Konzert: Anna Calvi
Ort: Luxor, Köln
Datum: 05.10.2011
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: Anna Calvi ca. 65 min, Frànçois & The Atlas Mountains gut 30 min
Seit Wochen frage ich mich, warum das Kölner Anna Calvi Konzert ausverkauft ist. Annas selbstbetiteltes Album ist toll, ihr Auftritt beim Haldern Festival war mehr als toll. Aber ein ausverkauftes Luxor?
Mir geht es oft so, daß ich vollkommen überschätze, wie groß (also erfolgreich) eine Band ist. Da ich wie die meisten Menschen, die sich für unsere Art Musik interessieren, den gemeinen Radiomainstream nicht wahrnehme, sind Künstler wie Morrissey, Interpol oder die Strokes die größten Stars, die ich mir vorstellen kann. Interpol kennen wie viele Leute in Deutschland? 100.000? Dear Reader 20.000? Los Campesinos! 10.000? In meiner Welt sind die riesig, aber das täuscht wohl. Umgekehrt passiert mir das selten. Daher war ich ernsthaft überrascht, wie viele Menschen Anna Calvi anlockt.
"Die meisten Leute sind hier sicher durch den Film? Wie soll man die sonst kennen?" schnappte ich neben mir auf. Hmmm, ein Film also. Da ich mich mit Kino nicht mehr auskenne, - meine letzten drei Male waren Wickie auf großer Fahrt, Avatar und der letzte Bond - weiß ich nicht, in welchem Film Musik von Anna Calvi lief. Aber diese Tatsache erklärte auch das Wie des Publikums, denn ich fühlte mich herrlich jung. Es war eine Ü40 Party im Luxor. Und der Großteil geht vermutlich auch häufiger zu Ü40 Parties als zu Konzerten, aber das ist ja grundsätzlich nicht verkehrt.
Um 21.15 Uhr erschien die Vorgruppe. Ich hatte vorher gelesen, daß Frànçois & The Atlas Mountains aus Frankreich supporten sollten, beschäftigt hatte ich mich mit denen aber vorher nicht. Sänger und Gitarrist Frànçois Marry kam mit ungewöhnlichem Outfit auf die Bühne: er trug ein kupfrig glitzerndes, enges Kapuzenshirt und ein Handtuch über den Schultern. Das gefiel mir. Seine Ansage zur Begrüßung, es bedeute ihm so viel in Köln aufzutreten, weil er mit seiner Mutter früher sehr oft Keith Jarretts The Köln Concert gehört habe. Das gefiel mir auch. Damit hatte es sich aber auch, die Musik der vier Franzosen, die manchmal an Jack Johnson, oft an Tahiti 80 erinnerte (sehr viel Südsee), war nicht gut, obwohl sie bei Domino unter Vertrag sind. Wohlwollend klang eines der Stücke nach den Fleet Foxes, beim letzten hatte ich sogar kurzzeitig "bestes Lied!"notiert, das aber schnell wieder gestrichen, denn es gab keinen besten Song. Aber nett waren sie sicher!
Um fünf nach zehn waren die Keyboards und Percussioninstrumente der Vorgruppe entfernt, das Mikrofon ganz links sehr weit runter geschraubt und damit die Bühne für Anna Calvi bereitet. Wie in Haldern erschien die Britin erst alleine mit Gitarre auf der Bühne und spielte Rider to the sea. Erst danach kamen ein Schlagzeuger und ihre Keyboarderin / Percussionistin dazu.
Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Anna Calvi länger als 50 Minuten spielen würde, alle Konzerte, von denen ich gelesen hatte, waren kurz und knackig. Aber es kam anders, Anna hatte sogar noch Muße, ein weiteres Cover einzubauen. Jezebel und das Elvis Lied Surrender hatte ich in Haldern schon gehört. Zusätzlich spielte die kleine Engländerin heute Wolf like me von TV On The Radio, dem allerdings der Pfiff des Originals fehlte. Der Rest war Eigenes, großteils von der Platte stammend.
A propos Pfiff: der fehlte mir heute ein wenig. Das Konzert war gut, gar keine Frage. Aber es fehlte etwas im Vergleich zum Haldern-Auftritt. Im stickigen Spiegelzelt knisterte es richtig, als Anna auf die Bühne kam und ihre Gitarre bearbeitete. Diese besondere Atmosphäre lenkte mich damals (haha) vom vielen Blues ab, den ich eigentlich gar nicht mag. Heute gab es Phasen, die mir zu bluesig waren. Bei Love won't be leaving, eigentlich einem der besten Lieder, übertrieb die Band mit einem Instrumentalpart, der sicher fünf Minuten lang war, das mochte ich nicht sonderlich. Schwamm drüber. Dafür gleichen Anna Calvis überragende Stimme, die großartigen Songs First we kiss, I'll be your man, The devil oder Blackout die kleinen Schwächen locker aus.
Und jetzt muß ich mal dringend nachforschen, durch welchen Film die Leute denn nun da waren.
Setlist Anna Calvi, Luxor, Köln:
01: Rider to the sea
02: No more words
03: Blackout
04: I'll be your man
05: First we kiss
06: Surrender (Elvis Presley Cover)
07: Morning light
08: Wolf like me (TV On The Radio Cover)
09: Suzanne and I
10: Moulinette
11: Desire
12: Love won't be leaving
13: The devil (Z)
14: Jezebel (Frankie Laine Cover) (Z)
Links:
- Anna Calvi in unserem Archiv
Oliver mag François And The Atlas Mountain:
François And The Atlas Mountain, Paris, 27.10.10
Ort: Luxor, Köln
Datum: 05.10.2011
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: Anna Calvi ca. 65 min, Frànçois & The Atlas Mountains gut 30 min
Seit Wochen frage ich mich, warum das Kölner Anna Calvi Konzert ausverkauft ist. Annas selbstbetiteltes Album ist toll, ihr Auftritt beim Haldern Festival war mehr als toll. Aber ein ausverkauftes Luxor?
