Dienstag, 31. Dezember 2013

Efterklang, Mannheim, 01.06.13

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Konzert: Efterklang
Ort: Maifeld Derby, Mannheim
Datum: 1. Juni 2013
Zuschauer: volles Palastzelt (etwa 3000)
Dauer: 70 min


Wie ich auf Efterklang gekommen bin? Auf irgendwelchen verschlungenen Wegen war ich über das Filmprojekt An Island gestolpert. Das hatte mich zunächst vom Konzept her interessiert. Dass privat Filmvorstellungen organisiert wurden und man in einer Liste im Netz Orte finden konnte, wo man so einer Vorstellung beiwohnen können würde. Auf der ganzen Welt fanden sich so Leute für einen Abend zusammen - ganz ohne die Vermittlung durch Verleiher oder Kinobetreiber. Gesammelte Fotos von fast allen diesen Gruppen sind ein ganz eigener Kosmos in dem ich mich für Stunden verlieren kann.


Als ich schließlich im Nuncafe selbst den Film endlich auch sah, war als nächstes bei mir die Faszination für die Männer geweckt: Casper Clausen, Rasmus Stolberg und Mads Brauer - Dänen, die von einer kleinen Insel stammen, zu der sie im Film zurückkehren um überall Musik zu entdecken und zu erwecken. Es gibt viele berührende Szenen, die mir auch jetzt Jahre später noch ganz gewärtig sind. Und dann war da dieser eine Song, der mich auf einmal auch ganz und gar für die Musik von Efterklang gewann.


Danach war das Piramida-Projekt der Band von mir sehr aufmerksam verfolgt worden. Diesmal war ich selbst auch Veranstalterin eines privaten Kinoabends und von dem Film über die verlassene Siedlung im hohen Norden ganz und gar eingenommen. Ebenso auch vom ersten Moment an von der zugehörigen Platte. Trotzdem hatten wir uns live noch immer nicht gesehen, obwohl man den Dänen nicht vorwerfen kann, sie würden nicht fleißig touren. Für Piramida hatten sie sogar mehrere Abende auf der ganzen Welt verteilt mit Sinfonieorchestern gespielt.


Nun würde also das Maifeld unser erstes Date organisieren. Die Truppe war wie für die Liveaufführung des Piramida-Projektes üblich auf sechs Leute aufgestockt. Schon das Erlebnis des Soundchecks war extrem nett und unterhaltsam... Das Konzert selbst war allerdings nicht wirklich optimal für mich. Ich war müde und das Publikum war auch nicht so aufmerksam, wie ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem gab es viele Gänsehaut-Momente. Schon der Anfang mit lärmendem Geräusch, in die die Frauenstimme von Katinka Fogh Vindelev trat bei Hollow Mountain. Und auch am Schluss mit Rain coats und Alike (etwas sehr laut für mich, aber doch auch sehr mitreißend).


Immer ins Gedächtnis gebrannt bleiben wird mir jedoch ganz besonders das Lächeln von Casper. Als wäre er in eine andere Sphäre eingetaucht - wahrhaft wie ein Wesen aus einer anderen Dimension.



Spaß  hatte er auch daran ins Publikum zu steigen. Zum singen und auch zum Souvenirs tauschen. Die Band hatte am Vorabend in Leipzig beim Immergut Festival eine Kiste herumgehen lassen, wo Leute Sachen für uns hineingelegt hatten. Am Abend in Mannheim ging diese Kiste ebenso rund. Man konnte Dinge hineintun und herausholen. Eine witzige und irgendwie rührende Sache.



Setlist:
1: Hollow Mountain
2: Apples
3: I was playing drums
4: The ghost
5: I follow blind
6: Black summer
7: The one
8: Sedna
9: Morning drift
10: Rain coats
11: Alike 

Aus unserem Archiv:

Efterklang, Paris, 13.12.12
Efterklang, Berlin, 5.12.12
Efterklang, Wien, 8.03.11 
Efterklang, Eindhoven, 18.2.11 
Efterklang, Haldern, 14.8.10
Efterklang, Paris, 28.04.10
Efterklang, Paris, 3.11.09
Efterklang, Paris, 7.8.08


Efterklang im Interview




Sea & Air, Mannheim, 31.05.13

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Konzert: Sea & Air
Ort: Maifeld Derby, Parcours d'Amour
Datum: 31. Mai 2013
Dauer: 45 min


Meine Bewunderung für die Musik von Sea & Air reicht schon ins Jahr 2006 zurück. In eine Zeit als das Projekt noch Daniel Benjamin hieß. Damals sahen wir uns im offenen Jugendtreff von Bad Lippspringe. Headliner waren die unfassbar guten Lampshade. Es war ein Abend wie aus dem Märchen - und das mitten in der Provinz. Mir blieb der Mund offen und das Herz noch lange danach groß. Soooo soo froh waren wir darüber, dass wir den Tipp gefunden hatten und uns auf den Weg gemacht. 


Die Jahre gingen hin, es gab immer wieder neue Musik, Ansatzpunkte, Kontakte und dann nach unserem Umzug nach Karlsruhe sogar die Gelegenheit, Sea & Air endlich wieder einmal live zu sehen im Vorprogramm von Herrenmagazin im Jubez. Das war wohl auch der Zeitraum, wo sich die beiden zu dem Unternehmen durchrangen, mit neuem Namen und der neuen Musik gaaaaanz viele Konzerte zu geben (von 2 Jahren Tour war die Rede). In den Jahren 2011 und 2012 habe ich viele gesehen und doch gibt es hier noch keinen Bericht über Konzerte von Sea & Air von mir vor diesem Termin beim Mannheimer Derby. Manchmal ist das Schicksal eben echt link... 


Denn als Berichterstatterin hier trat ich im Dezember 2011 erstmals auf und brauchte dann noch etwas Anlaufzeit bis in den Sommer 2012, bis es "ernst" wurde. Just da klappte es mit den Liveerlebnissen von Sea & Air und mir nicht mehr so recht. Deshalb war das Konzert der beiden hier beim Derby für mich auch so ein Stück weit eine ganz besondere Wunscherfüllung und ein herbeigesehnter Moment. Endlich mal wieder - mit etwas Abstand zu sehen, was nun aus der Musik geworden ist. 


Und was war das eine intensive dreiviertel Stunde, die wir da zusammen hatten!  Natürlich ist der Parcours d'Amour für solche Musik ein prima Ort gewesen: recht aufmerksames Publikum und alle mit guter Sicht auf die Bühne. Da war auch das quasi rituelle Geschehen und die witzigen Einlagen mit Rockerpose und ohne gut untergebracht. Aber darüber hinaus hatte ich auch das Gefühl, dass die beiden hier in Mannheim mit ganz besonderer Spielfreude dabei waren. 


Die Kürzung des Programms auf Festivallänge (noch verschärft wegen des langen Soundchecks) führte auch auf eine Setlist der "greatest Hits" und machte die Verdichtung damit wohl auch besonders spürbar für mich. Ob sie es sich selbst beweisen wollten oder sie der Sturm anpeitschte oder die vielen Musikerkollegen im Publikum - jedenfalls war es eine unglaublich kraftvolle Performance. Das Publikum ließ sich mitnehmen und klatschte und lachte und trampelte. Was für ein tolles Erlebnis! Einer der schönsten Momente des Maifelds für mich in jedem Fall.



