Konzert: The Verve
Ort: Rock A Field, Luxemburg
Datum: 21.06.2008
Zuschauer: weniger als bei Kooks & Mando Diao
Dauer: 80 min
Ist es noch zeitgemäß, The Verve zu mögen? Die Band, die in den 90er Jahren mit drei Alben für viele das wurde, was Sänger Richard Ashcroft vorausgesagt hatte, nämlich die größte Band der Welt? Nach ihrem zweiten Comeback in der zweiten Hälfte 2007 verkauften The Verve zwei kleinere aber triumphale Touren sofort aus, obwohl die Hallen riesig waren. Ich hatte das Glück, einen der Auftritte der zweiten Minitour im Dezember im gigantisch großen SECC in Glasgow zu erleben, nachdem ich vorher nur einmal Richard Ashcroft gesehen hatte. Ich hatte schon da nicht den Eindruck, bloß aus melancholischen Gründen so fasziniert zu sein. Aber wie soll man auch objektiv sein, wenn alte und immer noch allgegenwärtige musikalische Helden gerade zwei Stunden große Musik gespielt haben?
Vielleicht förderten ja ein langer und anstrengender Musiktag und das Fehlen der besonders hohen Comeback-Erwartungen ja meine Objektivität. Trotz meiner Müdigkeit und dem sehr guten Kooks Konzert vorher hatte ich auf jeden Fall unendlich große Lust auf mein Highlight des Tages.
Das ging einem sehr großen Teil des Publikums aber leider anders. Der Platz vor der Bühne hatte sich kräftig geleert im Vergleich zu den Kooks und Mando Diao vorher. Selbstverständlich sprechen diese beiden Bands mehr jüngere Zuschauer an, von denen viele bei Rock A Field waren. Die wegen Verve Angereisten waren sichtbar in der Unterzahl. Mir war es gleich - und, wichtiger, der Band schien es auch nichts auszumachen.
The Verve spielen seit ihrer zweiten Wiedervereinigung in Originalbesetzung, also neben Richard Ashcroft Gitarrist Nick McCabe, Bassist Simon Jones und Schlagzeuger Peter Salisbury. Bis auf Nick McCabe kennen sich die Musiker aus ihrer Schulzeit in Wigan.
Schon der Opener "A new decade" von "A northern soul" zeigte die Richtung an. Große hymnische Lieder, mit vielen psychedelischen Elementen, ein charismatischer Sänger, der natürlich arrogant und selbstverliebt wirkt, auf eine ganz andere Weise aber als die Mando Diao Beaus, und der mit seiner Gestik und Mimik diese großen Songs untermalt und verstärkt. "We are The Verve and 'This is music'". Punkt.
Diese gequält klingende Stimme des Frontmanns, die langgezogenen Töne sind sicher die prägenden Elemente der Musik der nordenglischen Band. Man nimmt Richard Ashcroft jede Silbe ab, wenn er beispielsweise in "Life's an ocean" Sätze wie "I was buying some feelings - From a vending machine - Say that I will see - Something more than I have - There's something inside of me - Crying out for something else". Seine Stimme untermalt jeden dieser Sätze, fabelhaft, wie damit nicht nur der Text runtergesungen sondern auch hervorgehoben wird.
Die erste Hälfte des Sets war der von Glasgow ähnlich. "A new decade" und "This is music" von "A northern soul", dann "Space & time" und das wundervolle "Sonnet" vom Meisterwerk "Urban hymns" und wieder ein Lied vom zweiten Album mit "Life's an ocean". Mir ist schon im Dezember aufgefallen, daß The Verve keine Songs vom ersten Album spielten. Auch in Luxemburg war das so, wieso auch immer.
Danach kamen neue Lieder, gleich zwei in Folge. "Rather be" zunächst, das gleich beim ersten Hören ein großer Knüller ist, das allerdings vom folgenden "Sit and wonder" die Show gestohlen bekam. "Sit and wonder" hatte ich schon in Glasgow gehört, bei Rock A Field hatte ich aber deutlich mehr Muße, auf das neue Lied zu achten. Und es war traumhaft. Ein sehr psychedelisches Stück, das trotz Afrobeat und Elektro, New Rave oder New Wasauchimmer meine Ausgangsfrage aber sowas von eindeutig beantwortet: Ja, The Verve sind nicht altbacken. Es ist vollkommen zeitgemäß, die Engländer anzuhimmeln! Oh ja, das ist es!
Nach diesen beiden sehr vielversprechenden Appetitanregern zum neuen Album folgten Stücke von "Urban hymns", erst "The rolling people", dann der Höhepunkt des Festivals, ach, des Konzertjahres, "The drugs don't work". "Now the drugs don't work - They just make you worse - But I know I'll see your face again". Eindrucksvoll schön, diese Hymne! Es waren zwar viel weniger Leute da, als diese Band verdient gehabt hätte, die sahen aber alle (naja, die, die ich sehen konnte) mächtig gerührt aus, lagen sich in den Armen und sangen mit. Das änderte sich bei "Lucky man" nicht. Auch das ist natürlich ein Riesenhit!
Den nächsten sagte Ashcroft herrlich an "Song's 'Bitter sweet symphony'". Das bekannteste Verve Lied führte zu einem plötzlichen Zulauf vieler Leute, die vorher im hinteren Teil des Geländes waren. "Bitter sweet symphony" kennt eben wirklich jeder, viele schienen aber zu denken "Ach von denen ist das", als sie nach vorne hetzten. Vielleicht hätten The Verve einfach damit starten sollen, sie hätten sicher deutlich mehr neue Fans gewonnen. Aber dafür benötigen die Vier nicht ihre alten Songs, daran habe ich keinerlei Zweifel. Denn auch die kommende Single "Love is noise", die am Montag im britischen Radio BBC One Premiere haben wird, ist fabelhaft!
