Konzert: Honeyblood
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 01.10.2014
Dauer: 50 min
Zuschauer: 45
Stina Tweddale bewies bei ihrer T-Shirt Wahl schon einmal Geschmack. Die Honeyblood-Sängerin trug ein Shirt von Courtney Barnett - eine Verbindung, die ich nicht unbedingt erwartet hätte. Auch was die Einflüsse auf ihre eigene Musik angeht, ist die Schottin stilsicher. Best Coast sei eine Band, die ihr wichtig sei, und Best Coast ist auch das, was ich immer mal wieder aus den Stücken der jungen Glasgower Band raushöre.
Ich hatte Honeyblood im Juni bei Best Kept Secret Festival gesehen. Damals hatte die Band einen recht prominenten Platz im Tagesprogramm, wurde aber nicht von schrecklich vielen Menschen gesehen. Mir gefiel der kurze Auftritt, gegen das enorm gute Programm des restlichen Tages konnten Honeyblood aber nicht recht bestehen.
Nach dem Konzert lief die Debütplatte des Duos (das auch auf dem Cover ebgebildet ist) in meinem Radio eine Weile hoch und runter - und sie wird immer noch besser und besser. Im September stieg Schlagzeugerin Shona McVicar* aus und wurde zumindest vorübergehend durch Cat Myers ersetzt.
Das Blue Shell war um neun, als es ursprünglich losgehen sollte, noch sehr leer. In der halben Stunde bis zum wirklichen Konzertbeginn füllte es sich noch ein wenig, mehr als 45 Zuschauer waren aber nicht gekommen. Dabei hätte der Auftritt mehr Publikum verdient gehabt!
Ganz offensichtlich sind die beiden Musikerinnen sehr jung. Sicherlich ist der Stil, den Honeyblood bedienen, nicht schrecklich originell. Die komplexen Melodien mit vielen Tempo- und Rhythmus-Änderungen sind aber enorm pfiffig und hätten auf eine sehr viel erfahrenere Band hingewiesen. Bei mir hat das nicht funktioniert, weil ich die Musik der jungen Frau ja live kennengelernt habe. Ich wäre auch im Leben nicht darauf gekommen, daß Honeyblood aus Glasgow stammen, die Musik klingt amerikanisch in meinen ungebildeten Ohren.
Das Programm war etwa das gleiche wie im Juni. Nur hatten Honeyblood bei ihrem ersten Konzert in Deutschland mehr Zeit und konnten daher das komplette Album spielen. Honeyblood perform Honeyblood also. Während Braid Burn Valley (Blink, now you've missed it) zurecht erst als letzten Stück ins Konzert gerutscht ist, es ist das schwächste Lied der Platte und steht - wie ich in Dean Warehams schlauer Biographie gelernt habe - da, wo schwächste Titel eines Albums stehen, an vorletzter Stelle, war Joey live sehr schön.
Die großen Hits (und besten Lieder des Abends) waren aber Killer bangs, All dragged up mit seinem herrlichen Franz Ferdinand Stampf-Beat, Super rat und Fall forever.
Die Zugabe bestritt Stina alleine. Die beiden Frauen waren auf der Bühne geblieben, das passiert im Blue Shell oft, Schlagzeugerin Cat kletterte dann aber doch runter. "Cat kennt das Lied nicht!" Also spielte die Sängerin Kissing on you, die B-Seite von Bud alleine auf der Gitarre.
Mir gefiel der Auftritt von Honeyblood sehr gut. Die Band passt viel besser in Clubs wie das Blue Shell als auf Festival-Bühnen. Die neue oder vorübergehende Schlagzeugerin (Stina stellte sie als Tourdrummerin vor) gefiel mir deutlich besser als die, die vom Album lächelt. Ihr Spiel war viel dynamischer, das von Shona wirkte manchmal so, als schliefe die gleich ein. Am meisten beeindruckte mich aber die Souveränität, mit der die Band den 42-minütigen** Auftritt hinlegte. Shona wirkt, als spiele sie seit zehn Jahren Konzerte. Offenbar ist auch in dieser Beziehung Glasgow eine gute Heimatstadt - der die Sängerin aber das Lied (I'd rather be) Anywhere but here geschrieben hat.
Setlist Honeyblood, Blue Shell, Köln:
01: Fall forever
02: Biro
03: (I'd rather be) Anywhere but here
04: Bud
05: Fortune cookie
06: Joey
07: Choker
08: No spare key
09: All dragged up
10: Super rat
11: Braid Burn Valley (Blink, now you've missed it)
12: Killer bangs
13: Kissing on you (Stina Solo) (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Honeyblood, Hilvarenbeek, 21.06.14
* diese Namen!
** Standard-Zeit für den ersten Auftritt einer britischen Band. Es sind immer 42 min!
1 Kommentare :
Die (neue) Drummerin hat sich richtig reingehängt - musste ja auch den sonst für das "treibende" zuständige fehlenden Bass sowie das etwas dynamikarme Spiel der Chefin (die dafür harmonisch und melodisch voll auf der Höhe ist) kompensieren. Auch die Mischung Indie (Stina) mit einer guten Prise Punk (Cat), sowohl musikalisch als auch optisch, tut der Band sehr gut.
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