Dienstag, 12. Juni 2007

The White Stripes, Paris, 11.06.07

Konzert: The White Stripes
Datum: 11.06.2007
Ort: Le Zénith, Paris
Zuschauer: (weitestgehend) ausverkauft

Als ich Jack White im August 2006 während des Festivals Rock en Seine in Paris mit seinen Raconteurs live erlebte, hätte ich nicht gedacht, ihn so schnell mit seiner falschen Schwester (sondern geschiedenen Ehefrau) Meg als White Stripes wiederzusehen...

Zu viel Spaß schien ihm das Projekt Raconteurs zu machen, zu groß der Erfolg der Hitsingle "Steady As She Goes" zu sein, um dieses Abenteuer schnell zu beenden. Alle Raconteurs- Fans können im Übrigen beruhigt sein: die Band macht weiter, noch in diesem Jahr wird ein neues Album erscheinen!

Trotzdem hat Jack White noch die Zeit gefunden, neues Material mit seiner Ex-Frau aufzunehmen. "Icky Thump" heißt das nunmehr 6. Album des Duos, genau wie die bereits vorab ausgekoppelte Single. Das wild rockende Stück hatte schon mal Lust auf mehr gemacht, mit seinen harten Gitarrenriffs und der Falsett-Stimme von Jack. Ein wahrer Blues-Rock Shocker in bester Led Zeppelin Manier!

Auf dem Weg zum nach Bercy zweitgrößten Musiksaal (wenn man mal die Fußballstadien weglässt) jedoch bereits die erste Ernüchterung: ich hatte die Batterie meiner Kamera auf der Ladestation vergessen! Mist, ich wollte doch gute Bilder machen! Wäre aber eh nichts draus geworden, denn sämtliche Photoapparate wurden von der Security des Zéniths vor dem Eingang eingesammelt, auch meinen erwischte es, obwohl es mir mangels Batterie unmöglich gewesen wäre, ihn zu verwenden...

Drinnen wimmelte es nur so vor schwarz-rot gekleideten stylishen Menschen, The White Stripes setzen halt eben auch modisch Maßstäbe. Zudem spielt ihnen der aktuelle Trend zu schwarzen, oder roten Jeans und rotem Nagellack in die Hände. Schon erstaunlich, wie man mit der Rückbesinnung auf drei Farben (neben schwarz und rot auch noch weiß), in der modernen Welt goldrichtig (oder schwarz-rot-weiß-richtig) liegen kann! Auch ihre schon seit langem dominierenden Vorliebe für traditionelles Vinyl findet immer mehr gerade junge Anhänger, CDs scheinen weitestgehend out zu sein. Um stilecht seiner Leidenschaft für die sperrigen Dinger zu frönen, hätte man sich sogar einen Original White Stripes Vinylschoner zulegen können, den es am Merchandising Stand für stolze 15 Euro zu erwerben gab. Neben den durchaus schönen T-Shirts - diesmal mit einem skelettenen Brustkorb und rot schimmerndem Herzen darunter - verkauften die flotten Händler auch Poster der aktuellen Europa-Tournee, die die White Stripes vor Paris nach Wien, Rom und Mailand führte. 20 Euro waren mir dann aber doch ein bißchen viel für ein hübsch bedrucktes Blatt Papier.

Im inneren Saal des Zénith machte ich es mir mit Cécile dann auf den roten (passte ja) Plastiksesseln bequem und harrte der Dinge, die da kommen würden. Auf der Bühne war bereits das imposante Schlagzeug von Meg aufgebaut und zwar wie immer seitlich, während hinten mehrere Gitarren in einem Ständer auf die flinken Finger von Jack warteten. Überflüssig zu erwähnen, daß die Bühne rot schimmerte, während der Saal schwarz zu sein schien, obwohl er bei Licht betrachet eher dunkelblau ist (in Frankreich sind halt blau-weiß-rot die dominierenden Farben und nicht schwarz-weiß-rot).

