Konzert: Warpaint
Ort: Skaters Palace, Münster (Visions Party)
Datum: 06.09.2014
Dauer: knapp 90 min
Zuschauer: nicht ausverkauft
So richtig begeistert schien die Visions von ihrer eigenen Party im Skaters Palace in Münster nicht zu sein. In der Skatehalle, die bis auf ein paar doofe Säulen ein gute Ort für Konzerte ist, hing zwar ein großes Transparent des Energiegetränk-Sponsors, von der Musikzeitung war aber nichts zu sehen. Auch die Berichterstattung hinterher deutet nicht darauf hin, daß es sich bei diesem Abend um eine Herzensangelegenheit des Magazins handelte. Es gab nämlich keine. Auch von der anschließenden Party war nichts zu sehen, sie war aus "organisatorischen Gründen" abgesagt worden. Eine Herzensangelegenheit organisiert man anders. Dabei war das Konzert gar nicht schlecht besucht, auch wenn der Skaters Palace nicht ausverkauft war.
Daß mir Warpaint (musikalisch) wichtig sind, kann ich schlecht verbergen. Nach meiner ersten Kurzbegegnung mit den Amerikanerinnen als Vorgruppe von Wolf Parade Anfang 2010 folgten viele eindrucksvoll gute Konzerte; in letzter Zeit fast zu viele. Die besorgten mails meiner Visions-Party-Verabredung konnte ich aber beruhigend beantworten - nein, ich hatte noch nicht genug. Warpaint machen es einem einfach, sie häufiger zu sehen, da sie nicht nur den Aufbau des Auftritts sondern auch den einzelner (oder vieler) Lieder konzerttäglich variieren. Wenn man die Musik der Gruppe also mag (und sie nicht per se langweilig findet), kann man sie ruhig immer mal wieder angucken.
Die beiden Vorgruppen erzeugten diesen Wunsch bei mir nicht. Die erste, der Sänger Mat Reetz, klang nach Brian Molko, die zweite, Blaenavon, zu pathetisch.
Meine Versuche, vorher rauszufinden, wann die Bands auftreten, waren erfolglos. Der Veranstalter wollte oder konnte das nicht verraten. Wenn man nicht in der Stadt wohnt, in der ein Konzert stattfindet, können solche Informationen ganz wichtig sein. Deutschen Veranstaltern ist es aber offenbar zu spießig, bekanntzugeben, wann die Hauptgruppe anfängt. Andere Länder mit einer besseren Konzertkultur sind auch da kundenfreundlicher.
Warpaint traten um kurz vor zehn auf. Seit einer Weile spielt die Band nicht mehr das Stück Intro (das auch das erste Lied der aktuellen Platte ist) am Anfang. Obwohl es auf dem Album wundervoll in Keep it healthy übergeht, wird dieser Anfang live meist so nicht mehr gespielt. Stattdessen hatte Keep it healthy eine andere, offenbar improvisierte Einleitung. Das z.B. meinte ich damit, daß keines meiner Warpaint-Konzerte wie das andere ist. Auch wenn Keep it healthy einer meiner Lieblinge ist, wurde es ab Composure und Undertow, die übergangslos nacheinander gespielt wurden, richtig gut. Bees und Hi am Anfang des Konzerts sind vermutlich ein wenig zu ruhig oder harmlos; der Schwung kommt mit Composure. Das war auch diesmal deutlich.
Danach ließ das Tempo (im übertragenen Sinne) nicht mehr nach. Love ist to die wird erstaunlicherweise immer besser, je öfter ich es höre. Das anschließende Drive ist eine Art verborgener Schatz auf der neuen Platte. Ich habe das Stück lange nicht richtig wahrgenommen, es ist aber live enorm gut und fällt trotz der vielen Perlen deutlich auf. Und auch wenn Disco/very in meinen Augen eines der schwächeren Lieder der Band ist, war das Doppel Beetles und Disco mit einem improvisierten Übergang und 15 Minuten Spielzeit hervorragend.
Auch der Mann mit Konzert-Tourette und ohne Deo, der vor Beginn den armen Ordner immer wieder anbrüllte, wann "die Frauen" denn endlich kämen, ob die "ihre Tage haben, oder was?", schien zufrieden zu sein. Überhaupt war das Publikum scheinbar sehr glücklich. Der Applaus nach den Liedern wurde immer länger und ausgelassener. Spätestens bei der unsäglichen Aufforderung von Bassistin Jenny Lee Lindberg (mit geringeltem Rock, geringelten Socken und riesiger Brille), rhythmisch mitzuklatschen, schienen die Münsterländer beweisen zu wollen, daß sie Partypeople sind. Das klang schon ziemlich nach dem Rheinland im Februar!
Wie neulich in Köln, kam zunächst Gitarristin Emily zu den Zugaben zurück und spielte alleine Baby, dessen Instrumentierung an Scout Niblett erinnert. Leider konnte das verliebte Pärchen (eher Paar) neben mir sich endlich gut unterhalten, weil es jetzt auf der Bühne leiser war. Das Gespräch war aber schnell vorbei, denn das wundervolle No way out (bestes Stück!) und ein 14 Minuten langes Elephants waren wieder ordentlich laut.
Früher haben Warpaint Elephants oder Beetles durch Improvisationen in die Länge gezogen. Zur Zeit machen sie es mit beiden Liedern. Allerdings schienen sie bei Elephants diesmal am Ende den Faden zu verlieren. Die letzten Minuten waren ein wenig unstrukturiert und albern, aber eben auch wieder ganz anders als jede Version bisher! Nein, es stimmte, ich hatte wirklich noch nicht genug. Auch das Konzert in Münster empfand ich als kurzweilig und musikalisch sehr gut! Schade, daß das von der Visions vermutlich niemand selbst erlebt hat!
Setlist Warpaint, Visions Party, Skaters Palace, Münster:
01: Keep it healthy
02: Bees
03: Hi
04: Composure
05: Undertow
06: Love is to die
07: Drive
08: Beetles
09: Disco / very
10: Baby (Emily solo) (Z)
11: No way out (Z)
12: Elephants (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Warpaint, Luxemburg, 25.08.14
- Warpaint, Köln, 20.08.14
- Warpaint, Ewijk, 29.06.14
- Warpaint, Mannheim, 31.05.14
- Warpaint, Barcelona, 29.05.14
- Warpaint, Köln, 23.02.14
- Warpaint, Den Haag, 16.11.13
- Warpaint, Larmer Tree Gardens, 31.08.13
- Warpaint, Rüsselsheim, 20.07.12
- Warpaint, Rüsselsheim, 20.07.12
- Warpaint, Prag, 10.07.12
- Warpaint, Lüttich, 05.07.12
- Warpaint, Haldern, 13.08.11
- Warpaint, Köln, 28.06.11
- Warpaint, Amsterdam, 19.06.11
- Warpaint, Barcelona, 28.05.11
- Warpaint, Frankfurt, 11.11.10
- Warpaint, Paris, 06.11.10
- Warpaint, Brüssel, 16.05.10
1 Kommentare :
Ich darf höflich anmerken, daß mein Warpaint Bericht aus Paris hier nicht verlinkt wurde und bitte dies einmal nachzuholen. Danke !
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