Setlist:
01: Take me for a ride
02: Dirty love
03: Do animals cry
04: Mercy Street
05: Yeah I know
06: Dig
07: The heart of the rainbow 

Aus unserem Archiv:
Sea & Air, Köln, 24.10.2012 
Sea & Air, Darmstadt, 03.03.2012

Meine weiteren Bilder vom zweiten Maifeldtag:




Sea of Love, Dresden, 29.12.13

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Konzert: Sea of Love in großer Besetzung (EP Release Konzert)
Ort: Societätstheater Dresden
Datum: 29. 12. 2013
Dauer: 60 min
Zuschauer: etwa 120 (ausverkauft)

 

Vor etwas mehr als 2 Jahren war ich wegen Haruko und Sea of Love auf die Idee verfallen, dieses seltsam geheimnisvolle Sound of Bronkow Festival in Dresden zu besuchen. Vielleicht eine meiner besten Entscheidungen pro und kontra Konzertbesuche. Trotzdem klingt es in den Ohren kundiger Menschen wahrscheinlich einigermaßen verrückt ausgerechnet die beiden dafür verantwortlich zu machen, denn das Lineup war ausgesucht und auch mit wohlbekannten Namen bestückt.


Aber Haruko und Sea of Love haben eines gemeinsam: Man bekommt zu selten die Gelegenheit sie live zu erleben. Deshalb musste ich in Dresden dabeisein. Nun ist einige Zeit ins Land gegangen, aber diese Situation hat sich nur wenig verbessert. Immerhin habe ich Sea of Love inzwischen einmal halb im Hafen 2 in Offenbach sehen dürfen und ein weiteres Mal diesen Sommer beim Bronkowsound. Und Haruko beim Soundcheck im Intersoup in Berlin und dann in meinem Wohnzimmer diesen Herbst (zwischen den Zeilen ist das ein Bericht über Pleiten, Pech und Pannen in der Vergangeheit...)


Als nun als Jahresendoption das besondere Konzert mit Sea of Love am Horizont erschien, wusste ich sofort, dass ich nur zu gern dabeisein würde. Es passte so vieles: Das vertraut schöne Societätstheater, die Mitmusiker auf der Bühne, der Termin und natürlich die Gelegenheit, Sea of Love einmal ganz in Ruhe und ausführlich zu sehen! Außerdem habe ich ja hier im Konzerttagebuch schon öfter die Werbetrommel für die schöne Dienstagskonzertreihe im Dresdner Soci gerührt. Manchmal muss man ja seinen eigenen Rat auch befolgen, um glaubwürdig zu bleiben.


Am Abend selbst war das Konzert ausverkauft und im Foyer lag eine gespannte Erwartung in der Luft. Natürlich kamen auch viele Freunde und Verwandte und Mitstreiter vom K&F-Label. Alles sehr familiär und warm. Gerade recht für mein Gefühl so zwischen Weihnachten und dem Neuen Jahr.


Auf der  Bühne fanden wir einen Barhocker in der Mitte, das Schlagzeug etwas versteckt hintern rechts, davor eine Gitarre und vorn links ein Keyboard vor. Und tatsächlich gab es keinen Supportact, sondern der Abend begann sehr zurückgenommen mit Marie-Sophie Kanske allein am Keyboard. Man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können, so gebannt hing ihr das Publikum an den Lippen.


Das änderte sich über den Abend. Marie-Sophie Kanske wechselte zum Mikro am Barhocker und wurde von fünf weiteren Musikern unterstützt. Neben dem vertrauten Christian Grochau (der Fuchs am Schlagzeug) waren Philipp Makolies und Ludwig Bauer (sonst unterwegs als Lestat Vermon) und die Stimmen von Cornelia Mothes und Tina Rank dabei.  Und das Ergebnis dieser Zusammenarbeit auf der Bühne waren Stücke zwischen friemelig soundbastelig bis kurz vor Krachmusik in vielen verschiedenen Facetten funkelnd dabei. Natürlich waren es unzweifelhaft die etwas melancholischen Lieder von Sea of Love, mit der vertrauten und besonderen Stimme und Stimmung, aber neu ausstaffiert und zurechtgemacht sah und hörte ich einige Dinge wie neu. 


Ein perfekt gelungener Jahresabschlusskonzertabend, der darüber hinaus auch noch mit viel Lachen, und persönlichen Gesprächen zu Ende ging.

Es blieben nur drei Wünsche offen:
1) noch mindestens 30 weitere Minuten Konzert
2) die Backvokals hätte ich gern mehr gehört und gesehen
3) beim nächsten Dienstagskonzert im Soci dabeisein zu dürfen.



Setlist:
1: Tell me
2: So loud
3: Give me a chance
4: Wait a little while
5: Go
6: Where do you go
7: My world
8: About
9: Tired

10: You (Z)
11: Like throwing pebbles into the sea (Z)

Aus unserem Archiv:
Sea of Love, Offenbach, 28. Juli 2012
Sea of Love, Dresden, 31. August 2013

Das Klienicum zu den beiden EPs von Sea of Love:
Neue Töne vom 12. Dezember 2013 
Neue Töne vom 4. Januar 2013

Vorschau auf Kommendes im Soci:
Di  14.01. BRUNO BAVOTA (IT)
Di  21.01. THE STRIVING VINES (DK)
Di  04.02. AFENGINN (DK)
Di  11.02. GOLDEN KANINE (SWE)
Sa  22.02. NILS FRAHM (D)
So  23.02. BUGGE WESSELTOFT (NOR)
Di  04.03. GUÐRIÐ HANSDÓTTIR (FÄRÖER INSELN) 

               THERESE AUNE (NOR)
Di  18.03. RUE ROYALE (USA) in Planung  

                FERAL & STRAY (CAN)
Di  08.04. CHANTAL ACDA (BE)


Motorama (Dum Dum Girls), Fonteney s/bois, 13.12.13

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Konzert: Motorama (Dum Dum Girls)
Ort: Espace Gerrd-Philippe, Fontenay-sous-Bois, Festival Les Aventuriers
Datum: 13.12.2013
Zuschauer: etwa 150
Konzertdauer: jeweils etwa eine Stunde

Motorama haben 2012 das Rennen um das beste Konzert des Jahres gewonnen. Mein persönliches Konzert des Jahres wohlgemerkt, ob andere so entschieden hätten, weiß ich nicht. Natürlich war die Erwartungshaltung an Auftritte der Band aus Russland deshalb enorm hoch und die beiden bisherigen 2013er Konzerte in Paris (in der Maroquinerie und im Petit Bain) konnten dann auch nicht ganz überzeugen. Die Gründe dafür waren vielschichtig, Tagesform, mittelprächtiger Sound, zu leiser Gesang, mehrere Dinge spielten eine Rolle. Tatsache war aber, daß Motorama ihre immensen Möglichkeiten definitiv nicht ausgereizt hatten. Dies sahen auch andere Zuschauer so.

Glücklicherweise stand aber noch gegen Ende des Jahrs 2013 ein abschließender Gig der Russen an. Ich versprach mir davon nichts weniger als die Krönung des Konzertjahres 2013. Ein Jahr, in dem ich im Übrigen zum ersten Mal Ferien im ehemaligen Zarenreich verbracht habe. Meine Erinnerung an den wundervollen Baikalsee und das dynamische Moskau mit seinen bildhübschen Frauen ist bei mir noch sehr frisch, meine Einstellung zu Land und Leuten sehr positiv. Daran ändern auch politische Widrigkeiten nichts. Darüber zu sprechen wäre ein Kapitel für sich, auf einem Musikblog würde das zu weit führen.

Auch bei Motorama gibt es bei Liveshows keine politischen Statements, da geht es allein um die wundervolle Kunst der Gruppe. Fragen zu ihren Landsfrauen Pussy Riot haben sie sicherlich dennoch zuhauf beantworten müssen in Interviews und auch die Ansagerin in Fonteney-sous-Bois sprach in ihrer kurzen Einführunsgrede von Pussy Riot und von Solidarität, bevor sie der Gruppe um Sänger Vlad Parshin das Wort überließ.

Es dauerte letztlich auch nicht lange, bis sich Motorma die uneingeschränkte Aufmerksamkeit erkämpfen konnten. Sie spielten mit einem solch rasanten Tempo und einer solchen Entschlossenheit auf, daß ich mir schon ziemlich bald sehr sicher war, daß das Konzert eine Wucht werden würde.


