Donnerstag, 4. Oktober 2012

The Notwist, Düsseldorf, 3.10.12

Konzert: The Notwist, Support: Ewert and the two dragons
Ort: Tonhalle, Düsseldorf (New Fall Festival Tag 1)
Datum: 3.10.2012
Dauer: 35 min + 100 min
Zuschauer: etwa 1000



Selten war ich auf einen Konzertabend so gespannt. Die Tonhalle in Düsseldorf wollte ich sehr gern sehen. Und dazu in so einem wohlfühl-Ambiente ein Urgestein deutscher Independent Musik erleben. Hier kommen zwei Welten zusammen - der für die sogenannte Hochkultur gebaute Raum nimmt sich der Musik an, die nicht mal im Radio stattfindet. 

Rotunde in der Eingangshalle
Und beeindruckend fand ich die Tonhalle tatsächlich - innen wie außen ein Haus, das zum Eintreten und Verweilen einlädt. Mit freundlichen Menschen, die stets weiterhelfen. Das war auch gut so, denn ich hatte Mühe, mir all die Informationen zu merken, die mir helfen sollten, meinen Platz zu finden: 3. Parkett, C Links, Reihe 8, Platz 17...

Kaum hatte ich meinen Platz gefunden, stellte sich aber heraus, dass noch jemand die gleichen Koordinaten auf der Eintrittskarte bekommen hatte... Der Einweiser machte keine große Sache daraus. Das Paar sollte zusammen sitzen dürfen und ich könnte mir dann irgendeinen freien Sitz suchen, sobald das Konzert beginnen würde und könnte mich dadurch verbessern. Ich fand das einen fairen deal. So bekam ich Gelegenheit, mir mental Plätze zu suchen, die mir gut gefallen würden, was bei der kugelförmigen Gestalt der Konzerthalle gar nicht so einfach ist: es gibt zu viele gute Plätze! Einige erübrigten sich, weil sie nicht frei blieben, aber es blieben noch einige verlockende Varianten übrig. Der Einweiser lag allerdings auch etwas daneben mit seinem Gefühl, es würden im Parkett viele Plätze frei bleiben, weil es auch nach 19:30 Uhr noch fleißig strömte und das Konzert erst 19:45 Uhr begann. So war er es wohl nicht gewöhnt... 



Es zeigte sich außerdem, dass verschiedene Tickets 20:00 Uhr als Anfangszeit aufgedruckt hatten. Ich versuche ja meinen Studierenden immer einzuschärfen, dass das arithmetische Mittel nicht immer sinnvoll ist. Auch hier war es störend, dass 19:45 Uhr begonnen wurde, aber Nachkommer bis 20:15 Uhr eingelassen wurden und ihre Plätze einnahmen. Da dafür immer wieder halbe Besucherreihen aufstehen mussten, während das Konzert schon lief, war das doof.

Man hätte im Gang stehend die Umbaupause abwarten können, zumal die vier Esten von Ewert and the two dragons ohnehin nur 35 min (bis gegen 20:20 Uhr) spielten.

Ihr Set begann mit Paukenrhythmus und einer Männerstimme eher ruhig und ungewöhnlich. Für mich war es damit aber Liebe auf den ersten Paukenschlag. Die live-Variante strotze vor Energie und begeisterte mich. Damit war ich wohl nicht ganz allein, denn es gab von Anfang an die volle Gunst des Publikums mit enthusiastischem Applaus. Die Stücke stammten alle von ihrem Album "Good Man Down". Beim heutigen Nachhören der CD-Versionen erschien es mir aber auf den Tonträgern deutlich weniger mitreißend.

Besonders eindrücklich waren live für mich neben dem opener auch "The Rabbit", wo alle vier eine Pauke schlugen und "Good man down", das sehr sparsam beginnt und dann mit Händeklatschen sein Gefüge erhält. Ewert and the two dragons sind also meiner Meinung nach in jedem Fall ein Tipp für ein lohnendes Live-Erlebnis!

Setlist Ewert and the two dragons:
1. You had me at hello
2. The Rabbit
3. ??
4. Good man down
5. Road to the hill
6. In the end is only love


Nach doch recht langer Umbaupause ging es dann 21 Uhr mit insgesamt sechs Musikern und The Notwist auf der Bühne weiter.


