Konzert: Blur (mit The Specials, New Order, Bombay Bicycle Club)
Ort: Hyde Park, London (Closing Ceremony Concert)
Datum: 12.08.2012
Zuschauer: 80.000 (ausverkauft)
Dauer: Blur gut 120 min, The Specials und New Order je gut 60 min, Bombay Bicycle Club gut 40 min
Als die letzten Töne von The Universal über dem Hyde Park ausgeklungen waren, seine Kollegen schon von der Bühne gegangen waren, stand Damon Albarn noch eine Weile in der Bühnenmitte und guckte mit feuchten Augen über die Menschenmassen. Er wirkte gerührt, fast ungläubig. Dabei haben Blur 2009 gleich zwei solcher Konzerte im Park gespielt, zwei, die ich sehen wollte, für die ich Karten hatte, die ich aber leider sausen lassen musste. Was ich verpasst habe, weiß ich aber erst jetzt, drei Jahre später.
Für meine Liebe zu Blur musste ich alt werden, in den 90ern mochte ich sie zwar, war aber deutlich mehr Oasis zugeneigt, um diese alberne Rivalität noch einmal zu bemühen (Pulp stand nämlich eh über allem). Seit einiger Zeit kann ich diese Gewichtung nicht mehr nachvollziehen, seit gestern ist sie mir fast unangenehm (nicht Pulp betreffend!).
Im April wurde das Olympia-Abschlußkonzert angekündigt. Ich habe einen schnellen Finger, wenn solche aufregenden Konzerte auftauchen und zögere eigentlich nie lange, Blödheiten zu machen. Die eigene Kreditkartennummer auswendig zu kennen, ist gefährlich. Bei Blur im Hyde Park zögerte ich trotzdem, weil ich keine Chance sah, am letzten Tag der Olympischen Spiele Ticket, Flug und Hotel bezahlbar zu finden. Erst im Juli wurde ich noch einmal mit der Nase auf das Konzert gestoßen und sah, daß es noch reguläre Tickets gab. Viel verblüffender war aber die Tatsache, daß es auch noch reichlich günstige Billigflüge gab. Das Hotel war mir da egal, Flug und Ticket mussten zur Not reichen. Durch die Gier der Londoner Hoteliers, die zu Olympia in der Regel die Preise verdreifacht haben, blieben aber viele Unterkünfte leer, die Zimmer wurden verramscht. Und als wäre das nicht genug, bekam ich beim Einchecken auch noch "ein kostenloses Upgrade", was mir in der Nacht im 30° warmen Zimmer etwas albern erschien.
Nachteil der Schnapsidee war die vorzeitige Abreise vom Haldern Festival. Der Flug erforderte, daß ich Sonntag um 3.30 Uhr aufstehen musste, also war Haldern Samstag Nachmittag für mich beendet.
Mittags hatte ich mir den olympischen Marathon angesehen, hatte möglichst viel Olympiastimmung aufgesaugt, tanzende Polizisten gesehen. Gegen drei machte ich mich auf zum Hyde Park. An der Ecke Oxford Street waren Tausende unterwegs. Der Einlass funktionierte trotzdem reibungslos, obwohl Flughafensicherheitsstandards angewandt wurden. Durch die wahnwitzige Menge an Einlaßschleusen dauerte die Kontrolle aber nicht schrecklich lange. Solche Massenveranstaltungen stellen englisches Organisationstalent scheinbar vor keine großen Herausforderungen.
Der Park füllte sich langsam. Es war hochsommerlich warm, oft heiß, und die Leute saßen auf Handtüchern auf der Wiese. Dadurch war glücklicherweise vorne noch viel Platz.
Solche Massenveranstaltungen sind nicht meine Sache, wirklich nicht! Aber bei den ersten drei Bands war es selbst vorne angenehm und gesittet, und bei Blur war alles egal.
