Montag, 24. Mai 2010

Dinosaur Jr. & Built To Spill, Paris, 23.05.10


Konzert: Dinosaur Jr. & Built To Spill

Ort: La Machine du Moulin Rouge, Paris,
Datum: 23.05.2010
Zuschauer: hmm? 1000 vielleicht
Konzertdauer: Built To Spill eine Stunde, Dinosaur Jr. 75-80 Minuten


Was für ein Line-Up! Built To Spill und Dinosaur Jr. im Doppelpack! Ähnlich spektakulär wie kürzlich Pavement & The National. Aber wo waren die Frauen?? 80 % des Publikums bestand aus bärtigen, mittelmäßig attraktiven Männer zwischen 30 und 40. Typen wie ich also. Wäre toll gewesen, wenn mehr Mädchen den Weg in die Machine du Moulin Rouge gefunden hätten, aber das war zu erwarten. Built To Spill & Dinosaur Jr. sind den Weibern zu hart und Doug und Joseph (J) nicht sexy genug. Wenn Peter, Luke oder Johnny (Borrell nicht Hallyday) spielen, stehen sie hingegen Schlange. Oberflächliche Weibsbilder! Keine Ahnung von guter Musik! Immer nur kommen, wenn Typen mit einem knackigen Hintern die Gitarren schwingen! Pfff! Dabei sind Douggie und J echte Guitar Heroes und zudem unfassbar lässig und nonchalant. Also ich steh' auf die Beiden! Und sie haben meine hohen Erwartungen auch nicht enttäuscht, wenngleich man das ein oder andere Haar in der Suppe finden konnte. Built To Spill haben als Vorgruppe naturgemäß nicht lange genug gespielt und deshalb zahlreiche Lieblingslieder (I Woud Hurt A Fly, Liar, Car, Strange, etc...) ausgelassen, waren aber soundtechnisch gut abgemischt, während man bei Dinosaur Jr. vor lauter höllisch lärmenden Gitarren bisweilen die wunderbar brüchige Stimme von J Mascis nicht mehr raushören konnte. Bei Feel The Pain ging aber urplötzlich ganz heftig der Pogo im Publikum ab.

Achso, Murph saß heute nicht hinter der Schießbude bei den Dinosauriern, sondern ein Kerl namens Kyle. Er war aber nur Ersatz, Murph ist also nicht gefeuert worden, sondern lediglich früher in die USA zurückgeflogen. Lou Barlow zupfte wie gewohnt den Bass, hatte deutlich längere Locken als zuvor und auch ein paar Kilo zugelegt. J Mascis sah aus wie immer und seine dünnen weißen Haaren flogen ihm, vom Ventilator befächert, ständig in die Fresse. Weiß nicht, wie er so (Beweisfoto bei Robert Gil, klick!) überhaupt singen konnte.

Wer es ausführlicher wünscht:

Wenn sich Fans fragen, wer denn dieser Ben sei, dessen Namen man auf Doug Martsch's Gitarre lesen kann, dem sei veraten, daß es sich um den Sohn des Built To Spill Frontmannes handelt. Er ist inzwischen ein Teenager, konnte es als kleines Kind (also in den 90ern) aber nicht ertragen, wenn sein Dad ihn verließ, um auf Tour zu gehen. Gerüchteweise habe ich gehört, daß Ben krank sei. Ich glaube er leidet unter Autismus. Meine Bekannte Dorothé, die unter dem Projektnamen The Rodeo in Frankreich große Erfolge feiert, hatte mir einmal erzählt, daß sie Doug Martsch damals einen Brief geschrieben hatte, indem sie fragte, warum denn Built To Spill nie nach Europa auf Tour kämen. Martsch antwortete persönlich und ausführlich und erklärte, daß er seinen Sohn nicht lange alleine lassen könne. Diese Geschichte fand ich sehr rührend und verstärkte meine ohnehin schon vorhandene Sympathie für Doug noch einmal. Ein überaus talentierter Musiker, der nicht bereit ist, für den Erfolg alles zu opfern. Jemand, der bescheiden, menschlich und natürlich bleibt, kein Aufhebens um seine Person macht. Ein dufter Typ einfach. Mit Geld nicht zu bezahlen, wieviel Freude, Trost und Euphorie er mir mit seiner Musik bereitet hat. Perfect From Now On, Ancient Melodies Of The Future, You In Reverse, alles Alben, die bei mir rauf und runter liefen. "I listened the shit out of these records", so würde es wohl der Engländer sagen , wenn er beschreibt will, daß er wie ich die CDs unzählige Mals gehört hat. Insofern schon sehr seltsam, daß ich das neue Album There Is No Enemy noch nicht besaß, als ich mich zur Machine du Moulin Rouge begab, wo das Konzert von Built To Spill und Dinosaur Jr. stattfand. Es gibt einfach zu viele Veröffentlichungen jede Woche, da fällt es noch dem ehrgeizigsten Konzertbloger schwer, zu folgen. Außerdem habe ich bei Lieblingsbands immer Angst vor Enttäuschungen, wenn sie neue Alben veröffentlichen.

