Konzert: Land Of Talk
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 10.06.2008
Zuschauer: 35, später vielleicht 50
Elizabeth Powell schien mächtig angepisst. Kurz vor dem Auftritt ihrer Band Land Of Talk lief die Frontfrau gemeinsam mit ihrem Bassisten über den Hinterhof vor* dem Gebäude 9 und redete lautstark auf ihn ein. Das, was trotz diskreten Weghörens bei uns ankam, deutete auf Lagerkoller und Streit hin. Eine prima Voraussetzung für ein Konzert...
Eigentlich war der Abend vor dem Club sehr entspannt. Auf Laptops lief Fußball (heja, Sverige!), die an sehr wenigen Händen abzählbaren Zuschauer saßen draußen auf Bierbänken und redeten über Fußball und ein blondierter Dreadlocks tragender Tapes 'N Tapes Roadie mit grünem Kilt (Vivienne Westwood hätte das Outfit geliebt!) lief hin und her und hatte alle Ruhe der Welt. Ab und zu tauchte Tapes 'N Tapes Sänger Josh Grier mit "Ski Germany" T-Shirt auf.
Vor lauter Entspanntheit, hatte kaum jemand mitbekommen, daß sich drinnen etwas tat. Als Land Of Talk begannen, waren gerade mal fünf, sechs Leute im Saal. Die ersten Klänge der Band lockten dann aber schnell mehr Zuschauer rein. Sehr schön, denn auf den Bierbänken hätte man vieles verpaßt, auch wenn man den lauten Sound im Freien gut mitbekommen hätte...
Land Of Talk stammen aus Montreal und bestehen aus drei Mitgliedern. Kopf der Band ist Sängerin und Gitarristin Elizabeth. Die restlichen Musiker sind bereits einige Male durchgewechselt worden, selbst Wikipedia ist da nicht mehr nachgekommen und nennt zumindest einen Schlagzeuger, der wieder ersetzt wurde. Sein aktueller Nachfolger Brian hat höchsten Unterhaltungswert! Wild auf ihre Trommeln einschlagende Drummer sind nicht neu und keine Erwähnung wert. Brians Mienenspiel dabei ist allerdings einmalig! Bei jedem seiner energischen Schläge schien er sich selbst zu erschrecken, er riss Augen und Mund auf und wirkte aufrichtig überrascht, ganz köstlich! Dieses Verschreckte ließ im Verlaufe des Konzerts nach, nicht aber seine Intensität. Brian schien bei jedem Schlag all seine Energie einsetzen zu wollen, er sah hochkonzentriert aber eben auch erschöpft aus. Da scheint jemand seinen Beruf mit echter Leidenschaft zu machen.
Elizabeth, die ganz links stand, hatte eine lustige Gitarrenhaltung. Oft hielt sie ihr Instrument hoch und sehr schräg, fast im 45° Winkel. Die Gitarrenklänge bei Land Of Talk sind abgehackt, die Melodien wechseln oft die Richtung. Lizzys Gesang ist zwar dominierend, wirkt aber trotzdem zurückhaltend und fast sanft. Das war mir schon beim Hören ihrer CD "Applause Cheer Boo Hiss" aufgefallen. Neu war für mich die musikalische Nähe zu meinen Münchener Lieblingen The Taste. Irgendwann kam mir die in den Sinn - und ja, das passte!
Während des ganzen kurzen Gigs (ich sollte nicht verschweigen, daß Land Of Talk "bloß" Vorgruppe von Tapes 'N Tapes waren, für uns allerdings Hauptgruppe, weil wir nur wegen der Kanadier da waren) funktionierten Elizabeths Monitore nicht. Zwischen den abgehackten Gitarrenpassagen deutete sie immer wieder darauf hin. Trotzdem war der Klang sehr gut, zumindest für uns Zuschauer.
Die (sehr) knappe halbe Stunde hat einen hervorragenden Eindruck von dieser weiteren, tollen kanadischen Band beschert. Von schlechter Laune vorher war auf der Bühne nichts mehr zu merken. Ganz im Gegenteil! Als die Frontfrau kurz vor Ende sagte, daß jetzt das letzte Lied komme und sie Lust hätte, noch zwei Stunden weiterzuspielen, brüllte Tapes 'N Tapes Mann Josh zurück "Do it!" Elizabeth stimmte dann auch etwas von der Hauptgruppe an, leider verließen die Drei die Bühne dann aber nach "Young bridge". Musikalisches Highlight in meinen Ohren war ein neues Lied "Some are lakes", das auf der im Herbst erscheinenden zweiten Platte veröffentlicht wird, ein sehr catchies Stück, auf das ich mich jetzt schon freue.