Sänger Vlad war (im positiven Sinne) noch irrer drauf als sonst. Sein neuster Tick: Das Mikro nach vorne zu schleudern und genau im richtigen Moment an der Schnur wieder an seinen Mund zu ziehen, um singen zu können. Seine Mimik und Gestik war unbeschreiblich. Er wackelte permanent mit seinem recht kahl gescherten Köpfchen, zog die Brille an und wieder aus, hüpfte, sprang, zuckte, ging in die Knie, war mal apathisch, dann wieder cholerisch. Kurzum: ein sagenhafter Frontmann. Seine Unberechenbarkeit war absolut faszinierend. Wild war er, besessen, mit dem unbedingten Willen alles zu geben und die Show für die Zuschauer unvergesslich zu machen. Seine Bass spielende Ehefrau Erin (Airin) war da schon ruhiger, wenngleich auch sie in einigen Momenten hysterisch wurde, in die Luft sprang und ihre Mähne schüttelte. Die  anderen Musiker, Max (Gitarre) Alexander (Keyboard) und Roman (Drums) sind ohnehin eher Teamplayer, das Spektakel überließen sie Vlad, sie selbst konzentrieten sich auf ihre musikalischen Parts. Besonders Drummer Roman begeisterte mich wie schon die vorherigen Male. Wie rasant schnell der Kerl spielt, einfach sagenhaft!


Das Set war sehr gut geölt und protzte mit unzähligen Highlights. Für diejenigen die wie ich die beiden Alben Alps und Calendar rauf und runter gehört haben, erinnerte das Konzert an eine Greatest Hits Veranstaltung. Denn im Grunde genommen ist jeder Song von Motorama ein Hit. Mit dem alten EP Track Lantern ging es schon sehr gut los. Ein düsterer Titel, sehr post punkig und weniger poppig als die neueren Sachen wie White Light oder To The South, die gleich im Anschluß kamen. Diese glänzten allerdings mit den herrlichen Twee Gitarren, den fetzigen Rhythmen und der zarten Melancholie, die die Band so auszeichnet. 



Motorama sind eine ungemein romantische und poetische Band, die mich auf fast magische Weise berührt. Wenn ich zu ihren flotten Ryhthmen abtanze, habe ich immer auch eine Träne im Auge. Euphorie und Schwermut bereiten mir dann schwer beschreibliche Gefühle. Sie treffen bei mir einen Nerv, berühren mich an wunden Punkten. Auch die neue Single Eyes gefiel mir live wahnsinnig gut. Überhaupt gab es heute einiges neues Material. neben Eyes wurde die B-Seite dieser Single nämlich Winter At Night ("you fell asleep at the left side, that's where you heart beats"), dann ein anderes mir unbekanntes Stück namens She Is There und ein Lied, das noch nicht einmal einen Namen hat.


Totaler Abräumer waren aber schließlich ganz alte Titel. Alps war wieder einmal unwiderstehlich, fegte mit einem Affentempo über das Parkett, wurde aber noch von Anchor von der alten Horse EP mit seinen sagenhaften wavigen Beats  getoppt. Ich tanzte bis ich atemlos war und der Schweiß mir die Stirn runterrann. Neben mir hüpften auch ein paar 16 jährige Mädels, aber ich bekam mein Umfeld kaum noch mit, war wie auf Droge. Auch Vlad bewegte sich in einer Art Parallewelt, riß seine Gitarre wie ein Gewehr nach oben, bewegte seinen großen Körper hektisch, aber dennoch elegant, während sein Blick ins Leere ging. Bei During The Years machte sogar seine Frau mit, lieferte sich mit ihm ein packendes Duell, das bühnentechnisch alles Vorgehende in den Schatten stellte. Unter lautem Johlen verließen Motorama dann die Bühne.

Einzige Zugabe war dann Hunters, ein Lied, welches man sowohl auf einer alten EP als auch auf dem ersten Longplayer Alps finden kann. Herrlich melodisch wie alles von den Russen und genauso wahnsinnig schnell exekutiert wie das Material zuvor. So etwas wie eine Ballade, oder einen Midtempo Song haben Motorama nicht im Programm. Bei ihnen gehen Tempo, Rhythmus, Melodie über alles. Insofern kann man sie nicht mit The National vergleichen, selbt wenn Vlad Parshin manchmal ähnlich tief wie Matt Berninger intoniert. Überhaupt haben Motorama ihren ganz eigen Sound. Joy Division und New Order waren sicherlich wichtige Einflüsse, aber besonders Vlad ist ein wahrer Meloman. Er saugt Infomationen zu neuen und alten Undergroundbands wie ein Schwamm aus dem Internet auf, ist beständig auf Entdeckungsreise und immer neugierig nach guter Musik. Nur Blues kann er nicht leiden. Das gestand er mir beim Konzert in der Maroquinerie einmal: "I hate that shit."

But we love Motorama! We really love their shit! Darauf einen Wodka! Eines der Konzerte des Jahres!

Setlist:

01: Lantern (sehr alt)
02: White Light
03: To The South
04: Letter Home
05: Eyes
06: Young River
07: One Moment
08: She Is There
09: Winter At Night
10: New
11: Alps
12: Anchor
13: During The Years

14: Hunters



Wolf Alice, End Of The Road Festival, 30.08.13

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Konzert: Wolf Alice
Ort: Larmer Tree Gardens (End Of The Road Festival), England
Datum: 30.08.2013
Dauer: 35 min



Vom End Of The Road Festival hatte ich seit Jahren nur Gutes gehört. Da das Festival aber irgendwo mitten in England und von allen Flughäfen schwer erreichbar zu sein schien, blieb es bei Bewunderung aus der Ferne. 

Die Lage in der Mitte von Nichts war dann auch der Hauptgrund für unsere späte Anreise. Die ersten Bands, die wir unbedingt angucken wollten, hatten wir verpasst oder nur halb gesehen. Für Serafina Steer, die auf der Bühne zwischen Pfauen spielte, fehlte mir die Muße, sodaß Wolf Alice auf der Tipi Tent Bühne mein erstes richtiges Konzert des Wochenendes waren. Mir sagte die Band aus Nord London vorher nichts - das war allerdings nur halbpeinlich, da Wolf Alice erst drei Singles veröffentlicht hatten (Leaving you, Bros und Fluffy) - ihre Debüt EP Blush erschien im Oktober.

Die Band besteht aus Sängerin Ellie Rowsell, Joff Odie, Theo Ellis und Joel Amey. Zwei Gitarren, Schlagzeug, Bass. Eigentlich nicht weiter aufregend. Aber der kurze Auftritt der jungen Briten überzeugte mich restlos! Mal, wie bei She klingen die Gitarren nach The xx, Fluffy erinnert nicht nur englische Muiskjournalisten an Elastica und Blush schließlich ist einer der tollsten Pop-Songs, die ich 2013 gehört habe. 


Im Gegensatz zu vielen anderen Konzerten des Wochenendes war das Tipi-Tent (das keines ist, aber an eines angrenzt) nicht vollkommen überfüllt. Ich bin sicher, daß sich das ändert. Irgendwo habe ich vor ein paar Wochen gelesen, Wolf Alice sei eine der meist-bebloggten (oder sogar die meist-beschriebene) Band Englands. Keine Ahnung, ob das stimmen mag. Aber Wolf Alice sind eine der spannendsten Gruppen, die ich dieses Jahr kennengelernt habe. Und bei aller nötigen Bescheidenheit: das heißt schon etwas.

Guter Vorsatz für 2014: Wolf Alice wiedersehen!


