Konzert: Anna Calvi & Le Prince Miiaou & Dum Dum Girls & Ema
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 07.11.11
Zuschauer: nicht ausverkauft, aber bei Anna Calvi waren viele da, also etwa 2000 Konzertdauer: Anna Calvi 62 Minuten, die anderen etwas kürzer, Ema gut 35 Minuten
Der Aufstieg in den Olymp des französischen Pophimmels kam so schnell und unerwartet, daß selbst die Veranstalter ihre liebe Mühe und Not hatten, sich den kuriosen Bandnamen zu merken. Aus Le Prince Miiaou (mit zwei "i"), machten die für die Leuchtreklame zuständigen Mitbürgerinnen und Mitbürger vom renommierten Olympia Le Prince Miiiaou (mit 3 "i"). Erst auf Reklamation der Künstlerin wurde der Name richtig geschrieben und man fragt sich, ob da ein kleiner Chinese eine hohe Leiter raufklettern musste, um den Fehler zu korrigieren.
Sei es drum, Maud-Elisa Mandeau war nach Anna Calvi Headlinerin dieses wunderbaren Konzertabends im Rahmen des Festival des Inrocks. Eine Sensation, wenn man bedenkt, daß sie ihre allerersten Konzerte in Paris erst 2009 gegeben hat und sie die ersten beiden Alben in Eigenregie verlegte. Kein Label wollte sie signen, allen war wohl die Musik der blonden Sängerin und Gitarristin zu bizarr und zu wenig massenkompatibel. Ich hingegen hielt von Anfang an große Stücke auf Le Prince Miiaou und hatte von ihrem Projekt schon Wind bekommen, bevor sie jemals auf einer Pariser Bühne stand (ich toller Hecht, ich!). Die Musikerin selbst hatte mir bei einem Konzert ihrer Freundin Marie Flore anvertraut, sie mache auch Musik und wenn ich 5 Minuten zu verschwenden hätte, könne ich ja mal ihre Songs bei MySpace anhören.* Ich war auf Anhieb hin und weg und bescheinigte ihr großes Potential.
Ihr Talent blieb mittelfristig nicht unentdeckt und so stürzte sich spätestens nach Erscheinen des dritten Albums Fill The Blank With Your Own Emptiness die Presse auf die junge Frau aus Jonzac (3. 500 Einwohner, Département Charente-Maritime). Sie war plötzlich überall. Im Fernsehen, im Radio, in allen Zeitungen und Zeitschriften: In Be, bei France Inter, bei TV5, im Figaro, Le Mouv, bei Telerama, GQ, L'Express, Glamour, Marie Claire, Biba, Libération, Modzik, Le Parisien, Le Nouvel Observateur, 20 Minutes. les Echos, Grazia, Muteen, Rolling Stone, Marianne und nicht zuletzt auf dem Konzerttagebuch. Insgesamt fünf mal habe ich euphorisch über ihre grandiosen Konzerte berichtet.
Der Zeitschrift Les Inrocks, die dieses Festival veranstaltete, muss man zu Gute halten, daß sie auch sehr früh auf den mit Volldampf fahrenden Zug bei Le Prince Miiaou aufgestiegen sind. Insofern war es nur konsequent, daß sie sie auch auf ihr schönes Festival einluden.
Und Maud-Elisa rechtfertigte diesen Vertrauensvorschuss voll und ganz. Zwar war gerade der Sound am Anfang nicht so toll (ein Zuschauer rief rein: "le son est pourri!"), aber im Laufe des Konzerte besserte sich das und die dürre Blondine wurde immer intensiver und selbstsicherer, glänzte durch ihre tolle und sehr variable Stimme und auch ihre männliche Begleitband an Cello, Gitarre und Schlagzeug spielte groß auf.
Sie startete ganz energisch, genauer gesagt trommelnderweise und performte ihre Single J'ai Deux Yeux. Die besten Stücke kamen aber später. Eine massive Gänsehaut bereitete sie mir mit I Don't Know My Name, dem besten Lied, das Cat Power nie geschrieben hat. Samtweich hier ihre Stimme, aber auch verzweifelt, zornig, rebellisch. Die als Ballade startende Nummer entwickelte sich zu einem fetzigen Rocksong, bei dem Maud so richtig schön die Zähne fletschte. Ich bebte vor Erregung!
Ebenfalls ein ganz großes Highlight in ihrem Set war das französische Lied No Compassion Available, bei dem der Cellist besonders positiv auffiel und unwahrscheinlich einfühlsam fiedelte. Ein Song mit einem total wirren, aber enorm nahegehenden Text. Hypnotisch. Und als Maud am Ende sinnlich "empty" hauchte und schrie: "je voudrais que tu rentres" = ich will, daß du rein kommst (worein überhaupt??), war es wieder einmal um mich geschehen. Mein Herz raste, ich hatte einen Plus von 120 und wollte am liebsten auf die Bühne springen, tanzten, postrocken. Es war einfach nur geil, geil, geil.
