Samstag, 1. November 2008

Aimee Mann, Paris, 31.10.08


Konzert: Aimee Mann (The Submarines)

Ort: La Cigale, Paris
Datum: 31.10.2008
Zuschauer: vermutlich ausverkauft
Konzertdauer: Aimee Mann: circa 90 Minuten (The Submarines ca. 35 Minuten)




Aimee Mann gehört zu jenen Künstlerinnen, mit denen ich mich schon immer mal beschäftigen wollte, aber aus welchen Gründen auch immer (hauptsächlich wohl Zeitmangel, weil andere CDs meinen Schreibtisch umzingelten und gehört werden wollten) nie zur Umsetzung schritt. Kein einziges Album ziert meine umfangreiche Musiksammlung, obwohl die Kritiken für die meisten ihrer Werke insgesamt sehr positiv ausfielen. Auch der letzte Ouput mit dem unaussprechlichen Titel @#%&*! Smilers kam bei den meisten Rezensenten wieder richtig gut weg.

Da traf es sich gut, daß die 48 jährigen Blondine in meiner Stadt aufkreuzte. Ich überzeuge mich nämlich am liebsten live von den Qualitäten eines Musikers/einer Musikerin.

Als ich in der schmucken Cigale eintraf, hatte die Vorgruppe, The Submarines aus den USA, schon mit ihrem Set begonnen. Ich schritt Richtung Bühne und sah eine äußerst niedliche blonde Frau, mit süßen Zöpfchen und einer interessant gemusterten schwarzen Strumpfhose. Eine Augenweide, keine Frage! Blake Hazard heißt die Gute und der Typ neben ihr, John Dragonetti, würde noch nicht einmal eine ernsthafte Konkurrenz beim Anbaggern darstellen, denn es handelt sich nur noch um ihren Ex-Freund! Unterstützt wurden die beiden von einem lockenköpfigen Drummer, der aussah wie der junge Paul Breitner.

Die drei Amis waren allerdings musikalisch nur mittelmäßig unterhaltsam. Ihr netter, aber doch recht belangloser Indie-Pop im Stile der Stars, oder Rilo Kiley langweilte mich ziemlich, denn alles war zu sehr auf schön und niedlich getrimmt. Hätte Blake Hazard nicht so ein charmantes Lächeln gehabt, wäre ich glatt unten an die Bar gegangen, so aber erfreute ich mich an ihrem strahlenden Blick und den Ansagen in einem sehr brauchbaren französisch.

You, Me And The Bourgeoisie war offensichtlich ihr Hit, denn der Song, der schon für Werbezwecke verwendet wurde, bekam den stärksten Applaus.

Nach gut dreißig Minuten verabschiedeten sich The Submarines unter recht starkem Beifall der sich auch später in ungewöhnlich guten CD-Verkäufen am Merchandising-Stand niederschlug. Declare A New State! (2006) und Honeysuckle Weeks (2008) gingen weg wie die warmen Semmeln, was ich mir zumindest bei den männlichen Käufern damit erkläre, daß sie der süßen Blake einmal nahe sein wollten...

Die anschließende Umbauphase war sehr öde, denn im Publikum tummelte sich kaum ein hübsche Frau, die man (n) hätte anschmachten können. Die Mädchen (die Jungen, auch, aber die waren mir egal) waren alle so bieder und graumäusig. Kaum eine war geschminkt und die Haare hingen ihnen strähnig und lustlos vom Kopfe herunter. Lag das etwa an der auftretenden Künstlerin? Auch Aimee Mann bevorzugt es natürlich und ihre Frisur könnte durchaus etwas mehr Pepp vertragen.

Aber halt stop! Schluß jetzt mit der törichten Schilderung von Äußerlichkeiten! Ich oberflächlicher Sack sollte lieber erwähnen, daß sich das Publikum als ganz hervorragend herausstellte! Es war höchst aufmerksam, niemand plapperte während der Lieder und es wurde an den richtigen Stellen Beifall geklatscht und mitgegangen. So entstand eine wunderbar entspannte und feierliche Atmosphäre, die das Konzert auch in dieser Hinsicht zu einem Genuß werden ließ.