Setlist The Verve, Rock A Field, Luxemburg:Vielleicht förderten ja ein langer und anstrengender Musiktag und das Fehlen der besonders hohen Comeback-Erwartungen ja meine Objektivität. Trotz meiner Müdigkeit und dem sehr guten Kooks Konzert vorher hatte ich auf jeden Fall unendlich große Lust auf mein Highlight des Tages.
Das ging einem sehr großen Teil des Publikums aber leider anders. Der Platz vor der Bühne hatte sich kräftig geleert im Vergleich zu den Kooks und Mando Diao vorher. Selbstverständlich sprechen diese beiden Bands mehr jüngere Zuschauer an, von denen viele bei Rock A Field waren. Die wegen Verve Angereisten waren sichtbar in der Unterzahl. Mir war es gleich - und, wichtiger, der Band schien es auch nichts auszumachen.
The Verve spielen seit ihrer zweiten Wiedervereinigung in Originalbesetzung, also neben Richard Ashcroft Gitarrist Nick McCabe, Bassist Simon Jones und Schlagzeuger Peter Salisbury. Bis auf Nick McCabe kennen sich die Musiker aus ihrer Schulzeit in Wigan.
Schon der Opener "A new decade" von "A northern soul" zeigte die Richtung an. Große hymnische Lieder, mit vielen psychedelischen Elementen, ein charismatischer Sänger, der natürlich arrogant und selbstverliebt wirkt, auf eine ganz andere Weise aber als die Mando Diao Beaus, und der mit seiner Gestik und Mimik diese großen Songs untermalt und verstärkt. "We are The Verve and 'This is music'". Punkt.
Diese gequält klingende Stimme des Frontmanns, die langgezogenen Töne sind sicher die prägenden Elemente der Musik der nordenglischen Band. Man nimmt Richard Ashcroft jede Silbe ab, wenn er beispielsweise in "Life's an ocean" Sätze wie "I was buying some feelings - From a vending machine - Say that I will see - Something more than I have - There's something inside of me - Crying out for something else". Seine Stimme untermalt jeden dieser Sätze, fabelhaft, wie damit nicht nur der Text runtergesungen sondern auch hervorgehoben wird.
Die erste Hälfte des Sets war der von Glasgow ähnlich. "A new decade" und "This is music" von "A northern soul", dann "Space & time" und das wundervolle "Sonnet" vom Meisterwerk "Urban hymns" und wieder ein Lied vom zweiten Album mit "Life's an ocean". Mir ist schon im Dezember aufgefallen, daß The Verve keine Songs vom ersten Album spielten. Auch in Luxemburg war das so, wieso auch immer.
Danach kamen neue Lieder, gleich zwei in Folge. "Rather be" zunächst, das gleich beim ersten Hören ein großer Knüller ist, das allerdings vom folgenden "Sit and wonder" die Show gestohlen bekam. "Sit and wonder" hatte ich schon in Glasgow gehört, bei Rock A Field hatte ich aber deutlich mehr Muße, auf das neue Lied zu achten. Und es war traumhaft. Ein sehr psychedelisches Stück, das trotz Afrobeat und Elektro, New Rave oder New Wasauchimmer meine Ausgangsfrage aber sowas von eindeutig beantwortet: Ja, The Verve sind nicht altbacken. Es ist vollkommen zeitgemäß, die Engländer anzuhimmeln! Oh ja, das ist es!
Nach diesen beiden sehr vielversprechenden Appetitanregern zum neuen Album folgten Stücke von "Urban hymns", erst "The rolling people", dann der Höhepunkt des Festivals, ach, des Konzertjahres, "The drugs don't work". "Now the drugs don't work - They just make you worse - But I know I'll see your face again". Eindrucksvoll schön, diese Hymne! Es waren zwar viel weniger Leute da, als diese Band verdient gehabt hätte, die sahen aber alle (naja, die, die ich sehen konnte) mächtig gerührt aus, lagen sich in den Armen und sangen mit. Das änderte sich bei "Lucky man" nicht. Auch das ist natürlich ein Riesenhit!
Den nächsten sagte Ashcroft herrlich an "Song's 'Bitter sweet symphony'". Das bekannteste Verve Lied führte zu einem plötzlichen Zulauf vieler Leute, die vorher im hinteren Teil des Geländes waren. "Bitter sweet symphony" kennt eben wirklich jeder, viele schienen aber zu denken "Ach von denen ist das", als sie nach vorne hetzten. Vielleicht hätten The Verve einfach damit starten sollen, sie hätten sicher deutlich mehr neue Fans gewonnen. Aber dafür benötigen die Vier nicht ihre alten Songs, daran habe ich keinerlei Zweifel. Denn auch die kommende Single "Love is noise", die am Montag im britischen Radio BBC One Premiere haben wird, ist fabelhaft!
01: A new decade
02: This is music
03: Space & time
04: Sonnet
05: Life's an ocean
06: Rather be (neu)
07: Sit and wonder (neu)
08: The rolling people
09: Drugs don't work
10: Lucky man
11: Bitter sweet symphony
12: Love is noise (neu)
Links:
- The Verve in Glasgow 2007
- mehr Fotos
1 Kommentare :
Eine super Review Christoph! Riesenkompliment! Ich habe inhaltlich nichts mehr hinzuzufügen.
Ein wundervolles Konzert!
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