Konzert: The Clean,
Ort: Bus Palladium, Paris
Datum: 28.05.10
Zuschauer: hab' sie nicht gezählt, 250 vielleicht?
Konzertdauer: The Clean leider nur etwa 35-40 Minuten, Les Shades eine Stunde
Kult im Doppelpack! Sowohl die Location, der 1965 eröffnete Night Club Le Bus Palladium (angeblich haben hier schon die Beatles gespielt), als auch die Band, die 1978 gegründete Formation The Clean aus Neuseeland (Stephen Malkmus zitiert sie als Haupteinfluß für Pavement und konsequenterweise haben The Clean dann auch Pavement im Mai 2010 in der O2 Academy in Brixtopn supportet), verdienten dieses Prädikat! Und die Kürbisse der Gebrüder Kilgour und des Bassisten Robert Scott sind nach wie vor saftig! Echte Rock'n Roller verlernen ihr Handwerk nie. Aber wie war das Publikum? Nur alte Säcke wie ich? Zu einem kleinen Teil ja, aber die überwiegende Mehrheit der Zuschauer war blutjung, bildhübsch, weiblich und flippig. Wie das? Nun, die Zuckerschnecken kamen für die im Anschluß an The Clean spielende Pariser Nachwuchsband Les Shades, in der vier stylishe Jungs auf französisch abrocken. Ich fühlte mich wie eine Made im Speck!
Zur musikalischen Seite muss ich noch einmal ausführlicher ausholen, aber weil es so interessant war, ziehe ich sogleich die Aftershow vor:
Aftershow: Nach nur gut 35 Minuten hatten The Clean ihr Set abgespult. Grotesk, aber den Tatsachen entsprechend: die Kulthelden aus Neuseeland waren nur Vorgruppe der Shades! Mir und ein paar anderen reiferen Semestern verschaffte dies aber die Gelegenheit, mit den 3 netten Herren hinterher ein wenig zu plaudern. Bassist Robert Scott kümmerte sich um den Merchandising Stand, wo er nicht nur das letzte Album von The Clean (Mister Pop) verkaufte, sondern auch seine kleinen Gemälde und CDs mit selbstentworfenen Covern seiner zahlreichen Nebenprojekte feilbot. Man fand dort hübsch gemachte CDs von The Bats, The Magick Heads, Harmonic Deluxe und noch ein paar andere Perlen.* Ganz nebenbei kritzelte mir Robert auch noch die Setlist auf einen Zettel. Sehr nett von ihm. Etwa eine viertel Stunde später zog es uns nach draußen vor die Tür, wo ich mit David Kilgour, dem Gitarristen von The Clean, ins Gespräch kam. Auch er sehr aufgeschlossen und kommunikativ. In Berlin seien sie kürzlich gewesen ("really good audience"), aber auch in Leipzig ("we preferred Berlin") hätten sie gespielt. An den Auftritt im Grünen Jäger in Hamburg konnte er sich aber gar nicht mehr erinnern, da musste der Tourmanager (?) nachhelfen. Ansonsten berichete David von gemeinsamen Konzerten mit Indie-Helden wie Yo La Tengo und Built To Spill. Ich war schwer beeindruckt. Wow, mit Yo La Tengo haben die Jungs schon gespielt, alle Achtung! Dann fragte er mir Löcher in den Bauch und wollte wissen, was ich in Paris so treibe. Ich erzählte ihm auch von unserem Blog und ganz interessiert notierte er sich den Namen "Konzerttagebuch" ("How do you spell it?") auf einen Zettel. Ich erwähnte auch, daß ich das Berliner Label Morr Music, auf dem The Clean ihren letzten Longplayer veröffentlicht hatten, sehr möge. Ich warf den Namen Masha Qrella in die Runde, weil ich sie sehr schätze und prompt erfuhr ich, daß The Clean kürzlich mit Masha aufgetreten waren.
Kurze Zeit später kam ich mit Davids Bruder ins Gespräch. Ich musste eine Bildungslücke offenbaren, als ich ihn nach seinem Namen fragte. Als Hamish stellte er sich vor, "nice to meet you, Oliver". Wir plauderten angeregt und irgendwie fand er es spannend, daß ich mit einer Französin verheiratet sei. Er wollte mehr wissen über die Musikszene in Frankreich und als ich ihm schilderte, daß es in Paris und Clermont Ferrand eine gute Folkszene gäbe, fragte er mich prompt, ob ich bei Facebook sei. Er wolle gerne mit mir kommunizieren. Ich musste ihn hinsichtlich Facebook enttäuschen, notierte ihm aber meine E-mail Adresse. "You look much younger than 38", machte er mir ein tolles Kompliment. Ich wollte ihn auch für seine Jugendlichkeit loben, aber wusste sein Alter überhaupt nicht, also ließ ich es bleiben. Unsere Gesprächsthemen gingen nun quer durch den Garten, besonders interessant fand ich aber, daß er recht heftige Kritik an seiner Wahlheimat Brooklyn, NY ,übte. Alle würden hier irgendwie gleich denken, sich gleich kleiden, einen bestimmten konformistischen Stil pflegen. Das sei alles nicht mehr wie früher, es herrsche kein Punk Spirit mehr und das CBGB habe ja auch geschlossen. Ich glaube, ich hätte ihn in meinem Enthusiasmus für Paris begeistern können. Als Werbetexter für die Stadt der Liebe mache ich mich sicherlich nicht schlecht, wobei man nicht zu tief graben dürfte, sonst müsste ich auch die abstoßenden Seiten der Metropole erwähnen. Aber dazu kam es gar nicht mehr, denn er entschwand mit seinem Bruder und Robert Scott in einem Reisebuss. Goodbye The Clean, hoffentlich sieht man sich bald mal wieder!
* bei Discogs.com findet man eine brauchbare Zusammenstellung der verschiedenen Bandaktivitäten von Robert Scott
Fotos in Kürze!
Setlist The Clean, Le Bus Palladium, Paris (nicht in dieser Reihenfolge)
- Getting Older
- Flowers
- Fish
- Anything Could Happen
- Point That Thing Somwewhere Else
- Odditty
- At The Bottom
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