 
Setlist Wolf Alice, End Of The Road Festival:

01: Baby
02: Lighters
03: Your love's whore
04: Leaving you
05: Bros
06: You're a germ
07: April 29th
08: Blush
09: She
10: Fluffy



Sonntag, 29. Dezember 2013

Locas In Love, Köln, 22.12.13

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Konzert: Locas In Love Wintergala
Ort: Filmhaus Köln
Datum: 22.12.2013
Dauer: 100 min
Zuschauer: 120 bis 150 (ausverkauft)



Das war eine angenehme Adventszeit in diesem Jahr. Musikalisch. Mir blieben die beiden ekelhaften Weihnachtsliedchen Last Christmas (zweimal) und Driving home for Christmas (einmal) weitestgehend erspart und auch deren fast so schlimme Artgenossen von Beyoncé, Whitney Houston oder Sarah Connor hielten sich in meinem Ohr vollkommen zurück. Eine angenehme musikalische Vorweihnachtszeit eben.

Daß man das Motiv Weihnachten, Jahresende und Winter auch unekelhaft abarbeiten kann, beweisen unsere Kölner Lieblinge Locas In Love seit einigen Jahren. Ihr Winter-Konzeptalbum (namens ...Winter) und ihre Tradition der Wintergalas* sind für mich feste Größen in den letzten Dezembertagen. Daß zwei Tage vor Heiligabend auch in diesem Jahr das Locas Weihnachtskonzert stattfinden würde, war sehr beruhigend. So fände das Jahr auch einen schönen Konzertabschluß, schließlich ist so ein letztes Konzert des Jahres ja auch etwas Besonderes (gut, das mag verschroben sein - aber was an einer Website, die nur übr Indiekonzerte berichtet, ist nicht verschroben?).
 

Nachdem die letzte Wintergala im Stadtgarten und meine erste im Alten Pfandhaus stattfand, war heute das Kölner Filmhaus Gastgeber. In dessen Kinosaal hatten Locas In Love vor ein paar Jahren "Two Originals of... Locas In Love" veranstaltet und ihre beiden ersten Alben in kompletter Länge gespielt (damals die beiden einzigen Alben der Band) - vor zwei herrlich trashigen Filmen (Planet der Vampire und Destroy all monsters). Auch diesmal wurde die Kinoleinwand nicht nur als weiße Rückwand genutzt. Als wir in den Saal gelassen wurden, begann zunächst einmal ein kurzes Vorprogramm, bestehend aus zwei Locas Videos, dem mit dem TV-Shop, in dem die Band Winter, Band-Shirts und Plätzchen anbot und dem zu Nein!, mit Manager Benny in der Hauptrolle. Wenn schon Kino, dann auch mit Filmen! Und mit Weihnachtsplätzchen statt Eiskonfekt.


Locas In Love im Rock-Shop from Rock-Shop on Vimeo.

Um zwanzig vor acht begann dann auf der Leinwand der Vorspann von Der Bär von Jean-Jacques Annaud. Der Film hakelte ein paarmal, das Bild fiel immer mal wieder aus. Auch die Band hatte einen holprigen Start. Da die Instrumente, Boxen, Verstärker und Pedale vor der Leinwand standen und da kaum Platz war und die Band im Dunkeln auf ihren Platz gehen wollte, stolperte Gitarrist Niklas erst einmal über das Schlagzeug. Da auch der Film nicht lief, sagte Sänger Björn leise an, man beginne noch einmal. Was eine ausgezeichnete Idee war, denn beim Neustart bekam die Band beim Erscheinen dann endlich auch Applaus.


Das Konzert begann mit dem wundervollen Packeis vom Winteralbum. Eine Gastmusikerin machte das Stück noch eine Portion wundervoller. Carmen Heß von der tollen Kölner Band Lingby spielte als Begleitung einer extrem leise gespielten Gitarre Horn. Das zusätzliche Instrument passte perfekt. Sehr zu meiner Freude gab es bei vielen der Lieder Hornunterstützung, das sollten Locas In Love häufiger einsetzen!

Auch der Bär lief mittlerweile ruckelfrei. Bei meinen ersten Wintergalas lief im Hintergrund der Schnee-Western Leichen pflastern seinen Weg mit Klaus Kinski. Der Bär war ein ebenbürtiger Rahmen. Oft passten Bild und Lied so gut zusammen, als sei dies geplant. Wie die rumgereichten Plätzchen ist der Schneefilm auf der Wintergala eine schöne Tradition in der Tradition! Obwohl ich ein wenig auf Kevin allein zu Haus spekuliert hatte, war die Auswahl der Band natürlich besser.

An der musikalischen Auswahl gab es eh nichts zu meckern. Lieder von Winter, von den anderen Platten und drei Stücke des neuen Albums, an dem die Band gerade arbeitet, standen auf der Setlist. Die kommende Platte hatten Locas im August an zwei Abenden im King Georg vorgestellt, bevor sie zu den Aufnahmen nach Frankreich abgereist waren. Das letzte der drei neuen Stücke kam mir allerdings nicht bekannt vor. Es war sicher neu, weil Stefanie einen kurzen Texthänger hatte und ich diese wundervollen "oh oh"-Refrains von Stefanie und Björn wiedererkannt hätte. Das Lied, das mit "Wo bist du gewesen" anfing, war eines der schönsten des Abends.



Nach knapp anderthalb Stunden wurde es spektakulär. Während noch An den falschen Orten lief, begann Björn plötzlich, alles Equipment abzubauen und aus dem Kinosaal zu rennen. Stefanie und Niklas machten es ihm nach, nur Schlagzeugerin Saskia trommelte auf den Resten ihres Instruments weiter. Irgendwann hörte man, daß das Lied parallel im Foyer gespielt wurde. Ohne Unterbrechung hatte die Band also auf offener Szene den Platz gewechselt! Sagenhaft! An den falschen (oder jetzt richtigen?) Orten ging in I wanna be sedated von den Ramones über (das zweite Cover neben Lou Reeds Waves Of Fear). Im Vorraum folgten noch Saurus und Nein, bevor das Konzert sehr besucherfreundlich um 20 nach neun endete und der Weihnachtsfeier-Teil begann.



Ein ganz hervorragender Abend! Auch mein zigtes Locas In Love Konzert war nicht ansatzweise langweilig oder abgenutzt. Kaum eine Band versteht es so gut, immer neue Elemente in ihre Auftritte einzubauen!
 
Setlist Locas In Love Wintergala, Filmhaus Köln:

01: Packeis
02: Sachen
03: Zum Beispiel ein Unfall
04: Maschine
05: ICE Wilson Bentley
06: Nichts ist schwieriger auf der Welt (neu)
07: Über Nacht ist ein ganzer Wald gewachsen (Das Licht am Ende des Tunnels ist ein Zug)
08: Wintersachen
09: Auto destruct
10: Roder
11: Monkey
12: Egal wie weit
13: Wer weiß, wer weiß, wer weiß, vielleicht, vielleicht, vielleicht (neu)
14: Waves of fear (Lou Reed Cover)
15: Una questa
16: Mabuse
17: To get things straight
18: ? (neu)
19: An den falschen Orten

20: An den falschen Orten (Foyer)
21: I wanna be sedated (Ramones Cover) (Foyer)
22: Saurus (Foyer)
23: Nein  (Foyer

Links:

- Locas In Love, Köln, 15.08.13
- Locas In Love, Köln, 14.08.13
- Locas In Love, Köln, 09.12.12
- Locas In Love, Köln, 09.12.12
- Locas In Love, Wiesbaden, 04.05.12
- Locas In Love, Köln, 02.10.11
- Locas In Love, Köln, 24.10.10
- Locas In Love, Köln, 30.11.08
- Locas In Love, Frankfurt, 20.10.07
- Locas In Love, Köln, 19.08.07



* klingt doof, ist aber so




Samstag, 28. Dezember 2013

Peter Hook And The Light, Fontenay-sous-Bois, 20.12.13

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Konzert: Peter Hook And The Light (Frankei Rose,Yuck)
Ort: Salle Jaques Brel, Fontenay-sous-Bois bei Paris
Datum: 20.12.2013
Zuschauer: 800 geschätzt
Konzertdauer: Frankie Rose 35, Yuck 45 und Peter Hook 80 Minuten



Die Erwartungen an diesen letzten Gig des Jahres waren turmhoch. Peter Hook und seine Light hatte ich zuletzt in einer lauschigen Sommernacht im Süden Frankreichs unter Pinien gesehen und der Auftritt des grimmig wirkenden Bassisten der Kultbands Warsaw, Joy Division und New Order am 26. Juli beim Midi Festival  ein Oberknaller. Damals spielte er allerdings auschließlich Stücke der Gruppe von Ian Curtis, Material von New Order wurde bis auf Ausnahmen des Zwitters Ceremony ausgespart.

