 3.000 (nicht ganz ausverkauft)



Wie bekommt man eine 3.000er Konzerthalle nach einer Veranstaltung schnell leer? Man spielt Huey Lewis & the News. Wahnsinn, wie flott der Innenraum des Roundhouse nach Konzertende geräumt war. Eine Minute nachdem das Licht (und die Musik) anging, waren gerade mal noch ein-, zweihundert Menschen unten im Saal. 

Mein zweites Lush-Konzert im Roundhouse hatte ich von oben angeguckt. Gegen eine Gebühr von zwei Pfund konnte man die Stehplatz-Karten in Tickets oben umtauschen, wir machten das. Natürlich ist das komplette Konzerterlebnis nur vorne vor der Bühne möglich. Im wundervollen Roundhouse lohnt sich aber auch der Perspektivwechsel. Wir saßen nicht weit vom Mischpult und hatten beste Sicht und besten Klang. Hätte Köln doch nur eine der vielen großen Londoner Spielstätten! 

Der Abend begann diesmal nicht mit einem katebushischen Support, Spectres aus Bristol sind eine Shoegaze-Band, die bei Sonic Cathedral unter Vertrag steht. Mir gefiel der irre laute Gitarrenkrach erst sehr gut, es wurde auf Dauer aber langweilig. 

Zweimal innerhalb von 24 Stunden das gleiche Konzert zu sehen, könnte auch langweilig sein. Daß Lush ihre Setlist nicht ändern würden, dachte ich mir, nachdem am ersten Abend die gleichen Konzerte wie im April beim Londoner Testkonzert gespielt wurden. Also wieder sehr viel von Split und den frühen EPs, das neue Out of control und die "britpop anthem" Ladykillers

Natürlich war es nicht langweilig, wie könnte es? Ich habe keine Ahnung, wie gut die Band in den 90ern klang, da hatte ich es nicht so mit Konzerten. Laut seien sie gewesen. Anders als meine anderen damaligen Helden Galaxie 500, die ich auch unverändert anhimmele, waren Lush wohl eine gute Liveband. Scheinbar machen zwanzig Jahre Pause aber aus guten hervorragende Bands. Bei Slowdive und Ride, die in den vergangenen Jahren so grandios toll waren, kann ich mir nur schwer vorstellen, daß das damals auch schon so war. Diesen ganzen Spott der Reunion-Kritiker verstehe ich daher so gar nicht. Warum sollte ich ein Comeback aus Prinzip ablehnen, wenn es doch musikalisch brillant ist? "Die machen das ja nur des Geldes wegen!" Ja natürlich, das ist ja schließlich ihr Beruf (gewesen). Ich freue mich auf die Pale Saints oder Chapterhouse!

Die andere Perspektive ließ mich das Konzert etwas distanzierter erleben. Wenn man ganz vorne steht, sieht man zum Beispiel nicht, wie viele Leute hinter einem sind. Die Musik ist etwas weniger direkt, wirklich weiter weg, falls das Sinn macht. Gleich war, daß keines der Lieder ein Lückenfüller ist, ich hätte auf keines verzichten wollen. Allein auf der CD-Compliation Chorus sind 106 Lush-Stücke. Es gibt also einen riesigen Pool, aus dem die Band hätte schöpfen können. Nach dem Warm-up-Konzert, das perfekt war, hätte ich mir zwar schon das ein oder andere zusätzliche Lied gewünscht, aber auch nicht auf irgendwas verzichten wollen. Musikalisch ist das alles so wahnsinnig frisch und gut gealtert. 

Daß seit der Veröffentlichung der letzten Stücke vor der neuen EP zwanzig Jahre vergangen sind, merkte man höchstens an Äußerlichkeiten, an Phils weißen Haaren (und ein "Shoegazer" Shirt trug er damals vermutlich auch noch nicht) und daran, daß auf der Gästeliste laut Miki vor allem Lehrer, Eltern der Klassenkameraden der Band-Kinder standen. "Anyone here under the age of 40?" (ja, erstaunlich viele!).

Was gibt es als Musikfreund Schöneres, als seine musikalischen Helden so fabelhaft zu erleben? Oder um es mit der Rausschmeißer-Musik zu sagen: "You don't need money, don't take fame. Don't need no credit card to ride this train. It's strong and it's sudden and it's cruel sometimes but it might just save your life. That's the power of love la laaa laaa la laa laa"

Setlist Lush, Roundhouse, London:

01: De-luxe
02: Breeze
03: Kiss chase
04: Hypocrite
05: Lovelife
06: Thoughtforms
07: Light from a dead star
08: Undertow
09: Lit up
10: Etheriel
11: Scarlet
12: For love
13: Out of control
14: Ladykillers
15: Downer
16: Sweetness and light

17: Stray (Z)
18: Desire lines (Z)
19: Leaves me cold (Z)

20: Monochrome (Z)

Links:

- Lush, London, 06.05.16
- Lush, London, 11.04.16

 


 

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