Donnerstag, 24. November 2011

Lana Del Rey, Paris, 23.11.11


Konzert: Lana Del Rey

Ort: La Plaine Saint-Denis bei Paris, Studios des Senders Canal +
Datum: 23.11.2011, 14 Uhr 30!
Zuschauer. etwa 250
Konzertdauer: etwa 45-50 Minuten


Warum es einen solch riesigen Hype um Lana Del Rey gibt? Nun, weil die Frau einfach absolut fantastisch ist und jeder Superlativ (sensationell, atemberaubend, unfassbar!) gerechtfertig ist. Ihr Auftritt beim französischen Privatsender Canal + war Hörgenuß pur und die Zeit ging leider viel zu schnell vorbei. Ich hätte der Chanteuse noch stundenlang zuhören können! Klares Top Ten Konzert 2011, von dem ich in kürze mehr berichten möchte.

Donnerstag 24. November 2011:

So, eine Nacht drüber geschlafen. War ich etwa zu euphorisch? Zu unkritisch? Oder war das, was ich gestern gehört und gesehen habe, wirklich so einmalig? Zunächst einmal gilt: pure Vernunft darf
niemals siegen. Unsere Konzertberichte kommen aus dem Bauch, nicht dem Kopf. Das haben wir uns damals, als wie hier angefangen haben, auf die Fahne geschrieben. Wir wollten nie nüchtern-sachliche Reviews vorlegen, die zu Tode analysiert sind, sondern vielmehr unsere spontanen, unmittelbar empfundenen Emotionen wiedergeben. Und meine Emotionen gestern waren einfach überwältigend. Schon nach ein paar Takten des Konzertes war ich in den Bann der mysteriösen Lana gezogen. Wie ein männermordendes Vamp stand sie da im Scheinwerferlicht. Atemberaubend enges, anthrazit-glitzerndes Kleid, unglaublich hohe schwarze High Heels, gemeingefährlich spitz gefeilte, überlange Fingernägel und ein Schmollmund, um den sich wüste Spekulationen ranken.

All diese Äußerlichkeiten waren mir aber egal, als ich ihre unfassbare Stimme hörte. Sie hauchte mal samtweich und tief wie Cat Power, ging dann aber auch spielerisch in hohen, glockenklaren Gesang à la Kate Bush über, intonierte countryesk wie eine Dolly Parton und klang manchmal auch wie eine verzogene Göre. An Brillanz und Schönheit war dieser Vortrag kaum zu überbieten, mir stockte fast der Atem. Ich gehe ja nun seit ein paar Jährchen auf Konzerte, aber so etwas hatte ich selten erlebt. Die Sogwirkung, die von den melancholischen Liedern ausging, war schlichtweg magisch und auch die Instrumentierung durch die männlichen Begleitmusiker harmonisch und rund. Ich staunte Bauglötze, war absolut geplättet. Wow, wow, wow!

Wie auf einer Wolke erlebte ich das keinerlei Schwächen aufweisende Konzert. Jeder Song ein Volltreffer, jede angestimmte Note ein fast sündiger Genuß. Born To Die wird die nächste Single, eine sehnsüchtige, gleichzeitig tottraurige, aber auch himmelhochjauchzende Ballade mit einem klitzekleinen Hip Hop Einschlag, einer cinematographischen Atmosphäre und der kuriosen Songzeile: "let me fuck you hard in the pouring rain (waren Kinder im Raume?, die haben sich hoffentlich die Ohren zugehalten!).

Blue Jeans dann wohl das Highlight einer famosen Show. Nie war der Cat Power Vergleich angebrachter als hier, zumindest am Anfang. Dann aber driftete der sehr variable Song in eine andere Richtung, floß sinnlich und esoterisch voran, zog am Ende aber deutlich das Tempo an und entwickelte sich zum coolen Country Up Tempo Song mit einer Lane Del Rey, die stimmlich richtig auf die Tube drückte. Radio und Million Dollar Man folgten, bevor der Hit Video Games zelebriert wurde. Die heutige Version war absolut gelungen und in vielerlei Hinsicht deutlich besser als so manche Livevideos, die im Internet rumgeistern. Das Piano-Intro ist einfach ohrwurmig wie Hölle, das Lied an sich einfach dufte, da beißt die Maus keinen Faden ab und auch Lästerer hören sich die Nummer wahrscheinlich heimlich im stillen Kämmerlein an. Allerdings hat mir neulich eine Amerikanerin gesagt, daß sie das Lied textlich so unterwürfig und devot findet und sie mit der dadurch transportierten Frauenrolle nicht d'accord geht. Futter findet diese These durch den abschließenden Song You Can Be The Boss. Künstlich gestytle Frauen, bei denen optisch alles falsch ist (Wimpern, Nägel, Lippen), stehen nun einmal paradoxerweise oft auf richtige Männer, sprich Machos.

Zum Glück ist aber Lana Del Rey außerhalb der Bühne alles andere als gekünstelt. Hinterher präsentierte sie sich nämlich ihren geduldig wartenden Fans sehr liebenswürdig und natürlich, ließ sich abknipsen, signte Autogrammte und wunderte sich darüber, daß mittags um 3 so viele Leute zu ihrem Konzert gekommen sind.

Fazit: Lana del Rey ist sehr talentiert und vielsversprechend. Geben wir ihr die Zeit, sich zu entwickeln. Der Hype um ihre Person kann natürlich stark nerven, weil man weiß,
daß andere große Talente nie auch nur einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit bekommen werden und das ist eine Sauerei. Oder wie Karl Lagerfeld im Bezug auf die Modelwelt sagt:" c'est totalement injuste", das ist total ungerecht. Sie aber nur deshalb abzulehnen, weil sie im Rampenlicht steht, wäre auch albern und deplatziert. Ich habe jedenfalls ein super Konzert erlebt, daß es sicherlich in meines Jahres Top Ten 2011 bringen wird.

Setlist Lana Del Rey, Canal + Paris, L'album de la Semaine:

01: Without You
02: Born To Die
03: Blue Jeans
04: Radio
05: Million Dollar Man
06: Video Games
07: Off The Races
08: You Can Be The Boss

09: Video Games (akustische Version)
10: Born To Die (akustisch)




3 Kommentare :

SomeVapourTrails hat gesagt…

Ja, dieser Hype ist schlichtweg unheimlich. Sie hat noch nicht einmal ein Album hervorgebracht und trotzdem war das Berlin-Konzert bereits vor Monaten ausverkauft. Das einzige Geschmäckle, dass ich der Dame vorwerfen möchte, ist eben der Umstand, dass hier so getan wurde, als käme sie aus dem Nichts, wo doch das Video zu Video Games wohl bereits von der Plattenfirma gemacht wurde. Braucht die, die phantastisch ist, wirklich solch Tricks?

Video Games ist ohnehin eines der 10 besten Lieder des Jahres. Schön, dass Lana Del Rey auch live eine Wonne darstellt.

Anonym hat gesagt…

aha, sie spielt in Paris also 2 Songs zusätzlich, in Köln war, wie bereits erwähnt, nach 8 Songs Feierabend, solche "Kleinigkeiten" machen einen Unterschied, ein gutes Konzert wird so vielleicht zu einem großartigen, trotzdem bleibe ich dabei, Lana wird ein wenig überschätzt, sie ist gut aber (noch) nicht sensationell.

Anonym hat gesagt…

Bereits im September 2010 ist Lana del Rey bei einem MTV Unplugged Konzert aufgetreten, undzwar als Gast bei Mando Diao. Dort hat sie zusammen mit ihnen einen Song performed. Hier könnt ihr mal reingucken:
http://www.youtube.com/watch?v=UVFxf6P_hc0

 

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