Es begann mit den "special guests" Bombay Bicycle Club. Ich habe die Band aus London bisher nicht gesehen und war überrascht, wie gut ihre Musik live vor solch einer Szenerie funktionierte. Die Band, immer wieder um die schottische Gastsängerin Amber Wilson erweitert, legte tolle 40 Minuten hin.
Setlist Bombay Bicycle Club, Hyde Park, London:
01: How can you swallow so much sleep
02: Your eyes
03: Dust on the ground
04: Always like this
05: Lights out, words gone
06: Ivy & gold
07: Evening morning
08: Beg
09: What you want
10: Shuffle
Um 17.45 Uhr, nachdem in der Umbaupause eine gigantische Leinwand vor der Bühne runtergefahren wurde und da Olympia übertragen wurde, folgten New Order. Ohne Peter Hook und zunächst wohl auch ohne große Lust. Bei den ersten Stücken wirkte die Band (in der Besetzung von Brüssel) uninspiriert. Vielleicht interpretiere ich das falsch, aber es schien deutlich, daß New Order angepisst waren, daß sie vor den Specials spielten.
Gottseidank fing sich - wer? New Order? ich? - schnell, das Konzert wurde erhofft aufregend, wobei die gespielten Versionen der Lieder nicht immer die besten sind. Isolation zum Beispiel mochte ich so weniger, dafür sind die aktuellen True faith oder Blue monday Live-Ausgaben toll! Die Setlist war erwartbar, was sie aber nicht schlechter macht. Der Abend stand unter dem Motto "Best of British", New Order spielten vieles von ihrem besten. Überragend waren Bizarre love triangle, The perfect kiss und das abschließende Love will tear us apart. Unübertroffen allerdings kamen True faith und Blue monday direkt nacheinander an. Diese beiden Hits von 80.000 mitgesungen zu erleben, waren 15 perfekte Minuten.
Letztenendes war er aber das abgenudelte Love will tear us apart, das den Punkt unters Ausrufezeichen setzte. Auf der Leinwand hinter der Band liefen während der Lieder Animationen und Videos. Bei Love will tear us apart war da ein weißes Laufband "Joy Division"* vor schwarzem Hintergrund, bis kurz ein schwarz-weiß Portrait von Ian Curtis eingeblendet wurde. Es war ein Kloß-im-Hals-Moment. Rührselig, aber nicht kitschig. Wenn ich New Order nicht schon liebte, dafür sofort! Nach zwei Stunden Hyde Park hatte ich nicht nur viel Sonne abbekommen, ich hatte auch ein sehr gutes und ein hervorragendes Konzert gesehen.
Setlist New Order, Hyde Park, London:
01: Elegia
02: Crystal
03: Ceremony (Joy Division / New Order)
04: Isolation (Joy Division)
05: Bizarre love triangle
06: 5-8-6
07: The perfect kiss
08: True faith
09: Blue monday
10: Temptation
11: Love will tear us apart (Joy Division)
Dann kamen Hunger und Durst, und ich musste meinen fünfte-Reihe-Platz aufgeben. Die Specials würde ich mir von weiter weg (essend) ansehen, das würde ausreichen, so mein Plan. Eine ekelhafte graue Pig Sausage vom Wurst-Spezialitätenstand und ein paar Specials-Lieder später bereute ich diesen Plan und ging wieder mehr in die Mitte, was fast unmöglich war.
Die Ska-Almeister, deren Legenden-Kollegen Madness parallel im Olympic Park Our house performten, machten mir sehr viel mehr Spaß als beim verkorksten Köln-Konzert (für mich verkorkst, hier nachzulesen). Die Songs der in die Jahre gekommenen Jungs passten perfekt zum sonnigen Tag. Und wieder brüllten alle mit. Conrete jungle, A letter to you Rudy (Usain Bolt gewidmet) oder Monkey man, ganz großartig!
