Konzert: Scout Niblett
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 01.12.2013
Dauer: 60 min
Zuschauer: keine 200
Am Wochenende habe ich mich erstmals seit Jahrzehnten wieder mit Schulchemie beschäftigen müssen und den Unterschied zwischen exothermen und endothermen Reaktionen erklären müssen. Wenn mein "Schüler" heute mit im Gebäude 9 gewesen wäre, hätte er mir wohl bei jedem Einsatz des Scout Niblett begleitenden Schlagzeugers Jan Philipp Janzen ins Ohr geflüstert "exotherm!"
Scout Niblett hat bei der Auswahl ihrer beiden Begleiter ein glückliches Händchen bewiesen. Schon bei meinen diversen Konzerten in dieser Konstellation im Sommer gefielen mir die zweite Gitarre (Miguel Ortiz Caturani) und das Schlagzeug ausgezeichnet. Ich habe leider zu wenig Musik-Ahnung, um das fundiert beurteilen zu können, mir scheinen die beiden aber ganz ausgezeichnete Musiker zu sein. Insbesondere bei Jans explosiven Einsätzen, die wegen der Arrangements der Musik immer wieder nach Pausen vorkommen, war ich beeindruckt und fast schon zu sehr von der Hauptdarstellering abgelenkt.
Die war krank. Emma hustete häufig und trank Tee. Das hinderte sie aber nicht daran, in den Liedern zu schreien, in denen sie schreit und eine Stunde durchzuhalten. Nur einmal gegen Ende (bei What can I do?) hatte ich den Eindruck, daß das Leiserwerden ihrer Stimme nicht gewollt war. Zwischen den Liedern sah man der in Portland lebenden Engländerin an, wie viel Anstrengung das heutige Konzert erforderte. Sie sah kaputt aus, aber anders kaputt, als das Rockstars nun man tun. Daß der Auftritt vor diesem Hintergrund nicht nur einer war, den man wohlwollend zur Kenntnis nimmt und ein wenig mit der Bronchitis entschuldigt, sondern sich keine Spur von denen im Sommer unterschied, kann man der Sängerin mit der roten Blume im Haar nicht hoch genug anrechnen! Das tat das Publikum auch. Ich kann mich an kein anderes Konzert im Gebäude 9 in diesem Jahr erinnern, bei dem so intensiv applaudiert wurde!
Der Auftritt begann bereits um halb neun. Die neuen, früheren Startzeiten in Köln verunsichern mich immer noch. Ich habe mich jahrelang beschwert, daß Konzerte unter der Woche (gerne auch mit zwei Vorgruppen) elendig spät anfingen, Heute war das Konzert um 21:32 Uhr beendet - und auch das fühlt sich komisch an. Konzertgänger sind schwierig zufrieden zu stellen. Scout kam zunächst wieder alleine auf die Bühne. Sie spielte Uptown top ranking, das sie 2004 als Single veröffentlich hatte. Das Stück ist ein Cover eines jamaikanischen Reggae-Duos, das Ende der 70er Jahre ein Hit in England war. Das Original kenne ich nicht, die Scout Niblett Version war mir auch neu, sie gefiel mir ausgezeichnet.
Danach kam zunächst Schlagzeuger Jan dazu. Er saß zwar zu Beginn des zweiten Stücks (All night long) schon an seinem Platz, stieg aber erst mittendrin ziemlich unverhofft und heftig (-> exotherm) ein. Zum nachfolgenden Gun kam dann auch Miguel dazu - und die Frau mit den kurzen Haaren in meiner Nähe begann, headzubangen.
Wie großartig die Arrangements sind, fiel mir bei Can't fool my now auf. Miguel spielt dabei am Anfang eine zu Scout gegenläufige Melodie. Alleine diese Passage rechtfertigte den Sonntagsausflug nach Köln! In der Mitte des Stücks spielte fast nur die Britin, erst gegen Ende stiegen ihre beiden Begleiter wieder ein.
