Konzert: Alela Diane (& Mina Tindle)
Ort: le Trianon
Datum: 13.10.2011
Zuschauer: gut besuchte Veranstaltung (vielleicht 800?)
"Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben" sagt ein Sprichwort.
Heute passte eher ein Spruch wie: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend verfluchen." Der Tag war nämlich bis gegen 20 Uhr nicht wirklich berauschend. Wir sind auf hektischer Suche nach einer neuen Wohnung und erleben eine Enttäuschung nach der nächsten. Die Zeit drängt und unsere Nerven liegen blank.
Als ich aber schließlich gegen 23 Uhr mit einem Champagnerglas in der Hand in der unglaublich schicken Kabine (eigentlich ein traumhaftes Appartement mit Kamin, Tischfußball, Sofas, schönem Parkett und Balkon) von Alela Diane stand und mit der Kalifornierin auf ihr formidables Konzert anstieß, war die Welt schon wieder deutlich freundlicher. Michel Pamplune, Chef ihres ehemaligen Labels Fargo*, hatte uns eingeschleust und dann standen wir da plötzlich zwischen den Musikern und unterhielten uns sehr nett. In erster Linie redete ich mit Alela über Katzen, denn in dem Raum lief auch ein flauschiger Stubentiger rum und so ergab es sich, daß sie mir von ihrem kleinen Raubtier und ich ihr von meiner Ragdoll erzählte. Die Sängerin machte sich einen Spaß daraus zu behaupten, daß dies ihre Katze sei, die sie mit auf Tour durch Frankreich genommen haben. Stimmte aber natürlich nicht, ihr Vierbeiner ist zu Hause In Portland/Oregan. Auch Mariee Sioux, Alina Hardin (ihre beiden Backgroundsängerinnen) und Matt Bauer (ihr ehemaliger Banjospieler) waren heute nicht mit dabei, dafür aber ihr Eheman Tom Bevitori, Vater Tom Menig und ein neuer Basser + Drummer. Ich ließ es mir auch nicht nehmen, von Alela und einer süßen Fargo-Mitarbeiterin ein paar Fotos zu schießen, die ich euch in Kürze zeigen möchte.
Vorangegangen war ein tadelloses Konzert mit einer stimmlich brillanten Alela Diane und einer Begleitband, die sehr harmonisch agierte und eine herrlich ausgewogene Instrumentierung hinbekam.
Die Amerikanerin hatte ihr Konzert gegen 21 Uhr 45 gestartet. Von Beginn an schwappte ihr eine Welle von Sympathie entgegen, die sie sich in den vergangenen 4 Jahren erspielt und erlächelt hat. Ja, richtig gelesen, erlächelt hat. Ihr Lächeln ist nämlich einzigartig. Wenn sie strahlt, geht wirklich die Sonne auf, da möge der Saal noch so dunkel sein. Dabei hatte sie es in den letzten Jahren nicht leicht. Die Scheidung ihrer Eltern und der Tourstress setzten ihr so stark zu, daß sie Haare verlor und ihre lange Mähne stutzen musste. Inzwischen sind sie wieder etwas nachgewachsen und nun wirkt sie mit ihrem schicken Schnitt sehr städtisch, fast wie eine fesche Pariserin. Auch ihre Cowboyboots trägt sie nicht mehr und der hippieske Ohrschmuck ist auch verschwunden. Die neue Alela setzt auf schlichte Eleganz: enge, hochsitzende Skinny Jeans, in der sie einen hübschen Arsch hat, simples Top, Hosenträger und feine Schuhe mit mittelhohem Absatz. Schließlich ist jetzt verheiratet und ihr Ehemann Tom Bevitori spielte praktischerweise gleich in der Band mit. Auch Vati ist nach wie vor mit dabei und mit so viel familiärer Unterstützung im Rücken konnte eigentlich nichts schief gehen.
Insgesamt bevölkerten fünf Musiker die Bühne, darunter ein lockenköpfiger Drummer, den ich auch schon einmal in der Band von Josh Tillman im Einsatz gesehen hatte. Sie machten ihre Sache ausgezeichnet und wenn ruhigere Stücke angestimmt wurden, verabschiedeten sich die Musiker kurz in die Kabine und ließen Alela und ihren Vati alleine spielen. Das Ganze lief so ab: die ersten Lieder gab es mit der kompletten Band, danch performte Alela einige Stücke nur mit ihrem Vater, dann kam wieder die Band zurück und bei den beiden Zugaben sahen wir erneut nur Alela und Daddy.