Am heutigen 20. Dezember sollte das anders sein. Da wurde schon im Vorfeld bekannt, daß auch Titel der Nachfolgeband von Joy Division performt werden sollten. Die Geschichte fand in einem Audimax ähnlichen Raum im Pariser Vorort Fontenay-sous-Bois satt. Schon die Anreise war ein kleines Erlebnis, denn per Shuttle Bus wurden die Pariser gratis dorthin kutschiert. Das hatte was von einer Klassenfahrt, zumal die Businsassen fast alle eingefleischte Konzertgänger und somit Freunde und Wegbegleiter waren. "Heute hauen wir auf die Pauke (bzw auf die Kacke?)!" hätte ich auf der Fahrt am liebsten gerufen, aber das hätten die Franzosen eh nicht verstanden, also unterließ ich das.

Vor Ort angekommen fanden wir uns schnell im Audimax des Salles Jacques Brel ein. Mein erster Eindruck war eher ernüchternd. Die Venue war weitestgehend bestuhlt und nur der vordere Bereich vor der Bühne bot Stehplätze an. "Peter Hook plays Joy Division und New Order" und die Leute bleiben dazu sitzen, als würden sie in der Oper sein? Hallo?!

Ich persönlich bezog natürlich sofort in Bühennähe Stellung. Zwei Vorgruppen wurden und geboten, mit Frankie Rose und Yuck wahrlich nicht die Schlechtesten.


Um 22 Uhr 30 dann aber endlich Peter Hook and The Light. Seinen etwas pummeligen Sohn hatte ich schon während der Vorbands durch die Halle latschen sehen, nun erlebte ich ihn live on stage wieder. Die anderen Musiker sagten mir namentlich nichts, aber vom Midi Festival und vom super Gig im Pariser Trabendo 2012 wußte ich, daß sie ausgezeichnet waren. Daß sie gesichtslos bleiben sollten, lag schließlich am ungeheuren Charisma ihres Frontmannes. Als Peter Hook mit einem Comic Weihnachts T-Shirt den Platz hinter seinem Mikro einnahm und nach Abspulen des Kraftwerk Intros Trans Europe Express (die englischer Version) "Bonsoir Paris, comment ça va?" wünschte, schaute ich fortan fast nur noch ihm zu.


Der Übersong Ceremony wurde abgefeuert und dies gleich zur Eröffung. Der Wahnsinn! Wie sollte das bloß noch weitergehen? Schon nach ein par Takten war mir klar, daß der Abend groß werden würde. Der Sound war brillant, laut, aber glasklar, ungeheuer druckvoll und perfekt ausgesteuert. Die Halle wurde integral beschallt, die Ohren wurden wahrlich verwöhnt. Die Band spielte mit 300 km/h und sofort auf Sturm. Das erinnerte mich an eine Fußballmanschaft, die schon in der ersten Minute ein Tor erziehen wollte. Volle Kraft voraus, Anriff ist die beste Verteidigung! Auch das Publikum ging sofort voll ab, zumal mit Day in Day Out nun ein agressiver Punksong gebracht wurde. "Day in day out" brüllte Hooky brutal und gemein wie in Hooligan. "I need you here dont ever fade away, Fade away, fade away!!" knurrte er zonrig etwas später.

Isolation kam sofort im Anschluß daran, ohne jeglichen Übergang. Zum ersten Mal wurd es etwas elektronischer. Der Drummer spielte wie besessen und schnell wie ein Teufel, trieb sein Vordermannschaft wie ein Irrer an. Auch der Bass klang total scharf, egal ob ihn jetzt Hookys Sohn oder er selbst zupfte. Schließlich musste Peter singen und das tat er sagenhaft gut.

Wieder ohne Übergang ging es mit Disorder weiter. Es wurde noch einmal 40 km/h schneller gespielt. Die Albumversionen wurden extrem aufgepeppt und mit einem nie dagewesenen Druck abgefackelt. Schwer zu beschreiben, wie geil das war, viele Leute hatten ein Dauergrinsen in der Fresse und wurden das auch bis zum Schluss nicht mehr los. "I got this spirit, don't lose this feeling! feeling!! feeling!!!"


"This is Transmission" kündigte Hooky kurz den nächsten Hit an, bevor der grummelnde Bass und die fetzigen Gitarren einsetzten. "Radio live transmission", die Leute sangen begeistert mit. Hoook selbst schrie sich heiser ("dance, dance, dance to the radio!!"), hätte auch in einer Metalband seinen Platz gehabt.

5 Minuten später hieß es dann: "I dedicate this song to all the young ladies in the audience." Love Will Tear Us Apart sang nun die ganze Halle und ein Schauer ging über meinen Rücken. Das war gleichzeitig so schaurig und so schön, daß es kaum auszuhalten war. Erstaunlich auch, daß die Nummer nach wie vor nicht ausgelutscht klang. Und der Übersong wurde so richtig schön ausgekostet:

"Here we go Paris" feuerte Peter die Leute immer weiter an. Die sangen irgedwann ganz allein, aber Hooky verzichtete glücklicherweise auf die unsägliche und oft gesehene Geste, das Mikro Richtung Publikum zu richten. Perfekt wurde immer mal wieder das Tempo rausgenommen, um es im Anschluß daran wieder enorm anzuziehen. Als der Song schon verklungen war, gröhlten die Leute trotzdem noch minutenlang den Refrain weiter.

Mit Dreams Never End kam dann ein Stück von New Orders erstem Album Movement, das stimmungsmäßig mit Ceremony zu vergleichen war.


The Age Of Consent, gehörte ebenfalls zu New Order, allerdings zum Opus Power, Corruption and Lies. Max, der Sänger von Youck würde auf die Bühne zitiert, denn er hatte im Vorprogramm mit seiner Band genau jenen Song gecovert. Ein gefundes Fressen für Hooky, um einen zynischen Kommentar abzulassen: "Max from Yuck covered The Age Of Consent during their set. Now, I'm gonna share him how it should really done. Maybe you might teach me someting? But you can't teach an old dog new tricks."

Max sang schließlich fast ähnlich hysterisch und hoch wie Kele "Bloc Party" Okereke, aber manchmal eben auch wie Barney Sumner. Also das passte schon hervorragend, auch wenn der Gesang windschief war.

Nun wurde es düster und geheimisvoll. Mit Everything Gone Green spielten die Lights einen der weniger bekanntenten Stücke von New Order. Es gab eine relativ lange Instrumentalpassage am Anfang, die mechanischen Rhythmen erinnerten an Kraftwerk. Ein super Stück, das ich live noch nie gehört hatte. Unglaublicherweise klang es selbst im Jahre 2013 noch fast avantgardistisch. Man konnte darin auch schon eine Hauch Blue Monday erahnen, obwohl es deutlich weniger elektrisch war.

Nun klang es endgültig nach Kraftwerk. Das wunderchöne, verträumte Your Silent Faith wude gezündet und Hooky spielte hierzu Melodica. Zumindest versuchte er es, er hatte manchmal ein wenig Probleme, gucke das Instrument manchmal an, als wolle er sagen: "die Melodica ist für uns alle Neuland." Ein glitzender Synthieteppich wurde ausgerollt, es war herrlich.

Der Titel bot die Zeit ein wenig zu verschnaufen, runterzukommen und sich für das explosive Finale zu wappnen, das nun folgen sollte.


