Sonntag, 25. Mai 2014

AnnenMayKantereit, Stuttgart, 20.05.14


Konzert: AnnenMayKantereit mit Support Von wegen Lisbeth
Ort: Rosenau in Stuttgart
Datum: 20. Mai 2014
Dauer: 40 min + 55 min
Zuschauer: 150


Sunny, thank you for the smile upon your face...
Sunny one so true, Yes I love you.

(aus Bobby Hebb - Sunny)


AnnenMayKantereit (von nun an schnöde verkürzt auf AMK) erschienen Ende letzten Jahres auf meinem musikalischen Horizont - mit ihrer Verpflichtung für das diesjährige Orange Blossom 18. Was die Beverunger loben und lieben (und sich schließlich in den Glittergarten einladen) schaue ich mir freilich näher an, denn wir haben so manche gemeinsame Leidenschaft. Und auf den ersten Blick war mir klar, warum man an der Weser so glücklich war. Diese Jungs mit dem etwas unhandlichen Bandnamen sind einfach eine Wucht.



So hatte ich mir schon lange den Stuttgarter Termin mit AMK vorgemerkt. Es war bis kurz zuvor unsicher, ob es klappt, denn ich hatte noch diverse andere Sachen zu balancieren. Aber schließlich wurde es ein sommerlicher Abend, den ich mit drei lieben Leuten teilen konnte und der beim erinnern gleich wieder ein Lächeln in mein Gesicht zaubert. Dafür gibt es mehrere Gründe, die sich für ein erinnerungswürdiges Konzerterlebnis hervorragend ergänzten: Die Rosenau ist ein einladender Konzertort mit dem passenden Raum, sehr netter Bedienung am Einlass und drinnen, und einem sehr aufmerksamen und begeisterungsfähigen Publikum. 


Die Band war heiß und begeistert und professionell. Im selben Moment aber auch auf eine Weise jung, die mich mit meiner jugendlichen persona verband (ich will lieber nicht wieder jung sein, aber manchmal ist es schön, wieder den heiteren Ernst, wenn einem alles zum ersten Mal passiert, zu erleben). Über die überraschende Vorband war ich zunächst nicht begeistert, weil mein Zeitkonto sehr knapp war. Schließlich musste ich aber zugeben, dass Von wegen Lisbeth hörenswert waren (später noch etwas mehr dazu) und da ich es fast noch schaffte, die Zugabe zu Ende zu hören, bevor ich zur S-Bahn flitzen musste, war eigentlich alle ok.


Ich kann auch nicht anders als wärmste Sympathie empfinden, wenn eine Band vor dem Konzert auf dem Bürgersteig ganz versunken Hacky sack spielt... Auf der Bühne bewiesen sie ihre Meisterschaft freilich auch:

Christopher Annen mit Gitarre und Mundharmonika, 
Henning May Gesang und Klavier,
Severin Kantereit am Schlagzeug,
Lars Lötgering mit dem Bass.


Sie zeigten in meinen Augen, dass sie Live zur allerersten Garde zu zählen sind. Was macht den Zauber aus? Ich habe in den letzten Tage darüber viel nachgedacht und mich (seit Jahren das erste mal wieder!) endlos in Youtube-Hölzchen zu Stöckchen verlaufen, um es heraus zu finden und Beispiele, die meine Ideen belegen. Während des Konzerts habe ich keine Setlist besorgt und auch nicht mitgeschrieben - ich musste einfach tanzen! 

Ich erinnere mich aber an folgende Stücke: Wohin Du Gehst, I am easy, James, Jeden Morgen, Schon Krass, Oft Gefragt, Mir Wär Lieber Du Weinst und Barfuß Am Klavier als Zugabe - sowohl englische als auch deutsche Texte umfassend. Bei den deutschen liegt die Messlatte bei mir immer hoch und meine Ohren sind gespitzt. Es gab originelles und anrührendes und vieles, das bei mir anknüpfen konnte: Was er dem Vater widmete ließ bei mir Herzenserfahrung mitschwingen und ein wissendes Lächeln über das Gesicht hüpfen. Fremd werden mit Leuten, die mal Freunde waren ohne es verhindern zu können - oder das sich verfluchen am Morgen, weil man wieder und wieder Versprechen bricht, die man sich selbst zum 100. Mal gegeben hat. Das kann sich alles wirklich gut hören lassen.


Trotzdem ist in meinen Augen ihre stärkere Seite eindeutig ihre musikalische Souveränität. Ich musste tanzen, ich fühlte mich bestens unterhalten und mitgenommen. Die Stimme von Henning May - sagen wir lieber nichts, denn man muss sie hören! Am allermeisten für mich an dem Abend demonstriert an einem Stück, das ein Jazzstandard ist: Sunny (Bobby Hebb und etwa 1000 andere Interpreten). Daran kann man sich auch leicht mal überheben, zumal es schon auf so viele Weisen dargeboten wurde, dass man den Eindruck haben kann, alles ist dazu gesagt und man wiederholt nur noch. Aber die fast ruppig konzentrierte Fassung von Henning May hatte die Emotionen voll drauf, ohne über die - ich zeige Euch mal, wie schön meine Stimme schmelzen kann - Schiene zu gehen. Das hat mich wirklich beeindruckt. Unten habe ich ein Video beigelegt, das ähnliches für den Klassier Autumn Leaves zeigt.


Von wegen Lisbeth waren an dem Abend frisch aus Berlin angereist und rieben sich wohl selbst noch ein bisschen die Augen, dass sie vor einer so geilen Meute spielen durften. Es gab einige witzige Texte wie Lang lebe die Störung im Betriebsablauf, Scheiß auf Kafka Luise und verschmitzte Anspielungen auf Ricky Martin und ein supercooles Triangelsolo. Eine schöne und lustige Dreiviertelstunde, die aber nicht wirklich an das Niveau von AMK heranreichen konnte. Mir waren auch die Texte zu sehr an dem "wie kriege ich die Mädels rum"-Schema fest, das für mich gerade nicht im Zentrum meines Lebens steht. 

Aber macht euch doch lieber selbst einen Reim. AMK touren bis Mitte Juni noch fleißig!

Tourdaten:
   
    26.05. Leipzig Täubchenthal
    28.05. Dresden Scheune Lounge
    30.05. Oberhausen Druckluft
    01.06. Würzburg Posthalle
    02.06. Bamberg Griesgarten
    05.06. Osnabrück Kleine Freiheit
    06.06. Orange Blossom Special
    10.06. Konstanz Kulturladen
    11.06. Frankfurt Nachtleben
    13.06. Erfurt Franz Mehlhose
    14.06. Bamberg Morphclub  


 

WDR5 Redezeit  Interview mit AMK vom 26. April 2014


2 Kommentare :

Ariane hat gesagt…

Oh man ich wäre auch so gerne dort gewesen, aber ich hatte ein Vorstellungsgespräch.

Super Bericht.

LG vom Kunsttour Blog (Ariane) :-)

Gudrun hat gesagt…

Ariane, das war bestimmt der schnellste Kommentar der Konzerttagebuchgeschichte... ;)

 

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