Mittwoch, 27. März 2013

Shout Out Louds, Frankfurt, 26.03.13


Konzert: Shout Out Louds 
Ort: Gibson Frankfurt
Datum: 26.03.2013 
Zuschauer: circa 900; nicht ganz ausverkauft 
Dauer: Shout Out Louds 90 min, Mighty Oaks 40 min


von Tanita


Nach einer extrem regnerischen und matschigen Begegnung beim Zürich Open Air 2010 konnte ich mich lediglich daran erinnern, dass die Shout Out Louds „ganz nett“ waren, und vor allem der Sänger und Frontmann Adam ganz gut aussah. Bei diesem traurigen Level von Meinungsfindung, was die Shout Out Louds angeht, sollte es natürlich nicht bleiben und umso gespannter war ich auf den Auftritt der Band im Frankfurter Gibson, die nach 3 Jahren im Februar mit ihrem vierten Studioalbum „Optica“ ihr Comeback gewagt hatten. Das Gibson, das direkt auf (ja, auf, nicht an) der höchst-prätentiösen Frankfurter Zeil gelegen ist, ist an sich eine wirklich tolle Location, die innen mit feinstem Industrie-Chic glänzt, man allerdings aufpassen muss, dass man sich weder im Halbdunkel verläuft, noch über einen der vielen Treppenabsätze stolpert. Normalerweise handelt es sich beim Gibson um einen der vielen pseudo-prestigeträchtigen Frankfurter Clubs inklusive der Gorilla-Securities in Anzuguniform, aber sobald das Gibson seine Pforten für Konzerte öffnet ist mir der Club extrem sympathisch, der trotz der Tatsache, dass er von der Söhne Mannheims AG (!) betrieben wird mit tollem Booking von Kasabian bis Rufus Wainwright besticht. 


Ungewöhnlicherweise war der Einlass erst für 20 Uhr geplant, so dass sich der Abend zwangsläufig und v.a. unnötigerweise in die Länge ziehen musste und es erst kurz vor 21 Uhr mit dem Support Act losging. Ich hatte mich im Vorfeld kurz über die drei Jungs aus England, Italien und den USA informiert, die gemeinsam die in Berlin ansässige Indie-Folk-Formation „Mighty Oaks“ bilden. Vom Namen der Band und der interessanten Mischung an Mitgliedern bereits neugierig gemacht, war ich sehr auf den Auftritt gespannt und wurde glücklicherweise nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil! Ganz Indie, in Holzfällerhemd und mit Hipstermütze, begeisterte der Frontmann Ian nicht nur mit Charme und Optik, sondern vor allem mit seiner gefühlvollen, kratzigen und einfach nur schönen Stimme. Man merkte förmlich, wie „Mighty Oaks“ es schafften mit ihrem Sound innerhalb weniger Songs so zu überzeugen, dass die meisten Anwesenden gebannt zuhörten und begeistert mitwippten und mitklatschten. Natürlich klingen die Songs meist etwas ähnlich und erinnern an große Brüder wie Arcade Fire oder Mumford and Sons, aber Ians Stimme war dem voll und ganz gewachsen und sorgte bei mir mehrfach für Gänsehaut und vor allem für kitschige, aber trotzdem sehr schöne innere Bilder von weiten Straßen, Küsten und Sonne – und das obwohl er eigentlich aus dem eher grauen Seattle stammt, was mich auch spontan begeisterte, da die Stadt, die u.a. Nirvana und Pearl Jam vorbrachte, auch ganz andere Musikstile zu inspirieren scheint. Die charmanten deutsch-englischen Ansagen führten nach dem Konzert zu einem wohlverdienten Ansturm bei den Jungs am Merchandisestand, die auch nicht versäumten darauf aufmerksam zu machen, dass sie am 16.05. bei der INTROducing Tour im Zoomclub spielen werden, wo sie hoffentlich auch schon ihre neue EP dabei haben werden, die ebenfalls im Mai erscheinen soll. Ich persönlich kann die von der Zeitschrift INTRO präsentierte Veranstaltung nur wärmstens empfehlen: einfach online anmelden, nichts dafür bezahlen und meistens gleich 3 Bands an einem Abend in einer kleinen Location sehen – meiner Meinung nach eine sehr gute Sache! 