Setlist The Specials, Hyde Park, London:
01: Intro
02: Do the dog
03: (Dawning of a) new era
04: Gangsters
05: It's up to you
06: Monkey man
07: Blank expression
08: Doesn't make it alright
09: Rat race
10: Stupid marriage
11: Concrete jungle
12: Friday night, saturday morning
13: Do nothing
14: Stereotypes
15: Man at C and A
16: A message to you Rudy
17: Nite klub
18: Little bitch
19: Too much too young
Die schwarz-weiß gekleideten Leute verließen die Mitte und gingen wieder nach außen, jede Band hatte ihre Hardcore-Bands mitgebracht. Ich stand plötzlich wieder schön weit vorne, war zwar schon fix und fertig, würde aber die zwei Stunden auch noch überstehen.
Die Leinwand erschien wieder, es liefen Olympia Nachberichte. Als im Olympiastadion die ersten Minuten der Schlußfeier gelaufen waren, stand plötzlich statt der Livebilder "blur" auf der Leinwand, die Einleitung der besten zwei Konzertstunden der letzten sechs Jahre.
Wie euphorisierend die Show war, ist mir nach einer guten halben Stunde aufgefallen. Da merkte ich nämlich erst, daß auf der Bühne eine ausgewachsene Autobahnbrücke aufgebaut war, die vom Cover der 2012er Single Under the Westway. Vorher hatte ich keine Muße, mich umzugucken, zu gut war das, was da auf der Bühne dargeboten wurde. Girls & boys als Beginn legte die Schlagzahl fest. Das Lied handelte mir die ersten blauen Flecken ein.
Im Gegensatz zu New Order sah und spürte man Damon Albarn, Graham Coxon, Dave Rowntree und Alex James von der ersten Sekunde die Lust an, dieses Konzert zu spielen. Im Vorfeld konnte man überall lesen, wie sehr sich die Band darauf gefreut hatte. Bassist Alex James hatte die 2009er Konzerte mit einem Pokalendspiel verglichen. Noch einmal im Finale zu stehen, sei unglaublich gut. Vielleicht war das Konzert am Sonntag ja auch das Blur-Endspiel, die Band redet sehr oft von dieser Möglichkeit. Diese last chance to see half mir sicher auch, hinzufahren und bescherte mir dieses Erlebnis. Auch wenn es also nur ein Werbegag ist, er war in meinem Sinne.
Damon Albarn strahlte übers ganze Gesicht, grinste in allen erdenklichen Versionen. Und er hüpfte. Er sprang wie ein Weltmeister über die Bühne (naja, sowas wie Olympiasieger ist er ja auch seit Sonntag). Trotzdem ist sein Gesang ganz hervorragend. Die 2009er Mitschnitte, die ich schon vor den Konzerten bestellt hatte und dann wegen meiner Nicht-Teilnahme erst dieses Jahr zum ersten Mal gehört habe, klangen auch schon gut, so ganz traute ich dem Braten aber nicht. Rampensäue, die auch singen können, sind ja nicht so häufig zu finden. Damon Albarn kann hüpfen und gleichzeitig blendend singen. Bei Trimm trabb lief er das erste Mal ins Publikum, trotzdem klang das Stück toll! Ausflüge in die Menge sollten noch mehrfach folgen. Wenn ich mich richtig erinnere, war Damon auch bei Country house und Popscene unten.
Seine Kollegen hatten viel weniger Bewegungsdrang. Aber Damons Hibbeligkeit reichte auch locker für vier.
A propos Kollegen: neben der Stammband standen vier Backgroundsänger und eine Bläsersektion auf der Bühne, die ich immerhin schneller entdeckte als die Autobahnbrücke.
