Konzert: Athlete
Ort: Luxor, Köln
Datum: 14.10.2009
Zuschauer: so gut wie ausverkauft
Dauer: gut 85 min
Wenn ich ganz ehrlich bin, wäre ich vor ein paar Monaten an einem solchen Abend ganz sicher nicht zu Athlete gegangen. Da hätte ich seit Ewigkeiten keine Platte der Band mehr gehört gehabt. Ich wäre zwar irgendwie sicher gewesen, Athlete zu mögen, aber ich mag auch Erdbeer-Eis und esse es sehr selten. Vermutlich hätte ich mich, wenn ich schon in einer solch anstrengenden Woche zu einem Konzert gegangen wäre, dann für Julie Doiron oder die Felice Brothers entschieden. Auf die Idee, Athlete zu sehen, wäre ich im Leben nicht gekommen.
Und dann war Haldern. Bei einem Festival sieht man sich ja eher einmal solche Erdbeer-Eis-Bands an, wenn nicht gerade parallel etwas Spannenderes passiert. Auf der Bühne unseres Lieblingsfestivals lösten die Engländer dann den gleichen Effekt bei mir aus, wie vorher nur Travis oder I Am Kloot, sie überraschten mich mit einem sensationell guten Konzert, das ich so nie erwartet hätte. So ein Auftritt, bei dem ich mir immer wieder dachte "ach, das Stück gibt es ja auch noch, das ist großartig!" Athlete reihten sich also in die Liste der zu unrecht unterschätzten Bands ein, denn mit ihrer Hitdichte und ihrer mitreißenden Art, die vorzutragen, gehören sie in größere Läden als das Luxor.
Ich konnte natürlich auch nicht einschätzen, wie viele Leute wohl an solch einem Dienstag zu Athlete kommen würden. Auf der Straße vor dem Club stand kaum jemand, als ich ankam, bei der Kälte aber eigentlich kein Wunder. Drinnen füllte es sich aber schnell recht gut. Als der Roadie mit dem Foo Fighters Shirt gegen neun Lichtzeichen gab, daß es gerichtet wäre, war der Club voll.
Athlete besteht eigentlich aus vier Musikern. Auf Tour kommt ein zweiter Gitarrist dazu; ich glaube, es war Johnny Pilcher. Zur Stammbesetzung der Band aus London gehören Sänger und Gitarrist Joel Pott, Bassist Carey Willets, Keyboarder (wichtig!) Tim Wanstall und Schlagzeuger Stephen Roberts. Gemeinsam haben alle fünf, daß sie nicht sonderlich nach Musikern aussehen, zumindest nicht nach der Sorte, die sich als schlechte Vorbilder eignen. Sie wirken sehr sympathisch, eher gemütlich. Der wildeste Mann auf der Bühne war der Roadie, der das auch später noch beweisen sollte. Für eine Band, die auch in den aktuell schwierigen Zeiten für Musiker, sicher gutes Geld verdient hat, macht auch Frontmann Joel einen verflucht bescheidenen Eindruck. Ich nehme den fünfen hundertprozentig ab, daß ihnen auch Dienstagabend-Auftritte in einem kleinen düsteren Club in Köln mächtig Spaß machen. Da war keine Routine oder großspuriges Runterjammern der Stücke zu spüren. Und das verbindet sie eben mit Bands wie Travis oder auch Coldplay. Mir ist es dann doch vollkommen egal, ob es indie ist, zu solchen Radiobands zu gehen, wenn deren Auftritte so viel glaubwürdiger sind, als die von irgendwelchen Glasvegassen. So indie wie Athlete werden die nie sein.
Athlete haben im Sommer in England ihr mittlerweile viertes Album veröffentlicht. Black swan (schwarze Schwäne sind das Tier des Jahres...) erreichte eine Top 20 Plazierung in den britischen Charts. Die erste Single der Platte Superhuman touch eröffnete den Abend. Auch wenn die Platte in Deutschland bisher nur als Download erschienen ist, sang der Saal auch bei den neuen Sachen sehr textsicher mit. "Ihr habt euch das Album bestimmt von einem Freund in England besorgen lassen..," bestätigte Joel das.
