Konzert: New Young Pony Club & The Teenagers
Ort: Le Cabaret Sauvage, Paris
Datum: 12.07.2007
Zuschauer: Hab sie nicht gezählt, es standen schließlich auch einige auf der Terrasse...
Man bin ich hip, man bin ich cool, ein richtiger Szene-Typ! Die sogar vom NME gehypten Pariser The Teenagers spielen zum ersten Mal ein richtiges Konzert in der französischen Hauptstadt und ich bin dabei! Man bin ich hip, ich weiß wo man hingehen muß in Paris! Und dazu dann auch noch New Young Pony Club, laut NME ebenfalls die coolste neue Band des Jahres (oder werden das dann doch Bonde Do Role?), die bereits bei der New Rave-Tour des Musikmagazins zusammen mit den Klaxons und CSS (die waren letztes Jahr die coolsten, oder?) abgeräumt haben, unglaublich! Und als wäre das der Superlative nicht genug, auch noch Simian Mobile Disco als Nachschlag! Das hält man doch im Kopf nicht aus! Vor Coolness pinkel' ich gleich Eiswürfel!
Aber jetzt mal schön nüchtern bleiben und der Reihe nach erzählen.
Also: im wunderbaren Spiegelzelt des Cabaret Sauvage (hier hatte ich zuletzt Interpol gesehen) fand ein kleines Festival statt, welches sich über mehrere Tage erstreckte und auf den schönen Namen "Festival Cabaret Remixé" getauft wurde. Hier produzierte sich vor ein paar Tagen u.a. auch der famose Herman Dune, den ich aber leider verpasste. Vor allem New Young Pony Club wollte ich mir aber heute nicht entgehen lassen, schließlich galt es nachzuprüfen, ob der NME mit seiner üblichen Euphorie nur ein Strohfeuer entfachte, oder ob da wirklich Substanz für einen Flächenbrand vorhanden war...
Zunächst aber versuchten die drei Teenagers aus Paris, den Funken überspringen zu lassen. Die Redakteure der französischen Elektro-Musik Zeitschrift Trax bekamen vor einigen Wochen feuchte Augen, als sie lasen, daß "ihre" Teenagers aus Fronkreisch im Sprachrohr für neue britische Musik Erwähnung fanden. "The Teenagers sont dans le NME!!", jubelten sie euphorisch. Die Grande Nation zeigt es den gehassliebten Beef-Eatern jetzt auch musikalisch! Wie Balsam auf die Seele des Landes, welches vor allem für seine gute Küche, die Mode, die schönen Frauen bekannt ist, aber beim besten Willen nicht für geschmackvolle Musik.
"Französische Pop-Musik ist wie englischer Wein, ...scheußlich!", soll John Lennon mal gesagt haben... Ob das immer noch Gültigkeit hat? Angeblich spekulieren die Briten ja auf den Klimawandel (noch so ein Medienhype!) und rechnen spätestens in 30-50 Jahren mit sensationellen englischen Tropfen und hoffen gleichzeitig darauf, daß es in Frankreich für Wein zu heiß geworden sei. In der Zwischenzeit wollen die Franzosen im Gegenzug bei der Pop-Musik aufholen. Ihr Erfolgsrezept? Ganz einfach: sie kopieren die Engländer! Im Falle der Teenagers heißt die Blaupause New Order. Schon verblüffend, wie nah die Franzosen musikalisch an dem Elektro-Pop der Ikonen aus den 80er Jahren dran sind! Dazu geben sie noch einen Hauch French Touch und voilà, fertig ist das Gericht!
Aber halt, stop! So leicht ist das natürlich auch wieder nicht, die Teenagers haben schon auch Eigenständiges zu bieten und irgendwie das gewisse Etwas, das man nicht erklären kann. Cabaret Remixé passt trotzdem irgendwie...
Womit wir ein gutes Stichwort hätten: Remix. Als sog. Remixer sind die Teenagers schon in Erscheinung getreten und zwar für solch angesagte Bands wie Au Revoir Simone ("Fallen Snow"), The Enemy ("Had Enough"), Good Books ("The Illness") und passend zum heutigen Abend für New Young Pony Club ("The Bomb") und Simian Mobile Disco ("It's The Beat").
Heute präsentierten sie aber ausschließlich eigene Stücke und zwar genau ein halbes Dutzend.