Bei Parklife wurde es komisch... Zu dem Lied erschien selbstverständlich Schauspieler Phil Daniels (aus Quadrophenia), um wie auf Platte den Sprechgesang-Teil zu übernehmen. Damon Albarn trank derweil Tee aus einer der großen Hotelkannen, die eine "Tealady" (Comedian Harry Enfield) servierte. Das war urkomisch, aber nicht der beste Moment des Konzerts. Den besten Moment gab es nicht. Die besten Momente waren die stärksten Lieder des Abends. Song 2 (obwohl hier das gleiche wie bei Love will tear us apart gilt - von zigtausend Leuten gesungen war das Stück aber weltklasse!), Popscene, Out of time, Tender, Country house, This is a low, Sing, For tomorrow, The universal fallen mir aus dem Kopf ein. Wie bei der disqualifizierten Kugelstoßerin, die mit fast allen Versuchen Gold gewonnen hätte (naja, für ein paar Tage), wäre jedes von denen das beste Live-Lied, das ich dieses Jahr gesehen habe - ohne befürchten zu müssen, daß dieser Titel schnell weg ist.
Auch in Deutschland wäre dieses Konzert weltbewegend gewesen, mit textsicherem Publikum ist so etwas natürlich noch um unendlich viele Stufen großartiger!
Veranstalter mit Marketing-Kontakten übertreiben ja gerne einmal beim Etikett von Events. "Best of British" war allerdings eher eine Untertreibung, sind die drei letzten Bands des Abends nicht nur für die britische Musikszene relevant wie kaum eine andere. Und auch wenn die großen Zeiten der drei eigentlich Jahrzehnte zurückliegen, hatten alle am Sonntag einen großen Tag. Ob Bradley Wiggins auch da war, weiß ich nicht, vielleicht musste er zu Worst of British in die Arena. Es wäre aber sicher etwas für den Olympiasieger gewesen.
Konzert des Jahres natürlich. Darüber werde ich im Dezember nicht grübeln müssen. Was dem Blur Sänger in den 30 Sekunden nach Konzertende durch den Kopf gegangen ist, wüsste ich zu gerne. Trotz aller grandioser Hits, war dies nämlich der rührendste Moment des Abends.
Setlist Blur, Hyde Park, London:
01: Girls & boys
02: London loves
03: Tracy Jacks
04: Jubilee
05: Beetlebum
06: Coffee & TV
07: Out of time
08: Young & lovely
09: Trimm trabb
10: Caramel
11: Sunday sunday
12: Country house
13: Parklife
14: Colin Zeal
15: Popscene
16: Advert
17: Song 2
18: No distance left to run
19: Tender
20: This is a low
21: Sing (Z)
22: Under the Westway (Z)
23: Intermission (Z)
24: End of a century (Z)
25: For tomorrow (Z)
26: The universal (Z)
Links und weitere Fotos folgen!
* Korrektur: es ist noch viel stilvoller gewesen. "Forever Joy Division" stand auf der Leinwand.
Gottseidank fing sich - wer? New Order? ich? - schnell, das Konzert wurde erhofft aufregend, wobei die gespielten Versionen der Lieder nicht immer die besten sind. Isolation zum Beispiel mochte ich so weniger, dafür sind die aktuellen True faith oder Blue monday Live-Ausgaben toll! Die Setlist war erwartbar, was sie aber nicht schlechter macht. Der Abend stand unter dem Motto "Best of British", New Order spielten vieles von ihrem besten. Überragend waren Bizarre love triangle, The perfect kiss und das abschließende Love will tear us apart. Unübertroffen allerdings kamen True faith und Blue monday direkt nacheinander an. Diese beiden Hits von 80.000 mitgesungen zu erleben, waren 15 perfekte Minuten.
Letztenendes war er aber das abgenudelte Love will tear us apart, das den Punkt unters Ausrufezeichen setzte. Auf der Leinwand hinter der Band liefen während der Lieder Animationen und Videos. Bei Love will tear us apart war da ein weißes Laufband "Joy Division"* vor schwarzem Hintergrund, bis kurz ein schwarz-weiß Portrait von Ian Curtis eingeblendet wurde. Es war ein Kloß-im-Hals-Moment. Rührselig, aber nicht kitschig. Wenn ich New Order nicht schon liebte, dafür sofort! Nach zwei Stunden Hyde Park hatte ich nicht nur viel Sonne abbekommen, ich hatte auch ein sehr gutes und ein hervorragendes Konzert gesehen.