Auch wenn ich unter den neuen Liedern, die ich mangels Freund in England noch nicht besitze, keine Ausfälle gehört habe, kommen sie nicht an die Knüller der ersten drei Platten ran. Titel wie Twentyfour hours oder Shake those windows sind da unerreicht. Aber Magical mistakes oder The getaway sind schon gut...
Als Athlete nach geschätzten 40 Minuten von der Bühne gingen, waren in Wahrheit 70 Minuten vorbei - scheinbar ein extrem kurzweiliger Abend!
Natürlich war Wires, der größte Hit bisher, letzte Zugabe dieses wirklich sehr guten Konzerts. Eine extrem sympathische und ulterhaltsame Band, diese fünf karohemdentragenden Jungs aus England!
Und dann war da noch der Auftritt des Roadies, der laut Joel am längsten "Yeaaaah" schreien könnte. Also kam der am ehesten nach Rockstar aussehende Mann des Abends ans Mikro und brüllte. Eigentlich eine schrecklich doofe Szene. Aber heute nicht...
Setlist Athlete, Luxor, Köln:
01: Superhuman touch
02: You got the style
03: Half life
04: Shake those windows
05: Hurricane
06: Black swan song
07: Tourist
08: El Salvador
09: One million
10: Magical mistakes
11: Westside
12: The outsiders
13: Twentyfour hours
14: The getaway
15: Love come rescue (Joel Pott solo) (Z)
16: Light the way (Z)
17: Wires (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Athlete, Haldern, 14.08.09
- Athlete, Köln, 12.12.07
- fremde Federn: Pretty Paracetamol über Athlete im Luxor
- mehr Fotos
Ort: Luxor, Köln
Datum: 14.10.2009
Zuschauer: so gut wie ausverkauft
Dauer: gut 85 min
Wenn ich ganz ehrlich bin, wäre ich vor ein paar Monaten an einem solchen Abend ganz sicher nicht zu Athlete gegangen. Da hätte ich seit Ewigkeiten keine Platte der Band mehr gehört gehabt. Ich wäre zwar irgendwie sicher gewesen, Athlete zu mögen, aber ich mag auch Erdbeer-Eis und esse es sehr selten. Vermutlich hätte ich mich, wenn ich schon in einer solch anstrengenden Woche zu einem Konzert gegangen wäre, dann für Julie Doiron oder die Felice Brothers entschieden. Auf die Idee, Athlete zu sehen, wäre ich im Leben nicht gekommen.
Und dann war Haldern. Bei einem Festival sieht man sich ja eher einmal solche Erdbeer-Eis-Bands an, wenn nicht gerade parallel etwas Spannenderes passiert. Auf der Bühne unseres Lieblingsfestivals lösten die Engländer dann den gleichen Effekt bei mir aus, wie vorher nur Travis oder I Am Kloot, sie überraschten mich mit einem sensationell guten Konzert, das ich so nie erwartet hätte. So ein Auftritt, bei dem ich mir immer wieder dachte "ach, das Stück gibt es ja auch noch, das ist großartig!" Athlete reihten sich also in die Liste der zu unrecht unterschätzten Bands ein, denn mit ihrer Hitdichte und ihrer mitreißenden Art, die vorzutragen, gehören sie in größere Läden als das Luxor.
Ich konnte natürlich auch nicht einschätzen, wie viele Leute wohl an solch einem Dienstag zu Athlete kommen würden. Auf der Straße vor dem Club stand kaum jemand, als ich ankam, bei der Kälte aber eigentlich kein Wunder. Drinnen füllte es sich aber schnell recht gut. Als der Roadie mit dem Foo Fighters Shirt gegen neun Lichtzeichen gab, daß es gerichtet wäre, war der Club voll.
