Samstag, 27. Oktober 2012

Sea + Air, Köln, 24.10.12


Konzert: Sea + Air
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 24.10.2012
Zuschauer: sehr gut gefüllt, mindestens 100
Dauer: gut 80 min


So richtig traue ich mich nicht, vom Auftritt von Sea + Air im Blue Shell in Köln zu schwärmen, weil das Konzert neben seiner musikalischen Qualität wegen einer herrlichen Pannenserie besonders charmant war. Wenn ein Abend in Erinnerung bleibt, weil einiges schief ging, ist das ja eigentlich kein gutes Zeichen. Das Konzert der wundervollen Sea + Air überzeugte aber eben vor allem musikalisch und wäre auch ohne die vielen Lacher in den Liedpausen erinnerungswürdig gewesen! 

Sea + Air sind Eleni und Daniel Benjamin aus Frickenhausen, das ich vorher nur wegen seines Tischtennis-Teams kannte.

Das Duo begann um kurz nach halb zehn mit dramatischen Instrumental-Klängen, bevor mit Take me for a ride gleich ein großer Hit das eigentliche Konzert eröffnete. Das Stück, dessen Beginn mich sehr an Get Well Soon erinnert, vereint einige der Besonderheiten der Band. Zum einen ist da das Cembalo, dessen barocker Klang unglaublich gut zu dieser Art Indie-Folk passt. Erstaunlich! Meine Begeisterung lag nicht etwa an meiner allgemeinen Vorliebe, exotischer Instrumentierungen, wobei unter Exotik um Himmels Willen nicht solche schrecklichen Instrumente wie Didgeridoos zu verstehen sind. Ich mag klassische Musikintrumente, die eigentlich keine - oder zumindest selten - Verwendung in der Popmusik finden. Wie oft mich schon ein Horn oder eine Oboe (die hübsche Schwester der eklig-schreckschraubigen Klarinette!) begeistert haben! Oder eine Querflöte! Solche wohlklingenden Instrumente haben etwa den genau gegenteiligen Effekt eines Saxophons: sie machen selbst aus dem schlechtesten Song noch etwas zumindest einigermaßen Brauchbares.

Das Sea + Air Cembalo hat dies nicht nötig, es passt zum einem wundervoll zu den Kompositionen, zum anderen ist in den Liedern des Ehepaars nun wahrlich nichts Schlechtes zu finden. Das olle Tasteninstrument mit dem Spieluhr-Klang gemeinsam mit den beiden enorm gut zueinander passenden Stimmen, das hatte schon sehr viel Charme! 

Aber auch die Lieder ohne das "besondere" Tasteninstrument taugten sehr viel. Dabei war erstaunlich, wie weit das Spektrum der beiden reicht. Mal klingen Sea + Air sehr popig und eingängig (also, wenn das keine Beleidigung wäre radiotauglich) (Do animals cry? - das sogar in einem Eurodisco-Elektrostampf endete oder The heart of a rainbow, ihr Sommerhit), mal extrem abgespeckt ruhig (You are, nur mit akustischer Gitarre und den beiden Stimmen), mal durch das Cembalo versponnen alt, dann wieder rockig (Dirty love). Dabei erstaunte mich vor allem, wie die beiden, speziell Daniel, auch ihre Stimmen variieren konnten. Gerade bei Dirty love hatte der Gesang plötzlich einen viel dreckigeren Klang! Toll!

Musikalisch also ein lohnender Ausflug nach Köln, gar keine Frage! Am besten gefielen mir wohl Take me for a ride, You are und You don't care about me wegen seiner fabelhaften Cembalo-Melodie.

Aber Eleni und Daniel sahen das wohl anders. "Hinten könnt ihr auch CDs kaufen, da könnt ihr euch anhören, wie es eigentlich gedacht ist" oder "das mit den Rocksongs hat ja heute nicht geklappt." Dann war bei einem Stück das falsche Keyboard Programm eingestellt (The sea after a storm). Als dann auch das Ende kritisches Stirnrunzeln der Musiker zurück ließ, weil die Gitarre nicht gestimmt war, mag sie das genervt haben, sie ließen es sich nicht anmerken - und mich störte das so wenig!

Aber Sea + Air hatten auch den Grund für die Pannen parat. Am Club lag es. Auf dem Blue Shell liege nämlich eh ein Fluch. Ein weiterer Grund war der Ehepartner: irgendwann beschimpften sich Eleni und Daniel nämlich gegenseitig als Loser. Verfluchte Loser mit dreckiger Stimme und versponnenem Lieblingsinstrument und gezwirbeltem Schnurrbart, hinterließe als Zusammenfassung wohl einen schlechten Eindruck, oder? Egal, meiner war hervorragend, die werde ich gerne wiedersehen, auch wenn dann vielleicht alles funktionieren sollte!

Setlist Sea + Air, Blue Shell, Köln: 

01: Intro 
02: Take me for a ride 
03: You & I 
04: Do animals cry 
05: Mery Street 
06: You don't care about me 
07: The heart of the rainbow 
08: Yeah I know 
09: The sea after the storm 
10: Dig (Adam Again Cover) 
11: Dirty love 

12: ? (Z) 
13:You are (Z)


 

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