Konzert: James
Ort: Latitude Festival
Datum: 17.07.2010
Zuschauer: sicherlich gut 15.000
Dauer: 60 min
Es ist schon gemein... Da gibt es meine 90er Lieblinge James seit einigen Jahren wiedervereinigt und regelmäßig auf Tour, die Meister der Indiepophymnen ziehen es aber vor, Deutschland weit zu umgehen. Will man die Band aus Manchester sehen, muß man zu ihnen kommen. Vor ein paar Monaten hatten wir den festen Willen dazu. James sollten in der Royal Albert Hall spielen. Ich war da noch nie, ein doppelter Grund also, einen Ausflug nach London zu machen. Der Verkaufsstart der (natürlich knappen) Tickets war wie üblich morgens um neun und ich pünktlich, glücklich und hatte zwei Karten für den Innenraum. Nur lieferte die deutsche Version eines internationalen Kartenhändlers nicht nach Deutschland, nur Engländer durften James sehen. Ich bin sicher, einer Klage würde solch ein Verhalten innerhalb der EU nicht standhalten. Aber ich bin weder Jurist noch verrückt. Und Karten für das Konzert hätte uns so etwas auch nicht gebracht.
Umso glücklicher war ich, als einer der Special guests fürs Latitude Festival James waren, ich meine Lieblinge also wirklich sehen würde.
Die Gruppe um Tim Booth war erstaunlich früh auf der großen Bühne angesetzt. Es war trotzdem rappelvoll vor der Obelisk Stage, James ziehen noch sehr im Vereinigten Königreich!
Und was für Leute da waren! Neben unglaublich vielen kleinen Kindern standen am Rand ein paar sehr exzentrisch verkleidete Menschen, so eine Art englische Village People (Tennisspieler statt Indianer). Die vergaß ich aber schnell wieder, als es losging. James-Frontmann Tim sieht mittlerweile wie Bernd Stromberg aus, vor allem wegen des albernen Bärtchens. Obwohl es wirklich warm war, trug er erst eine Lederjacke mit Lammfellfutter. Die armen Schafe, die sonst auf den Weiden leben! Damit ihnen übers Wochenende keine Popstars rasieren konnten, hatten die sich übrigens getarnt!
Aber zu James: mit Bubbles, einem sehr ruhigen Lied über Kinder und die Geburt, das auf dem letzten Album Hey Ma erschienen war, begannen die Veteranen ihr Set. Das Lied ist kein echter Kracher, ganz anders als das, was James bekannt gemacht hatte. Als das Stück vorbei war, sagte Tim, wo es langgehe: "We'll play a lot of new ones!" Man konnte dem Entgleisen der Gesichtszüge der Zuschauer prima zusehen. "You wanna party?" fragte der Sänger grinsend und stimmte Ring the bells an, gefolgt von Getting away with it und Tomorrow, also drei der größten Hits der Band. Puh! Sie wussten also doch, was ihr Job war!
Bis auf I wanna go home (auch von Hey Ma) bestand das ganze Set aus alten Stücken, ach, es war großartig! Allerdings war das Konzert auch eine Prüfung, denn Tim Booth hat nicht nur ein albernes Bärtchen, er tanzt auch immer wilder. In Bewegung war der Mann schon immer auf der Bühne, es gilt aber wohl das alte je oller, je doller. Sein Getanze während der Instrumentalstellen ist mittlerweile ein wildes Gezappel, das ihm sicher auch zum Star jeder Hunsrück-Disko machte.
Der größte Hit der Band, das sagenhafte Sit down (sicherlich einer der besten Popsongs der Musikgeschichte), kam nicht wie erwartet ganz am Ende. Grund dafür war vermutlich, daß Tim einen Ausflug machen wollte. Bei den ersten Klaviertönen fragte er, wie er denn nach unten komme. Die Bühne war nämlich sauhoch. Irgendwie klappte es, und der Sänger stand am Absperrgitter, kletterte hoch und sang ins Publikum. Natürlich ist das nicht furchtbar originell, aber es wirkte nicht aufgesetzt und machte Tim Booth damit sehr sympathisch!
Vermutlich hatte die Band deutlich weniger Musik genehmigt bekommen, sie entschieden sich aber, zu überziehen (man merkte das danach, als sich der Start der Maccabees deutlich verzögerte). Also folgten noch Sound, Sometimes und Laid. Mir fehlte nur Born of frustration zum Glück, aber das kann ja noch irgendwann kommen.
Mit dem Spätwerk kann ich deutlich weniger anfangen, die alten James-Klassiker haben aber nichts an ihrem Charme verloren! Da ist es auch egal, wie sehr der Frontmann rumhampelt.
Den Gegenentwurf zum Rumzappeln konnte man bei Sit down auch erleben: während TIm vorne rampensaute, machten die anderen Bandmitglieder lustige anderen Sachen. Der Bassist machte Fotos mit seiner Spiegelreflex-Kamera und der Trompeter setzte sich auf den Bühenrand. So hieß das Lied ja auch schließlich.
Irgendwann sah ich auch die exzentrisch verkleideten Menschen wieder, die erschienen nämlich zum Tanzen auf der Bühne (habt ihr gut gemacht, Abe, Simone und Nathan!).