Ich habe seit vielen Jahren den Klassiker "Neon Golden" in meinem CD-Regal. Und ich mag die Scheibe, habe sie aber schon ewig nicht mehr rausgeholt. Ich bin also bestimmt keine Expertin in Sachen The Notwist, eher eine wohlwollende Mitläuferin.



Aber es war sofort klar, dass hier ein großer Teil des Publikums Fans der Musik von The Notwist sind. Stets gab es tosenden Applaus und im Rundblick sah ich träumerisch mitwippende Köpfe und genießerisch geschlossene Augen. Während der Zugaben wurde dann auch vereinzelt euphorisch getanzt. Gute Stimmung, toller Saal und ganz besondere Musik. Für einzelne Stücke gab es auch noch Unterstützung durch eine dreiköpfige Bläserformation.

Trotzdem wird der Abend wohl nicht so weit oben in meiner persönlichen Wertung landen. Ich fand den Sound insgesamt nicht gut. In den ersten vier Stücken konnte ich z.B. das Vibraphon gar nicht hören, das aber weiß Gott nicht unwichtig ist. Es fiel dann auch in späteren Stücken immer mal wieder im Sound raus. Insgesamt war es mir zu laut und zu wenig differenziert. Außerdem wurde die Gesangsstimme ziemlich untergebuttert. Bei der Art elektronischer Frickelmusik, die hier live ausgelebt wurde, ist aber die Grenze zu nervigem und unstrukturiertem Lärm immer in Griffweite. Mit dem Sound muss deshalb einfach alles stimmen!

Außer der Begrüßung und vor letztem Lied gab es keine Ansagen und durch zusammenbinden der Stücke mit Rauschen und elektronischen Schnipseln wurde zum Teil Applaus unterbunden.



Am stärksten fand ich persönlich die sehr ruhigen Stücke wie "Trashing days", "Gloomy plants" und "Gravity" und den ganzen Zugabenteil. Erst im sortieren meiner Notizen wurde mir bewusst, dass ja fast das ganze Neon Golden Album gespielt worden war. Ich hätte also Chancen gehabt, bekanntes zu entdecken. 

Im Nachhören der Musik heute wurde aber meine Liebe zu "The Notwist" auf CD wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt und lebhaft angefacht. Damit hatte das Konzert für mich persönlich doch noch eine richtig gute Pointe. Die meisten anderen schienen ohnehin mit der Live-Version rundum glücklich - immerhin bedurfte es einer zweiten Zugabe! Außerdem hatte ich trotz der angeführten Minuspunkte in Summe einen richtig guten Abend in der Tonhalle.

Setlist The Notwist (nach Abgleich mit Ursula)
1) Hands on us (You, the devil & me, 2008)
2) ??
3) Pick up the phone (Neon Golden, 2003)
4) Where In This World (You the devil & me, 2008)
5) This room (Neon Golden, 2003)
6) ??
7) Boneless (You, the devil & me, 2008)
8) On Planet off (You, The Devil & Me)
9) Gloomy planets (You, the devil & me, 2008)
10) Trashing days (Neon Golden, 2003)
11) Neon golden (Neon Golden, 2003)
12) Pilot (Neon Golden, 2003)
13) Gravity (You, the devil & me, 2008)
 

Zugabenteil

Z1) One with the freaks (Neon Golden, 2003)
Z2) Off the rail (Neon Golden, 2003)
Z3) One step inside doesn't mean you understand (Neon Golden, 2003) 



2te Zugabe
Z4) Consequence (Neon Golden, 2003)




4 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Das Konzert war am 3.10. und nicht am 4.10.

Gudrun hat gesagt…

Danke! Da war ich wohl in Gedanken schon beim nächsten Konzert... Ist jetzt aber berichtigt.

Anonym hat gesagt…

Leider war der zweite Song auch nicht BONELESS. Wisst ihr wie der Song heisst? Ist er Neu? B-Seite?
http://www.youtube.com/watch?v=tTsRc7onrB0

Oliver Peel hat gesagt…

Bonensuppe, Bonenkaffe oder Bonanza vermutllich, halt irgendwas mit Bone.

 

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