Mir geht es oft so, daß ich vollkommen überschätze, wie groß (also erfolgreich) eine Band ist. Da ich wie die meisten Menschen, die sich für unsere Art Musik interessieren, den gemeinen Radiomainstream nicht wahrnehme, sind Künstler wie Morrissey, Interpol oder die Strokes die größten Stars, die ich mir vorstellen kann. Interpol kennen wie viele Leute in Deutschland? 100.000? Dear Reader 20.000? Los Campesinos! 10.000? In meiner Welt sind die riesig, aber das täuscht wohl. Umgekehrt passiert mir das selten. Daher war ich ernsthaft überrascht, wie viele Menschen Anna Calvi anlockt.
"Die meisten Leute sind hier sicher durch den Film? Wie soll man die sonst kennen?" schnappte ich neben mir auf. Hmmm, ein Film also. Da ich mich mit Kino nicht mehr auskenne, - meine letzten drei Male waren Wickie auf großer Fahrt, Avatar und der letzte Bond - weiß ich nicht, in welchem Film Musik von Anna Calvi lief. Aber diese Tatsache erklärte auch das Wie des Publikums, denn ich fühlte mich herrlich jung. Es war eine Ü40 Party im Luxor. Und der Großteil geht vermutlich auch häufiger zu Ü40 Parties als zu Konzerten, aber das ist ja grundsätzlich nicht verkehrt.
Um 21.15 Uhr erschien die Vorgruppe. Ich hatte vorher gelesen, daß Frànçois & The Atlas Mountains aus Frankreich supporten sollten, beschäftigt hatte ich mich mit denen aber vorher nicht. Sänger und Gitarrist Frànçois Marry kam mit ungewöhnlichem Outfit auf die Bühne: er trug ein kupfrig glitzerndes, enges Kapuzenshirt und ein Handtuch über den Schultern. Das gefiel mir. Seine Ansage zur Begrüßung, es bedeute ihm so viel in Köln aufzutreten, weil er mit seiner Mutter früher sehr oft Keith Jarretts The Köln Concert gehört habe. Das gefiel mir auch. Damit hatte es sich aber auch, die Musik der vier Franzosen, die manchmal an Jack Johnson, oft an Tahiti 80 erinnerte (sehr viel Südsee), war nicht gut, obwohl sie bei Domino unter Vertrag sind. Wohlwollend klang eines der Stücke nach den Fleet Foxes, beim letzten hatte ich sogar kurzzeitig "bestes Lied!"notiert, das aber schnell wieder gestrichen, denn es gab keinen besten Song. Aber nett waren sie sicher!
Um fünf nach zehn waren die Keyboards und Percussioninstrumente der Vorgruppe entfernt, das Mikrofon ganz links sehr weit runter geschraubt und damit die Bühne für Anna Calvi bereitet. Wie in Haldern erschien die Britin erst alleine mit Gitarre auf der Bühne und spielte Rider to the sea. Erst danach kamen ein Schlagzeuger und ihre Keyboarderin / Percussionistin dazu.
Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Anna Calvi länger als 50 Minuten spielen würde, alle Konzerte, von denen ich gelesen hatte, waren kurz und knackig. Aber es kam anders, Anna hatte sogar noch Muße, ein weiteres Cover einzubauen. Jezebel und das Elvis Lied Surrender hatte ich in Haldern schon gehört. Zusätzlich spielte die kleine Engländerin heute Wolf like me von TV On The Radio, dem allerdings der Pfiff des Originals fehlte. Der Rest war Eigenes, großteils von der Platte stammend.
A propos Pfiff: der fehlte mir heute ein wenig. Das Konzert war gut, gar keine Frage. Aber es fehlte etwas im Vergleich zum Haldern-Auftritt. Im stickigen Spiegelzelt knisterte es richtig, als Anna auf die Bühne kam und ihre Gitarre bearbeitete. Diese besondere Atmosphäre lenkte mich damals (haha) vom vielen Blues ab, den ich eigentlich gar nicht mag. Heute gab es Phasen, die mir zu bluesig waren. Bei Love won't be leaving, eigentlich einem der besten Lieder, übertrieb die Band mit einem Instrumentalpart, der sicher fünf Minuten lang war, das mochte ich nicht sonderlich. Schwamm drüber. Dafür gleichen Anna Calvis überragende Stimme, die großartigen Songs First we kiss, I'll be your man, The devil oder Blackout die kleinen Schwächen locker aus.
Und jetzt muß ich mal dringend nachforschen, durch welchen Film die Leute denn nun da waren.
Setlist Anna Calvi, Luxor, Köln:
01: Rider to the sea
02: No more words
03: Blackout
04: I'll be your man
05: First we kiss
06: Surrender (Elvis Presley Cover)
07: Morning light
08: Wolf like me (TV On The Radio Cover)
09: Suzanne and I
10: Moulinette
11: Desire
12: Love won't be leaving
13: The devil (Z)
14: Jezebel (Frankie Laine Cover) (Z)
Links:
- Anna Calvi in unserem Archiv
Oliver mag François And The Atlas Mountain:
François And The Atlas Mountain, Paris, 27.10.10
2 Kommentare :
Der "Film" war das auf Arte im TV gezeigte Konzert und "Blackmail" heisst richtig "Blackout".
Vielen Dank!
Blackmail war nächtliche Verwirrtheit :-)
Kommentar veröffentlichen