Dann ging auch schon das Licht aus und das teuflische Duo bezog Stellung. Sofort heulte Jacks Gitarre auf und Meg begann mit ihrem wilden Topfschlagen. "Puff! Peng! Puff! Peng!, schepperte es, wenn sie auf die Drums einhämmerte. Jack, komplett in rot gekleidet, jaulte himmelhoch wie Robert Plant zu seinen besten Tagen. Welches Lied wurde da gespielt? Etwa "Little Cream Soda" welches ein Highlight des neuen Albums sein soll? Oder "Prickly Thorn"? Für mich nicht zu beurteilen, da der aktuelle Longplayer halt eben noch nicht erschienen ist. "Icky Thump" war dann das erste Lied, was ich- und die meisten Zuschauer im Zénith erkannten. Worum geht es in dem Song überhaupt? In einem Interview der "Rock and Folk" verweist Herr White auf einen Ausruf der Verwunderung, der im Norden Englands verwendet wird: "By Ecky Thump!", während Meg eher zum Inhalt Stellung bezieht, wo es um die mexikanische Einwanderung nach Amerika geht. Live zog das Stück auf jeden Fall schon einmal ziemlich gut, wenn auch etwas weniger als die altbekannten Klassiker. Die wurden eher gegen Mitte des Sets serviert, nachdem auch eine fabelhafte bluesige Ballade, höchstwahrscheinlich "300 MPH Torrential Outpoor Blues" gebracht wurde.

"Hotel Yorba" war dann einer der gespielten Klassiker, der die Massen elektrisierte. Zum ersten Mal schwang ich das Tanzbein, das Meer an Köpfen auf den Stehplätzen, welches ich gut von oben erkennen konnte, wippte im Takt. Für mich immer noch einer der besten Songs der Band! Genauso wie die wunderbare Country-Nummer "Jolene". "Jolene, Jolene, Jolene, Joleeene!" ertönte es aus tausenden Kehlen. Ich mußte an eine verflossene Liebe aus meiner Studentenzeit denken, Holländerin war sie und sehr hübsch und intelligent. Aber das ist vorbei, Cécile heißt seit nunmehr zwölf Jahren meine Herzensdame! An dieser Stelle trotzdem viele Grüße nach Holland! Jolene Ederveen, wie geht es Dir? Bist Du auch verheiratet, hast Du Kinder? Liest Du meinen Blog? Zurück zu den White Stripes: die spielten in der Folge wieder einiges neues Material, was ich (noch) nicht kannte, aber auch immer mal wieder altes. Beispiel gefällig? "Hello Operator" von ihrem zweiten Album "De Stijl". Das kam gut! Noch besser gefiel mir allerdings "In The Cold, Cold Night", bei dem Meg hinter ihrem Schlagzeugset hervortrat und mit sehr guter Stimme den Text sang. Vielleicht sollte sie öfter mal den Gesangespart unternehmen, das würde für Abwechslung sorgen...

Bei diesem einmaligen Ausflug ans Mikro von Meg blieb es aber dann, danach war wieder Jack dran. Neben dem Gesang und den Gitarrenparts war er auch für einige Einlagen an einem altertümlich wirkenden Piano (oder einer alte Orgel?) verantwortlich, was das Publikum begeistert aufnahm. Ebenso gut kam an, daß er mit einer Polaroid-Kamera Bilder der Fans schoß und diese dann wie eine Frisbee-Scheibe ins Publikum schleuderte. Viel wird allerdings auf den Pics nicht zu erkennen gewesen sein,sie hatten kaum die Zeit zu trocknen!

Blue Orchid von "Get Behind Me Satan" beschloß dann nach circa 90 Minuten das offizielle Set, bevor die beiden Amerikaner wiederkamen und noch vier Zugaben spielten. "I Just Don't Know What To Do With Myself" wurde begeistert aufgenommen, aber größter Abräumer war natürlich...."Seven Nation Army", dessen prägnantes Gitarrenriff auch noch nach dem Verklingen des letzten Tones, minutenlang nachgesummt wurde. Ein würdiger Abschluß für ein solides und gutes Konzert, welches mich allerdings nicht ganz so umgehauen hat, wie das von 2005 an gleicher Stelle. In mir wächst das Bedürfnis, die White Stripes auch einmal in einem mittelgroßen Saale zu erleben, aber dies wird wohl ein frommer Wunsch bleiben...