Und wahre Schönheit kommt ohnehin von Innen! Dieser häufig zitierte Spruch scheint mir nicht abgedroschen zu sein und ist zudem auch noch wissenschaftlich belegt!

Damit will ich aber keineswegs sagen, daß Aimee Mann nicht hübsch ist. Die enorm schlanke, ja dürre Frau, ist zwar überall sehr spitz (Nase, Kinn, Körperbau) und hat kaum weibliche Rundungen, aber sie strahlt eine große Intelligenz und Sympathie aus. Ich mochte sie auf Anhieb sehr! Schon als sie mit ihrer männlichen Begleitband auf die Bühne kam und herzlich lächelte, hatte ich sie in mein Herz geschlossen. Ihr Kleidungsstil war interssant. Obenrum trug sie eine rote Samtweste mit Aufdruck auf der Rückseite und hierzu eine bläulich-silberne Seidenkrawatte. Untenrum war sie mit Blue-Jeans und sehr kräftigem Schuhwerk bekleidet, so als wolle sie einen Kontrast zu der feinen Krawatte setzen. Das verlieh ihr eine herb-burschikose Note und erinnerte mich ein wenig an Anne Ternheim, die auch oft mit weißer Bluse und Springerstiefeln aufläuft.

Alles in allem machte sie den Eindruck einer intelligenten, sensiblen, aber doch starken Frau. Große Geschichten, oder gar Anekdoten erzählte sie aber im Laufe des Abends kaum, sie beließ es meistens bei einem herzlichen und aufrichtig wirkenden: "Thank you so much!"

Hach, toll diese Aimee, ich glaube man könnte sich interessant und anregend mit ihr unterhalten. Aber dazu kam es nicht, am Merchandising- Stand (wo man ohnehin nur Smalltalk hätte betreiben können) ließ sie sich hinterher leider nicht mehr blicken.

Aber sie hatte auch so schon einige Dinge mittels ihrer Lieder von sich preisgegeben. Mit ihren Texten sollte man sich deshalb auf jeden Fall einmal beschäftigen und wer dies genau wie ich tun möchte, dem empfehle ich, sich hier einen umfassenden Überblick zu verschaffen.

Aber welche Lieder stachen hervor?

- Nun gleich im vorderen Teil das eingängige Freeway, das trotz seines einfachen Aufbaus nicht platt oder banal wirkte. " You've got a lot of money, but you can't afford the freeway", so einfach und ergreifend war das! Radiotaugliche amerikanische Folkmusik, die aber gerade wegen ihres unprätentiösen Charakters sehr charmant rüberkam. Zudem war die Stimme von Aimee einfach erstklassig zu nennen, ohne zu forcieren sang sie wunderschön und präzise. Auch ihre Band machte einen vorzüglichen Eindruck, alles wirkte sehr rund, harmonisch und gekonnt.

- Desweiteren natürlich ihre Hits aus dem Soudtrack zu dem Film Magnolia und zwar Save MeWise Up, aber noch besser gefiel mir das solo vorgetragene Red Vines von dem hochgelobten Album Bachelor No. 2., auf dem ihre Stimme auf das Schönste zum tragen kam. Zahlreiche Amerikaner im Publikum sangen die Lyrics mit: "With cigarettes and red vines just close your eyes, cause, baby, you never do know and I'll be one the sidelines, with my hands tied, watching the show". Herrlich! Definitiv eine der besten Phasen des Konzerts, zumal zuvor das ebenfalls starke Calling It Quits die Pariser Cigale entzückt hatte und hinterher das wundervolle It's not (toller Text: "And from the screen it can look so perfect, but it's not") kam.