Begonnen wurde mit Starlett Johansson (nicht Scarlet!), mit Sicherheit mehr als eine Anspielung auf eine schauspielende Blondine, die... wen wunderts... ebenfalls gehypt wird. Das kam bereits relativ gut an, aber der Knoten war noch nicht hunderprozentig geplatzt, das Publikum noch etwas reserviert. Dies änderte sich aber schlagartig zur Mitte des Sets, als die junge Sarah (schweizerisch-amerikanischer Abstammmung) das Herrentrio Michael Szpiner (Bass), Dorian Dumont (Gitarre) und Quentin Delafon (Gesang) tatkräftig unterstützte. Sie heizte mit ihrem sexy Tanzstil den vorderen Reihen ordentlich ein und hauchte ein paar Zeilen ins Mikro, bevor sie lautumjubelt wieder verschwand. Ohne weibliche Unterstützung auf der Bühne spielten die Herren dann noch zwei Stücke, u.a. das abschließende "Sunset Beach", welches sehr gut zog. Ich werde den weiteren Werdegang der Teenagers verfolgen, denn kurzweilig sind sie allemal und sie bescheren auch den männlichen Gästen einen angenehmen Nebeneffekt: bei ihren Konzerten wimmelt es nur so vor bildhübschen Mädchen, die sie umjubeln. Man muss sich nur mal ihre Top-Freunde auf ihrer My Space Seite "The Teenagers Remixes" anschauen, man hat den Eindruck, man sei bei einer Model-Agentur gelandet!
Setlist The Teenagers, Cabaret Sauvage, Paris:
01: Starlett Johansson
02: Fuck Nicole
03: Feeling Better
04: Home Coming
05: Make It Happen
06: Sunset Beach
Konzerttermine The Teenagers:
13. Juli 2007: Latitude Festival , Suffolk, England
25. August 2007: Reading Festival (!)
26. August 2007: Leeds Festival (!)
Wie ein Model sah im Anschluß dann auch die Keyboarderin von New Young Pony Club aus, mit ihren endlos wirkenden Beinen und den schwarzen Stöckelschuhen zog sie so einige mänliche Blicke auf sich. Ansonsten schwieg sie aber weitestgehend und war eher lethargisch, fast wie die Kollegin an den Tasten bei den Long Blondes (sind die noch in?). Die große Show zog eine andere ab und zwar die farbige Sängerin Tahita Bulmer, die wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte und nicht selten den direkten Kontakt zum Publikum suchte. So tauchte sie bei dem zweiten Lied auch vor meiner Nase auf, was mich völlig überraschte, so daß mir kein guter Schnappschuss gelang. Sowieso hätte ich anstatt zu knipsen lieber tanzen sollen, denn der funkige Dico-Beat der Engländer verlangte geradezu danach. Ähnlich wie CSS vermischen die Engländer gekonnt tanzbare Rhythmen mit wavigen Gitarren und messerscharfen Bassläufen. Was dabei herauskommt ist zwar nicht unbedingt das Originellste was ich in diesem Jahr gehört habe (da liegen Battles und !!! klar vorn), sorgt aber für gute Laune und ein Zucken in der Hüftgegend. Ihr Debütalbum "Fantastic Playroom" ist übrigens gerade in England erschienen und gefällt... wen wundert's... natürlich dem NME sehr gut. Aber selbst wenn die englischen Journalisten mal wieder etwas übertreiben, so kann doch auch ich konstatieren, daß die Band Power hat. Tahita Bulmer hat hieran den überragenden Anteil, so ließ sie sich manchmal theatralisch auf den Boden fallen, nur um danach hochzuschnellen und noch mehr Gas zu geben und den Männern und Frauen in der ersten Reihe den Kopf zu verdrehen. Hierbei erinnerte sie mich in Gestik und Mimik an die Rapperinen Salt'n Pepper ("Let's Talk About Sex"), die in den 80ern angesagt waren. Eigentlich kein Wunder, denn vieles bei New Young Pony Club hat was von den Eighties, auch der Sound, Blondie und ebenfalls New Order sind nie sehr weit entfernt...
Besondere Erwähnung wert waren innerhalb des Sets vor allem die Singles "The Bomb" und "Ice Cream", aber auch der Rest wußte zu gefallen.
Setlist New Young Pony Club, Paris: (die offizielle, die aber laut Band hinsichtlich der Reihenfolge abgewandelt wurde)
01: Get Lucky
02: Hiding On The Staircase
03: Ice Cream
04: The Bomb
05: Jerk Me
06: Get Go
07: Talking Talking
08: Grey
09: F.A.N.
10: Tight Fit
Konzerttermine New Young Pony Club:
11. August: Sonne, Mond und Sterne Festival Leipzig
18. August: Pukkelpop-Festival, Belgien
Konzertbericht Simian Mobile Disco folgt separat!
1 Kommentare :
Das ist mir alles zuviel Hype hier. Ich mag nicht mehr. Ich komm auch nicht mehr mit bei den ganzen Bands. Argh! Ich fühle mich so schrecklich unhip ;)
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