Dienstag, 5. November 2013

Bogan Via, Paris, 21.10.13


Konzert Bogan Via (Cocofka, Moneke)
Ort: Le 114, Paris
Datum: 21.10.2013
Zuschauer: etwa 150
Konzertdauer: etwa 35-40 Minuten



Phoenix, Arizona ist eine Stadt, in der sich gerne amerikanische Rentner ansiedeln, weil die trockene Hitze gut für ihre klapprigen Gelenke sein soll und wohl auch gegen Rheuma hilft.  Dass es in dieser von alten Menschen bevölkerten Wüstenlandschaft auch eine junge, pulsierende Musikzene gibt, vermutet man deshalb eher weniger.

Aber es wirken dort ein paar tolle Bands, unter anderem RøAR, North Dakota, Wooden Indian, Michelle Blades, Stephen Steinbrink, Courtney Marie Andrews (inzwischen allerdings in Seatlle lebend) und eben Bogan Via, um die es hier gehen soll.

Vermittelt hatte ihnen die Show im Pariser 114 Michelle Blades, die es von Phoenix seit Anfang 2013 nach Paris verschlagen hat. Und für einen Montag war es im schmucken 114 recht gut gefüllt.

3 Bands standen insgesamt auf dem Programmzettel. CoCoFKa, eine ziemlich tolle Band aus Paris, die ich leider verpasst hatte (abe schon kannte), Bogan Via und am Ende noch eine französische Bluesrockband, die mich nicht weiter interessierte und zur Flucht in ein gegenüber liegendes Café verleitete.


Aber wer sind nun diese Bogan Via, was steckt hinter diesem Namen? Nun, es handelt sich um ein gemischtes Elektropop-Duo bestehend aus Bret William Bender und Madeline Miller. Gegen 21h 15 standen diese beiden jungen Sympathen auf der Bühne des 114 und konnten mich schon von Beginn an auf ihre Seite ziehen. Ihr quirliger Pop war einfach unverschämt catchy und perlend, die Stimmen der beiden eine Wucht. Seine sehr trocken und cool, ihre glockenklar und fast sopran zu nennen. Ihre Gesangesorgane betteten sie auf enorm schwungvolle Synthiemelodien, wie man sie seit Au Revoir Simone oder Chairlift (in ihren besten Momenten) nicht mehr so überzeugend gehört hat. Das machte echt Laune, war tanzbar und wahnsinnig charmant.

Und die Songs gingen runter wie Öl. Darunter etliche Tracks von der wirklich gelungenen EP, wie z.B. der taufrische Opener Wait Up, zu dem ich ordentlich mitwippte, oder das eightiesinfizierte Copy and Paste (dachten die da an unseren ehemaligen Verteidigungsminister?), oder auch das klöppelnde TES mit seiner unwiderstehlichen Melodie im Refrainteil.





In jeder Hinsicht boten Bogan Via Elektropop wie ich ihn liebe. Charmant, organisch und sahnig gerührt. Keine Synthiemusik mit wummernden Bässen und cooler Pose, sondern echte Musik, lediglich mit modernen Mitteln unterstützt. Manchmal spielte Bret William auch Akustikgitarre.

Und wer einen richtigen Hit mit Chartspotential suchte, fand ihn auch. Kanye (keine Ahnung, ob es einen Bezug zu dem komischen Rapper gibt) war so eingängig und lieblich gesungen und mit einem solch unwiderstehlichen Ryhthmus gesegnet, daß es zwecklos war, sich zu wehren.


Hinterher musste ich deshalb sofort die EP und die 7 inch Single käuflich erwerben. Bogan Via mussten unterdess auf ihrer Tour schon weiterziehen und Paris noch in der Nacht verlassen. Ihr großes Ziel war ein Festival in Tromsø in Norwegen, wo sie zusammen mit Austra auftreten sollten.

Ich bin sicher daß wir von Bogan Via und auch von anderen Musikern aus Phoenix noch so einiges hören werden. Und wenn wir alt sind, ziehen wir auch nach Arizona und legen uns den ganzen Tag in die Hitze, um unsere rheumatischen Beschwerden zu lindern!



 

Konzerttagebuch © 2010

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