Trotz ihres gesundheitlichen Handicaps, nahm sich Scout Niblett nicht zurück. Bei Nevada mit dem gebrüllten Beginn "so put on that suit...", stmpfte sie mit den Beinen auf den Bühnenboden, als sei sie fit und unausgelastet. Der Gesichtsausdruck danach sprach eine andere Sprache, aber akustisch war das Konzert nun wirklich nicht!
Irgendwann in einer der langen Stimmpausen, fragte die Sängerin wie üblich, ob wir Fragen hätten. Statt eines Liedwunschs fragte wirklich jemand, "ob der Typ aus dem King Georg" auch da sei. "Jan? Ja, der ist hier!" - "Nein, der mit dem Du damals aufgetreten bist!" - "Ich glaube nicht." Ich hatte das erwähnte Konzert zwar auch gehört aber nicht gesehen, da ich als letzter in die Clubbar reingelassen wurde und in der Tür stehen musste und nichts von Scout oder ihrem Begleiter sehen konnte. Gitarrist Miguel erklärte, der Musiker komme aber zum Weekend Festival und übernachte da auf seiner Couch, wie er erfahren habe. "Ach, nicht Robert Forster?" Wer um Fragen bittet...
Miguel erklärte einen anderen Zwischenruf (auf Spanisch) seiner Frontfrau damit, daß den der "George Clooney Kölns" gemacht habe. "Oh, dich will ich kennenlernen!" - "Das ist mein Mitbewohner," kommentierte Miguel. Es war sehr deutlich ein Heimspiel des Trios, auch wenn der Kopf der Band leider nicht in Köln lebt.
Bei Could this possibly be? guckte Scout oft nach hinten zum Backstage-Bereich. Ich konnte das nicht deuten, nach dem nächsten Lied war dann aber Schluß. Eine Zugabe gab es trotz des langen und lauten Applauses nicht. Daß sich die kranke Musikerin eine Stunde durch den Abend gequält hatte und sich dies nicht anmerken ließ, war eindrucksvoll genug. Die fehlende Zugabe schade aber vor diesem Hintergrund selbstverständlich!
Vielleicht war mein viertes Scout Niblett Konzert in diesem Jahr sogar mein bestes, wobei das Quatsch ist, weil der King Georg Auftritt ganz besonders großartig war. Aber alleine, daß ich mir die Frage stelle, zeigt, wie extrem kurzweilig auch der vierte Abend mit der kleinen, lauten Engländerin war!
Setlist Scout Niblett, Gebäude 9, Köln:
01: Uptown top ranking (solo) (Althea & Donna Cover)
02: All night long
03: Gun
04: Can't fool me now
05: My man
06: Second chance dreams
07: Your last chariot
08: Nevada
09: Let thine heart be warmed
10: Could this possibly be?
11: What can I do?
Links:
- aus unserem Archiv:
- Scout Niblett, Paris, 27.11.13
- Scout Niblett, Jena, 24.06.13
- Scout Niblett, München, 11.06.13
- Scout Niblett, Köln, 09.06.13
- Scout Niblett, Paris, 08.06.13
- Scout Niblett, Duisburg, 04.06.13
- Scout Niblett, Berlin, 03.06.13
- Scout Niblett, Mannheim, 31.05.13
- Scout Niblett, Köln, 14.01.12
- Scout Niblett, Paris, 09.05.11
- Scout Niblett, Paris, 07.06.10
- Scout Niblett, Paris, 30.11.09
- Scout Niblett, Paris, 24.05.08
- Scout Niblett, Paris, 17.12.07
Die war krank. Emma hustete häufig und trank Tee. Das hinderte sie aber nicht daran, in den Liedern zu schreien, in denen sie schreit und eine Stunde durchzuhalten. Nur einmal gegen Ende (bei What can I do?) hatte ich den Eindruck, daß das Leiserwerden ihrer Stimme nicht gewollt war. Zwischen den Liedern sah man der in Portland lebenden Engländerin an, wie viel Anstrengung das heutige Konzert erforderte. Sie sah kaputt aus, aber anders kaputt, als das Rockstars nun man tun. Daß der Auftritt vor diesem Hintergrund nicht nur einer war, den man wohlwollend zur Kenntnis nimmt und ein wenig mit der Bronchitis entschuldigt, sondern sich keine Spur von denen im Sommer unterschied, kann man der Sängerin mit der roten Blume im Haar nicht hoch genug anrechnen! Das tat das Publikum auch. Ich kann mich an kein anderes Konzert im Gebäude 9 in diesem Jahr erinnern, bei dem so intensiv applaudiert wurde!
