Mittwoch, 4. März 2015

Element Of Crime, Köln, 03.03.15


Konzert: Element Of Crime
Ort: Palladium, Köln
Datum: 03.03.2015
Dauer: Element Of Crime 110 min, Apples In Space 25 min
Zuschauer: 4.000 (ausverkauft)

 

Daß nicht nur gerade hippe Bands wie alt-J die größte Kölner Konzerthalle unterhalb von Stadion und Arena ausverkaufen, freut mich. Im Falle von Element Of Crime freut es mich nicht nur besonders, weil ich die Musik der Band und das sonstige Werk des Sängers mag, ich schätze insbesondere die Einstellungen von Sven Regener zu Urheberrecht, Streaming und ganz allgemein zum heutigen Verhältnis Kunde / Künstler. Streaming-Dienste seien "Ein-Euro-Shops", seine Band mache da nicht mit, sagte der Sänger und Schriftsteller im Herbst im Deutschlandfunk. Fände ich das aktuelle Album doof, alleine aus musikpolitischen Gründen wäre ich zum Konzert gefahren. "Eine Konzertkarte von Element of Crime kostet 35 Euro - ist auch nicht teuer. Bei den Rolling Stones fangen die bei 150 Euro an und gehen bis 700 Euro hoch. Da brauchen wir nicht zu diskutieren" (Regener im DLF).

Das Palladium war schon früh voll. Element Of Crime Konzertgänger sind im Schnitt gut doppelt so alt wie die von alt-J. Daß alles sehr früh losging, war vielleicht auch diesem Umstand geschuldet. Punkt acht Uhr begann die Vorgruppe Apples In Space, quasi ein Synergie-Support. Die männliche Hälfte der Band (Phil Haussmann) ist Sohn des Herr-Lehmann-Regisseurs Leander. Sven Regener hat Stücke von Apples In Space produziert und förderte die Band bereits 2013 mit Vorgruppenjobs. Im Palladium sagte der Pate seine Schützlinge persönlich an!

Ich kannte nur die Vorgeschichte (da ich Konzerttagebuchleser bin), kannte aber keines der Lieder der Band, deren zweite Hälfte Julie Mehlum aus Oslo ist. Julie und Phil standen nebeinander auf der riesigen Bühne, sie neben einem Piano, er mit akustischer Gitarre. Ihre Lieder sangen sie gemeinsam, jedes Stück, jedes Wort. Dazu spielte Julie anfangs meist nur mit einer Hand Klavier und Phil Gitarre. Die Stücke gefielen mir. Die instrumentelle Begleitung war nicht schrecklich komplex (was ich mochte), die Stimmen harmonieren aber hervorragend. Richtig gut wurde es, wenn beide oder einer laut wurde. My love ist a bullet und Farewell, little world gefielen mir also am besten. Da die Band das nach jedem Lied gemacht hat, sage ich auch noch mal den Namen: Apples In Space.


Setlist Apples In Space, Palladium, Köln:

01: ?
02: Paper town
03: My love is a bullet
04: The never read letter
05: Vespa
06: Farewell, little world

Der Umbau lief irrwitzig schnell ab. Hier böten sich Witze übers Alter an, ich bin aber kein guter Witzeerzähler. Bereits elf Minuten nach dem Abgang von Apples In Space traten Element Of Crime auf. 


Ich hatte die Band zuletzt beim Fest van Cleef 2011 in Trier gesehen (gemeinsam u.a. mit Frank Turner, Thees Uhlmann und Casper). Ob die Besetztung damals die gleiche war, weiß ich nicht mehr, kann man aber nachlesen (würde der Sänger sagen). Neben Sven Regener waren das im Palladium Gitarrist Jakob Ilja, Bassist David Young, Schlagzeuger Richard Pappik und Saxophonist Rainer Theobald.


Die Songauswahl war nicht weiter überraschend. Es ist die Lieblingsfarben und Tiere Tour (oder wie es eventim auf den Tickets schön umdeutete: Lieblingsfarben der Tiere - Elefant (grün), Löwe (pink), Jaguar (blau)?), also spielten Element Of Crime auch alle Lieder der Platte. Obwohl die zehn nicht mal die Hälfte des Konzerts ausmachten, konnte der Rest bei der Menge an Studioalben seit Mitte, Ende der 80er Jahre natürlich nur ein Querschnitt sein. Ich habe keine richtig großen Lieblinge vermisst, irgendwer weiter hinten brüllt aber immer wieder Mittelpunkt der Welt und wurde nicht erhört. 

Obwohl das Konzert fast zwei Stunden dauerte und auf der Bühne ja nicht furchtbar viel passiert - und sich auch bis auf wenige Ausnahmen die Ansagen des Sängers auf die üblichen drei, vier Textbausteine beschränken (die allerdings früher viel häufiger fielen! Statistik für Köln: "stark" - 4x, "Romantik" - 1x, "jetzt kommt noch ein Lied" - 1x), war das Konzert nie langweilig. Richtig packend sind Element Of Crime Auftritte auch nicht, das erwartet man aber nicht. Da böten sich dann u.U. die 700-Euro-Tickets für die Rolling Stones eher an. Aber Element Of Crime Konzerte sind trotzdem sehr unterhaltsam und musikalisch toll, auch wenn sie am äußersten Ende meiner (nicht auf die Zuschauerzahl) bezogenen Indieskala stattfinden.


Mein Liebling war vermutlich das fabelhafte Vier Stunden vor Elbe 1 als eines der sechs Zugabe-Stücke, gespielt nur von Sven Regener, dem Bassisten und eine Klarinette (glaube ich - Rainer Theobald war für mich meist nicht zu sehen, er hatte aber am Anfang eine Klarinette in der Hand, es klang jedoch nach Mundharmonika). Aber auch Immer nur geliebt, das für die Peter-Pan-Imszenierung von ... Leander Haußmann* zu dessen Intendanz-Abschied am Bochumer Schauspielhaus geschrieben wurde, war wundervoll. Man habe dieses 15 Jahre alte Lied nie gespielt, weil der Kontext gefehlt habe. "Peter Pan, das kennt ja doch jeder", also könne man es auch spielen. Im Hintergrund (und auch bei Love and happiness) sangen Apples In Space mit. 


Ach, es war ein schöner Abend. Wir (also die, die keinen Erdkunde Leistungskurs hatten) lernten etwas über die Europäische Wasserscheide, die Element Of Crime bei ihrer Tour überquert haben, über die richtige Betonung von Delmenhorst (auf der letzten Silbe!) und wir hörten viele sehr gute Lieder einer Band, die vermutlich auch noch Konzerte spielen wird, wenn die alt-Js dieser Welt über eine Reunion nachdenken. Alten Resten eine Chance.

Setlist Element Of Crime, Palladium, Köln:

01: Damals hinterm Mond
02: Immer so weiter
03: Am Morgen danach
04: Rette mich (vor mir selber)
05: Mehr als sie erlaubt
06: Gelohnt hat es sich nicht
07: Dunkle Wolke
08: Liebe ist kälter als der Tod
09: Nightmare
10: Schwert, Schild und Fahrrad
11: Am Ende denk ich immer nur an dich
12: Schade dass ich das nicht war
13: Love and happiness
14: Immer nur geliebt
15: Wenn der Wolf schläft müssen alle Schafe ruhen
16: Kaffee und Karin
17: Immer da wo du bist bin ich nie
18: Straßenbahn des Todes
19: Lieblingsfarben und Tiere

20: Weißes Papier (Z)
21: Delmenhorst (Z)

22: Vier Stunden vor Elbe 1 (Z)
23: Draußen hinterm Fenster (Z)

24: Alten Resten eine Chance (Z)
25: Dieselben Sterne (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Element Of Crime, München, 10.04.13
- Element Of Crime, Trier, 10.12.11
- Element Of Crime, München, 18.09.09



4 Kommentare :

Jens hat gesagt…

In Stuttgart spielte der Schlagzeuger Mundharmonika bei "Vier Stunden vor Elbe 1". Vermutlich hast Du ihn einfach nicht sehen können, wo Du doch das Instrument hören konntest.

Christoph hat gesagt…

Danke, Jens! Den hatte ich wirklich nicht oft im Auge!

Markus hat gesagt…

Also auf meiner Karte (Köln-Konzert) steht eindeutig "Lieblingsfarben UND Tiere".

Hast Du da jetzt so etwas wie die "Blaue Mauritius" in den Händen...? ;-)

Mich wunderte etwas, dass "Dieselben Sterne" erst als allerletzte Zugabe gespielt wurde. Eigentlich ist dies für mich der beste Track auf dem neuen Album...

Oliver Peel hat gesagt…

Meine Lieblingstracks auf dem neuen Album sind ja "Immer So Weiter" und "Liebe Ist Kälter Als Der Tod" :)

Und Christoph, du mochtest einen Song, in dem eine Klarinette vorkam ?? Du magst die doch sonst nur, wenn sie im Kamin knistern !

 

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