Freitag, 1. November 2013

Juana Molina, Paris, 26.10.13


Konzert: Soirée The Spirit Of Pierre-Louis mit Money, Juana Molina u.v.a.
Datum: 26.10.2013
Ort: Le Trabendo, Paris
Zuschauer: geschätzte 300
Konzertdauer: jeweils nur eine halbe Stunde pro Künstler


Ist die Anreise von Argentinien aus zu beschwerlich, oder ist es so schwierig, Booker in Frankreich und Deutschland von ihren Qualitäten zu überzeugen? Ich weiß es nicht wirklich, war aber sehr froh, endlich mal wieder von einem Live Date von Juana Molina zu erfahren. Die Sache fand im Rahmen einer Veranstaltung zu Ehren von Pierre-Louis Berlatier statt, einem kulturschaffenden und musikbegeisterten Franzosen, der am 10. August 2013 verstorben ist.

Es traten an jenem Abend im Trabendo mehrere Künstler und ein paar DJs zu seinen Ehren auf, darunter auch der Brite Money, der vor Juana ein schönes Solokonzert mit dem Highlight True Love Will Find You In The End, einem Cover von Daniel Johnston, abgeliefert hatte. Money spielte lediglich Gitarre und  Piano und begeisterte mit seiner Falsetstimme und seiner angenehmen Ausstrahlung. Sein Auftritt  dauerte nur 30 Minuten und auch der von Molina sollte nicht länger werden.

Die knappe halbe Stunde mit der langgelockten Argentinierin war aber allemal die recht lange Anfahrt wert.




Bekannt als kauzige und widerspenstige Persönlichkeit erschien Molina mit finsterer Miene und legte zunächst mit E-Piano und gesampelten argentinischen (nun ja, spanischen natürlich) Texten und dem Stück Un Día los. Kraftvoll und charakterstark ihre Stimme, halluzinatorisch, die Wirkung ihrer Loops. Es hallte bald "one day, one day, one day" aus allen Ecken, die Geschichte war äußerst tanzbar und beinhaltete auch voraufgenommene Saxonfonklänge. Keine Anhnung was die Texte besagten, aber das war nicht so erheblich, denn dieser Umstand sorgte gerade für die exotische Wirkung.



In keine Schublade zu pressen, was Molina in der Folge da kredenzte, der fast jodelartige Gesang erinnerte ein wenig an Tune-yards, die Sounds an Animal Collective, Entertainment For The Braindead, Touchy Mob oder Rio en Meddio zumindest vage. Letztlich klingt nämlich Juana wie kein anderer Künstler weltweit. Ist wirklich ihr ganz eigenes Gebräu, was sie da zusammenmischt und dies schon seit einigen Jahren. Nicht unbedingt leicht genießbar im Übrigen, aber sehr originell und überwältigend in der Wirkung, wenn man sich drauf einlässt.



51 Jahre alt ist die auch schauspielernde Argentinierin inzwischen, 6 Alben hat sie veröffentlicht, rechnet man das brandaktuelle Werk Wed21 mit ein. Davon spielte sie den duften Song Eras, ein schwüles myteriöses Etwas mit mal aggressiven, mal harmonischen Gitarrenklängen, überraschenden Intensitätsteigerungen und einer gewaltigen inneren Wucht. Ein Lied, das gleichzeitig sanft und roh klang, tanzbar und hypnotisch war und eine starke Anziehungskraft auf mich ausübte.


Stücke dieser Güte (beispielsweise Quién, ein Hammer!) hatte Juana gleich mehrere zu bieten und deshalb kann ich es kaum erwarten, die geniale Südamerikanerin am 16 November im Petit Bain in Paris wiederzusehen. In Berlin spielt sie am 1. November im Hau- Hebbel am Ufer. Hingehen, Freunde!!




Juana Molina, Paris, 20.04.09




 

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