Setlist New Order, Hyde Park, London:
01: Elegia
02: Crystal
03: Ceremony (Joy Division / New Order)
04: Isolation (Joy Division)
05: Bizarre love triangle
06: 5-8-6
07: The perfect kiss
08: True faith
09: Blue monday
10: Temptation
11: Love will tear us apart (Joy Division)
Dann kamen Hunger und Durst, und ich musste meinen fünfte-Reihe-Platz aufgeben. Die Specials würde ich mir von weiter weg (essend) ansehen, das würde ausreichen, so mein Plan. Eine ekelhafte graue Pig Sausage vom Wurst-Spezialitätenstand und ein paar Specials-Lieder später bereute ich diesen Plan und ging wieder mehr in die Mitte, was fast unmöglich war.
Die Ska-Almeister, deren Legenden-Kollegen Madness parallel im Olympic Park Our house performten, machten mir sehr viel mehr Spaß als beim verkorksten Köln-Konzert (für mich verkorkst, hier nachzulesen). Die Songs der in die Jahre gekommenen Jungs passten perfekt zum sonnigen Tag. Und wieder brüllten alle mit. Conrete jungle, A letter to you Rudy (Usain Bolt gewidmet) oder Monkey man, ganz großartig!
Setlist The Specials, Hyde Park, London:
01: Intro
02: Do the dog
03: (Dawning of a) new era
04: Gangsters
05: It's up to you
06: Monkey man
07: Blank expression
08: Doesn't make it alright
09: Rat race
10: Stupid marriage
11: Concrete jungle
12: Friday night, saturday morning
13: Do nothing
14: Stereotypes
15: Man at C and A
16: A message to you Rudy
17: Nite klub
18: Little bitch
19: Too much too young
Die schwarz-weiß gekleideten Leute verließen die Mitte und gingen wieder nach außen, jede Band hatte ihre Hardcore-Bands mitgebracht. Ich stand plötzlich wieder schön weit vorne, war zwar schon fix und fertig, würde aber die zwei Stunden auch noch überstehen.
Die Leinwand erschien wieder, es liefen Olympia Nachberichte. Als im Olympiastadion die ersten Minuten der Schlußfeier gelaufen waren, stand plötzlich statt der Livebilder "blur" auf der Leinwand, die Einleitung der besten zwei Konzertstunden der letzten sechs Jahre.
Wie euphorisierend die Show war, ist mir nach einer guten halben Stunde aufgefallen. Da merkte ich nämlich erst, daß auf der Bühne eine ausgewachsene Autobahnbrücke aufgebaut war, die vom Cover der 2012er Single Under the Westway. Vorher hatte ich keine Muße, mich umzugucken, zu gut war das, was da auf der Bühne dargeboten wurde. Girls & boys als Beginn legte die Schlagzahl fest. Das Lied handelte mir die ersten blauen Flecken ein.
Im Gegensatz zu New Order sah und spürte man Damon Albarn, Graham Coxon, Dave Rowntree und Alex James von der ersten Sekunde die Lust an, dieses Konzert zu spielen. Im Vorfeld konnte man überall lesen, wie sehr sich die Band darauf gefreut hatte. Bassist Alex James hatte die 2009er Konzerte mit einem Pokalendspiel verglichen. Noch einmal im Finale zu stehen, sei unglaublich gut. Vielleicht war das Konzert am Sonntag ja auch das Blur-Endspiel, die Band redet sehr oft von dieser Möglichkeit. Diese last chance to see half mir sicher auch, hinzufahren und bescherte mir dieses Erlebnis. Auch wenn es also nur ein Werbegag ist, er war in meinem Sinne.
