Peter Hook and The Light
Ort: La Machine du Moulin Rouge, Paris
Datum: 07.10.14
Zuschauer: viele, vielleicht 600
Konzertdauer: drei Stunden !
Peter Hook ist einer der Allergrößten, das mal vorausgeschickt. Wer mir hintereinander drei sensationelle Konzerte beschert, kann nur dufte sein. Und meinen Segen braucht er ja eh nicht, alle wissen daß er einer der größten Bassisten der Musikgeschichte ist. Zweifel besteh eher hinsichtlich seiner Gesangeskünste und seiner Legitimität, den Joy Division- und nun auch den New Order Katalog live abzuspulen. Zu der zweiten Sache darf man mal getrost sagen: alle die Hooky dafür kritisieren, altes britisches Liedgut wieder neu zu beleben, sollen sich mal ganz bedeckt halten, Barney Sumner allen voran. Peter Hook hat verdammt noch mal das Recht diese Songs zu spielen, er war wichtiger Teil dieser Bands und viele Fans wollen das Material hören. Zumal Hooky seine Sache saugut macht. Zu den stimmlichen Fähigkeiten des Ausnahmebassisten: die sind sicherlich eher begrenzt. Wobei er sehr gut den grimmigen hundgesmeinen Tonfall von Ian Curtis imitiert bekommt. Viel schwieriger fällt es ihm, das dünne unschuldige Sentimentalstimmchen von Barney Sumner nachzumachen. Da trifft er selten ganz genau die richtigen Töne, das war auch heute nicht anders.
Dass es dennoch auch hinsichtlich des New Order Teils des Konzertes fantastisch wurde lag an den herausragenden Instrumentalparts und auch dem mitsingenden Gitarristen der Band The Light, der die Stimme von Barney recht gut hinbekam und Hook gesanglich immer wieder untertstützte.
Der erste Teil in dem alte Joy Divsion Hits gebracht wurden, war eh überragend. Zwar fehlten Highlights wie Transmission, Shadowplay, oder Atmosphere, aber imerhin bekamen die Fans eine messerschafe Version von She's Lost Control zu hören, die ähnlich gut wie das Original klang. Zudem gab es das selten gespielte Atrocity Exhibition, ein angsteinflößender Song, bei dem Ian Curtis live immer total ausgerastet ist: "This is the way step inside, this is the way step inside !! " Auch Digital und New Dawn Fades wurden tadellos performt, wobei der Sohnemann von Hooky am zweiten Bass viel zu tun hatte, weil sein Vater oft nicht Bass spielte, sondern stattdessen den Arm regelmäßig gen Himmel riss. Eine eigenwillige, etwas verstörende Geste, die sich Hook wohl nicht abgewöhnen kann oder will.
Nervig war das abrupte Ende des ersten Teils. da gingen die Musiker wortlos nach Atrocity Exhibition von der Bühne und sofort im Anschluß wurde Take Me Out von Franz Ferdinand vom Band auf die unschuldigen Leute im Publikum abgefeuert. Da standen die Zuschauer dann etwa eine viertel Stunde blöd und ratlos rum (gab es etwa technische Probleme ?- das fragten sich so einige), bevor Hook and The Light wiederkamen und mit New Order fortfuhren. Die Alben Low Life und Brotherhood standen nun auf dem Programm. Beide hatte ich ewig nicht mehr gehört, wobei The Perfect Kiss (von Low Life) und Bizarre Love Triangle ja nun Songs sind, die eigentlich jeder kennt und die ich natürlich auch für immer im Ohr habe. Ob alle Fans die gesamten Alben noch auswendig kennen, wage ich allerdings zu bezweifeln. So plätscherten dann ein paar Nummer dieser beiden Machwerke ein wenig kommentarlos vor sich hin, wenngleich kein einziger wirklich schwacher Song performt wurde, dazu spielte die Band auf der Bühne einfach zu großartig auf. Alles war so sensationell druckvoll, präzise, tight, eine Wonne ! Und die Synthieparts klangen viel besser als auf Platte, weil man in den 80er Jahren billige Drumcomputer einsetzte, die unfassbar steril vor sich hin schepperten.
Vor dem integralen Performen von Low Life und Bortherhood wurden aber noch drei andere Lieder vorangestellt, darunter eine gelungene Instrumentalnummer und der Hit Thieves Like Us vom Album Power Corruption & Lies. (zumidnest auf der Deluxe Edition enthalten) Eine sehr großzügige Sache wie ich finde, da beschränkte man sich eben nicht nur auf zwei Alben, sondern bot den Fans noch viel Bonusmaterial.
Highlights im New Order Teil waren sicherlich Perfect Kiss, Love Vigilantes (" Iwant to see my family, my wife and child...") und das herrlich schnelle und postpunkige Sunrise hinsichtlich Low Life und Weirdo (herrlich beschwingt und euphorisierend !) , Bizzare Love Triangle + der ersten hervorragenden Zugabe State of The Nation bezüglich Brotherhood.
Wobei ich mich schwer tue, Highlights besonders hevozuheben, denn das Schöne an diesem Konzert war, daß selbst vermeintlich schwächere Albumtitel ordentlich aufgemotzt wurden und in neuem Glaz erstrahlten. Selbst die Instrumentalnummern waren keineswegs langweilig, sondern packend und anregend. Zu Elegia setzte sich Hooky auf ein Stühlchen und performte ganz alleine. Es klang fast nach einer Zither, was er da zusammenzupfte, großartig !
Fast drei Stunden lang wurde in Nostalgie geschwelgt und vor allem die älteren Zuschauer, die von Joy Divsion und New Order in ihrer Jugend geprägt wurden, hatte ihre helle Freude.
Im Zugabenteil wurden dann auch noch einmal allerletzte Reserven freigemacht. Hooky schnaufte zwar schon aus dem letzten Loch, aber mit True Faith und Temptation wurden noch mal Kracher rausgehauen, die die Massen elektrisierten. Plötzlich tanzten viele Pogo, es wurde richtig wild. Das i- Tüpfelchen war dann die nichtgeplante Übernummer Love Will Tear Us Appart, bei der alle mitsangen und die Stimmung überschäumte. (Video von youtube Nutzerin Vio V)
Danach ließ sich Peter Hook zu recht feiern. Er hatte sein Shirt ausgezogen und gab den Blick frei auf einen gut austrainierten Oberkörper. Vielleicht hat er ein kleines Bäuchlein, aber bei ihm wirkt alles fest und kompakt. Wie der musikalische Teil im Übrigen.
Welche New Order Alben wird er uns wohl auf der nächsten Tour präsentieren ? Man darf gespannt sein, wie weit er das Spielchen noch treibt !
Definitiv eines der Konzerte des Jahrs 2014 !
- Die Fotos © stammen aus meinem Archiv.
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