Der Auftritt begann bereits um halb neun. Die neuen, früheren Startzeiten in Köln verunsichern mich immer noch. Ich habe mich jahrelang beschwert, daß Konzerte unter der Woche (gerne auch mit zwei Vorgruppen) elendig spät anfingen, Heute war das Konzert um 21:32 Uhr beendet - und auch das fühlt sich komisch an. Konzertgänger sind schwierig zufrieden zu stellen. Scout kam zunächst wieder alleine auf die Bühne. Sie spielte Uptown top ranking, das sie 2004 als Single veröffentlich hatte. Das Stück ist ein Cover eines jamaikanischen Reggae-Duos, das Ende der 70er Jahre ein Hit in England war. Das Original kenne ich nicht, die Scout Niblett Version war mir auch neu, sie gefiel mir ausgezeichnet.
Danach kam zunächst Schlagzeuger Jan dazu. Er saß zwar zu Beginn des zweiten Stücks (All night long) schon an seinem Platz, stieg aber erst mittendrin ziemlich unverhofft und heftig (-> exotherm) ein. Zum nachfolgenden Gun kam dann auch Miguel dazu - und die Frau mit den kurzen Haaren in meiner Nähe begann, headzubangen.
Wie großartig die Arrangements sind, fiel mir bei Can't fool my now auf. Miguel spielt dabei am Anfang eine zu Scout gegenläufige Melodie. Alleine diese Passage rechtfertigte den Sonntagsausflug nach Köln! In der Mitte des Stücks spielte fast nur die Britin, erst gegen Ende stiegen ihre beiden Begleiter wieder ein.
Trotz ihres gesundheitlichen Handicaps, nahm sich Scout Niblett nicht zurück. Bei Nevada mit dem gebrüllten Beginn "so put on that suit...", stmpfte sie mit den Beinen auf den Bühnenboden, als sei sie fit und unausgelastet. Der Gesichtsausdruck danach sprach eine andere Sprache, aber akustisch war das Konzert nun wirklich nicht!
Irgendwann in einer der langen Stimmpausen, fragte die Sängerin wie üblich, ob wir Fragen hätten. Statt eines Liedwunschs fragte wirklich jemand, "ob der Typ aus dem King Georg" auch da sei. "Jan? Ja, der ist hier!" - "Nein, der mit dem Du damals aufgetreten bist!" - "Ich glaube nicht." Ich hatte das erwähnte Konzert zwar auch gehört aber nicht gesehen, da ich als letzter in die Clubbar reingelassen wurde und in der Tür stehen musste und nichts von Scout oder ihrem Begleiter sehen konnte. Gitarrist Miguel erklärte, der Musiker komme aber zum Weekend Festival und übernachte da auf seiner Couch, wie er erfahren habe. "Ach, nicht Robert Forster?" Wer um Fragen bittet...
Miguel erklärte einen anderen Zwischenruf (auf Spanisch) seiner Frontfrau damit, daß den der "George Clooney Kölns" gemacht habe. "Oh, dich will ich kennenlernen!" - "Das ist mein Mitbewohner," kommentierte Miguel. Es war sehr deutlich ein Heimspiel des Trios, auch wenn der Kopf der Band leider nicht in Köln lebt.