Dann aber wollte sich die Kalifornierin nicht mehr starr an die getippte Setlist halten. Sie fragte Zuschauer, ob sie Wünsche hätten. Ein häufig praktiziertes Spielchen, das die Flexiblität des Künstlers zeigen soll, aber in der Regel inszeniert ist. Normalerweise wartet der Künstler/die Künstlerin nämlich ab, bis das Lied gewünscht wird, das gerade auf der Liste als nächstes kommen soll. Nicht so bei Aimee Mann! Das Publikum wollte Long Shot und bekam es auch! Ein paar Fans wünschten sich Super Ball und was kam? Klar...Super Ball! So lob' ich mir das!

Später ging es dann wie geplant weiter, wobei 31 Today und vor allem Borrowing Time von dem aktuellen Album herausragten. Den größten Beifall bekam aber One von dem Opus One More Drifter In The Snow.

Mit How Am I Different wurde dann schließlich der Abgang geprobt, aber natürlich ging es noch ein bißchen weiter. Schön, daß zum Schluß noch Deathly gespielt wurde, denn das war wirklich perfekt, um mit einem richtig guten Eindruck von dannen zu ziehen!

Gut, daß ich Aimee Mann endlich für mich entdeckt habe!

Setlist Aimee Mann, La Cigale, Paris:


01: Stranger Into Starman/Looking For Nothing
02: Freeway
03: Dear John
04: Save Me
05: Wise Up
06: Mr. Harris?
07: Great Beyond
08: Calling It Quits
09: Red Vines (solo)
10: It's not
11: Long Shot
12: Super Ball
13: 31 Today
14: Borrowing Time
15: One
16: Todays's The Day
17: How Am I Different

18: 4th Of July (Z)
19: Deathly (Z)


Links:

- Mehr Fotos von The Submarines hier
- Mehr Fotos von Aimee Mann hier

- Aimee Mann auf Video:
- Save Me, Originalclip
- One, Videoclip
- Freeway
- 31 Today
- How Am I Different live, gute Qualität!
- Calling It Quits, charmante Akustiksession
- Red Vines live, great!

Aimee Mann auf Tour:

03.11.2008: E-Werk, Köln
04.11.2008: Tonhalle, München
09.11.2008: The Rochefeller, Oslo
10.11.2008: China Teatern, Stockholm





5 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Sorry to leave my comment in English but my german is poor (by the way, it would be great to have your fantastic reviews in English or in French).

Very good concert indeed. Aimee also played Dear John (third song of the show?). In response to other requests, she also played Long Shot (before Superball) and One (later in the show.

Keep up the good work, Oliver!

Oliver Peel hat gesagt…

Hello,

Thanks for the compliments! I would love to write reviews in english or french, but it already takes me a lot of time doing them in German!

Did you read my french review of Cat Power?:

http://monconcertmonblog.blogspot.com/2008/01/cat-power-paris-210108.html

And thank you so much for your help with the setlist. I put the written (official) setlist on the blog, but I knew that she played a few other songs, because fans requested them.

What's your name? I will credit you for your help!

Anonym hat gesagt…

Thanks for having updated the setlist!

Unless I'm missing something, your blog is (by far) the best source or reviews for shows in Paris, in particular because you see so many concerts!

Thank you again for your work!

Do you make a top ten (or whatever other figure) list of your favourite concerts each year?

Shearwater (Sept 12), Loney, Dear (May, 22), Bon Iver (October 2) and... Aimee Mann will probably be on mine. And I'm looking forward seing Ron Sexsmith (next sunday) and Get Well Soon/Franz Ferdinand in a couple of weeks(festival des inrocks).

Phd

Oliver Peel hat gesagt…

Thank you again for your help concerning the setlist! Did you see that she also played "It's not"?

Yeah, we do have a Top 20 at the end of the year.

Take a look at my concerts of the years 2007, Loney, Dear were in:

http://meinzuhausemeinblog.blogspot.com/2008/01/konzerte-des-jahres-2007-oliver-top-20.html

Unfortunately I missed Shearwater, but I will see them supporting A Silver Mt Zion. Bon Iver was great, indeed and I will go to see Ron Sexsmith on sunday too!

Check out my MySpace, there is a picture of me, so you can say hello if you see me and if you want to:

http://www.myspace.com/oliverpeel

E. hat gesagt…

blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake, blake...

 

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