Montag, 9. März 2009

The Sounds, Wiesbaden, 08.03.09


Konzert: The Sounds
Ort: Schlachthof Wiesbaden (Räucherkammer)
Datum: 08.03.2009
Zuschauer: 300 bis 350 (ausverkauft)
Dauer: 70 min


Wenn es eine Rangliste der Indie-Bands mit den meisten T-Shirt-Verkäufen gäbe, die Sounds wären sicher in der Top 10. Überall sieht man seit einigen Jahren das einprägsame Logo mit den schemenhaften Bandköpfen. Obwohl ich die beiden Platten der Schweden seit langem besitze, habe ich die Band noch nie live gesehen. Oliver hatte mir aber nach dem 2007er Highfield Festival vom Auftritt von Maja Ivarsson und ihren Kollegen vorgeschwärmt, obwohl diese Art Musik ihm eigentlich zu retropopig ist. Da ich einen ordentlich ausgeprägten Blondie- und Darling-Buds-Hintergrund habe, die Sounds-Platten mag und sehen wollte, was an der Band dran ist, die an einem Sonntagabend scheinbar problemlos den kleinen Saal im Schlachthof ausverkauft, entschied ich auch recht spontan, mir sie anzugucken.

Daß es keine Vorgruppe gab, war schon einmal sympathisch; auf der Bühne stand alles schon fertig vorbereitet, als ich ankam. Der kleine Saal des Schlachthofs, die Räucherkammer, fasst gut 300 Leute und ist ziemlich schnucklig (Morrissey würde mir da widersprechen...). Vor allem das niedrige Backsteingewölbe ist wirklich sehenswert. Kleiner Nachteil der Schönheit: auch mitten auf der Bühne steht einer der dünnen Stützbalken. Das verhinderte aber nicht den Aufbau einiger Keyboards. Meine Befürchtungen, live könnten die Sounds eher gitarrenlastig sein, waren also unberechtigt.

The Sounds sind eine fünfköpfige Band. Neben der sehr blonden Sängerin Maja Ivarsson (mit einer Vorliebe für kurze Röcke) gehören Gitarrist und Zweitsänger Felix Rodriguez, Schlagzeuger Fredrik Nilsson, Bassist Johan Bengtsson und Keyboarder Jesper Anderberg zu der Helsingborger Gruppe.

Ohne viel Tamtam legten die Schweden mit zwei ihrer Hits von den ersten beiden (und bisher einzigen Alben) los, Living in America vom gleichlautenden Debüt und Queen of apology vom Nachfolger Dying to say this to you. Damit war die Richtung vorgegeben: es sollte laut und flott werden; eine punkige, manchmal aber auch piepsige Version von Blondie, im 80er Gewand. Und das kam richtig gut an, denn die Stimmung in der Nicht-Räucherkammer (dieser ausgezeichnete Wortwitz ist nicht von mir, den fand ich auf der Homepage des Schlachthofs als neue offizielle Bezeichnung...) entwickelte sich prächtig.

Man merkt der Band viel Routine an. Dazu kommt mit der langbeinigen (aber gar nicht so großen) Maja eine wirklich große Entertainerin als Frontfrau. Ich fing an zu verstehen, warum sich die Sounds eine solche große Fanbasis geschaffen hat, ohne dabei von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen worden zu sein. So etwas hatte ich bisher erst bei den Subways oder Tegan and Sara (die vor den Sounds von Band liefen) erlebt. Maja tanzte, sang das Publikum an, trat mit Karatekicks in die Luft und fetzte (soweit das ging) über die winzige Bühne. Leider hielt ihre Stimme bei den lauten Passagen (den besonders lauten, sollte ich schreiben) nicht immer mit vollem Volumen durch. Sie traf zwar die Töne sehr gut, die Stimme glitt nur ab und zu ins Quiekende ab und wurde dünner. Aber das kann man auch auf Platte schon etwas erahnen, und es tut der sehr unterhaltsamen Musik keinen Abbruch.

Mit No one sleeps when I'm awake kam dann der erste neue Titel. Das Lied wird offenbar die nächste Single, denn der Roadie trug schon ein T-Shirt mit der Zeile. Ich muß gestehen, daß ich mich nicht an Einzelheiten des Songs erinnere, was nicht schlecht sein muß, denn er passte zu den anderen Liedern der Sounds. Das ging mir mit den anderen beiden Neuheiten
ähnlich; sie waren gut, aber nicht in der gleichen Liga wie Painted by numbers zum Beispiel. Die beiden letzten neuen Stücke ragten aber heraus, Beat my love positiv - mein Liebling unter den Neuheiten - und der fies gerappte Anfang von Beatbox negativ, glücklicherweise fing es sich danach und hielt diese Genreflucht nicht durch.

Und nach Beatbox feuerten Maja und Kollegen mit
Painted by numbers, Ego und den Zugaben Tony the beat und Hope you're happy now (mit Abstrichen) noch ein paar echte Hits ab.

Man kann die Sounds nicht mit Indie-Pop Perlen wie Loney, dear (der jetzt Loney dear heißt) vergleichen, dafür sind sie (im besten Sinne) zu radiotauglich - beziehungsweise wären es, wenn unsere Radiolandschaft eine bessere wäre. Aber sie machen sehr unterhaltsamen Pop, der richtig gute Konzertabende möglich macht.

Setlist: The Sounds, Schachthof, Wiesbaden:

01: Living in America
02: Queen of apology
03: No one sleeps when I'm awake (neu)
04: Four songs and a fight (neu)
05: Seven days a week
06: Dorchester Hotel (neu)
07: Hurt you
08: Beat my love (neu)
09: Rock N Roll
10: Beatbox (neu)
11: Painted by numbers
12: Ego

13: Tony the beat (Z)
14: Hope you're happy now (Z)

Links:

- die Sounds auf dem Highfield Festival 2007




3 Kommentare :

Solveig hat gesagt…

Ich liebe die Setlist! Queen of Apology and Hurt You! yes :)

Oliver Peel hat gesagt…

Natürlich nicht mit Loney Dear zu vergleichen, da gibt es außer dem Herkunfstland keine Ähnlichkeiten.

Eher mit CSS und New Young Pony Club, da ist die Übereinstimmung teilweise sehr hoch.

Anonym hat gesagt…

...und ich bin mir sicher, ich kannte bis zu diesem Bericht weder die Band noch die T-Shirts. Die sind wirklich komplett an mir vorbeigegangen. Mmmmh.

 

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