This is True Faith bekundete kurz und knapp und die Songzeile: "I feel so extraordinairy", wohl das Motto des Abends. Eine Der Lieblingssongs meiner Jugend und in der heutigen sehr basslastigen Version ein besonderer Ohrenschmaus. Vor meinem innere Auge tanzten die bunten Puppen aus dem bekannten Videoclip dazu. Nostlagie pur.

"It's a very special time of the year  and it's the same in England. People can follow, they can be victim to temptation." erklärte Hook fast verschwörerisch.

Temptation klang extrem elektrisch, wahnsinnig feierfreudig und wurde mit einem nie dagewesenen Schmackes gespielt. Die elektronischen Beats pluckerten kunterbunt vor sich hin und die Leute tanzten ausgelassen. Sicherlich der fröhlichste Song des Abends fernab von Depression, Vorstadtödnis und suizidären Gedanken.


Mit Blue Monday wurde schließlich einer der Keytracks der Karriere von New Order aufs Volk losgelassen und noch nie hat mich ein Synthiesong so sehr begeistert wie in diesem Moment. Das Besonders an dem Stück war sein Ende, denn da wurde von der Albumversion abgerückt und laut, ja fast psychedelisch  gerockt. Ich bin ziemlich sicher, daß Blue Monday nie so gut performt wurde wie am heutigen 20. Dezember!

Nach Blue Monday wäre laut Setlist offiziell Schluß gewesen. Aber so kurz vor Weihnachten konnte man den Leuten unmöglich eine Zugabe verwehren. Und es gab nicht nur ein Lied, sondern gleich drei als Bonus! Allein für diesen Dreierpack, der noch einmal knapp 20 Minuten dauerte, hätte sich der äußerst moderate Eintrittspreis von 20 Euro gelohnt. Es kamen nämlich hintereinander weg She's Lost Control, dann mein persönliches Lieblingsstück von Joy Division Shadowplay und erneut Love Will Tear Us Apart.


Die jeweiligen Versionen waren atemberaubend gut (Bei She's Lost Control Hatte man das Gefühl, ein Formle Eins Wagen würde durch die Halle rasen, Shadowplay rockte wie Hölle), die alten Klassiker des Post Punk Genres klangen ungeheuer frisch und sprizig und die Band machte nun die letzten Kraftreserven locker. Zu Love Will Tear Us Apart durfte sogar ein junges Mädel aus dem Publikum mittanzen und mitsingen.


Hinterher standen gleich mehrere Fans mit auf der Bühne. Hooky hatte sein T-Shirt ausgezogen ("musste das sein?", fragten sich ein par Leute) und bekam von einem weiblichen Fan ein Strauß Blumen. Mit eigentlich großtenteils wahnsinnig traurigen Liedern hatte uns Hook sehr glücklich gemacht. Ein paar Leute hatten Freudentränen in den Augen, andere sagen immer noch den Refrain von Love Will Tear Us Apart, obwohl die Deprimhymne längst verklungen war.


Was für ein Konzert zum Jahresabschluß, besser hätte es nicht kommen können! Dei turmhohen Erwartungen wurden noch deutlich übertoffen, das hier heute war definitiv nicht zu toppen. Ein Autritt an den ich mich auch noch in 20 Jahren erinnern werde. Ich bin sogar so tollkühn zu behaupten, daß Joy Division unter Ian Curtis und New Order mit Barney Sumner als Sänger nie ein solch gutes Konzert gegeben haben. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern...

Setlist

01: Ceremony
02: Digital
03: Isolation
04: Disorder
05: Transmission
06: Love Will Tear Us Apart
07: Dreams Never Ende
08: Age Of Consent
09: Everything's Gone Green
10: Your Silent Face
11: True Faith
12: Temptation 
13: Blue Monday

14: She's Lost Control
15: Shadowplay
16: Love Will Tear Us Apart


Donnerstag, 26. Dezember 2013

Empfehlenswerte Konzerte in Berlin für den Januar und Februar 2014

2 Kommentare
Auch 2014 hat Berlin eine Menge zu bieten. Gleich zu Anfang des Jahres das erste Highlight: Das traditionelle Neujahrskonzert mit Dear Reader und Einar Stray. Neugierig gespannt warte ich auch auf das Konzert der Babyshambles (ob es denn auch stattfinden wird...). La Femme aus Frankreich als auch The Group sind für mich "Geheimtipps" für den Januar. Mal schauen, ob Agnes Obel alle in den Schatten stellen wird.
Im Februar bin ich voller Vorfreude auf My Brightest Diamond, Moderat sowie Ja, Panik. Ein Geheimtipp wären sicherlich Me & Kat Frankie & My Drummer.



Januar:

01.01.  Dear Reader + Einar Stray - Volksbühne
03.01.  Agnes Obel - Philharmonie
04.01.  As De Trefle - Badehaus
07.01.  Clara Luzia / Kitty Solaris - Privatclub
08.01.  Kashmir - Lido
10.01.  Clara Hill - Berghain Kantine
10.01.  La Femme - Bassy Cowboy Club
11.01.  Die Goldenen Zitronen - Lido
12.01.  Slut - Lido
17.01.  Carolin No - Grüner Salon
17.01.  Elektroakustischer Salon - Berghain
17.01.  Northern Lite - Astra
17.01.  AdHd - ATrane
17.01.  The Vibrators - White Trash
18.01.  Burnt Friedman & Jaki Liebezeit - Glashaus
18.01.  Vince Clarke - Bi Nuu
20.01.  Augustines - Privatclub
20.01.  Jessica Pratt - Monarch
20.01.  Kensington - Comet Club
20.01.  Royal Republic - Heimathafen
21.01.  Caged Animals - Comet Club
22.01.  Alcest - Lido
22.01.  Spaceman Spiff - Magnet
22.01.  Angelo Branduardi - Kapernaumkirche Berlin
22.01.  Lanterns On The Lake - Comet Club
22.01.  Ultraschall Festival - Sendesaal SFB
22.01.  Owls By Nature - Privatclub
23.01.  Jaimi Faulkner - Crystal Club
23.01.  Kodaline - Lido
24.01.  Lord Mouse And The Kalypso Katz - Badehaus
24.01.  Pothead - Huxley´s
24.01.  Kevin Devine - Magnet
24.01.  Yalta Club - Bi Nuu
25.01.  Andreas Dorau Gala - Bi Nuu
25.01.  Blockflöte des Todes - Frannz
25.01.  Iris Romen - Sofasalon.de
25.01.  I´m Not A Band - Privatclub
25.01.  Jaune Toujours - Badehaus
25.01.  Mittekill - Schokoladen
25.01.  Pothead - Huxley´s
26.01.  Andi Fins - Privatclub
26.01.  Ultraschall Festival - Sendesaal SFB
26.01.  To Kill A King - Bi Nuu
27.01.  Girls In Hawaii - Lido
27.01.  Polica - Heimathafen
27.01.  Stephen Malkmus & The Jicks - Postbahnhof
27.01.  The Group - Volksbühne
28.01.  Babyshambles - Huxley´s
28.01.  Glasvegas - Magnet Club
29.01.  Les Fils De Teuhpu - Lido
29.01.  The Virgins - Privatclub
30.01.  Adam Green - Babylon
30.01.  Karl Bartos - Postbahnhof
30.01.  Sea Wolf - Monarch
30.01.  Synje Norland - Frannz Club
31.01.  Adam Is A Girl - Privatclub
31.01.  Andy McKee - Heimathafen


Februar:

03.02.  The Hidden Cameras - HAU
04.02.  Martin Gallop - Privatclub
06.02.  Aoife O´Donovan
06.02.  Iza Lach
06.02.  Turbostaat - Bi Nuu
06.02.  Me & Kat Frankie & My Drummer - HO Berlin
06.02.  Mogwai - Tempodrom
06.02.  Ulver - Lido
07.02.  Milky Chance - Astra
07.02.  Turbostaat - Lido
07.02.  Mary Ocher + Ofrin - HO Berlin
08.02.  Dictaphone + Raz Ohara Ensemble - HO Berlin
08.02.  Paint Me Picasso - Privatclub
08.02.  Turbostaat + Findus - SO36
08.02.  The Milk Carton Kids - Heimathafen
09.02.  Au Revoir Simone - Lido
09.02.  Dorian Wood - Privatclub
09.02.  John Waters - Volksbühne
09.02.  Kilians - Postbahnhof
09.02.  Lobomyr Melnik + Moonface - HO Berlin
10.02.  Samantha Crain - Monarch
11.02.  Heather Nova - Passionskirche
11.02.  The Soft Moon - Berghain
12.02.  Patti Smith - Apostel Paulus Kirche
12.02.  Solander - Privatclub
13.02.  Arthur Beatrice - Privatclub
13.02.  Ja, Panik - Lido
13.02.  Manel - Bi Nuu
13.02.  Maximo Park - Huxley´s
13.02.  St. Vincent - Postbahnhof
14.02.  Babylon Circus - Lido
14.02.  Nils Frahm, Holy Other, Cantus Domus - Volksbühne
15.02.  Pantha Du Prince, 1000 Robota - Volksbühne
15.02.  Adam Ant - Postbahnhof
15.02.  Bill Callahan - Heimathafen
15.02.  Vance Joy - Privatclub
16.02.  Alin Coen Band - Huxley´s
16.02.  Die Höchste Eisenbahn - Lido
16.02.  Mouse On Mars, My Brightest Diamond - Volksbühne
17.02.  Ben Taylor - Privatclub
17.02.  Future Islands - C-Club
17.02.  James Arthur - Postbahnhof
17.02.  James Vincent McMorrow - Heimathafen
17.02.  Ron Pope - Lido
18.02.  Bombay Bicycle Club - Postbahnhof
18.02.  Brother & Bones - Comet Club
18.02.  Gary Numan - Imperial
18.02.  Kendra Morris - Maschinenhaus
18.02.  Samaris - Berghain Kantine
19.02.  Chris Pureka - Privatclub
19.02.  Eyedress - Berghain Kantine
20.02.  Cage The Elephant - Lido
20.02.  Death Letters - Monarch
20.02.  Haim - Astra
20.02.  Nathaniell Rateliff - Bi Nuu
20.02.  Satellite Stories - Berghain Kantine
20.02.  The Burning Hell - Weser 58
20.02.  Wasp Summer + Ryan O´Reilly - Marie Antoinette
21.02.  Birdpen - Berghain Kantine
21.02.  City And Colour - Huxley´s
21.02.  Ry X - Passionskirche
22.02.  Damien Jurado - Heimathafen
22.02.  Gesaffelstein - Huxley´s
22.02.  MarieMarie - Grüner Salon
22.02.  Rainer Von Vielen - Privatclub
22.02.  Supreme Cuts - Berghain Kantine
23.02.  Nina Persson - Heimathafen
23.02.  Paper & Places - Privatclub
24.02.  Mariam The Believer - Privatclub
24.02.  Matt Elliott - Roter Salon
24.02.  William Fitzsimmons - Postbahnhof
24.02.  We Invented Paris - Bi Nuu
25.02.  Balthazar - Postbahnhof
25.02.  Moderat - Columbiahalle
25.02.  Mutual Benefit - Berghain Kantine
26.02.  Breton - Privatclub
26.02.  The Notwist - Heimathafen
26.02.  The Head And The Heart - Kesselhaus
27.02.  Birdy - Astra
27.02.  Fanfarlo - Bi Nuu
27.02.  Moderat - Columbiahalle
27.02.  Per Anders - Privatclub
28.02.  Matt Pryor - Privatclub


Sonntag, 22. Dezember 2013

Erdmöbel, Köln, 18.12.13

2 Kommentare

Konzert: Erdmöbel
Ort: Kulturkirche, Köln
Datum: 18.12.2013
Dauer: Erdmöbel 120 min, Friedemann Weise 30 min
Zuschauer: ausverkauft



von Ursula von neulich als ich dachte

Schon verrückt, dass man heutzutage einfach per Bahn von Frankfurt innerhalb einer Stunde nach Köln düsen kann. In meiner Jugend wäre das nicht möglich gewesen, aber nun kann ich um 18 Uhr das Büro verlassen und bereits gegen halb 8 durch Nippes irren und diese Kulturkirche, von der immer alle reden (in ihr finden durchaus öfter einmal poppige Konzerte statt), suchen. 

Als die Kirche schließlich gefunden war, bot sich mir ein Bild, das ich sonst nur von der Christmette kenne: Noch keine Veranstaltung im Gange, aber alle Bänke in der weihnachtlich mit glitzernden Kugeln und Lichterketten geschmückten Kirche dicht besetzt von gut gelaunten Besuchern in allen Altersklassen. Lediglich der ausgiebig genutzte Kölschverkauf im Eingangsbereich ließ erahnen, dass die Leute nicht zum Gottesdienst erschienen waren. 

In dem ganzen Gewühl noch einen Sitzplatz zu finden, erwies sich als schwierig, von diesem aus letztendlich die Bühne zu erspähen, als unmöglich. Die ergatterte Sitzbank befand sich nämlich nicht im Mittelschiff, sondern lief parallel zur Wand, was zu dem Problem führte, dass sich noch später kommende Zuschauer einfach davor und damit direkt in die Sicht zur Bühne stellten. Immer mehr Gäste drängten sich in den Gängen, beziehungsweise quetschten sich auf Biermission an einem vorbei, und meine Stimmung sank bereits kontinuierlich, als auch noch der ansässige Pfarrer verkündete, dass nun als Support erst einmal Friedemann Weise auftreten werde - den kannte ich bereits von einem früheren Erdmöbel-Konzert und hatte keine sonderlich positiven Erinnerungen. 

Herr Weise war ebenfalls nicht allerbester Laune und sagte sich, nachdem er die Ankündigung durch den Pfarrer als zu unenthusiastisch zurückgewiesen hatte, gleich noch einmal selbst gebührend an. Zunächst hatte ich den Eindruck, der Sänger habe bei seiner Anreise aus Köln Ehrenfeld an einem Glühweinstand vorgeglüht und sei somit angetrunken, nachdem er aber bei seinem verdächtig schleppendem Tonfall wohlartikuliert war und blieb, litt er wohl nur unter der Erkältung, die ihn nach eigenen Angaben quälte. 

Ich weiß nicht, ob es meinen niedrigen Erwartungen oder der bessere Songauswahl lag, aber an diesem Abend überzeugte mich Weise viel mehr als bei der früheren Gelegenheit. Der Versuch, den Ausdruck "Narzißtische Persönlichkeitsstörung" singbar zu machen, ist immerhin beeindruckend, ein Popsong über Abmahnanwälte originell und einige der Zwischengags (etwa, während niemand mitsang, den letzten Refrain eines Lieds mit "und jetzt ich alleine!" anzusagen, später folgte noch "und jetzt die Verrückte da vorne!") waren tatsächlich ziemlich lustig, unterhaltsam und kurzweilig. 

Ein noch unvollendeter Song, der eine Aufzählung zahlreicher Tourauftrittsorte nebst der Erlebnisse des Sängers dort beinhaltet, wurde anscheinend von Ekki Maas mit Insterburg & Co. verglichen, was Weise mit "Wenn dich das an die erinnert, bist du zu alt" kommentiert wurde. Ob die kirchenkritischen Kommentare des Sängers zu Heiligenbildern oder auch missbrauchten Messdienern beim Pfarrer sonderlich gut ankamen, ist nicht bekannt - immerhin wurde nur über die katholische Kirche gelästert. 