Zum tanzbaren Turn Me Off verteilte Maud schließlich mehrere bunte Flöten. Sie schmiss die Dinger ins Publikum und wollte, daß die Zuschauer mitspielen, was sie auch prompt taten. Aus mehreren Ecken piepste es nun und alle grinsten blöd.
Ganz zum Schluß kamen sogar noch die Fans des Turnsports auf ihre Kosten, denn Le Prince Miiao kam plötzlich bei We Both Wait auf die Idee, mit dem Rücken zum Publikum auf einem Bein Gitarre zu spielen. Das andere hob sie immer höher und höher und hielt diese akrobatische Position richtig lange, fast bis sie einen Krampf bekam. Unbewegliche Leute wären an ihrer Stelle auf die Fresse gefallen (vor allem bei dem Stress!), aber sie feixte nur rum, nahm irgendwann wieder ihr Beinchen runter und rockte noch einmal so richtig ab. Der abschließende Applaus war wahnsinnig tosend und ich bin mir sicher, daß die Künstlerin hier im Olypia nicht das letzte Mal aufgetreten ist. Ich traue ihr locker zu, daß sie hier auch einmal Headlinerin wird und glaube ohnehin, daß sie zum Weltstar taugt. Sie wird über kurz oder lang auch Indie-Deutschland erobern, da kann man einen drauf lassen!
Setlist Le Prince Miiaou, Festival des Inrocks, Olympia, Paris
01: J'ai Deux Yeux
02: Be Silent
03: I Don't Know My Name
04: Frénésies Horizontales
05: Football Team
06: Hollow Hero
07: No Compassion Available
08: Turn Me Off
09: We Both Wait
Aus unserem Archiv:
Le Prince Miiaou, Paris, 03.05.11
Le Prince Miiaou, Paris, 10.03.10
Le Prince Miiaou, Paris, 30.01.10
Le Prince Miiaou, Paris, 03.10.09
Le Prince Miiaou, Paris, 28.03.09
* diese Ankedote erzähle ich jedesmal. Always the same shit. Aber sie gefällt mir einfach so gut!
Berichte A. Calvi, Dumme Girls und EMA etwas später. Servus!
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 07.11.11
Zuschauer: nicht ausverkauft, aber bei Anna Calvi waren viele da, also etwa 2000 Konzertdauer: Anna Calvi 62 Minuten, die anderen etwas kürzer, Ema gut 35 Minuten
Der Aufstieg in den Olymp des französischen Pophimmels kam so schnell und unerwartet, daß selbst die Veranstalter ihre liebe Mühe und Not hatten, sich den kuriosen Bandnamen zu merken. Aus Le Prince Miiaou (mit zwei "i"), machten die für die Leuchtreklame zuständigen Mitbürgerinnen und Mitbürger vom renommierten Olympia Le Prince Miiiaou (mit 3 "i"). Erst auf Reklamation der Künstlerin wurde der Name richtig geschrieben und man fragt sich, ob da ein kleiner Chinese eine hohe Leiter raufklettern musste, um den Fehler zu korrigieren.
Sei es drum, Maud-Elisa Mandeau war nach Anna Calvi Headlinerin dieses wunderbaren Konzertabends im Rahmen des Festival des Inrocks. Eine Sensation, wenn man bedenkt, daß sie ihre allerersten Konzerte in Paris erst 2009 gegeben hat und sie die ersten beiden Alben in Eigenregie verlegte. Kein Label wollte sie signen, allen war wohl die Musik der blonden Sängerin und Gitarristin zu bizarr und zu wenig massenkompatibel. Ich hingegen hielt von Anfang an große Stücke auf Le Prince Miiaou und hatte von ihrem Projekt schon Wind bekommen, bevor sie jemals auf einer Pariser Bühne stand (ich toller Hecht, ich!). Die Musikerin selbst hatte mir bei einem Konzert ihrer Freundin Marie Flore anvertraut, sie mache auch Musik und wenn ich 5 Minuten zu verschwenden hätte, könne ich ja mal ihre Songs bei MySpace anhören.* Ich war auf Anhieb hin und weg und bescheinigte ihr großes Potential.