Dieser Wechsel erwies sich als höchst sinnvoll, denn so gelang es, bei der Instrumentierung zwischen Reduziertheit und (gemäßigter) Opulenz zu variieren. Langeweile kam so nicht auf und wenn es etwas zu bemängeln gab, dann am ehesten, daß keine Backgroundsängerin dabei war, die Alelas Stimme sanft begleitete. Andererseits kam das Goldkehlchen der Diane so besonders gut zur Geltung. Sie war stimmlich sensationell, sang noch wesentlich schöner, intensiver und naturreiner als auf ihren Tonträgern und hat sich in dieser Hinsicht seit dem Beginn ihrer Karriere massiv verbessert. Auf der ersten CD knödelte sie noch ein wenig, forcierte mitunter ihren heroischen und würdevollen Gesang, ist aber inzwischen diesbezüglich fehlerlos und spulte das Ganze heute spielerisch leicht und ohne äußerlich erkennbare Anstrengung ab.
Dennoch kamen besonders die Songs ihres Erstlings am besten beim Publikum an. Als an fünfter Stelle der "Oldie" Tired Feet intoniert wurde, brandete der bisher stärkste Applaus auf und Leute klatschten begeistert mit. Auch The Rifle erfuhr ähnliche Begeisterungbekundungen. Ich persönlich goutierte aber auch ganz stark zwei Songs ihres zweiten Albums To Be Still: Tatted Lace und My Brambles ("cause your love calms my brambles"). Tatted Lace ist so was von lieblich und wurde mit so viel Sanftheit und Güte interpretiert, daß mir ganz warm ums Herz wurde.
Aber auch das dritte und aktuelle Album erwies sich in der Livedarbietung als absolut gelungen. Vor allem Suzanne wurde mit sehr viel Drive und Energie dargeboten, war am Schluß fast rockig.
Das absolute Ende dann göttlich, wie es bereits der Titel von Lady Divine nahelegte. "Songs whistled through white teeth still scuff the day, those song for childern to sing", so die letzten Parolen, bevor stürmischer Beifall einsetzte, der aber nicht mehr dazu führte, daß der Klassiker The Pirate's Gospel gespielt wurde. Den hat Alela kurzzeitig abgelegt wie ihre langen Haare und die Cowboyboots.
Schön!!
Setlist Alela Diane, Le Trianon, Paris:
Die Amerikanerin hatte ihr Konzert gegen 21 Uhr 45 gestartet. Von Beginn an schwappte ihr eine Welle von Sympathie entgegen, die sie sich in den vergangenen 4 Jahren erspielt und erlächelt hat. Ja, richtig gelesen, erlächelt hat. Ihr Lächeln ist nämlich einzigartig. Wenn sie strahlt, geht wirklich die Sonne auf, da möge der Saal noch so dunkel sein. Dabei hatte sie es in den letzten Jahren nicht leicht. Die Scheidung ihrer Eltern und der Tourstress setzten ihr so stark zu, daß sie Haare verlor und ihre lange Mähne stutzen musste. Inzwischen sind sie wieder etwas nachgewachsen und nun wirkt sie mit ihrem schicken Schnitt sehr städtisch, fast wie eine fesche Pariserin. Auch ihre Cowboyboots trägt sie nicht mehr und der hippieske Ohrschmuck ist auch verschwunden. Die neue Alela setzt auf schlichte Eleganz: enge, hochsitzende Skinny Jeans, in der sie einen hübschen Arsch hat, simples Top, Hosenträger und feine Schuhe mit mittelhohem Absatz. Schließlich ist jetzt verheiratet und ihr Ehemann Tom Bevitori spielte praktischerweise gleich in der Band mit. Auch Vati ist nach wie vor mit dabei und mit so viel familiärer Unterstützung im Rücken konnte eigentlich nichts schief gehen.
