Samstag, 25. Oktober 2014

And The Wiremen, Chemnitz, 24.10.14

Konzert: And The Wiremen
Ort: Weltecho, Chemnitz
Datum: 24.10.2014
Dauer: 90 min
Zuschauer: ca. 25


Vorweg: Das Weltecho in Chemnitz ist mein persönlicher Anwärter für den diesjährigen Preis der besten Konzertstätte in Chemnitz. An diesem Abend ist die in New York beheimatete Band And The Wiremen angekündigt. Ich hatte mich mit dem 2011er Album ausgiebig vorbereitet. Beim Betreten des Saals sehe ich 2 Mikrophone auf der Bühne und 2 Musiker am Soundcheck für Gitarre und Violine basteln. Zum Techniker des Hauses gewandt beenden sie den Check mit den Worten "I don't need more, if it's ok for you it's ok for me".


20:30 Uhr beginnt das Konzert und ich bin gespannt, wie sich der Abend entwickelt, schließlich habe ich auf dem Album eine komplette Band gehört. Lynn Wright an der Fender und Simon Goff beginnen mit Devil's Daughter, einem Song ihrer aktuellen EP und schnell wird klar, dass sich hier ein sehr intimes und zugleich intensives Konzerterlebnis eröffnet. Lynn Wright hat eine wunderbare Stimme, die sehr dunkel klingen kann und sich in Bereiche schwingt, die mich an einen jungen Bryan Ferry erinnern. Manchmal lässt Lynn die Stimme vibrieren und zerbrechlich wirken. Dann wieder spielt er mit dem Mikro, singt schon auch mal an leisen Stellen aus dem Hintergrund der Bühne und ist doch im Saal präsent. Das Publikum übrigens ist gebannt und still, wie es heutzutage nicht selbstverständlich ist. Was ich als Zeichen dafür interpretiere, dass die Musik alle im Raum fesselt.


Die technischen Probleme am Anfang sind idealerweise diesmal sogar dienlich, weil Simons Violine in den ersten beiden Titeln fast nur akustisch zu hören ist. Lynn nimmt sich dabei so zurück, dimmt die Fender und schon allein diese Momente sind unglaublich faszinierend in ihrer Purheit und Intensität. Es ist ein Genuss, den beiden zuzusehen und zuzuhören. Sie verstehen sich bis auf die Note und sind doch so frei, sich gegenseitig in die Freiheit von Improvisationen zu entlassen und sich wieder einzufangen.


Auch mit Strom bleibt das Erlebnis ein kurzweiliges, die Zeit verfliegt und die Erkenntnis reift, dass es ein unglaublicher Abend ist, an dem zwei Musiker das Publikum fesseln. Wie erwähnt ist es zum einen das Erleben und Verfolgen des Zusammenspiels von Lynn und Simon, genauso aber auch die individuellen Stärken. Lynn kann mit seiner Stimme Stimmungen (sic!) erzeugen, die auch ohne Textkenntnis ein Gefühl des Songs herüberbringen und Filme im Kopf in Gang setzen können. Simon ergänzt die Kompositionen gefühlvoll und zurückhaltend und bricht sich Bahn, wenn die Zeit für seinen Soloeinsatz gekommen ist. Die Musik möchte ich nicht in eine Schublade stecken, höre aber Einflüsse von Blues sowie  spanische/mexikanische Anklänge, ein bisschen Improvisationen und kurze Ausflüge in den Jazz. 
So spannen die Lieder einen Bogen über das Album And The Wiremen bis zur EP Send me low und dem Abschluss des Sets, einem unter die Haut gehenden Song einer viel zu früh verstorbenen spanischen Liedermacherin, wenn ich Lynn richtig verstanden habe.


Ich vergesse, dass ich eine Band mit Schlagzeug, Trompete und Bass erwartet habe, so beeindruckend ist das Konzert und trotz zweier Sets und einem 90 minütigen Stillesitzen ist alles viel zu schnell vorbei. Damit war der Abend aber noch nicht zu Ende, wir haben uns noch über die Musik und Band unterhalten und ein paar Pläne geschmiedet. Lynn und Simon sind den Rest der Woche in Leipzig und zweimal in Berlin. Im nächsten Mai wollen sie mit der kompletten Band wieder nach Deutschland kommen, sicher auch nach Chemnitz. Die Vorfreude ist groß und die Neugier, wie die Musik dann wirken wird.

Setlist

Set One
1. Devil's Daughter
2. Sleep
3. Everybody wants to hear a caged bird sing
4. Pick Myself Up Slowly
5. How Low The Sea
6. Before he gave up he ghost
7. Send me low

Set Two
1. In The Well
2. Ten Paces
3. Rattle
4. Mad Love
5. Sharpen Your Knives
6. Pa llegar a tu lado

Encore
Lost and lookin' (Sam Cooke)

And The Wiremen auf

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1 Kommentare :

Gudrun hat gesagt…

Da musste ich doch gleich mal hineinhören und bin fasziniert. Ein Glück, dass sie wiederkommen wollen - würde sie echt gern auch live sehen.

 

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