Athlete besteht eigentlich aus vier Musikern. Auf Tour kommt ein zweiter Gitarrist dazu; ich glaube, es war Johnny Pilcher. Zur Stammbesetzung der Band aus London gehören Sänger und Gitarrist Joel Pott, Bassist Carey Willets, Keyboarder (wichtig!) Tim Wanstall und Schlagzeuger Stephen Roberts. Gemeinsam haben alle fünf, daß sie nicht sonderlich nach Musikern aussehen, zumindest nicht nach der Sorte, die sich als schlechte Vorbilder eignen. Sie wirken sehr sympathisch, eher gemütlich. Der wildeste Mann auf der Bühne war der Roadie, der das auch später noch beweisen sollte. Für eine Band, die auch in den aktuell schwierigen Zeiten für Musiker, sicher gutes Geld verdient hat, macht auch Frontmann Joel einen verflucht bescheidenen Eindruck. Ich nehme den fünfen hundertprozentig ab, daß ihnen auch Dienstagabend-Auftritte in einem kleinen düsteren Club in Köln mächtig Spaß machen. Da war keine Routine oder großspuriges Runterjammern der Stücke zu spüren. Und das verbindet sie eben mit Bands wie Travis oder auch Coldplay. Mir ist es dann doch vollkommen egal, ob es indie ist, zu solchen Radiobands zu gehen, wenn deren Auftritte so viel glaubwürdiger sind, als die von irgendwelchen Glasvegassen. So indie wie Athlete werden die nie sein.
Athlete haben im Sommer in England ihr mittlerweile viertes Album veröffentlicht. Black swan (schwarze Schwäne sind das Tier des Jahres...) erreichte eine Top 20 Plazierung in den britischen Charts. Die erste Single der Platte Superhuman touch eröffnete den Abend. Auch wenn die Platte in Deutschland bisher nur als Download erschienen ist, sang der Saal auch bei den neuen Sachen sehr textsicher mit. "Ihr habt euch das Album bestimmt von einem Freund in England besorgen lassen..," bestätigte Joel das.
Auch wenn ich unter den neuen Liedern, die ich mangels Freund in England noch nicht besitze, keine Ausfälle gehört habe, kommen sie nicht an die Knüller der ersten drei Platten ran. Titel wie Twentyfour hours oder Shake those windows sind da unerreicht. Aber Magical mistakes oder The getaway sind schon gut...
Als Athlete nach geschätzten 40 Minuten von der Bühne gingen, waren in Wahrheit 70 Minuten vorbei - scheinbar ein extrem kurzweiliger Abend!
Natürlich war Wires, der größte Hit bisher, letzte Zugabe dieses wirklich sehr guten Konzerts. Eine extrem sympathische und ulterhaltsame Band, diese fünf karohemdentragenden Jungs aus England!
Und dann war da noch der Auftritt des Roadies, der laut Joel am längsten "Yeaaaah" schreien könnte. Also kam der am ehesten nach Rockstar aussehende Mann des Abends ans Mikro und brüllte. Eigentlich eine schrecklich doofe Szene. Aber heute nicht...
Setlist Athlete, Luxor, Köln:
01: Superhuman touch
02: You got the style
03: Half life
04: Shake those windows
05: Hurricane
06: Black swan song
07: Tourist
08: El Salvador
09: One million
10: Magical mistakes
11: Westside
12: The outsiders
13: Twentyfour hours
14: The getaway
15: Love come rescue (Joel Pott solo) (Z)
16: Light the way (Z)
17: Wires (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Athlete, Haldern, 14.08.09
- Athlete, Köln, 12.12.07
- fremde Federn: Pretty Paracetamol über Athlete im Luxor
- mehr Fotos
2 Kommentare :
Das hatte mich schon gestern irritiert: ich hab das Album im Saturn gekauft, in Euskirchen, nicht in England...
Die Deluxe Edition erscheint in ein paar Tagen. Die andere scheint schon da zu sein. Komisch...
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