Setlist James, Latitude Festival:
01: Bubbles
02: Ring the bells
03: Getting away with it
04: Tomorrow
05: I wanna go home
06: Out to get you
07: Stutter
08: Sit down
09: Sound
10: Sometimes
11: Laid
Links:
- James, Dublin, 17.04.07
Ort: Latitude Festival
Datum: 17.07.2010
Zuschauer: sicherlich gut 15.000
Dauer: 60 min
Es ist schon gemein... Da gibt es meine 90er Lieblinge James seit einigen Jahren wiedervereinigt und regelmäßig auf Tour, die Meister der Indiepophymnen ziehen es aber vor, Deutschland weit zu umgehen. Will man die Band aus Manchester sehen, muß man zu ihnen kommen. Vor ein paar Monaten hatten wir den festen Willen dazu. James sollten in der Royal Albert Hall spielen. Ich war da noch nie, ein doppelter Grund also, einen Ausflug nach London zu machen. Der Verkaufsstart der (natürlich knappen) Tickets war wie üblich morgens um neun und ich pünktlich, glücklich und hatte zwei Karten für den Innenraum. Nur lieferte die deutsche Version eines internationalen Kartenhändlers nicht nach Deutschland, nur Engländer durften James sehen. Ich bin sicher, einer Klage würde solch ein Verhalten innerhalb der EU nicht standhalten. Aber ich bin weder Jurist noch verrückt. Und Karten für das Konzert hätte uns so etwas auch nicht gebracht.
Umso glücklicher war ich, als einer der Special guests fürs Latitude Festival James waren, ich meine Lieblinge also wirklich sehen würde.
Die Gruppe um Tim Booth war erstaunlich früh auf der großen Bühne angesetzt. Es war trotzdem rappelvoll vor der Obelisk Stage, James ziehen noch sehr im Vereinigten Königreich!
Und was für Leute da waren! Neben unglaublich vielen kleinen Kindern standen am Rand ein paar sehr exzentrisch verkleidete Menschen, so eine Art englische Village People (Tennisspieler statt Indianer). Die vergaß ich aber schnell wieder, als es losging. James-Frontmann Tim sieht mittlerweile wie Bernd Stromberg aus, vor allem wegen des albernen Bärtchens. Obwohl es wirklich warm war, trug er erst eine Lederjacke mit Lammfellfutter. Die armen Schafe, die sonst auf den Weiden leben! Damit ihnen übers Wochenende keine Popstars rasieren konnten, hatten die sich übrigens getarnt!
Aber zu James: mit Bubbles, einem sehr ruhigen Lied über Kinder und die Geburt, das auf dem letzten Album Hey Ma erschienen war, begannen die Veteranen ihr Set. Das Lied ist kein echter Kracher, ganz anders als das, was James bekannt gemacht hatte. Als das Stück vorbei war, sagte Tim, wo es langgehe: "We'll play a lot of new ones!" Man konnte dem Entgleisen der Gesichtszüge der Zuschauer prima zusehen. "You wanna party?" fragte der Sänger grinsend und stimmte Ring the bells an, gefolgt von Getting away with it und Tomorrow, also drei der größten Hits der Band. Puh! Sie wussten also doch, was ihr Job war!
Bis auf I wanna go home (auch von Hey Ma) bestand das ganze Set aus alten Stücken, ach, es war großartig! Allerdings war das Konzert auch eine Prüfung, denn Tim Booth hat nicht nur ein albernes Bärtchen, er tanzt auch immer wilder. In Bewegung war der Mann schon immer auf der Bühne, es gilt aber wohl das alte je oller, je doller. Sein Getanze während der Instrumentalstellen ist mittlerweile ein wildes Gezappel, das ihm sicher auch zum Star jeder Hunsrück-Disko machte.
Der größte Hit der Band, das sagenhafte Sit down (sicherlich einer der besten Popsongs der Musikgeschichte), kam nicht wie erwartet ganz am Ende. Grund dafür war vermutlich, daß Tim einen Ausflug machen wollte. Bei den ersten Klaviertönen fragte er, wie er denn nach unten komme. Die Bühne war nämlich sauhoch. Irgendwie klappte es, und der Sänger stand am Absperrgitter, kletterte hoch und sang ins Publikum. Natürlich ist das nicht furchtbar originell, aber es wirkte nicht aufgesetzt und machte Tim Booth damit sehr sympathisch!
Vermutlich hatte die Band deutlich weniger Musik genehmigt bekommen, sie entschieden sich aber, zu überziehen (man merkte das danach, als sich der Start der Maccabees deutlich verzögerte). Also folgten noch Sound, Sometimes und Laid. Mir fehlte nur Born of frustration zum Glück, aber das kann ja noch irgendwann kommen.
Mit dem Spätwerk kann ich deutlich weniger anfangen, die alten James-Klassiker haben aber nichts an ihrem Charme verloren! Da ist es auch egal, wie sehr der Frontmann rumhampelt.
Den Gegenentwurf zum Rumzappeln konnte man bei Sit down auch erleben: während TIm vorne rampensaute, machten die anderen Bandmitglieder lustige anderen Sachen. Der Bassist machte Fotos mit seiner Spiegelreflex-Kamera und der Trompeter setzte sich auf den Bühenrand. So hieß das Lied ja auch schließlich.
Irgendwann sah ich auch die exzentrisch verkleideten Menschen wieder, die erschienen nämlich zum Tanzen auf der Bühne (habt ihr gut gemacht, Abe, Simone und Nathan!).
Setlist James, Latitude Festival:
01: Bubbles
02: Ring the bells
03: Getting away with it
04: Tomorrow
05: I wanna go home
06: Out to get you
07: Stutter
08: Sit down
09: Sound
10: Sometimes
11: Laid
Links:
- James, Dublin, 17.04.07
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen