Mittwoch, 4. März 2009

Maxïmo Park, Köln, 03.03.09


Konzert: Maximo Park
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 03.03.2009
Zuschauer: seit Wochen ausverkauft
Dauer: 70 min.


Einen schönen Service bot 1live auf unserer Fahrt zum Gebäude 9. Als Einstimmung wurde da Maxïmo Park Frontmann Paul Smith interviewt. "Ich würde unseren neuen Stil jetzt als Postwar-melodramatic-film noir* bezeichnen. Außerdem habe ich mir einige neue Anzüge machen lassen. Nur ein neuer Hut fehlt mir noch."

Lies, lies, lies, lies, lies..., denn den grünschwarz gemusterten Anzug mit schwarzem Revers kannte ich schließlich schon aus Haldern (schon da hatte er mich an westfälische Schützenuniformen erinnert) und - viel wichtiger - Paule hatte einen neuen Hut! Statt seines Markenzeichen-Bowlers trug der Sänger im Gebäude 9 einen klassischen Herrenhut, einen Borsalino, wenn ich das richtig gesehen habe.

Und dann hatte Keyboarder Lukas plötzlich einen neuen Platz. Der introvertrierte
Pianist steht nun links auf der Bühne, bei meinen bisherigen Park-Konzerten war rechts sein Stammplatz.

Nicht neu war (um damit langsam zum noch spannenderen Teil überzugehen), daß Maxïmo Park vor neuen Platten oder wichtigen Festivals Warmup-Gigs spielen. Letztes Jahr haben wir die Band dabei im wundervollen Doornroosje in Nijmegen gesehen, bei einem Trainingskonzert für Hurricane und Southside, in den letzten Tagen waren die Nordengländer unterwegs, um in kleinen Clubs die Zugkraft ihrer neuen Songs zu testen. Im Mai erscheint mit Quicken the heart das dritte Maxïmo Park Album und damit steht eine wichtige Englandtour an. Der Abend im Gebäude 9 war nun das achte und letzte Test-Konzert in kleinen Sälen in Deutschland, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Italien und Österreich.

Natürlich dauerte es nur wenige Stunden, bis das Gebäude 9 ausverkauft war, in solch kleinem Rahmen sieht man die Band schließlich selten. Ihr letzter Köln-Auftritt fand vor anderthalb Jahren im Palladium statt und bot fabelhafte Unterhaltung -
allerdings nur von den Blood Red Shoes, Maxïmo Park und Palladium waren in schlechter Form und ziemlich mau.

Heute sollte alles anders sein. Schon bei
The kids are sick again, einer Neuheit, von der es ein paar Live-Videos bei youtube gibt, merkte man den fünf Musikern an, daß sie Lust hatten und ihnen die sieben kleinen Konzerte in den letzten Tagen offenbar viel Freude gemacht haben.

The kids are sick again ist sehr ruhig und langsam, gefiel mir aber gut. Ich würde es vermutlich
selbst nicht als Postwar-melodramatic-film noir bezeichnen (auch, weil ich nicht weiß, was das ist), das Lied klingt aber durch und durch neu, weil es viel ruhiger als die bisherigen Stücke ist. Aber nicht schlecht, keine Frage.

Danach sollten schön abwechselnd sichere (alte) Treffer und neue Lieder folgen. Natürlich ging das Konzept auf. Our velocity, Signal and sign oder By the monument kannte jeder, die Stimmung war bestens, und die neuen Lieder wurden sehr freudig aufgenommen.

Zweite Neuheit Another world (oder In another world) fiel mir durch einen oh-oh-oh-Refrain auf. Das Lied war eine Ecke schneller, allerdings auch eigen und hätte damit sicher stilistisch auf A certain trigger fremd gewirkt. Ich könnte mir vorstellen,
daß der Song eine Single werden könnte, auch wenn es nach dem ersten Hören zwar gut aber nicht überragend schien.

Nummer drei der Neuheiten, The penultimate clinch hatte die Besonderheit, daß Lukas einen größeren Gesangesanteil hatte. Und dann war es richtig gut - auch stilistisch wieder neu, man kann der Band überhaupt nicht vorwerfen, sich
regelmäßig zu covern, aber doch Maxïmo Park, auch wenn das nach einem Widerspruch klingen mag.