Damon Albarn strahlte übers ganze Gesicht, grinste in allen erdenklichen Versionen. Und er hüpfte. Er sprang wie ein Weltmeister über die Bühne (naja, sowas wie Olympiasieger ist er ja auch seit Sonntag). Trotzdem ist sein Gesang ganz hervorragend. Die 2009er Mitschnitte, die ich schon vor den Konzerten bestellt hatte und dann wegen meiner Nicht-Teilnahme erst dieses Jahr zum ersten Mal gehört habe, klangen auch schon gut, so ganz traute ich dem Braten aber nicht. Rampensäue, die auch singen können, sind ja nicht so häufig zu finden. Damon Albarn kann hüpfen und gleichzeitig blendend singen. Bei Trimm trabb lief er das erste Mal ins Publikum, trotzdem klang das Stück toll! Ausflüge in die Menge sollten noch mehrfach folgen. Wenn ich mich richtig erinnere, war Damon auch bei Country house und Popscene unten.
Seine Kollegen hatten viel weniger Bewegungsdrang. Aber Damons Hibbeligkeit reichte auch locker für vier.
A propos Kollegen: neben der Stammband standen vier Backgroundsänger und eine Bläsersektion auf der Bühne, die ich immerhin schneller entdeckte als die Autobahnbrücke.
Bei Parklife wurde es komisch... Zu dem Lied erschien selbstverständlich Schauspieler Phil Daniels (aus Quadrophenia), um wie auf Platte den Sprechgesang-Teil zu übernehmen. Damon Albarn trank derweil Tee aus einer der großen Hotelkannen, die eine "Tealady" (Comedian Harry Enfield) servierte. Das war urkomisch, aber nicht der beste Moment des Konzerts. Den besten Moment gab es nicht. Die besten Momente waren die stärksten Lieder des Abends. Song 2 (obwohl hier das gleiche wie bei Love will tear us apart gilt - von zigtausend Leuten gesungen war das Stück aber weltklasse!), Popscene, Out of time, Tender, Country house, This is a low, Sing, For tomorrow, The universal fallen mir aus dem Kopf ein. Wie bei der disqualifizierten Kugelstoßerin, die mit fast allen Versuchen Gold gewonnen hätte (naja, für ein paar Tage), wäre jedes von denen das beste Live-Lied, das ich dieses Jahr gesehen habe - ohne befürchten zu müssen, daß dieser Titel schnell weg ist.
Auch in Deutschland wäre dieses Konzert weltbewegend gewesen, mit textsicherem Publikum ist so etwas natürlich noch um unendlich viele Stufen großartiger!
Veranstalter mit Marketing-Kontakten übertreiben ja gerne einmal beim Etikett von Events. "Best of British" war allerdings eher eine Untertreibung, sind die drei letzten Bands des Abends nicht nur für die britische Musikszene relevant wie kaum eine andere. Und auch wenn die großen Zeiten der drei eigentlich Jahrzehnte zurückliegen, hatten alle am Sonntag einen großen Tag. Ob Bradley Wiggins auch da war, weiß ich nicht, vielleicht musste er zu Worst of British in die Arena. Es wäre aber sicher etwas für den Olympiasieger gewesen.
Konzert des Jahres natürlich. Darüber werde ich im Dezember nicht grübeln müssen. Was dem Blur Sänger in den 30 Sekunden nach Konzertende durch den Kopf gegangen ist, wüsste ich zu gerne. Trotz aller grandioser Hits, war dies nämlich der rührendste Moment des Abends.
Setlist Blur, Hyde Park, London:
01: Girls & boys
02: London loves
03: Tracy Jacks
04: Jubilee
05: Beetlebum
06: Coffee & TV
07: Out of time
08: Young & lovely
09: Trimm trabb
10: Caramel
11: Sunday sunday
12: Country house
13: Parklife
14: Colin Zeal
15: Popscene
16: Advert
17: Song 2
18: No distance left to run
19: Tender
20: This is a low
21: Sing (Z)
22: Under the Westway (Z)
23: Intermission (Z)
24: End of a century (Z)
25: For tomorrow (Z)
26: The universal (Z)
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* Korrektur: es ist noch viel stilvoller gewesen. "Forever Joy Division" stand auf der Leinwand.
1 Kommentare :
Als Who-Fanatiker war er sicher in der Arena.
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