Kurz vor 22 Uhr ging es dann endlich mit den Shout Out Louds los – ich muss ehrlich gestehen, ich war etwas ungeduldig, da ich einfach schon so auf den gewöhnten 19 Uhr Einlass etc. Ablauf konditioniert bin und schon etwas müde und genervt war, da die Luft im Gibson, das im Keller gelegen ist, auch nicht unbedingt besser wurde. Das Warten sollte sich allerdings lohnen, da die Shout Out Louds sofort mit dem ersten Song „Sugar“ vom neuen Album klarmachten, dass sie gekommen waren, um allen eine gute Zeit zu bereiten. In der relativ intimen Atmosphäre des Gibson wirkte das Stagesetup mit großem Shout Out Louds Schriftzug auf albuminspiriertem Hintergrund gelungen und die halbbogenförmigen Scheinwerfer, die im Laufe des Sets passend in verschiedensten Farbverläufen aufleuchteten, waren einerseits schön anzusehen, stellten aber auch sofort subtil klar, dass man es hier nicht mit Amateuren zu tun hatte. Ganz im Gegenteil: bereits seit 10 Jahren zusammen unterwegs und mit mittlerweile 4 Studioalben bewaffnet, machte sich die Professionalität der Shout Out Louds auf angenehme Art und Weise bemerkbar. Vor allem Frontmann Adam begeisterte mit Charme und Souveränität an Gitarre, Bass und verschiedensten Percussioninstrumenten, ohne dabei auch nur einmal den Kontakt zum Publikum zu verlieren, das stets auf unaufdringliche, aber doch bestimmte Art, zum Mitmachen animiert wurde, was aber meist gar nicht nötig war, da alle sichtlich ihren Spaß hatten. 


Die beschwingte und fröhliche Laune, die sich im Gibson ausbreitete war wirklich schön anzuschauen und wurde während des gesamten Sets aufrechterhalten. Mit Songs wie „Walking in your footsteps“ und älteren Mitsingsongs wie „Fall Hard“ und „Please Please Please“ wurde das Publikum souverän um den Finger gewickelt und auch die neuen Stücke schienen bereits vom Publikum ins Herz geschlossen worden zu sein, das sich von „Glasgow“, „14th of July“, „Blue Ice“ und „Illusions“ sichtlich begeistert zeigte. Eine positive Überraschung für mich, dass „Illusions“ live nicht die Spur langweilig war, sondern, und daran mag es vielleicht liegen, gesanglich stärker von Adam dominiert wurde und dadurch die etwas fade, repetitive „Illusions, Illusions“-Gesangseinlage, die ich auf Platte nicht so umwerfend fand, glücklicherweise in den Hintergrund gedrängt wurde. Ebenso nett, die „Double-Bass-Action“ bei „14th of July“, das live trotz Zeilen wie „Is there a special bond?/ Is she an actual blonde?“, die bei mir für dezentes Kopfschütteln gesorgt hatten, absolut großartig war. 


Insgesamt lieferten die Shout Out Louds eine musikalisch sehr versierte Show und konnten unter Beweis stellen, dass das „Optica“ live sehr gut funktioniert und gut mit den älternen Stücken harmoniert. Zugegebenermaßen sind sich einige Stücke klanglich sehr ähnlich, was bei mir persönlich gerade auf Platte schnell zu Langeweile führt, doch dieser charakteristisch schwedische, aber doch sehr eigene Sound der Shout Out Louds, die durch wirklich großartiges Zusammenspiel absolut überzeugten und allen Anwesenden gute Laune bereiteten, ist einfach prädestiniert dafür, live erlebt zu werden! 

Setlist Shout Out Louds, Gibson, Frankfurt:

01: Sugar 
02: Walking in your footsteps 
03: Fall Hard 
04: Normandie 
05: Impossible 
06: Glasgow 
07: Chasing the sinking sun 
08: Please Please Please 
09: Blue Ice 
10: Hard Rain 
11: Illusions 
12: 14th Of July 
13: Very Loud 

14: Destroy (Z) 
15: Walls (Z) 
16: Tonight I have to leave it (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Shout Out Louds, Wien, 22.10.10
- Shout Out Louds, Köln, 20.08.10
- Shout Out Louds, Frankfurt, 29.03.10
- Shout Out Louds, Paris, 01.04.08
- Shout Out Louds, Köln, 18.09.07
- Shout Out Louds, Haldern, 04.08.07

Tourdaten Shout Out Louds: 

27.03. - Köln, Live Music Hall 
28.03. - München, Muffathalle 
29.03. - Leipzig, UT Connewitz 
30.03. - Berlin, Astra 

Weiterführende Links: 

https://soundcloud.com/mightyoaksmusic
http://www.mightyoaksmusic.com/ 
http://www.introducing.de/



1 Kommentare :

sim hat gesagt…

War am Montag bei den Shout Out Louds. Auch dort war es sehr gut. Haben mal wieder richtig Spaß gemacht.
Bei den "Mighty Oakes" habe ich auch spontan an Mumford and Sons gedacht. Mal sehen, was man von denen noch alles hören wird!

 

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