Nach einem meiner Lieblinge von Our earthly pleasures, By the monument, folgte eine echte Premiere.
"Das nächste Lied haben wir noch nie gespielt!" Im Gegensatz zu einer anderen Lieblingsband, die mit so etwas schon einmal geschummelt hat, waren wir wohl wirklich die ersten, die Haven't seen her live gehört haben. Das Stück ("It's about being ripped into pieces") ist eine wundervolle Ballade mit herzerweichenden uh-uh Background-Gesängen aber sicher keine Single.

Let's get clinical direkt im Anschluß mit schmetternden Gitarren und Staccato-
Rhythmus könnte von den Futureheads stammen (wenn es ein wenig schneller wäre). Das muß ich aber wohl noch ein paarmal hören, um es besser einschätzen zu können.

Das nächste neue Lied hatte ich schon in Nijmegen und Haldern gehört. Tanned hatte mich bei den beiden anderen Gelegenheiten nicht vom Hocker gerissen. Ein Lieblingslied ist es immer noch nicht, Tanned und ich fangen aber an, uns besser zu verstehen. Dazu trägt sicher der Heavy-Keyboard Anfang bei, der taugt sehr viel!

Books from boxes und Limassol folgten und räumten ab. Und danach folgte ein erstes Lieblingslied von
Quicken the heart, das auch schon im letzten Sommer gespielte Questing not coasting (Paul auf deutsch: "Es geht um ein Gewitter"). Bis dahin ganz klar das beste der neuen Lieder und ganz sicher auch bei künftigen Konzerten gesetzt!

Girls who play guitars und Graffiti bildeten den Abschluß, bevor einer der größten Knüller des knackigen 70-minütigen Sets kam. That beating vom kommenden Album** packte und überzeugte mich auf Anhieb, da war kein Reinhören nötig! Toll waren dabei die How soon is now Gitarren! Daß danach noch mit Nosebleed einer meiner Lieblinge und mit Apply some pressure einer der Überhits folgten, war mir eigentlich egal, That beating beruhigte mich so sehr, daß ich mich auf Album drei freuen kann, und war damit schon gedanklich der Abschluß des Konzerts.

Nach dem sehr drögen letzten Kölner Konzert und sieben Monaten MP-Pause machten mir die Jungs aus Newcastle wieder richtig Spaß! Dazu trugen so viele Faktoren bei: die überragenden Songs im Überfluß (sodaß sie sich diesmal und für mich erstmals erlauben konnten, The coast is always changing wegzulassen), der großartige Frontmann, dessen Gesten und Bewegungen immer noch aufregend sind und der vollkommen durchgeknallte Keyboarder Lukas, der mehr neben als hinter seinem roten Tastenteil stand. Daß dabei nicht jeder Ton sitzt, ist vollkommen klar - einmal lag Lukas allerdings total daneben. Bei Limassol tanzte er noch irgendwo, wollte aber seinen Einsatz retten und griff irgendwo hin, nur nicht auf den richtigen Ton...


Maxïmo Park haben mir wieder viel Spaß gemacht! Das Gebäude 9 war zwar ausverkauft aber nicht unangenehm voll. Ob 2009 "The year of The Park" wird, wie Paule neulich schrieb, weiß ich nicht, aber es ist gut, die Band in guter Form und mit Freude am Auftreten zurückzuhaben.

Setlist Maxïmo Park, Gebäude 9, Köln:

01: The kids are sick again (neu)

02: Our velocity
03: In another world you'd have found yourself by now (neu)
04: Signal and sign
05: The penultimate clinch (neu)
06: By the monument
07: I haven't seen her in ages (neu)
08: Let's get clinical (neu)
09: Going missing
10: Tanned (halb neu)
11: Books from boxes
12: Limassol
13: Questing not coasting (recht neu)
14: Girls who play guitars
15: Graffiti

16: That beating (neu) (Z)
17: Nosebleed (Z)
18: Apply some pressure (Z)

- aus unserem Archiv:
- Maximo Park, Haldern, 09.08.08
- Maximo Park, Nijmegen, 20.06.08
- Maximo Park, Wiesbaden, 22.10.07
- Maximo Park, Köln, 16.10.07
- Maximo Park, Glasgow, 02.10.07
- Maximo Park, Paris, 08.06.07
- Maximo Park, Köln, 26.05.07
- Maximo Park, Bochum, 09.04.07
- mehr Fotos aus dem Gebäude 9

* sinngemäß!
** und es ist noch nicht mal auf dem Album! Vielen Dank für den Hinweis!




