Mittwoch, 28. Oktober 2009

Athlete, Wien, 22.10.09


Konzert: Athlete

Ort: Flex, Wien
Datum: 22.10.2009
Zuschauer: so gut wie ausverkauft, also 400-500
Dauer: etwa 80 Minuten


von Julius aus Wien

Seit ihrem Auftritt am Haldern Pop im August habe ich ein tiefblaues, nebliges Bild vor Augen, wenn ich an Athlete denke. Das hat wohl damit zu tun, dass ihr spätnächtlicher Slot auf der Open Air-Bühne (als Ersatz für den erkrankten Paolo Nutini) von viel Nebel begleitet war, den die Scheinwerfer in bläuliches Licht tauchten. Eine ziemlich mystische Atmosphäre also, die bleibenden Eindruck hinterlassen hatte.


Die Darbietung des Londoner Quintetts im fernen Westfalen hatte mich auch abseits der atmosphärischen Begleiterscheinungen sehr überzeugt, dennoch überlegte ich lange, ob mir eine Karte für das Konzert im Wiener Flex zulegen sollte. Einerseits mag ich das Flex als Location für Indie-Konzerte nämlich nicht sonderlich, andererseits war für diesen Donnerstag, den 22. Oktober, ein Europa League-Spiel „meiner“ schwarz-weißen aus Graz gegen Panathinaikos. Schlussendlich setzte sich im imaginären Duell aber die Musik durch und die unglücklich Niederlage gegen die Griechen gab mir im nach hinein Recht.

Pünktlich um acht standen „The New Vitamin“ auf der Bühne, ein österreichisches Kollektiv, soviel wusste ich. Über deren Schaffen wusste ich dafür nichts, aber eine intensivere Beschäftigung mit ihnen drängte sich auch nicht sonderlich auf. Belangloser, teilweise äußerst nervender Electro-Pop ohne eigenständige Motive und ein unangenehm prätentiöses Auftreten vertrieb mich in Richtung Bar. Ein großes (Gratis-)Soda später war dem Treiben ein Ende gesetzt und die Bühne frei für die Roadies.

Der Zuschauerraum, ein ehemaliger U-Bahn-Schacht, hatte sich auch schon ganz hübsch gefüllt, gut 400 dürften Athlete angelockt haben.

Und mein hübsches, nachtblaues Bild zerschlug sich schon beim ersten Song, einem Vertreter des neuen Albums: Superhuman Touch. Denn blutrotes Licht sorgte diesmal für Erhellung und von natürlichem Nebel fehlte jede Spur. Noch dazu war es stickig heiß, so heiß, dass Sänger Joel sich schon nach drei oder vier gespielten Songs seiner Weste entledigte und dem Flex den Titel „hottest location on tour so far“ verlieh. Aber er hat ja gut reden, der Engländer, der auch im Winter von seinem Golfstrom zehren kann, während es an diesem Donnerstag nur knapp über 0°C hatte. Eisige Windböen trugen auch nicht gerade positiv zur subjektiven Wärmeempfindung bei und so war man ob der wohligen Wärme doch sehr zufrieden. Oder, um es mit Athlete zu sagen: „oh it's getting hot in here, there must be something in the atmosphere.“

Meteorologisch, wenn man so will, ging es auch weiter, es folgte nämlich Hurricane, dem Hit vom ´07er-Album Beyond The Neighbourhood.

Den Black Swan Song kündigte Joel, wie auch am Haldern und wohl auf der ganzen Tour, mit einer netten kleinen Widmung an seinen verstorbenen Großvater an. Seitdem wüsste er, dass der Tod nicht uneingeschränkt furchtbar sei. Wer die ganze Geschichte will muss sich schon selbst einen Abend mit den Londonern geben. Dies ist allerdings nur mehr mit Meeresüberquerung möglich, die restlichen Tour-Termine liegen ausnahmslos auf der Insel bzw. in Übersee (NY).

El Salvador wird auf dieser Tour zwar nicht berücksichtigt, aber vielleicht auf der nächsten. Im Flex war es jedenfalls Bestandteil der Setlist.

Um halb elf schließlich verabschiedeten sich Athlete von der Bühne, um zwei Minuten später leicht dezimiert in Person von Joel wieder zurückzukehren. Fünf Minuten hätten sie noch, meinte er und legte auch gleich los mit Love come rescue. Das ist eine der Dinge, die mich am Flex stören: Konzerte können maximal bis elf dauern, dann beginnen die Electro-Club-Formate alles niederzuwalzen. Diesmal der Übeltäter: das „Beat It“. Kein schöner Name und sympathischer wurde mir das in den Startlöchern scharrende Programm auch nicht.

Eine Viertelstunde sollten Athlete aber schließlich doch noch am Werk sein und mit Wires stand dann ihr größter Hit am Programm, das dann auch die hinterste Reihe mitsingen konnte.

So war letztlich auch der kritische Joel mit der Leistung des Publikums zufrieden, er käme gerne wieder, meinte er, doch das beste Konzert auf Tour wäre Luzern in Switzerland gewesen.

Insgesamt also ein sehr, sehr netter Abend, zwar kein allzu besonderer, aber ich freu mich schon wieder auf das nächste Konzert der Erdbeereis-Band. Diesmal auch gern wieder woanders.

Setlist Athlete, Flex, Wien:


01: Superhuman touch
02: You got the style
03: Half life
04: Shake those windows
05: Hurricane
06: Black swan song
07: Tourist
08: El Salvador
09: One million
10: Magical mistakes
11: Westside
12: The outsiders
13: Twentyfour hours
14: The getaway

15: Love come rescue (Joel Pott solo) (Z)
16: Light the way (Z)
17: Wires (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Athlete, Köln, 14.10.09
- Athlete, Haldern, 14.08.09
- Athlete, Köln, 12.12.07





 

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