Konzert: Simian Mobile Disco
Ort: Le Cabaret Sauvage, Paris (Festival Cabaret Remixé)
Datum: 12.07.2007
Zuschauer: etliche
Meine Armbanduhr zeigte bereits 1.10 Uhr an, als das Duo Simian Mobile Disco endlich loslegte, aber Raves beginnen nun mal spät in der Nacht - oder sehr früh am Morgen, wie man's nimmt. Nichts für Leute also, die am nächsten Morgen um 7 Uhr in ihrer Bank oder Anwaltskanzlei erscheinen müssen, es sei denn, sie sind hart im Nehmen...
Hart ran nahmen Simian Mobile Disco dann aber die übriggebliebenen Nachteulen, das schöne Spiegelzelt des Cabaret Suavage wurde kurzerhand zum Dance-Floor für ansonsten vom Leben gelangweilte Großstadtpflanzen. Hatte nicht ein anderer Elektro-Rocker, nämlich LCD Soundsytem gesagt: "I make dance music for bored people"? Ich glaube zumindest, das so ähnlich auf seiner MySpace Seite gelesen zu haben...
Gelangweilt schien aber heute niemand zu sein, denn quasi von Beginn an flogen sämtliche Hände zu den wummernden Beats in die Luft, manche Mädchen schrien gar hysterisch auf, wenn Sirenen aufheulten oder das Tempo spontan massiv verschärft wurde. "Bumm-chak, bumm-chak, zirps, zirps, schepper, schepper"..., die Geräusche, die ich da vernahm, erinnerten mich irgendwie an die 80-er Jahre, als ich mit meinem Smiley-T-Shirt als 16-jähriger in den Provinzdiscos von Koblenz und Umgebung abhottete. Aber auch Gedanken an die Love Parade wurden wach, ich sah mich in meiner Phantasie 15 Jahre zurückversetzt und tanzte wieder hinter den Techno-Wagen bei einer der ersten Berliner Loveparads her. Seitdem habe ich mich von elektonischen Beats fast gänzlich veranschiedet, in meinem Alter entdeckt man halt eher eine Vorliebe für den mir damals verhassten Folk. Schöne Lieder müssen her, mit anrührigen Texten und einer zarten Melancholie, um alte Säcke wie mich zu Tränen zu rühren.
Aber nun schreiben wir das Jahr 2007 und elektronische Klänge sind wieder der letzte Schrei! Bands wie Justice, Digitalism und Apparat werden gehypt und das nicht nur in Dance-Musikzeitschriften. Inzwischen berichten bereits eher traditionelle Rock-Postillen wie der Musikexpress und die Visions über die neuen Acts. New Rave wurde das Ganze getauft, obwohl die Namensgeber von Klaxons diesen Ausdruck nur zum Spaße gebrauchten.
Da dürfen natürlich auch wir von meinzuhausemeinblog nicht hinterherhinken und wir wollen uns auch nicht ganz neuen Strömungen verschließen, Musik muß schließlich in Bewegung bleiben, sich weiterentwickeln...
Problematisch bzw. auf die Dauer etwas monoton ist es allerdings, wenn überhaupt nicht mehr gesungen wird, wie das bei Simian Mobile Disco der Fall war, wenn man mal von einigen Gesangesbrocken, wie bei dem Stück "It's A Beat" absieht. Interesssanterweise handelte es sich hierbei auch gleich um mein Lieblingsstück des Abends, nicht umsonst wurde der Track als Single ausgekoppelt. Überhaupt sind die beiden Engländer Jason Shaw und James Ford mit einer Single bekannt geworden, paradoxerweise allerdings eher mit dem Remix der Band Justice ihres Songs "Never Be Alone", den sie zu einer Zeit aufnahmen, als sie lediglich Simian hießen. Inzwischen haben eben jene Justice ebenfalls ihr Debütalbum herausgebracht und schon wird in der Presse von einem Zweikampf dieser Bands gesprochen. Allerdings ist das wohl eher ein Medienhype, die Bands verstehen sich, wie sie gegenseitig betonen. James Ford muß sich sowieso nicht allzuviele Gedanken, um sein Bankkonto machen, schließlich hat er 2007 bereits zwei der erfolgreichsten Alben des Jahres produziert, nämlich das Erstlingswerk der Klaxons aber auch "Favourite Worst Nightmare" von den Artic Monkeys. Simian Mobile Disco haben also allen Grund, gelassen zu bleiben und diese Coolness strahlten sie auch aus, wenn sie hinter ihren Reglern hantierten, die auf der Bühne aufgebaut waren. James Ford danieldüsentriebte rechts von der Bühne, der blonde Jason Shaw mixte vorne links, dem Publikum stets den Rücken zugewandt. Erst am Ende des Konzerts nahmen die beiden den Kontakt zu den Fans auf und ließen sich verdientermaßen feiern. Die Setlist von Simian Mobile Disco am heutigen Abend umfasste logischerweise Stücke von "Attack Decay Sustain Release" aber nicht ihren alten Hit "Never Be Alone". Den Kids, vor allem den Szene-Girlies im Cabaret Sauvage, hat es sehr gefallen, ich persönlich weiß allerdings nicht, ob ich zum Raver werde, dafür ist die Liebe zum Indie-Rock doch zu groß. Trotzdem wurde auch ich nicht gelangweilt, obwohl am Ende einen gewisse Eintönigkeit nicht zu leugnen war.
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