Mittwoch, 16. November 2011

Elbow, Paris, 15.11.11


Konzert: Elbow (Howling Bells)
Ort: Le Bataclan
Datum: 15.11.2011
Zuschauer: gut gefüllt, aber nicht ausverkauft
Konzertdauer: Howling Bells 30 Minuten, Elbow 2 Stunden


Erkenntnisse, Fakten, Beobachtungen zum Konzert von Elbow im Bataclan, Paris:

- Elbow sind irgendwie nix mehr für mich! Leider.

- Ich hatte sie zuvor erst einmal gesehen und mochte sie. Das ist lange her und war am 27. Juni 2006. Damals gab es das Konzerttagebuch noch nicht.

- Was es auch nicht gab - und das war auch gut so - war die permanente Aufforderung von Sänger Guy Garvey an das Publikum mitzuklatschen oder die Hände in die Höhe zu recken.

- Schlimm diese penetrante Animation. Kommt sicherlich davon, daß Elbow in England in ekligen Mehrzweckhallen vor zigtausend Leuten spielen. Der Mainstream steht auf so eine Kacke.

- die Stimmung erinnerte mich an die Atmosphäre in einem Fußballstadion. Das Problem: ich mag keinen Fußball.

- Obwohl, der Sport an sich ist in Ordnung. Abstoßend finde ich hingegen, daß Mitgegröhle beim Spiel und- noch viel schlimmer- nach dem Spiel.

- Gegröhlt und mitgesungen wurde heute auch viel. Viel nerviger war aber das scheiß Mitgeklatsche. Bei jedem verfluchten Lied! Wie bei Dieter Thomas Heck!

- Mitsingen konnte ich persönlich nicht, ich kannte keinen einzigen Song.*

- Das lag daran, daß mir nur die gelungenen ersten beiden Alben Asleep In The Back und Leaders Of The Free World geläufig waren.

- Die letzten beiden Outputs The Seldom Seen Kid Und Build A Rocket Boys! habe ich nicht gekauft. Irgendwie hatte ich die Vermutung, daß die mir zu bombastisch, hymnisch und radiotauglich wären.

- Und meine Vermutung wurde letztlich bestätigt. Aus der netten kleinen Indieband aus Manchester ist eine Stadionband mit opulentem Sound und großer Geste geworden.

-Besonders negativ fiel mir Open Arms am Ende auf. Was war das denn für ein käsiger Refrain? Zum Weglaufen!

- Das Publikum mochte das. Es bestand zum Großteil aus Engländern.

- Stilistisch Typ Normalo (im Klartext: teilweise recht häßlich und bieder) und teilweise ziemlich alt.

- Das Publikum sieht halt eben oft aus wie die Band oben auf der Bühne. Und Guy Garvey ist nun einmal nicht Brad Pitt. Er wirkte vielmehr aus wie eine Mischung aus Joe Cocker, Ivan Rebroff und dem Typ von The Soundtrack Of Our Lives.

- Er hat auch etwas von einem Priester. Wenn er immer die Arme so ausbreitet.

- Ist aber schon ein netter Typ. Jovial, aber ein lieber Teddybär.

- Eine Art Michael Schanze der britischen Musikszene. Einen kleinen Jungen im Publikum schäkerte er an und fragte ihn, welches Instrument er denn spiele. Der Knirps antwortete: "Gitarre." Daraufhin Guy: "für einen Bassisten sähst du auch viel zu gut aus."

- Guy Garvey würde sich auch gut als Politiker machen, vor allem in Rheinland-Pfalz. Er ist volkstümlich und schüttelte oft während (!) der Lieder die Hände der Fans in den ersten Reihen.

- Ich habe meine Hand nicht hingehalten, obwohl ich ganz vorne stand. Ich wollte nicht heucheln.

- Allerdings gab es auch ein paar gute Momente. Positiv vermerkt habe ich The Seldom Seen Kid und die zwei Lieder danach, Dear Friends Und Lippy Lips.

- Elbow sind ja auch eigentlich nicht schlecht. Die Stimme von Garvey ist famos und die Arrangements gekonnt.

- Es ist bloß inzwischen alles mindestens eine Nummer zu groß geworden (und damit meine ich nicht die Leibesfülle des Sängers). Weniger wäre in diesem Falle wesentlich mehr. Verdammt schade.

- Was Guy trank? Tee mit irischem Whiseky drin.

- Er erklärte die Zusammensetzung seines Gesöffs lang und breit. Auch dies eine Sache, die eher störend war. Es wurde zwischen den Liedern zuviel geredet, der Fluß und die Spannung gingen so verloren.

- Das Beste an dem Konzert von Elbow: die blonde Geigerin. Sie sah enorm süß aus und hatte ein charmantes Lächeln.

- Es gab auch noch zwei andere Geiger, ein Männlein und ein Weiblein.

- Auch Drummer waren teilweise doppelt vertreten und Garvey spielte selbst in einer (guten) Szene Drums.

- was den Abends halbwegs gerettet hat: die Vorgruppe Howling Bells aus Australien war richtig gut. Zu ihnen möchte ich morgen auch noch ein paar Sätze mehr schreiben.

Bonne nuit aus Paris!

Setlist Elbow, Le Bataclan, Paris:

01: The Birds
02: The Bones Of You
03: Mirrorball
04: Neat Little Rows
05: Grounds For Divorce
06: The Loneliness Of A Tower Crane Driver
07: The night Will Always Win
08: The River
09: The Seldom Seen Kid
10: Dear Friends
11.Lippy Kids
12: Wheather To Fly
13: Open Arms

14: Starlings
15: Station Approach
16: One Day Like This

Frank von Pretty Paracetamol mochte das kürzlich gelaufene Konzert von Elbow in Köln sehr. Hier geht es zu seinem euphorischen Bericht.

* stimmt so nicht ganz. Einen kannte ich. Station Approach, der als Zugabe kam.



1 Kommentare :

Katrin hat gesagt…

och mönno...irgendwie hast du ja recht, Mitklatschpublikum passt nicht zu Elbow und ich als Fan seit 2001 habe auch so meine gemischten Gefühle dabei. Aber ich mag Elbow immer noch so gern, besonders Guy, dass ich ihnen einfach nicht böse sein kann und brutale Vergleiche mit Stadlmutanten Michael Wanze und Ivan Klebstoff mir nicht mal bei "Open Arms" über die Lippen kommen...hoffen wir, dass Guy irgendwann selbst merkt, dass ihre Konzerte in eine Richtung driften, die ihnen selbst doch auch suspekt sein müßten, Elbow mögen nämlich auch keinen Fußball! Trotzdem danke für deine ehrliche Meinung, die ich ja wie gesagt verstehen kann...

 

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