Land Of Talk haben ganz sicher gerechtfertigt, ihretwegen ins Gebäude 9 zu kommen! Nicht nur, weil ich sonst nicht noch die schöne Geschichte erzählen könnte, daß Elizabeths Mutter laut myspace-Seite der Band die erste amerikanische Alligator-Catcherin war - ein leider viel zu unbekannter Sport! Ich hielt die Story für erfunden, fand aber ein Interview, in dem Elizabeth sie bestätigte. Mittlerweile kämpft ihre Mutter mit anderen grünen Wesen, sie ist hochrangiges Mitglied der kanadischen Green Party und offenbar sogar Kandidatin für den Posten des Premiers.
Setlist Land Of Talk, Gebäude 9, Köln:
01: Summer special
02: Yupply flu
03: Sea foamElizabeth, die ganz links stand, hatte eine lustige Gitarrenhaltung. Oft hielt sie ihr Instrument hoch und sehr schräg, fast im 45° Winkel. Die Gitarrenklänge bei Land Of Talk sind abgehackt, die Melodien wechseln oft die Richtung. Lizzys Gesang ist zwar dominierend, wirkt aber trotzdem zurückhaltend und fast sanft. Das war mir schon beim Hören ihrer CD "Applause Cheer Boo Hiss" aufgefallen. Neu war für mich die musikalische Nähe zu meinen Münchener Lieblingen The Taste. Irgendwann kam mir die in den Sinn - und ja, das passte!
Während des ganzen kurzen Gigs (ich sollte nicht verschweigen, daß Land Of Talk "bloß" Vorgruppe von Tapes 'N Tapes waren, für uns allerdings Hauptgruppe, weil wir nur wegen der Kanadier da waren) funktionierten Elizabeths Monitore nicht. Zwischen den abgehackten Gitarrenpassagen deutete sie immer wieder darauf hin. Trotzdem war der Klang sehr gut, zumindest für uns Zuschauer.
Die (sehr) knappe halbe Stunde hat einen hervorragenden Eindruck von dieser weiteren, tollen kanadischen Band beschert. Von schlechter Laune vorher war auf der Bühne nichts mehr zu merken. Ganz im Gegenteil! Als die Frontfrau kurz vor Ende sagte, daß jetzt das letzte Lied komme und sie Lust hätte, noch zwei Stunden weiterzuspielen, brüllte Tapes 'N Tapes Mann Josh zurück "Do it!" Elizabeth stimmte dann auch etwas von der Hauptgruppe an, leider verließen die Drei die Bühne dann aber nach "Young bridge". Musikalisches Highlight in meinen Ohren war ein neues Lied "Some are lakes", das auf der im Herbst erscheinenden zweiten Platte veröffentlicht wird, ein sehr catchies Stück, auf das ich mich jetzt schon freue.
Land Of Talk haben ganz sicher gerechtfertigt, ihretwegen ins Gebäude 9 zu kommen! Nicht nur, weil ich sonst nicht noch die schöne Geschichte erzählen könnte, daß Elizabeths Mutter laut myspace-Seite der Band die erste amerikanische Alligator-Catcherin war - ein leider viel zu unbekannter Sport! Ich hielt die Story für erfunden, fand aber ein Interview, in dem Elizabeth sie bestätigte. Mittlerweile kämpft ihre Mutter mit anderen grünen Wesen, sie ist hochrangiges Mitglied der kanadischen Green Party und offenbar sogar Kandidatin für den Posten des Premiers.
Setlist Land Of Talk, Gebäude 9, Köln:
01: Summer special
02: Yupply flu
04: Breaxx baxx
05: Magnetic hill
06: Some are lakes
07: Young bridge
Links:
- mehr Fotos
* klingt doof, ist aber so.
5 Kommentare :
Aufregend, obwohl nur sieben Lieder gespielt wurden und Du die guten Tapes 'n Tapes für ein ödes Fussballspiel verlassen hast?
Ich sehe gerade, sie haben sogar BEIDE Lieblingslieder von mit nicht gespielt (Speak To Me Bones und All My Friends). Boo!
...und Tapes'n Tapes waren wie erwartet schrecklich, es ist ja nicht so als hätten wir nicht versucht ihnen eine Chance gegeben.
Wir haben ihnen mindestens drei, eher vier Lieder lang Gelegenheit gegeben, zu überzeugen.
Was soll man sich Sachen ansehen, von denen man schnell merkt, daß man sie auch live nicht mag?
land of talk haben mich live auch sehr angesprochen. der longplayer ist gut geniessbar.
bei den tapes hält das zweite album leider nicht die erwartungen, die das debut bei mir weckte.
schade, dass sich dieser umstand offensichtlich auch auf die livedarbietung übertragen hat.
vor einem jahr habe ich der band eine große karriere vorausgesagt. heute habe ich meine glaskugel in reparatur gegeben.
bin auf Eure weiterführenden betrachtungen gespannt.
Ist in Arbeit!
Ich habe gestern nicht mehr alles fertig bekommen und stelle das gleich rein.
Gestern haben sie noch eine Akustik-CD verkauft. Ich hatte aber noch keine Gelegenheit, reinzuhören. Ich stelle mir das allerdings spannend vor.
Kommentar veröffentlichen