15 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

ich habe die band jetzt siebenmal gesehen (davon viermal 2005 u.a. auch im gebäude 9) - damals hat mich die band einfach weggefegt...2007 in bochum und in köln war das schon wieder anders...speziell das konzert im paladium war nicht mehr so gut...einfach zu groß...damals hatte ich mir gesagt, dass ich diese band nicht mehr auf der bühne sehen möchte...dann wieder gebäude 9 - also hin (ich liebe diese bands, die dann doch wieder die nähe zum publikum suchen!). Fazit: sie hatten wieder etwas frisches...spielfreude...die neuen songs sind zum teil gewöhnungsbedürftig. was sich schon auf der zweiten cd abzeichnete: der grosse wurf wie beim ersten album ist wahrscheinlich wirklich vorbei. und trotzdem: eine grossartige band!

Christoph hat gesagt…

Das fasst es genau zusammen!

Anonym hat gesagt…

Prima Review, allerdings wird "That Beating" *nicht* auf dem neuen Album sein.

Christoph hat gesagt…

Oh nein! :-)

Gibt es schon irgendwo eine offizielle Tracklist? Die hatte ich vergeblich gesucht, um zu gucken, ob die Liedtitel auch wirklich so heißen.

Anonym hat gesagt…

Ja gibt es, aber man wird in heißem Öl gebraten, wenn man sie verrät.

Die von dir genannten Songtitel stimmen aber soweit, zwei heißen genauer: "In Another World You'd Have Found Yourself By Now" und "I Haven't Seen Her In Ages".

Zumindest so lange, bis es sich die Band vor VÖ noch anders überlegt. :-)

Christoph hat gesagt…

Olivenöl ist doch ganz prima für die Haut!

Vielen Dank für die Hinweise! Lange Titel sind schon mal etwas sehr Schönes. Allerdings scheidet damit meine Theorie aus, daß In another world... eine Single wird. Der Name passt ja auf keine 7"

Anonym hat gesagt…

Ich werfe mal einfach die Homepage der Spex in den Raum, wenn man die Tracklist sucht ;-)

Christoph hat gesagt…

Das hier?
http://www.spex.de/weblog/archives/5585-Bez%FCglich-des-dritten-Max%EFmo-Park-Albums%85.html :-)

Da war ich zu lahm!

Oliver Peel hat gesagt…

Ist das jetzt nur mein Eindruck, oder sieht Paule wirklich Didi Hallvervorden immer ähnlicher?

Um mich mal zur Sache zu äußern: Ein gut geschriebener Bericht Christoph :-)

Christoph hat gesagt…

Ich fühle mich bestätigt, der Kölner Stadtanzeiger kommt zu den gleichen Schlüssen :-)

http://www.ksta.de/html/artikel/1236168389867.shtml

Anonym hat gesagt…

Die erste Zugabe heißt übrigens komplett "That Beating Heart".

Also Herzklopfen statt Pausenkloppe.

Dazu Paul: "We never put the full title on the setlist, unfortunately". Haha!

Christoph hat gesagt…

Vielen Dank!
Wobei ich gerade bei dem "Haha" nicht sicher bin, wie das zu deuten ist.

Das hier ist natürlich keine abgeschriebene Setlist, das sind ehrlich mitgeschmierte Notizen :-)

Anonym hat gesagt…

Das "Haha" meinte nur, dass die Band wohl nicht damit gerechnet hat, dass sich diese B-Seite zum Lieblingssongs vieler entwickeln würde und jetzt bereits zigfach mit dem irreführenden Kurztitel "That Beating" durch Blogs und Foren geistert. Wird der Band eine Lehre sein.

Christoph hat gesagt…

Ah, ok.

Ich muß gestehen, daß ich bisher nichts über die neuen Lieder in Foren gelesen hatte. Das hatte den großen Vorteil sehr unbelastet oder besser unvoreingenommen in das Konzert zu gehen. Aber eben auch den Nachteil, nichts über die Songs zu kennen.

Ich wäre daher nie auf die Idee gekommen, daß The beating heart kein Albumtitel sein wird, nicht wegen der exponierten Position im Set, sondern weil das Lied (nach dem einen Hören) nach einem echten Hit klang.

Frank Struwe hat gesagt…

...und heute morgen beim Zeitunglesen dachte ich noch so "Mensch, da hat der Herr Weber vom KStA wohl diesen Bericht auch gelesen..."

 

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