Setlist Friedemann Weise, Kulturkirche, Köln: 

01: Narzißtische Persönlichkeitsstörung 
02: Ein Hundejahr 
03: Abmahnanwalt 
04: Toursong (unvollendet) 
05: Keine Songwriter 
06: Weißt du noch 
07: Tina, geh' nicht in die Sekte 


Nun war es Zeit für den Hauptact, Erdmöbel betraten mit dem Bekleidungsmotto "rosa" und weiteren Christbaumkugeln an den Gitarren- und Basshälsen die Kirchenbühne, nur Christian Wübben war zunächst als Nikolaus verkleidet, legte sein Outfit aber schnell wieder ab. Markus Berges hat sich von dem Vollbart, den er Ende Oktober in Frankfurt trug, zwischenzeitlich getrennt, allerdings wäre der zurückgebliebene Clark Gable-Schnurrbart auch überdenkenswert. Nach dem Opener Cardiff erfuhren wir die Abendplanung: Es sollte bei Kung Fu Christmas zwei Konzertteile geben, nämlich zunächst Kung Fu und dann Christmas

Konzertteil eins konzentrierte sich dann auch hauptsächlich auf Songs aus dem aktuellen Album Kung Fu Fighting und sparte ältere Lieder wie Wurzelseliger oder Dreierbahn, die sonst im Programm stehen, aus. Zunächst ging es aber weiter mit dem älteren Ausstellung über das Glück und dem Hinweis auf ein am Schlagzeug installiertes Instrument (Chimes), mit dem man durch Entlangstreichen ein zartes, weihnachtliches Klimpern erzeugen konnte und das an diesem Abend reichlichen Einsatz finden sollte. Wir erfuhren auch, dass Sting dieses Teil angeblich in jedem seiner Songs verwendet. Wolfgang Proppe behauptete darüber hinaus, entdeckt zu haben, dass sich Tonleitern besondern weihnachtlich anhören, weshalb es diese äußerst freigiebig einsetzte und in zahlreiche Songs einbaute. 

Als nächstes folgte das von eifrigem Mitgesang unterstützte Club der senkrecht Begrabenen, sowie Vivian Meier. Zum Kung Fu Fighting-Titelsong wurde im Hintergrund der Bühne das mich etwas verstörende zugehörige Kuss-Video gezeigt. Nach Gefäße, ebenfalls vom neuen Album, folgte mit Wort ist das falsche Wort laut Ekki Maas das traurigste Lied des Vorgängeralbums Krokus - beim Konzert im Frankfurter Nachtleben hatte er behauptet, es sei sein Lieblingslied dieses Albums, aber das eine schließt das andere ja auch nicht aus. Mit In den Schuhen von Audrey Hepburn spielte die Band danach einen der sehr wenigen älteren Songs, um dann mit Blinker wieder in die Gegenwart zurückzukehren und den "Kung Fu-Teil" des Abends abzuschließen. 

Konzertteil zwei bestand, da Erdmöbel seit geraumer Zeit jedes Jahr eine Weihnachtssingle veröffentlichen, hauptsächlich aus diesem Repertoire, auf das nur im Rahmen der Weihnachtskonzerte in der Kulturkirche zurückgegriffen wird. Los ging es hier mit der Aufforderung an das Publikum, man solle möglichst schnell alle deutschen Bundeskanzler aufsagen. Die Liste ("Merkel Schröder Kohl Schmidt Brandt Kiesinger Erhard Adenauer") gehört zu Muss der heilige Nikolaus sein, zu dem Wolfgang Proppe ans Akkordeon wechselte und bei dem, wie auch zu allen folgenden Weihnachtsliedern, wiederum das Video eingespielt wurde. 


Nach Der letzte deutsche Schnee spielte man mit Erster Erster einen Song, der zwar thematisch in die Jahreszeit passte, aber gar keine Weihnachtssingle ist sondern vom Album Krokus, bei Fräulein Frost konnte man im Video die ganze Band erfrieren sehen und bei Lametta kam als Gastsängerin nicht die eigentliche Co-Interpretin Maren Eggert sondern Suzie Kerstgens von Klee mit auf die Bühne. Sie hatte sich passend zum Rosa-Bekleidungsmotto der Band ein pinkes Oberteil angezogen und trug ihren Christbaumschmuck in Form eines weihnachtlich goldenen Sterns im Ohr. Zum darauf folgenden Last Christmas wurde erklärt, dass es laut Wolfgang Proppe die Melodie des Todes enthalte. Begleitend zu dem Song wurden aus den Klingelbeuteln der Kirche ans Publikum Bonbons verteilt, was Markus Berges vor der aktuellen Weihnachtssingle Ding Ding Dong (Jesus weint schon), die vermutlich an diesem Abend ihre Live-Premiere feierte, zu der Frage veranlasste, ob wir denn auch mit vollem Mund mitsingen könnten. 

Das klappt dann sehr gut, Friedemann Weise und Suzie Kerstgens kehrten auf die Bühne zurück und bildeten mit einigen Publikumsmitgliedern eine Background-Sing- und Tanzgruppe. Vorher hatte Ekki Maas das aus dem Video zum Lied bekannte "Bitte folgen!"-Schild gezückt und angedroht, dass wir nun gemeinsam zwar nicht bis zum Eigelstein, aber zumindest um die Kirche wandern würden. Nach unzähligen Wiederholungen des Ding Ding Ding Dong-Refrains erhielten die beiden Gaststars Geschenke (Whiskey für Suzie und Blumen für Friedemann) und das Konzert war offiziell beendet, doch das Publikum ließ sich nicht beirren und sang so lange allein den Refrain weiter, bis die Band zurückkehrte. 

Durch die Anwesenheit von Suzie Kerstgens bot es sich für Erdmöbel natürlich an, den Song zu spielen, den sie mit der Band aufgenommen hatte, und so folgte nun Vergnügungslokal mit Weinzwang. Nachdem sich Suzie mit Umarmungen von den Bandmitgliedern verabschiedet hatte, rief jemand aus dem Publikum Das Leben ist schön!, was dann prompt anschließend gespielt wurde. Mit Nah bei dir, einem Song, der fast schon traditionell Erdmöbel-Konzerte abschließt, endete der Konzertabend dann nach zwei Stunden wirklich, wobei die Band hinterher noch eifrig mit dem Signieren von allem möglichen beschäftigt war und dank des Heimatauftritts natürlich auch viele der Gäste persönlich kannte. 

Auch wenn Erdmöbel sich nicht sicher waren, zum wievielten Mal sie ihren Weihnachtsauftritt in der Kulturkirche absolvierten, hatte uns der Pfarrer bereits in der Ankündigung mitgeteilt, dass es auch kommendes Jahr wieder einen geben wird. Wie versierte Christmettenbesucher wissen wir dann auch, dass man für die guten Plätze besonders früh erscheinen muss. 

Setlist Erdmöbel, Kulturkirche, Köln: 

01: Cardiff 
02: Ausstellung über das Glück 
03: Club der senkrecht Begrabenen 
04: Vivian Meier 
05: Kung Fu Fighting 
06: Gefäße 
07: Wort ist das falsche Wort 
08: In den Schuhen von Audrey Hepburn 
09: Blinker 
10: Muss der Heilige Nikolaus sein 
11: Der letzte deutsche Schnee 
12: Erster Erster 
13: Fräulein Frost 
14: Lametta (mit Suzie von Klee) 
15: Last Christmas 
16: Ding Ding Dong (Jesus weint schon) 

17: Vergnügungslokal mit Weinzwang (mit Suzie von Klee) (Z)
18: Das Leben ist schön (Z)
19: Nah bei dir (Z) 

Links:

- aus unserem Archiv:
- Erdmöbel, Frankfurt, 30.10.13
- Erdmöbel, Köln, 08.09.12
- Erdmöbel, Frankfurt, 03.12.11
- Erdmöbel, Hachenburg, 30.10.11
- Erdmöbel, Frankfurt, 10.10.10

- Fotos: Dirk von Platten vor Gericht

 


 

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