Konzert: Ex Hex
Ort: King Georg, Köln
Datum: 21.02.2015
Dauer. Ex Hex knapp 40 min, Princess 24 min
Zuschauer: ca. 160 (ausverkauft)
Daß beim Sport vieles Kopfsache ist, ist unbestritten. Stürmer, denen Zeitungen vorrechnen, wie viele Minuten sie ohne Tore sind, treffen nach einem "erlösenden" Tor anschließend oft in Serie. Weniger bekannt ist, daß auch Konzerterlebnisse Kopfsache sein können - obwohl sie es nicht sein dürften. Ganz schnell passiert es mir, daß ein kleines Signal reicht, um mir ein Konzert zu versauen. Dabei meine ich nicht mal Ekligkeiten wie etwa das Animieren von Musikern zu rhythmischem Klatschen. Auch das versaut natürlich Konzerte. Allerdings ist dies per se widerlich, nervt mich also immer. Nein, es sind Kleinigkeiten, die falschen Assoziationen, die die Wippe in die falsche Richtung rutschen lassen können.
Ex Hex haben mir die späten Long Blondes versaut.
Samstag hatte ich mich für zwei Konzerte nacheinander entschieden (das ist außerhalb von Festivals meist unklug. Reizüberflutung und so). Zunächst stellten Locas In Love ihr neues Album bei Parallel-Schallplatten vor, anschließend wollte ich ins offenbar knallvoll werdende King Georg hetzen. Mit Locas In Love konnte ich nichts falsch machen. Die Band ist toll, die neue Platte erst recht. Und da der Plattenladen schön groß war, war es auch nicht so prallvoll, daß das Konzert unangenehm gewesen wäre, obwohl sicher 100 Zuschauer da waren. Nach dem gut einstündigen Konzert und der schnellen Weiterreise zum King Georg, warteten dort 30 min vor Einlaß bereits Scharen vor der Tür.
Nach zig Besuchen im King Georg habe ich zwar vor ein paar Monaten endlich verstanden, wie man in dem kleinen, engen (und sehr schönen) Laden gut sieht (man muß ganz am Ende kommen und keinerlei Hemmungen haben, sich in die 30 cm breite Lücke zwischen der Band und der ersten Zuschauerreihe stellen), mir fehlte aber wieder einmal die Skrupellosigkeit, dies auch umzusetzen. Also stand ich schräg und sichtbehindert.
Um zwanzig nach acht begann eine irische Vorgruppe. Princess sind fünfköpfig - vier Männer und eine Frau - und (viel wichtiger) irre gut! Das dauerte zwar nicht mal eine halbe Stunde, es reichte aber, um sich vollkommen in meine Gunst zu spielen! Sängerin Aoife hatte eine barocke Stimme. Der Begriff ist vollkommen falsch, mir fällt aber kein besserer ein. Sie sang meist mit Liam gemeinsam; die beiden sind auch die Köpfe hinter Princess, Liam sang ab und zu in ein zweites Mikro, das aber wohl stumm oder zumindest extrem leise war. Es war das einzig leise des kurzen Konzerts, die Iren gingen scheinbar davon aus, eine gewisse Dezibel-Zahl für den Auftritt zur Verfügung zu haben und erhöhten wegen des kurzen Slots die Lautstärke kräftig.
Mich erinnerte der Auftritt an die Babies aus Brooklyn, die ich sehr liebe und die ich auch einmal im King Georg gesehen habe. Alle der sechs gespielten Lieder der Dubliner waren toll, die letzten beiden (Sandbox und Spitting in your sleep) sehr viel mehr als toll!
Setlist Princess, King Georg, Köln:
01: Schmitt (Intro)
02: And leaving
03: Imaginary orange cabinet
04: Black window
05: Sandbox
06: Spitting in your sleep
Ex Hex ließen sich Zeit. Die Bühne war schnell umgebaut, die drei Amerikanerinnen kamen aber nicht sofort. Mary Timony, Laura Harris und Betsy Wright traten schließlich um zwanzig nach neun auf. Zumindest Mary (die anderen konnte ich durch den Hinterkopf-Wald nicht erkennen) hatte die Zeit genutzt, sich dem Club-Ambiente entsprechend anzuziehen. Sie trug einen weißen Pelz, ein glitzerndes Kleid und knallrote Leggins. Ein Hingucker, wenn man etwas gesehen hätte.
Das Trio aus Washington (D.C. - es könnte aber stilistisch natürlich auch Washington State sein) spielte alle Songs des im Oktober erschienenen Debütalbums, und es machte dies furios. Alleine, daß es bei mir an diesem Tag wenig Wirkung zeigte. Ich hatte mich irre auf das Konzert gefreut, fast soviel wie auf die von Sleater-Kinney in den kommenden Wochen (naja fast). Mary Timonys vermutlich letzten Auftritt in Köln mit Wild Flag hatte ich begeistert erlebt. Es konnte also nichts schief gehen. Mich ließ das Konzert aber erstaunlich kalt. Vermutlich - ich kenne mich ja mittlerweile seit einigen hundert Konzerten - lag das an mir, meiner Überspieltheit an diesem Abend und dem doofen Platz im 90° Winkel zur Band. Vor allem lag es aber an dieser dämlichen Long Blondes Assoziation mit den ersten Takten von Don't wanna lose. "Klingt wie die Long Blondes" und meine Laune war versaut. Die englische Band hatte ich anfangs geliebt. Mit einer zweiten Platte und langweiligsten Konzerten begann schnell der Abstieg in die Belanglosigkeit. Heute sind Long Blondes Assoziationen bei mir nichts Gutes. Daß ich beim ersten Ex Hex Stück an Kate Jackson denken musste, ist hochgradig unfair (den Amerikanerinnen gegenüber), versaute mir aber den Abend.
Im Mai sehe ich sie wieder. Beim Primavera sind Ex Hex jetzt für mich gesetzt. Gottseidank sind all diese Poesiealbum-Weisheiten, die einem Tag für Tag um die Ohren gehauen werden und die ich hasse wie die Pest (die wir ja dank all der fortschrittlichen Impfgegner wieder haben werden) Unsinn. "Man sieht sich im Leben immer zweimal" - Schwachsinn (Get Well Soon können da ein Lied von singen)! "Man hat keine zweite Chance für einen ersten Eindruck" - Quatsch! Habe ich im Mai.
Setlist Ex Hex, King Georg, Köln:
01: Don't wanna lose
02: Waste your time
03: How you got that girl
04: New kid
05: Hot and cold
06: Beast
07: Radio on
08: You fell apart
09: War paint
10: Outro
11: Everywhere
12: Waterfall (Z)
1 Kommentare :
Habe mir Live Sessions von Ex Hex angesehen und mochte das nicht sonderlich. Viel zu viele Old School Gitarrenriffs im Stile der 1970 er Jahre. Bluesrockig eben. An die Long Blondes dachte ich weniger.
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