Konzertbericht LCD Soundsystem
Datum: 27.03.2007
Ort: Le Bataclan, Paris
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft
"Tickets, Tickets", vernehme ich im Halbschlaf, während ich mich an der Stange in der U-Bahnlinie 8 festhalte. Unbewußt habe ich der Unterhaltung zweier Amerikanerinnen gelauscht, die sich über Events welcher Art auch immer unterhalten. Moment mal, denke ich, fahre vor Schreck hoch und bin plötzlich viel wacher. "Habe ich eigentlich mein Ticket für LCD Soundsytem" eingesteckt? Böses ahnend taste ich meine Jackentasche ab, wo ich die Abreißzettel ansonsten immer verstaue. "So, ein Mist, ich hab' das Ding auf dem Tisch zu Hause liegen gelassen!" Schnell raus hier und ab zurück in die Gegenrichtung, bin ja schließlich erst zwei Stationen weit gefahren! Allerdings warte ich geschlagene sieben Minuten auf die Metro Richtung Ballard. Nicht aufregen, denke ich mir, sonst kannst du es gleich abhaken mit dem schönen Abend. ich renne also zur Wohnung zurück, schnapp mir die Karte und rufe das nächste Taxi heran. "Schnell, zum Bataclan!", befehle ich dem verdutzten Taxifahrer. Mit 15 Minuten Verspätung komme ich schließlich am Ort des Geschehens an, bezahle zähneknirschend 12,30 Euro und haste an den Gorillas vorbei rein in den Schuppen. Dann gibt es heute eben kein T-Shirt, stehen eh keinem Mensch!
Wie ich erfahre, habe ich zwei Lieder verpasst, darunter den Techno-Hit "Daft Punk is playing in my house." Na ja, ist zu verschmerzen, lockermachen ist jetzt angesagt. Mit "North american scum" folgt dann auch bald das beste Lied des neuen Albums "Sound of silver". Bringt auch die Meute ganz schön in Wallung, diese catchy Nummer.
Ich arbeite mich nach vorne durch, um ein paar Bilder von dem etwas pummeligen New Yorker James Murphy zu schießen, der sich hinter LCD Soundsystem verbirgt. Ein knallrotes T-Shirt hat er heute an, der Bauch malt sich etwas ab, aber dynamisch ist er allemal. Und flink beim Trommeln auf die Kuh-Glocken und das zusätzliche Schlagzeug!
Einen echten Drummer hat er nämlich auch dabei, ist nicht alles nur elektronisch hier. Darüber hinaus eine Asiatin am Keyboard, einen Gitarristen und einen weiteren Musiker. Eine richtig kleine Band, aber James ist uneingeschränkt der Chef. Er besitzt ja schließlich mit DFA sogar sein eigenes hippes Label, das auch schon das erste Album von The Rapture veröffentlicht hat. Hipp und angesagt scheint er eh zu sein, der James, der kleine Teddybär. Finden die hübschen Frauen, die heute zahlreich versammelt sind und beim Erklingen der Kuhglocken ganz hysterisch werden, den wirklich toll? Ich meine, so rein optisch? Kann man also jede kriegen, wenn man nur die gerade angesagte Musik bieten kann? Hmm, ich erwäge die Anschaffung eines Keyboards...
Auch mich überzeugen kann dann "Tribulations" vom ersten Album. Überhaupt sind es die Stücke vom Debüt, die am besten ziehen, so erscheint es mir zumindest. Vor allem "Mouvement", eine richtig schöne Punk/Funk Nummer. Da wird Pogo getanzt. James Murphy bezeichnet schließlich Punk-Ikone Mark "The Fall" E. Smith als seinen wichtigsten Einfluß. Merkt man auch an der Nörgelstimme. Bißchen abgekupfert wird also schon. LCD Soundsystem kein Genie, aber jemand, der für gute Stimmung sorgen kann. Einer der besten Elektrorock-Acts ohnehin. Heute allerdings bringt mich nur "Yeah yeah yeah" so Richtung Ekstase. Danach flacht es wieder leicht ab. Vor zwei Jahren in der Maroquinerie hat er mich mehr begeistert. So sieht das auch ein Franzose, der mich Notizen machen sieht und fragt, wie ich denn den Auftritt beurteile. "Solide, ziemlich gut, aber nicht umwerfend", antworte ich ihm ehrlich und er nickt zustimmend.
Danach kriege ich aber noch ein Autogramm von der süßen Louise von Plasticine, die am Ende neben mir stand. Als sie mir da so beim Rausgehen noch einmal zuwinkt, wird mir warm ums Herz und der etwas chaotische Abend ist doch noch gerettet.
Auszug aus der Setlist LCD Soundsytem:
- Daft Punk is playing in my house
- North american scum
- Tribulations
- Yeah Yeah
- Mouvement
- Time to get away
- Time to get away
- New York, I love you but you're bringing me down
von Oliver
von Oliver
5 Kommentare :
"Allerdings warte ich geschlagene sieben Minuten auf die Metro Richtung Ballard."
Diese Probleme kann man aber auch nur in Paris haben ;-) Ich wäre froh, wenn ich nur sieben Minuten auf einen Bus in Aachen warten müsste...
Sieben Minuten sind in Paris sehr viel, Christina ;-)
Verdammt, ich muss raus aus dieser Stadt! Aber selbst in Köln sind sieben Minuten doch eher Durchschnitt - wenig (je nach Tageszeit).
mensch, dass muss gut gewesen sein, das mit den T-Shirts stimmt nicht ganz, ich laufe nur aber echt nur in Konzert T-Shirts durch die gegen. Ich hatte total vergessen dass LCD soundsystem gerade da war, sonst währe ich auch vielleicht gekommen.
auch wir waren in paris, nachdem wir lcd in köln gesehen haben. ich hatte ja schon das vergnügen in barcelona auf dem sonar und auf den soma-festival in köln. da hat die bühne gewackelt :-)
jetzt fahren wir demnächst nach mannheim. können es einfach nicht lassen. lg hanz.cgn
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