Highlights der Setlist White Stripes Paris:

- Icky Thump
- Hotel Yorba
- Jolene
- Hello Operator
- In The Cold, Cold Night
- Blue Orchid

- I Just Don't Know What To Do With Myself (Z)
- Seven Nation Army (Z)

von Oliver


9 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Wie jetzt? Die haben alle Kameras weggenommen? Auch die kleinen Taschenkameras mit denen man nichts professionelles machen kann? Hat man die denn nachher wiederbekommen, oder dürfen sich jetzt alle White Stripes Fans neue Kameras kaufen? Und liegt das an der Halle oder an der Band?

Oliver Peel hat gesagt…

Die Kameras durfte man sich nach dem Konzert an einer "Garderobe" für Photoapparate abholen.
Es lag also am Zénith.
Wir Blogger haben kein leichtes Leben!

Oliver Peel hat gesagt…

Die Kameras durfte man sich nach dem Konzert an einer "Garderobe" für Photoapparate abholen.
Es lag also am Zénith.
Wir Blogger haben kein leichtes Leben!

Anonym hat gesagt…

Okay. Meine größte Sorge bei Auslandskonzerten ist immer, dass die mir meine Kamera abnehmen und ich nicht verstehe worum es geht oder mit den Ordnern diskutieren kann. Deswegen lasse ich sie dann meistens zuhause. Sollte ich jemals ins Zénith weiß ich also schon mal Bescheid (ich hätte es aber durchaus auch den White Stripes persönlich zugetraut, dass sie solche Regelungen verlangen...schlechte Erfahrungen mit dieser Band!). Was ist mit Kamerahandys? Die können doch mittlerweile fast so viel wie eine Digicam...

Oliver Peel hat gesagt…

Sehr gute Frage, Christina!
Kamerahandys sind ein Grenzfall...
Ich habe gesagt, daß es am Zénith lag, weil sie das wohl dort grundsätzlich mit dem Photoverbot so handhaben, was aber noch nicht heißt, daß die White Stripes an anderen Orten nicht ebenfalls die Knipserei verbieten.

Anonym hat gesagt…

...Elysée Montmatre, Olympia, Zénith und zweimal Reading, aber diesmal hab' ich's einfach nicht geschafft...

Nächstes mal bin ich wieder dabei.

Aber wenn das Zénith noch nicht mal ausverkauft war, werden die Hallen ja vielleicht auch wieder kleiner.

Oliver Peel hat gesagt…

Bin mir nicht sicher, ob das Zénith ausverkauft war, oben gab es noch ein paar Sitzplätze. Aber das heißt ja nicht viel.
Wahrscheinlich gab es doch keine Karten mehr, obwohl mir keine Schwarzhändler draußen aufgefallen sind...

Oliver Peel hat gesagt…

Inzwischen gehe ich davon aus, daß das Kameraverbot doch auf das Konto der White Stripes ging, arrg!

Außerdem verfüge ich auchendlich über das neue Album und kann aufgrund meiner Aufzeichnungen die neuen Lieder und auch noch ein paar Klassiker identifizieren:

Ergänzung der Setlist The White Stripes, Zénith, Paris: (in der richtigen Reihenfolge)

- Cannon
- Effect And Cause
- Do
- I'm Slowly Turning Into You
- I Think I Smell A Rat
- Catch Hell Blues
- Ball And Bisciut

- Black Math (Z)
- Passive Manipulation (Z)

Anonym hat gesagt…

hotel yorba!
definitiv ihr tollstes. aus meiner sicht. (;
und dass meg öfter singen sollte, da stimme ich mit dir über ein.


ein sehr toller bericht.
ich verspüre das gefühl von neid. großem neid. zwei jahre ist es her, dass ich sie sah. ):

 

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