Ihr Talent blieb mittelfristig nicht unentdeckt und so stürzte sich spätestens nach Erscheinen des dritten Albums Fill The Blank With Your Own Emptiness die Presse auf die junge Frau aus Jonzac (3. 500 Einwohner, Département Charente-Maritime). Sie war plötzlich überall. Im Fernsehen, im Radio, in allen Zeitungen und Zeitschriften: In Be, bei France Inter, bei TV5, im Figaro, Le Mouv, bei Telerama, GQ, L'Express, Glamour, Marie Claire, Biba, Libération, Modzik, Le Parisien, Le Nouvel Observateur, 20 Minutes. les Echos, Grazia, Muteen, Rolling Stone, Marianne und nicht zuletzt auf dem Konzerttagebuch. Insgesamt fünf mal habe ich euphorisch über ihre grandiosen Konzerte berichtet.
Der Zeitschrift Les Inrocks, die dieses Festival veranstaltete, muss man zu Gute halten, daß sie auch sehr früh auf den mit Volldampf fahrenden Zug bei Le Prince Miiaou aufgestiegen sind. Insofern war es nur konsequent, daß sie sie auch auf ihr schönes Festival einluden.
Und Maud-Elisa rechtfertigte diesen Vertrauensvorschuss voll und ganz. Zwar war gerade der Sound am Anfang nicht so toll (ein Zuschauer rief rein: "le son est pourri!"), aber im Laufe des Konzerte besserte sich das und die dürre Blondine wurde immer intensiver und selbstsicherer, glänzte durch ihre tolle und sehr variable Stimme und auch ihre männliche Begleitband an Cello, Gitarre und Schlagzeug spielte groß auf.
Sie startete ganz energisch, genauer gesagt trommelnderweise und performte ihre Single J'ai Deux Yeux. Die besten Stücke kamen aber später. Eine massive Gänsehaut bereitete sie mir mit I Don't Know My Name, dem besten Lied, das Cat Power nie geschrieben hat. Samtweich hier ihre Stimme, aber auch verzweifelt, zornig, rebellisch. Die als Ballade startende Nummer entwickelte sich zu einem fetzigen Rocksong, bei dem Maud so richtig schön die Zähne fletschte. Ich bebte vor Erregung!
Ebenfalls ein ganz großes Highlight in ihrem Set war das französische Lied No Compassion Available, bei dem der Cellist besonders positiv auffiel und unwahrscheinlich einfühlsam fiedelte. Ein Song mit einem total wirren, aber enorm nahegehenden Text. Hypnotisch. Und als Maud am Ende sinnlich "empty" hauchte und schrie: "je voudrais que tu rentres" = ich will, daß du rein kommst (worein überhaupt??), war es wieder einmal um mich geschehen. Mein Herz raste, ich hatte einen Plus von 120 und wollte am liebsten auf die Bühne springen, tanzten, postrocken. Es war einfach nur geil, geil, geil.
Zum tanzbaren Turn Me Off verteilte Maud schließlich mehrere bunte Flöten. Sie schmiss die Dinger ins Publikum und wollte, daß die Zuschauer mitspielen, was sie auch prompt taten. Aus mehreren Ecken piepste es nun und alle grinsten blöd.
Ganz zum Schluß kamen sogar noch die Fans des Turnsports auf ihre Kosten, denn Le Prince Miiao kam plötzlich bei We Both Wait auf die Idee, mit dem Rücken zum Publikum auf einem Bein Gitarre zu spielen. Das andere hob sie immer höher und höher und hielt diese akrobatische Position richtig lange, fast bis sie einen Krampf bekam. Unbewegliche Leute wären an ihrer Stelle auf die Fresse gefallen (vor allem bei dem Stress!), aber sie feixte nur rum, nahm irgendwann wieder ihr Beinchen runter und rockte noch einmal so richtig ab. Der abschließende Applaus war wahnsinnig tosend und ich bin mir sicher, daß die Künstlerin hier im Olypia nicht das letzte Mal aufgetreten ist. Ich traue ihr locker zu, daß sie hier auch einmal Headlinerin wird und glaube ohnehin, daß sie zum Weltstar taugt. Sie wird über kurz oder lang auch Indie-Deutschland erobern, da kann man einen drauf lassen!
Setlist Le Prince Miiaou, Festival des Inrocks, Olympia, Paris
01: J'ai Deux Yeux
02: Be Silent
03: I Don't Know My Name
04: Frénésies Horizontales
05: Football Team
06: Hollow Hero
07: No Compassion Available
08: Turn Me Off
09: We Both Wait
Aus unserem Archiv:
Le Prince Miiaou, Paris, 03.05.11
Le Prince Miiaou, Paris, 10.03.10
Le Prince Miiaou, Paris, 30.01.10
Le Prince Miiaou, Paris, 03.10.09
Le Prince Miiaou, Paris, 28.03.09
* diese Ankedote erzähle ich jedesmal. Always the same shit. Aber sie gefällt mir einfach so gut!
Berichte A. Calvi, Dumme Girls und EMA etwas später. Servus!
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