Bei Could this possibly be? guckte Scout oft nach hinten zum Backstage-Bereich. Ich konnte das nicht deuten, nach dem nächsten Lied war dann aber Schluß. Eine Zugabe gab es trotz des langen und lauten Applauses nicht. Daß sich die kranke Musikerin eine Stunde durch den Abend gequält hatte und sich dies nicht anmerken ließ, war eindrucksvoll genug. Die fehlende Zugabe schade aber vor diesem Hintergrund selbstverständlich!
Vielleicht war mein viertes Scout Niblett Konzert in diesem Jahr sogar mein bestes, wobei das Quatsch ist, weil der King Georg Auftritt ganz besonders großartig war. Aber alleine, daß ich mir die Frage stelle, zeigt, wie extrem kurzweilig auch der vierte Abend mit der kleinen, lauten Engländerin war!
Setlist Scout Niblett, Gebäude 9, Köln:
01: Uptown top ranking (solo) (Althea & Donna Cover)
02: All night long
03: Gun
04: Can't fool me now
05: My man
06: Second chance dreams
07: Your last chariot
08: Nevada
09: Let thine heart be warmed
10: Could this possibly be?
11: What can I do?
Links:
- aus unserem Archiv:
- Scout Niblett, Paris, 27.11.13
- Scout Niblett, Jena, 24.06.13
- Scout Niblett, München, 11.06.13
- Scout Niblett, Köln, 09.06.13
- Scout Niblett, Paris, 08.06.13
- Scout Niblett, Duisburg, 04.06.13
- Scout Niblett, Berlin, 03.06.13
- Scout Niblett, Mannheim, 31.05.13
- Scout Niblett, Köln, 14.01.12
- Scout Niblett, Paris, 09.05.11
- Scout Niblett, Paris, 07.06.10
- Scout Niblett, Paris, 30.11.09
- Scout Niblett, Paris, 24.05.08
- Scout Niblett, Paris, 17.12.07
1 Kommentare :
Ich muss sagen, dass Konzert hat mich geärgert. Wenn man keine Vorband hat, sollte man das irgendwie ausgleichen und selber länger spielen.
Frau Niblett hat zwar professionell ihren Pflichtteil runtergespielt und genau das war das Problem. Man merkte ihr an den ersten Akkorden an, dass sie keine Lust hat bzw. nicht in der Lage war ein Konzert zu spielen. Ihr Gitarrenspiel klang lustlos, ihre Stimme dafür als ob sie fit wäre. Es wirkte als ob sie das alles nur schnell hinter sich bringen will und eigentlich auch nur mit ihrer Band kommuniziert. Statt das Publikum mit schweigen zu bestrafen, hätte sie direkt zu anfang was zu ihrem Gesundsheitszustand sagen sollen. Ihr "i'm sick and rubbish" kam viel zu spät. Dieses nervige Gitarrengestimme nach jedem Song geht irgendwann auch gar nicht mehr. Das erinnert dann in den Momenten eher an eine peinlich berührte Schülerband.
Ich war erstaunt, dass das Publikum trotz Niblets schlechter Laune ihr so viel Applaus und Wohlwollen entgegen brachte. Verdient war das nicht.
Überrascht war ich nachher auch, dass sie dann beim Merchandise ausgeholfen hat.
Natürlich war es klar, dass nach dem Auftritt auf dem Dach des Museum Ludwigs die Erwartungen hoch waren und dieses Konzert dort einmalig war, aber trotz allem war das so mein schlechtestes Konzert dieses Jahr, so sehr ich die Frau auch mag.
Der Ex-Urlaub in Polen Schlagzeuger ist eine Bereicherung. Eine richtig gute Wahl dieser Psycho am Schlagzeug, der wirkt als ob er vor jedem Auftritt LSD oder Pilze geschluckt hat.
Der Gitarrist ist zwar gut, aber ich finde das sein Sound so gar nicht zu der Band passt. Er klingt wie ein 0815 Studiogitarrist für irgendwelche x-beliebigen Acts und hat keine eigene Note. Zu Niblett passt der eher rauere, natürliche Klang eines Instruments.
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