Um 20 Uhr 25 hatte ich den Eingang zur ehemaligen Locomotive erreicht. Die Location befindet sich in der von Touristen überlaufenen Mühle Le Moulin Rouge. Der Einlass verlief äußerst schleppend und noch schlimmer: Built To Spill hatten bereits angefangen! Im Flur in der Schlange stehend hörte ich von weitem In The Morning einen alten Klassiker von There Is Nothing Wrong With Love. Andere Fans, die mit mir anstanden, witzelten rum und riefen: "Diejenigen, die nur für Dinosaur Jr. gekommen sind, lassen bitte einmal die Fans von Built To Spill vor. Merci!" Ich fragte mich, ob das auf mich zutraf. War ich auch in erster Linie für Built To Spill gekommen? Jein! Wenn ich mich zwischen Built To Spill und Dinosaur Jr entscheiden müsste, würde ich vermutlich die Truppe um Doug Martsch bevorzugen, aber J Mascis und seine Bande mag ich auch sehr gern. Ich war für beide Acts gekommen.

Gegen 20 Uhr 35 war ich endlich nach vorne durchgedrungen und sah das Quintett Built To Spill gewohnt stoisch agierend. Allesamt Burschen, die sich nur auf ihren musikalischen Part konzentrieren und nichts so sehr hassen, wie Show oder Entertainment. "Just play your fucking riff, that's all", sagen sie sich vermutlich vorher. Entsprechend knapp sind dann auch jeweils die Statements von Doug. Mehr als ein knappes "thanks" entfährt ihm so gut wie nie. Lediglich einmal holte er etwas weiter aus und erklärte mit hämischem Unterton: "Thanks for standing there and watching us play", so als wolle er sagen: "Hey, cool von Euch, daß ihr nicht abhaut, sondern uns geduldig zuhört...

Ich persönlich kam mit Stop The Show so richtig in Fahrt. Ein alter Klassiker vom brillanten Album Perfect From Now On, der zunächst ein paar Minuten instrumental vor sich hin treibt, bevor Dog greinend ins Geschehen eingreift: "You don't tell me anything that's not a dream that's not a big lie"... Wie oft ich dieses Lied wohl auf meinem Ipod gehört habe? 50 mal? 100 mal? Nie zuvör gehört, hatte ich allerdings Hindsight vom neuen Longplayer. Ein Versäumnis, denn dieser Song ist richtig gut. Ziemlich lieblich, fast heiter, zumindest für Built To Spill Verhältnisse und schnell ins Ohr gehend. Das nachfolgende Wherever You Go kannte ich dan wieder, es stammt vom 2006 er Release You In Reverse, den Built To Spill wohl im Nachhinein ziemlich gerne mögen, denn auch der abschließende Song Conventional Wisdom mit seinen Endlos- Gitarrenschleifen am Ende stammte davon. Spannender für mich aber Nowhere Nothin' Fuckup, ein Uraltsong von Ultimate Alternative Wavers (1992), den ich vorher nicht kannte. Eine aggressive Nummer mit viel Biss und Power, die nicht zu Unrecht zur Setlist gehörte. "In America every puddle gasoline rainbow" hieß es da textlich am Ende, was immer damit auch gemeint ist...

Ausführlicher Bericht Dinosaur Jr. etwas später...


Setlist Built To Spill, La Machine Du Moulin Rouge, Paris:

01: Oh Yeah
02: In The Morning
03: Virgina Reel Around The Fountain (Halo Benders)
04: Distopian Dream Girl
05: Stop The Show
06: Hindsight
07: Wherever You Go
08: Nowhere Nothin' Fuckup (abgekürzt NNFU)
09: Coventional Wisdom

Setlist Dinosaur Jr., La Machine Du Moulin Rouge, Paris:

01: Thumb
02: Budge
03: No Bones
04: Imagination Blind
05: Repulsion
06: Pieces
07: Out There
08: Feel The Pain
09: Over It
10: Raisans
11: Freak Scene
12: Gargoyle

+ 2 Zugaben

Aus unserem Archiv:

Built To Spill, Paris, 03.11.08
Built To Spill, Paris, 30.05.07
Built To Spill, Köln, 18.05.07

Dinosaur Jr., München, 23.05.08
Dinosaur Jr., Paris, 24.08.07
Dinosaur Jr., Hohenfelden, 18.08.07



2 Kommentare :

grkeller1972 hat gesagt…

hi mate, nice blog. I filmed some at the Dinosaur Jr. gig - here's "Raisans"
http://ruedesmartyrs.blogspot.com/2010/05/dinosaur-jr-raisans-paris-la-machine.html

Thanks for the set list too. One of the encore's was Tarpit. I have that on film too.
cheers, Greg

Anonym hat gesagt…

Maedchen moegen Dinosaur jr. Als Beweis hier mein Get Me-Ukulele-Cover:
http://www.youtube.com/damedufaubourg#p/search/0/wuhf14rp3VA

J's Haare fliegen ihm vom Druck aus den Verstaerkern ins Gesicht!!!!!

Ich waer' gerne hingegangen, bin aber fuer ein Konzert nach England gereist - fuer Smudge aus Australien.
Danke fuer den Bericht : )

Uschi aus P.

 

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