Insgesamt bevölkerten fünf Musiker die Bühne, darunter ein lockenköpfiger Drummer, den ich auch schon einmal in der Band von Josh Tillman im Einsatz gesehen hatte. Sie machten ihre Sache ausgezeichnet und wenn ruhigere Stücke angestimmt wurden, verabschiedeten sich die Musiker kurz in die Kabine und ließen Alela und ihren Vati alleine spielen. Das Ganze lief so ab: die ersten Lieder gab es mit der kompletten Band, danch performte Alela einige Stücke nur mit ihrem Vater, dann kam wieder die Band zurück und bei den beiden Zugaben sahen wir erneut nur Alela und Daddy.
Dieser Wechsel erwies sich als höchst sinnvoll, denn so gelang es, bei der Instrumentierung zwischen Reduziertheit und (gemäßigter) Opulenz zu variieren. Langeweile kam so nicht auf und wenn es etwas zu bemängeln gab, dann am ehesten, daß keine Backgroundsängerin dabei war, die Alelas Stimme sanft begleitete. Andererseits kam das Goldkehlchen der Diane so besonders gut zur Geltung. Sie war stimmlich sensationell, sang noch wesentlich schöner, intensiver und naturreiner als auf ihren Tonträgern und hat sich in dieser Hinsicht seit dem Beginn ihrer Karriere massiv verbessert. Auf der ersten CD knödelte sie noch ein wenig, forcierte mitunter ihren heroischen und würdevollen Gesang, ist aber inzwischen diesbezüglich fehlerlos und spulte das Ganze heute spielerisch leicht und ohne äußerlich erkennbare Anstrengung ab.
Dennoch kamen besonders die Songs ihres Erstlings am besten beim Publikum an. Als an fünfter Stelle der "Oldie" Tired Feet intoniert wurde, brandete der bisher stärkste Applaus auf und Leute klatschten begeistert mit. Auch The Rifle erfuhr ähnliche Begeisterungbekundungen. Ich persönlich goutierte aber auch ganz stark zwei Songs ihres zweiten Albums To Be Still: Tatted Lace und My Brambles ("cause your love calms my brambles"). Tatted Lace ist so was von lieblich und wurde mit so viel Sanftheit und Güte interpretiert, daß mir ganz warm ums Herz wurde.
Aber auch das dritte und aktuelle Album erwies sich in der Livedarbietung als absolut gelungen. Vor allem Suzanne wurde mit sehr viel Drive und Energie dargeboten, war am Schluß fast rockig.
Das absolute Ende dann göttlich, wie es bereits der Titel von Lady Divine nahelegte. "Songs whistled through white teeth still scuff the day, those song for childern to sing", so die letzten Parolen, bevor stürmischer Beifall einsetzte, der aber nicht mehr dazu führte, daß der Klassiker The Pirate's Gospel gespielt wurde. Den hat Alela kurzzeitig abgelegt wie ihre langen Haare und die Cowboyboots.
Schön!!
Setlist Alela Diane, Le Trianon, Paris:
01: Of Many Colors
02: Dry Grass & Shadows
03: Elijah
04: White As Diamonds
04: Tired Feet
05: The Wind
06: Tatted Lace
07: Bang Bang
08: The Rifle
09: Rose & Thorn
10: My Brambles
11: Rising Greatness
12: White Horse
13: Long Way Down
14: Heartless Highway
15: Suzanne
16: Oh My Mama
17: Lady Divine
* sie ist jetzt bei Rough Trade.
Hier ein Video, das bei einem Showcase im Fargo Store in Paris entstanden ist. Ich war damals dabei!
Aus unserem Archiv:
Alela Diane, Paris, 07.07.10
Alela Diane, Frankfurt, 03.06.09
Alela Diane, Paris, 02.06.09
Alela Diane, Paris, 12.11.08
Alela Diane, München, 04.11.08
Alela Diane, Paris, 19.03.08
Alela Diane, Paris, 24.10.07
2 Kommentare :
ach, die launigen infos der begegnung im intimen rahmen hast hier ganz nonchalant eingeschoben, als wenn es das normalste der welt wäre! ich, neider!
Es war schon etwas Besonderes! Ich weiß mein Glück zu schätzen. Schön auch, daß Alela mich wiedererkannt hat ("I know you, you came to many of my shows").
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