Konzert: London Grammar
Ort: Tonhalle Düsseldorf (New Fall Festival)
Datum: 11.10.2014
Dauer: 43 min
Zuschauer: 2.400 (ausverkauft)
von Dirk aus Mönchengladbach
Das New Fall Festival in Düsseldorf hat sich in den letzten vier Jahren einen tollen Status als Indoorfestival im Oktober erspielt. Mit dem Motto „besondere Künstler an besonderen Orten“ punktet das Festival mit einem handverlesenen Lineup von Mainstream-Deutschpop bis zu kleinen Indieperlen. Bespielt werden Kirchen, bestuhlte Hallen oder andere schöne Orte.
Das Problem sind leider die Überschneidungen an den vier Abenden sowie der Einzelverkauf der Tickets, so dass eine Festivalatmosphäre leider nicht aufkommt. Dies alles sollte gestern Abend egal sein, den es gab den Hype der letzten Monate zu bewundern: London Grammar. Die Tonhalle war bereit, selten sah man so viele Ticketsuchende vor einer klassischen Konzerthalle.
Wie immer stellte Veranstalter H. Sahi-Moghanni sich und die Band kurz vor und los ging es pünktlich um 20:15 ohne Vorband.
Jetzt sollte eigentlich ein Konzertbericht folgen, aber die Erinnerung verblasste sehr schnell, da wir uns bereits um 20:58 wieder an der Bar im Foyer befanden. Was war passiert?
Die Band begann mit einem längeren Intro, ehe Sängerin Hannah Reid die Bühne betrat. Anders als bei Woodkid letztes Jahr wurde hier leider die Chance vertan, echte Streicher mit in Boot zu holen. Besonders schade, da die Band eigentlich zwei Tage nach dem letzten Gig in Amsterdam zur Verfügung hatte und das New Fall so etwas gerne anbietet.
Dadurch gestaltete sich der Blick auf die Bühne etwas eintönig. Links die Gitarre, hier im Vergleich zur CD mehr im Vordergrund. In der Mitte Hannah mit einem sehr individuellen Kleidungsstil (Haargummi, bauchfreies Shirt, 7/8 Jogger und schwarze Sneaker) und rechts Keyboard, Percussion und Schlagzeug im Wechsel.
Den durchgängigen Moll-Vortrag kannte man ja von der Platte, das muss man mögen, ist aber ja auch bei Bands wie The XX kein Nachteil. Die Band plauderte locker über die Halle, die Tage in Düsseldorf und die Tour bisher und spielte einen bis dahin zwar zu perfekten aber zumindest guten Set ohne zu erkennende Probleme.
Kurz vor 21:00 folgte dann Metal & Dust, auch sonst immer das letzte Stück des Abends und dann war Schluss. Kommentarlos ging die Band von der Bühne und war nicht mehr gesehen.
Somit kam der Veranstalter zu der wohl seltenen Ehre innerhalb von 60 min zum 2. Mal auf der Bühne zu erscheinen, diesmal um eine Erkrankung der Sängerin zu übermitteln, die ein Weiterspielen unmöglich mache. Außerdem sei eh nur noch ein Stück auf der Setlist gewesen. (Ironischerweise leider der Hit Strong, für den sich viele Düsseldorfer extra in Schale geworfen hatten).
Doch anstatt wie in guten alten Zeiten den Saal zu zerlegen, gab es außer minimalen Buh-Rufen keine weitere Reaktion um Publikum und der Saal leerte sich.
Dieses Konzert ist leider exemplarisch für vieles, was sich in den letzten Jahren im Konzertalltag verändert hat.
- Bands werden mit einer Platte (nach 14 Monaten Tour folgt die Deluxe-Edition mit neuer Tour) jahrelang durch die Welt gefahren, zerbrechen daran oder machen bestenfalls keine weitere gute Platte.
- Ein Konzert ist kein Konzert mehr sondern ein Event. Ist es aber nicht. Der Tag beginnt mit Arbeit, dann schnell zur Halle, Foto machen, mit dem Auto nach Hause und morgen ist ein neuer Tag. Das ist kein Event, sondern Freizeitalltag.
- Konzertpreise sind nicht diskutabel, da keiner zum Besuch gezwungen wird. Die gestern aufgerufenen 47,50 EUR könnten aber bei den Besuchern ein neues Preis-Minutenverhältnis geschaffen haben.
- Eine Generation von Musikern, die nicht bereit ist, auf ihrer ersten Tour alles auf der Bühne zu geben, wenn 2400 Leute im Publikum sitzen, ist traurig aber immer öfter Realität. (siehe Punkt 1)
Für Fotos hatte ich die nicht gespielte Zugabe eingeplant, daher hier nur eines von unserem tapferen Veranstalter.
Trotz allem ist das New-Fall Festival eine tolle Bereicherung des Konzertkalenders. Würde der Veranstalter noch ein Schiff am Rheinufer dazu mieten und zeitversetzte Konzerte mit echten Wochenend-oder Tagestickets anbieten, wäre der Genuss ungleich größer.
Setlist London Grammar, Tonhalle, Düsseldorf:
01: Hey Now
02: Darling
03: Interlude
04: Wasting My Young Years
05: Flickers
06: Sights
07: Stay Awake
08: Metal & Dust
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