Sonntag, 23. November 2008

Ben Folds, Essen, 22.11.08


Konzert: Ben Folds
Ort: Grugahalle Essen (Rockpalast Festival)
Datum: 22.11.2008
Zuschauer: recht volle Halle (den Umständen entsprechend)
Dauer: 65 min


Nachdem die Donavon (o-a-o, kein Witz!) Frankenreiter Abendess-Pause vorbei war, stand das Konzert auf dem Programm, auf das ich eigentlich am neugierigsten war. Ich habe mich bisher mit Ben Folds nämlich viel zu wenig beschäftigt, ihn auch noch nie live gesehen.

Auffällig war erst einmal der Bühnenaufbau! Zentrales Stück (bildlich; er stand am linken Rand) bildete Bens Flügel. Wir fragten uns, ob er den mit auf Reisen nehme oder vor Ort jeweils ein Leihgerät bereitstehe. Beides erzeugt interessante Jobs. Flügelleiher oder Flügellogistiker könnte ich mir ganz gut vorstellen. Zu diesen Berufen gehört aber nicht das Reinigen des Instruments, der schöne Klavierlack sah nämlich aus wie ein Jeep nach einer Dschungeltour. Hinter Bens Flügel befand sich
auf einer Empore der Arbeitsplatz des Percussionspielers. Allerlei Glöckchen und Bimmelkram konnte man da erkennen, dazu eine fest installierte Triangel.

Keyboarder, Schlagzeuger und Bassist komplettierten die Band. Ben Folds kannte ich natürlich von Bildern. In Natura sieht er genauso nerdig aus, wie ich mir das
vorgestellt hatte. Mit seiner Woody Allen Brille und dem braun-orange gestreiften Polohemd hätte er auch gut und gerne eine Software Firma gründen können.

Das neue Album Way to normal hatte ich erst einmal gehört, daher war vieles für mich relativ neu. Denn fast alles beim Auftritt des Amerikaners (der aus dem wundervollen North Carolina stammt) kam von der aktuellen Platte. Es fing an mit dem Titelsong, gefolgt von Brainwascht (ja, mit "t", vielleicht ist das Hessisch) mit dem Text "But if you had to say it all with a pop song, couldn't you at least have written me a good one?" Toll!

Ben Folds bewegte sich zwar durchaus viel während des Konzerts, aber nur hoch und runter von seinem Klavierhocker. Dafür rannte der Percussionmann kräftig über die
Bühne. Irgendwann nah er einen Stuhl, stellte ihn mit der Rückenlehne zum Publikum und "spielte" da sitzend Tambourin, nicht ohne dabei dramatische Gesten zu zeigen!

Von den ersten fünf Liedern stammte nur eines nicht von Way to normal - und war das beste (Annie waits von Rockin' the suburbs). Im Anschluß wurde es ungewöhnlich. Denn Ben spielte zunächst die falsche Dr. Yang Version (die mit anderen Liedern vor Album Veröffentlichung angeblich ins Internet geleakt wurde - mir fällt kein sinnvolles Wort dafür ein, das dieses fiese geleakt ersetzen könnte - diese Stücke sind mit wenigen Ausnahmen aber alles alternative Liedversionen; ein kleiner Gag der Band). Er kündigte es an mit "This song is called 'Dr. Yang!'". Danach kam:
"This song is called 'Dr. Yang!'" und der Dr. Yang vom Album. Daß er auch ein drittes Lied gleichen Namens direkt danach ansagte, war ein Scherz, es kam nämlich "Cologne".

Danach alte Sachen, zwei Lieder von Songs for Silberman, bevor Ben mit Free Coffee wieder zu Neuem zurückkehrte. Für dieses Stück, das mich witzigerweise an die Dresden Dolls erinnert (Ben hat das Soloalbum von Amanda Palmer produziert), mußte der Sänger das Klavier präparieren, indem er irgendwas auf die Saiten packte. Es klang dann auch wirklich wie solch ein automatischen Piano, das man aus Western oder dem Phantasialand kennt.

Dann war wieder Finde-die-Unterschiede-Zeit. "The next song is called 'The bitch went nuts'"... und
"The next song is called 'The bitch went nutz'", mit s vom Album, mit z aus dem Internet. Die s-Version gefiel mir besser, sie war ganz großartig!

Von seinem ersten Soloalbum nach dem Ende der Ben Folds Five stammte dann noch das letzte Lied Zak and Sara, bevor nach gut einer Stunde Schluß war. Ich fand Ben Folds' Auftritt hochamüsant und musikalisch sehr gelungen. Aber meine Begleiter, die ihn schon häufiger gesehen hatten, waren vom Programm enttäuscht, wegen all der neuen Sachen, der beiden Fakes und fehlenden Lieblingen. Also ein gut-aber...-Auftritt.

Setlist Ben Folds, Rockpalast Festival, Grugahalle, Essen:

01: Way to normal
02: Brainwascht
03: Effington
04: You don't know me (ohne Regina Spector)
05: Annie waits
06: Dr. Yang (fake)
07: Dr. Yang (Album Version)
08: Cologne
09: You to thank
10: Landed
11: Free coffee
12: The bitch went nuts (Album Version)
13: The bitch went nutz (fake)
14: Zak and Sara

Links:

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4 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

na wie wars jetzt?

Christoph hat gesagt…

Ich bin heute sehr lahm! Aber es kommt noch...

Anonym hat gesagt…

geile setlist, fehlte natürlich das ganze alte zeug, habe ben folds im sommer in mannheim gesehen. da hat er fast komplett die rockin the suburbs gespielt, plus die alten hits wie kate, army, narcolepsy, aber auch zeug von songs for silverman und der neuen.
man kanns halt als künstler nicht jedem recht machen. die 65 min waren halt auch sehr kurz und sind doch eher untypisch für ein ben folds konzert, dass normalerweise ja immer so 2 stunden lang geht.
mir hätte die setlist sehr gefallen vor allem, dass er die fake versionen gespielt hat, die sind nämlich KILLER! bin sehr gespannt auf die austrahlung im rockpalast.

Anonym hat gesagt…

naja, es war ja nicht nur die Setlist, die verärgerte. Verglichen mit früheren Konzerten fehlte einiges...irgendwie wirkte es lieblos...uninspiriert...was weiß ich. Kaum zu glauben, dass ich diesem Mann ein paar der besten Konzerterlebnisse meines Lebens verdanke. Da war dieser Auftritt (wie auch der im Sommer bei der Rheinkultur) leider meilenweit von entfernt. Wie hieß es noch so schön auf den T-Shirts: I loved Ben Folds before he sucked? Leider wahr...

 

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