Dienstag, 26. April 2016

Bernhard Eder, Karlsruhe, 24.04.16


Konzert:  Bernhard Eder
Ort: Karlsruhe Kirchfeld
Datum: 24. April 2016
Dauer: 90 min
Zuschauer: etwa 25


Wer hier regelmäßig mitliest, weiß, dass dieses Konzert mit Bernhard Eder für mich in eine Art Konzertmarathon eingebettet war, mein Konzert-Weihnachten. Einerseits, weil ich kein Fest weiß, an dem man vier Tage am Stück feiert und andererseits, weil alle Künstler dieser vier Tage für mich eine ganz besondere Rolle spielen. Und auch, weil ich am Samstag zu anderen fast genauso guten Konzerten nicht auch noch gehen konnte - so wie Weihnachten, wo man sich zwischen seinen Lieben immer irgendwie entscheiden muss...

(c) Gabriele Pfeiffer
Nun gut - lange Vorrede, kurzer Sinn. Man könnte denken, ich war nach drei Tagen mit erstklassiger Ohrennahrung eigentlich schon ein wenig satt oder fertig oder beides. In Wirklichkeit war ich aber tatsächlich in Hoch-Stimmung und durch die Fahrerei und Glückshormone der Vortrage ziemlich aus meinem Alltag herausgetreten. Ich freute mich tatsächlich sehr auf den Abend bei Gabriele und einzig, als ich aus der Tür trat um mein Fahrrad zu holen und es just in dem Moment zu schütten anfing, drohte es doch noch schief zu gehen...  Hier rettete mich zum Glück meine bessere Hälfte mit dem Angebot, dann doch wohl besser zu zweit und mit dem Auto zu fahren ...

Ab da war alles perfekt. Das schwatzen davor, die erwartungsfrohe Stimmung der Auskenner wie der Neulinge (jede/r aus anderem Grund) und nachdem Bernhard ein Rhythmus-Ei an die Glitzertreter getaped hatte, startete er eher ruhig melancholisch, was mich freilich beim Mann der tröstlich traurigen Töne nicht so arg überraschte. 


Derweil musste wahrscheinlich auch noch ein wenig auf Solomodus umgeschaltet werden (vor allem weil es gerade am Vorabend in Trier mit den Melodicaleuten gar so nett gewesen war) - darüber hinaus ein abtasten des Publikums und horchen ins eigene, wo der Abend hingehen sollte, um zu gelingen. Derweilen war hinter ihm der Himmel erst hellblau (der Wolkenbruch nicht mehr zu erahnen) und färbte sich dann über ein harmloses rosa langsam in Nachtbläue.


Das zweite, von ihm als sein Beitrag zum Soul angekündigte Lied wurde mit Mundharmonika aufgepeppt. Die österreichischen Sprechgewohnheiten versteh ich ja eh nicht recht (das ist ok!). Bei uns gibt es sogar eine stehende Redewendung, wenn Leute Stuß reden: "Österreichisch nur so..." - mit eingbautem Augen verdrehen (*). Wahrscheinlich war das auch so ein Soul auf österreichisch? Passend zur Textzeile Someone is missing tröpfelte gar noch ein Gast nach und Herr Eder schien schmunzelnd langsam richtig im Konzert anzukommen. Er mochte z.B. erzählen, wie er im Video zu Queen and the knight kurzfristig vom knight zur Queen befördert wurde oder wie (obwohl ohne Trompete) das Johnny Cash Cover Ring of Fire das Herz der Mama erfreute.


Ich versuchte, irgendwelche irgendwie brauchbaren Bilder zu machen für den Bericht (schwarzer Schatten vor Abendlicht dahinter...) und war deshalb doppelt verdattert, als es auf einmal als spontane Idee Lisbon für uns gab, mein absolutes Lieblingslied vom Herrn Eder! Inzwischen war es so dunkel, dass Gabriele versuchte, wie wir es mit dem Licht geschickt anstellen. Nicht, dass es nicht von der Bühne her leuchtete, aber die Leute wollen ja schon was sehen für ihr Geld... Ein großes Ausrufezeichen erhielt an dem Abend auch wieder Sad ballad man mit diesen so hinreißend understatementmäßig verminderten Akkorden und hier drehte Eberhard sogar mal stimmlich voll auf. Das durften wir dann auch für Es is zum rearn. Er hatte uns den Text schön groß aufgeschrieben (auch dafür war dann etwas Licht doch ganz willkommen...)


Hoits doch de Goschn
I kaunn den Schwochsinn nimma hean
des gaunze G'hetzat
von eich des is nua mehr zum rean


Und nachdem wir uns da bewährt hatten, bekamen wir auch den tricky Rhythmus von Now is the time  anvertraut. Was ein duftes Ende war - beschwingt und mit viel lachen. Aber natürlich klar im Kontext das Abends noch nicht genug. 

 
(c) Gabriele Pfeiffer
Wir baten um mehr (Ehrensache!). Wir durften (nochmal) Lieder wünschen und es wurde knallhart verhandelt was  geht und was nicht oder vielleicht doch - und vielleicht würde es auch ein gaaanz neues Lied geben über einen Fußballer, nämlich George Best... Wobei eben diese zweite Stimme beim gewünschten Lied Left on my own (von vor Urzeiten), die müsste der Mario dann vielleicht doch selbst singen. Wenn das jetzt etwas sprunghaft klingt, so gibt das nur wieder, wie es war. Und wir hatten auf die Art und Weise den Künstler schön aus der Reserve gelockt und bekamen alles - schließlich auch noch die Livepremiere inklusive schnipsen und dududu singen. Ja freilich war das ein wunderbar passender Ausklang für mein Konzertweihnachtsfest. Noch viel feiner als erhofft würde ich sagen. Lieben Dank an Gabriele, Eberhard und alle lieben Gäste!


(*) Grund hierfür ist, dass wir früher tatsächlich gern im Duden nachgeschaut haben, wie etwas richtig heißt oder geschrieben wird. Sehr häufig gab es dabei zwei oder mehr Varianten für Artikel oder Partizipien und, die am wenigsten richtig klingende hatte dann oft die Bemerkung dabei "österreichisch nur so". Was hieß, die ÖsterreicherInnen finden, dass diese Variante die eigentliche ist.

Setlist:

01: Nonsleeper
02: Deeper
03: The queen and the knight
04: Ring of fire (Johnny Cash cover) 
05: Long way to run
06: Lisbon
07: Cute
08: Nibelungenlied
09: Sad ballad man
10: Turn on 
11: S' is zum Rearn 
12: Now's the time  

13: Buried in Oblivion (Z)
14: Left on my own (Wa:rum, Z)
15: George Best (Z)


Auch wenn ich meinen Bericht zu diesem Abend 2012 im KOHI leider schuldig geblieben bin, der Mario hat es aufgeschrieben und ich finde, er hat das ziemlich gut getroffen.




Aus unserem Archiv:
Bernhard Eder, Karlsruhe, 08.04.15
Bernhard Eder, Karlsruhe, 16.04.13
Bernhard Eder, Wien, 15.05.11 

1 Kommentare :

E. hat gesagt…

schöner bericht, der fließt, da liest man die freude
am konzert förmlich mit!

 

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